SS-Untersturmführer HERMANN MARINGGELE

 

* 29.11.1911 in Tschars/Südtirol/Österreich

+ 21.07.2000 in Solingen/Nordrhein-Westfalen

 

Nahkampfspange in Bronze                 unbekannt

Nahkampfspange in Silber               Winter 1944

Nahkampfspange in Gold                   21.02.1945

Ritterkreuz                                          21.02.1945

zuletzt 84 Nahkampftage

 

Sturmabzeichen des Heeres

Deutsches Kreuz in Gold

Verwundetenabzeichen in Schwarz


 

„47 Stoßtrupps im Kessel von Budapest“

 

Obwohl Hermann Maringgele mit 84 anerkannten Nahkampftagen die diesbezüglich höchste amtliche Zahl vorweisen kann, Träger höchster Auszeichnungen war und durch seine Leistungen im Kessel von Budapest zur kleinen Waffen-SS-Legende wurde, war bislang nur sehr wenig über ihn bekannt.

 

Am 29. November 1911 in Tschars als zehntes Kind eines fleißigen Bergbauern geboren, wuchs der bescheidene Hermann Maringgele in unklaren politischen Verhältnissen auf, denn seine Heimat Südtirol war seit jeher Unruheherd zwischen Österreich und Italien sowie immer wieder Anlass zu politischen und sogar militärischen Streitigkeiten gewesen.

Nachdem durch die österreichische Niederlage im 1. Weltkrieg das von Bergen und Tälern durchzogene Gebiet 1919 wieder einmal den Besitzer wechselte, hatte dies für den gerade mal 8jährigen zur Folge, die Schulzeit zweisprachig – deutsch und italienisch – absolvieren zu müssen. Später an einer Hotelfachschule ausgebildet, absolvierte der Südtiroler 1932/33 noch seinen Wehrdienst in der italienischen Armee, ehe es ins Berufsleben ging. 1935 jedoch wurde er einberufen und aktiv im Krieg in Abessinien, dem heutigen Äthiopien, eingesetzt. Erst 1937 abgemustert, konnte Maringgele endlich seinen Zivilberuf ausüben.

1939 trat das faschistische Italien auf deutscher Seite in den Krieg ein, doch diesmal entschied sich der Südtiroler für die Wehrmacht und meldete sich im Jänner 1940 freiwillig.

Nach der Grundausbildung zur Waffen-SS versetzt, landete er als Rottenführer im SS-Kavallerieregiment 1 der gerade in Aufstellung stehenden 1. SS-Kavalleriebrigade.

Kommandeur dieser beweglichen und motivierten Einheit war der spätere SS-Gruppenführer und Träger der Schwerter zum Ritterkreuz Hermann Fegelein.

Im Juni 1941 traten die Kavalleristen im Verband von motorisierten Verbänden der Waffen-SS aus Polen heraus zum Angriff gegen die Sowjetunion an. Wenn auch Panzer, Flugzeuge und modernstes Gerät den Ton angaben, kamen in den Weiten des Landes und der Härte des Geländes den beweglichen Reitern wichtige Aufgaben zu. Maringgele führte in den Vormarschschlachten eine Gruppe und konnte sich bereits bei mehreren Stoß- und Spähtrupps hervortun, nach Bewährung in den Winterschlachten erhielt er bereits das EK.II. Das Frühjahr 1942 brachte dem Regiment hohe Verluste in der Abwehr russischer Angriffe im brennenden Wjasma-Rshew-Abschnitt westlich von Moskau, wobei Hermann Maringgele erneut Tapferkeit bewies und im Mai bzw. Juni 1942 das Sturmabzeichen sowie das EK.I erhielt. Inzwischen Scharführer, kam seine Kompanie auch immer wieder in typischen Infanterieeinsätzen zum Tragen, was Nahkampftage im Wehrbuch bedeutete. Wann der tapfere Kavallerist die Nahkampfspange in Bronze erhielt, ist unklar.

Nach einer im August 1942 erlittenen schweren Verwundung durch ein Infanteriegeschoss und einer längeren Lazarettbehandlung wurde Oberscharführer Maringgele der SS-Kavallerie-Ersatzabteilung in Warschau zugewiesen.

1943 kämpfte er dann als Zugführer in der 2. Schwadron des neuen SS-Reiterregiments 15 unter dem Regimentskommando des späteren Ritterkreuzträgers Oswald Krauss. Der Verband unterstand der neuen 8. SS-Kavalleriedivision „Florian Geyer“, wobei die Existenz einer solch berittenen Truppe noch im Jahr 1943 den Wert der Kavallerie unterstrich. Im Sommer dieses Jahres konnten Maringgele und seine Kameraden dies in den harten Schlachten um Charkow unter Beweis stellen, das Jahr 1944 brachte Rückzüge durch die Ukraine, Rumänien und schließlich Abwehrschlachten in Ungarn.

Als im Winter 1944 eine sowjetische Zangenoffensive Budapest einkesselte und auch große Teile der „Florian Geyer“ in diese Falle gerieten, brach die größte Stunde des einstigen Hotelangestellten an. Inzwischen Hauptscharführer und Träger der Nahkampfspange in Silber, damals war er Veteran von 35 Nahkampftagen, genoss Maringgele den Ruf eines hervorragenden Stoßtrupp-Taktikers und unerschrockenen Kämpfers. Sein Bataillonskommandeur wusste um diese Qualitäten und gab dem Südtiroler in den folgenden Wochen immer wieder heikle Aufträge, aber auch viele Freiheiten.

Während sich 150.000 deutsche und ungarische Verteidiger aus den verschiedensten Waffengattungen, Korps und Divisionen, in den Vororten, Straßen und Häusern des brennenden Budapest gegen eine Übermacht auflehnten, brach der „Zug Maringgele“ Tag für Tag und Nacht für Nacht zu Stoßtrupps auf.

Waren es in dem einen Einsatz ein MG-Bunker oder ein von den Russen besetztes Haus, wurde wenig später eine Kommandozentrale, ein Funktrupp oder eine Versorgungseinheit in Frontnähe niedergemacht. Am 28.01.45 über Funk aufgrund seiner Leistungen mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet, führte der Hauptscharführer bis zum 8. Februar im Kessel von Budapest 47 erfolgreiche Stoßtrupps gegen feindliche Ziele und schoss damit über die Grenze von 50 Nahkampftagen weit hinaus – 84 waren es am Ende.

Als der Untergang des Kessels nicht mehr zu verhindern war, kam der Befehl zum selbständigen Versuch, nach Westen auszubrechen. Während viele Kampfgruppen, Kompanien oder kleine Landser-Gruppen im Abwehrfeuer der Sowjets liegen blieben und letztendlich 120.000 Mann in Budapest die Waffen streckten, kam eine von Hermann Maringgele geführte Kampfgruppe nach heftigen Feuergefechten durch. 60 Mann erreichen unter seinem Kommando die eigenen Linien - Dutzende Kilometer vom Kesselrand entfernt.

Unmittelbar nach dem geglückten Unternehmen mit seinem ebenfalls erfolgreich ausgebrochenen Divisionskameraden Obersturmführer Joachim Boosfeld zum Rapport ins Führerhauptquartier befohlen, trugen beide Soldaten Adolf Hitler direkt vor.

Nachdem beide im Kessel die Kriterien überschritten hatten, erhielten sowohl Boosfeld als auch Maringgele nun die Nahkampfspange in Gold sowie für ihren erfolgreichen Ausbruch das Ritterkreuz überreicht.

Hermann Maringgele wurde weiters zum Tapferkeitsoffizier befördert und geriet bei Kriegsende als Untersturmführer und Kompaniechef in einer SS-Kavallerie-Ersatz-Abteilung in amerikanische Gefangenschaft. Hier nahm man ihm seine wertvollen Auszeichnungen ab.

Immer wieder wurde behauptet, Maringgele hätte sich 1946 im Kriegsgefangenlager das Leben genommen – doch dies ist völlig falsch.

 

Nach dem Krieg kehrte der einstige Kavallerist nicht in seine alte Heimat zurück, sondern gründete in Deutschland eine Familie und lebte in Solingen. Bis zu seinem Tod am 21. Juli 2000 nahm er nur an ganz wenigen Kameradschaftsveranstaltungen teil, empfing nur selten Leute und versuchte den Krieg zu verarbeiten.

 

Quelle: „Ritterkreuzträger mit Nahkampfspange in Gold“ von Florian Berger (www.ritterkreuz.at)