XX. Armeekorps (20.)

1. Einsatz und Unterstellung:

Das Generalkommando XX. Armeekorps wurde am 17. Oktober 1940 aufgestellt. Dabei wurde der Stab durch die Wehrersatzinspektion Berlin gebildet. Im April 1941 verlegte das Korps nach Polen, wo es der 18. Armee unterstellt wurde. Zu Beginn des Feldzuges gegen Rußland am 22. Juni 1941 stieß das Korps im Abschnitt der Panzergruppe 3 und der 9. Armee aus dem Suwalki-Zipfel von Augustow über den Bobr in Richtung auf Sokolka vor. In der Kesselschlacht von Bialystok und Minsk stand das Korps gegenüber der sowjetischen 10. Armee im engen Zusammenwirken mit dem im Raum Grodno stehenden VIII. Armeekorps an der nördlichen Einschließungsfront des Kessels. Ende Juli 1041 wurde das Korps kurzzeitig der Panzergruppe 2 unterstellt und wechselte dann Mitte August zur 4. Armee. Das Korps wurde nach der Kesselschlacht bei Smolensk in den Frontbogen von Jelnja verlegt, am 28. August folgte das IX. Armeekorps in den Frontbogen. Starke russische Gegenangriffe zwangen die 4. Armee nach der Jelnja-Offensive Anfang September zur Räumung von Jelnja und zum Übergang in den Stellungskrieg. Während der Operation Taifun erreichte das Korps am 22. Oktober 1941 die Moskauer Schutzstellung und besetzte Naro-Fominsk. Die kurzfriostig unterstellte 3. Infanterie-Division (mot) errichtete einen östlichen Brückenkopf über die Nara und wurde am 8. November durch die 258. Infanterie-Division abgelöst. Russische Gegenangriffe rissen eine Lücke zwischen dem VII. und dem IX. Armeekorps und zwangen das XX. Armeekorps ab dem 12. Dezember zum Rückzug auf die Rusa-Stellung. Dabei gingen Moschaisk und Naro-Fominsk wieder verloren. Von Januar 1942 bis Februar 1943 lag das XX. Armeekorps in Gschatsk und östlich von Wjasma zunächst als Teil der 4. und ab April 1942 der 3. Panzerarmee im Stellungskrieg. Nach der im März 1943 durchgeführten Räumung des Frontbogens bei Rshew (Operation Büffelbewegung) wurde das XX. Armeekorps im Raum Spas-Demensk aus der Front gezogen und zur 2. Armee in Marsch gesetzt. Das Korps wurde ab April 1943 zwischen Komaritschi und Sewsk am westlichen Frontbogen von Kursk eingesetzt. Während der Schlacht von Kursk war das Korps zur Deckung des rechten Flügels der zur Führung der nördlichen Angriffskräfte bestimmte 9. Armee unterstellt. Nach dem Scheitern der deutschen Offensive zog sich die 9. Armee bis August 1943 hinter die Desna zurück. Das XX. Armeekorps ging dabei in den Raum Trubtschewsk zurück und hielt nach rechts die Verbindung mit der 2. Armee aufrecht. Im weiteren Rückzug der 2. Armee ging das Korps hinter den Sosch-Abschnitt zurück. Am 26. November musste auch Gomel geräumt werden. Zum Jahresende 1943 sicherte das Korps entlang der Pripjet-Sümpfe und im Raum Pinsk-Luninez zusammen mit ungarischen Verbänden den rechten Flügel der 2. Armee und den Zugang nach Brest-Litowsk. Nach dem Beginn der russischen Sommeroffensive am 22. Juni 1944 zur Vernichtung der Heeresgruppe Mitte versuchte das XX. Armeekorps im Kampf gegen russische Partisanen den Anschluss an das zurückgehende LV. Armeekorps und das XXIII. Armeekorps aufrecht zu erhalten. Bis zum 13. Juli hatte das XX. Armeekorps mit der 7. Infanterie-Division und der 203. Sicherungs-Division sowie der Korps-Abteilung E an der Jasiolda sowie mit den Resten der 86. Infanterie-Division, der 137. Infanterie-Division sowie der 251. Infanterie-Division entlang des Pripjet den östlichen Frontbogen bis Pinsk zu sichern. Links vom XXIII. Armeekorps und rechts vom VIII. Armeekorps gedeckt, folgten Rückzugskämpfe auf den Bug, wobei das XX. Armeekorps die Verteidigung die Verteidigung von Brest-Litowsk übernahm. Im August 1944 wurde das Korps durch die Rote Armee über Siedlce in den Raum nordöstlich von Warschau zurück gedrängt und bezog eine neue Frontlinie beiderseits Wegrow. Im Dezember 1944 übernahm das Korps nach der Verlegung des XXXXI. Panzerkorps nach Goldap dessen bisherigen Frontabschnitt beiderseits von Ostrolenka. Am 12. und 13. Januar 1945 begann die russische Offensive gegen Ostpreußen. Nachdem die Memel- und die Narew-Linie gefallen waren, musste sich das  XX. Armeekorps in Richtung auf Allenstein zurückziehen, da die Bobr-Stellungen des links haltenden LV. Armeekorps und des VI. Armeekorps unhaltbar geworden war. Anfang Februar 1945 wurde das Korps an die Linie Heilsberg-Bartenstein zurückgedrängt und der 4. Armee unterstellt. Bis zur Vernichtung Ende März 1945 wurde nur noch ein schmaler Landstreifen an der Ostsee gehalten. Im Heiligenbeiler Kessel waren dem Stab des XX. Armeekorps nur noch die Reste der 21. Infanterie-Division, der 102. Infanterie-Division und der 292. Infanterie-Division sowie die Kampfgruppe der 558. Volksgrenadier-Division unterstellt.
Das Generalkommando des XX. Armeekorps wurde über See nach Swinemünde evakuiert und der neu aufgestellten 12. Armee im Raum Magdeburg zugeteilt. Diese hatten den Auftrag, in Richtung Potsdam vorzustoßen, um das eingeschlossene Berlin zu entsetzen. Am 23. April wurde dem Generalkommando die zumeist aus RAD-Einheiten gebildeten Infanterie-Divisionen Körner, Hutten, Schill und Scharnhorst unterstellt. Aufgabe des Korps war es, die Offensive der 12. Armee nach Osten vorzubereiten und zu führen.
Bis zum 25. April hatte sich die Ostlage bedrohlich verschlechtert. Die Rote Armee stand südlich von Potsdam und ostwärts von Brandenburg. Potsdam selbst war vollkommen eingeschlossen. Aufgrund dieser Lage war es der 12. Armee nicht möglich, den am 23. April 1945 befohlenen Angriff auf die Linie Jüterbog-Brück vorzutragen, da sich in der befohlenen Angriffsrichtung ein starker russischer Schwerpunkt gebildet hatte. In dieser Lage wurde der Armee befohlen, mit dem XX. Armeekorps einen Vorstoß auf Berlin durchzuführen. General der Panzertruppen Walther Wenck entschloss sich daraufhin, den befohlenen Angriff nicht durchzuführen. Stattdessen wurde für den 26. April 1945 ein Angriff in Richtung Potsdam angesetzt. Hierdurch sollte die Armee nach Westen durchbrechen, das eingeschlossene Potsdam entsetzen und dann die Elbe erreichen. In der Nacht auf den 26. April hatten die Kampftruppen des XX. Armeekorps ihre Angriffsstellungen eingenommen. Auf dem linken Flügel stand die Infanterie-Division Ulrich von Hutten, rechts daneben die Infanterie-Division Scharnhorst, deren rechter Nachbar, die Infanterie-Division Theodor Körner, die bei Niemegk stand. Die Infanterie-Division Ferdinand von Schill wurde am ersten Angriffstag auf den äußersten linken Flügel mit dem Auftrag gezogen, die Besatzung von Potsdam freizukämpfen. Der Angriff des Korps begann in den Morgenstunden des 26. April 1945 mit Stoßrichtung nach Nordost Richtung Beelitz - Ferch. Die Infanterie-Division Ulrich von Hutten bildete die Angriffsspitze. Am 29. April 1945 nahm das Korps die Reste der Korpsgruppe Reymann und der 9. Armee auf, die sich zur 12. Armee durchgekämpft hatten. Am Abend des 1. Mai begann die Absetzbewegung über Wollin zum Elbe-Brückenkopf, die restliche Artillerie unterstützte die Nachhut, welche von der Division Hutten gebildet wurde. Die Division Körner gab ihre Stellungen zwischen Niemegk und Treuenbrietzen auf und folgte über Belzig nach Schönhausen. Am 1. Mai wurde dem XX. Armeekorps auch die im Raum Potsdam ausgebrochene Division Friedrich Ludwig Jahn unterstellt. Der Plauer Kanal wurde am 2. Mai überschritten und am 5. Mai nochmals zwischen Schmetzdorf und Wusterdamm eine Abwehrfront bezogen. Der Stab des Generalkommando XX. verlegte am 6. Mai nach Fischbeck an die Elbe. Ohne starke russische Verfolgung konnten die Truppen die zerstörte Brücke in Tangermünde erreichen und sich in westliche Gefangenschaft begeben.

1940

1941

1942

1943

1944

1945

2. Kommandierende Generale:

General der Infanterie Friedrich Materna Aufstellung - 10. September 1942

General der Artillerie Rudolf Freiherr von Roman 10. September 1942 - 14. Februar 1943

General der Infanterie Erwin Vierow 14. Februar 1943 - 10. März 1943

General der Artillerie Rudolf Freiherr von Roman 10. März 1943 - Dezember 1943

General der Infanterie Edgar Röhricht Dezember 1943 - Januar 1944

General der Artillerie Rudolf Freiherr von Roman Januar 1944 - 1. April 1945

General der Kavallerie Karl-Erik Köhler 1. April 1945 - Mai 1945

Chef des Generalstabes:

Oberst i.G. Emil Vogel 25. Oktober 1940 - 20. Juni 1942

Oberst i.G. Franz Haas 20. Juni 1942 - 21. Juli 1943

Oberst i.G. Adalbert Wahl 21. Juli 1943 - 10. November 1943

Oberst i.G. Hermann Wagner 10. November 1943 - 1. Januar 1945

Oberstleutnant i.G. Hugo Binder 1. Januar 1945 - März 1945

Oberst i.G. Walter Knauff (April 1945)

Oberst i.G. Peter von Butler April 1945 - Mai 1945

1. Generalstabsoffizier (Ia):

Major i.G. Konrad Purucker Oktober 1940 - Juli 1942

Major i.G. Klaus Müller Juli 1942 - Februar 1943

Major i.G. Otto Schulze März 1943 - März 1944

Major i.G. Lang März 1944 - 25. September 1944

Major i.G. Wilhelm Lammert 25. September 1944 - 25. Januar 1945

Major i.G. Victor Becker 25. Januar 1945 - 10. April 1945

3. Gliederung:

15. Mai 1941

24. Juni 1941

20. Juli 1941

14. August 1941

4. September 1941

14. September 1941

27. September 1941

2. Oktober 1941

5. November 1941

10. November 1941

1. Dezember 1941

16. Dezember 1941

2. Januar 1942

11. April 1942

1. Mai 1942

23. Mai 1942

25. Juni 1942

15. Juli 1942

1. August 1942

5. September 1942

1. Oktober 1942

23. Dezember 1942

7. Juli 1943

28. Juli 1943

26. Dezember 1943

 16. September 1944

1. März 1945

4. Ersatz:

Für die Ersatzgestellung des Stabes war das Infanterie-Ersatz-Bataillon 68, später Grenadier-Ersatz-Bataillon 68 bzw. Füsilier-Ersatz-Bataillon 68, zuständig.

5. Literatur und Quellen:

Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 4. Die Landstreitkräfte 15–30. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Osnabrück 1976

Werner Haupt: Kiew – Die größte Kesselschlacht der Geschichte. Podzun Verlag, 1964

Percy E. Schramm: Kriegstagebuch des OKW -1940 bis 1945 - Eine Dokumentation - Weltbild-Verlag, Studienausgabe broschiert in 8 Bänden