Röttiger, Hans Wilhelm Ludwig Arnold

 

* 16. April 1896, Hamburg

† 15. April 1960, Bonn

 

 

Hans Röttiger war der Sohn vom späteren Major der Reserve und Direktor einer Oberrealschule Wilhelm Röttiger und seiner Frau Anna, geborene Boyer. Der aus einer alten Offiziersfamilie stammende trat nach dem Ausbruch vom 1. Weltkrieg am 15. September 1914 als Kriegsfreiwilliger in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zum Ersatztruppenteil vom Lauenburgisches Feldartillerie-Regiment Nr. 45 nach Hamburg-Altona. Er kam dann im Frühjahr 1915 an die Ostfront. Am 30. September 1915 wurde er im Lauenburgisches Fußartillerie-Regiment Nr. 20 zum Leutnant ohne Patent befördert. Sein Patent hat er dann am 22. März 1916 erhalten. Ab 1916 wurde er dann an der Westfront eingesetzt. Dort wurde er dann als Abteilungsadjutant in seinem Regiment verwendet. Ab dem Juni 1918 wurde er als Ordonnanzoffizier beim Artilleriekommandeur der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz eingesetzt. Im Ersten Weltkrieg wurden im beide Eisernen Kreuze verliehen. Nach dem Krieg wurde er im Januar 1919 als Ordonnanzoffizier im Stab vom Lauenburgisches Fußartillerie-Regiment Nr. 20 verwendet. Ab August 1919 wurde er dann als Regimentsadjutant eingesetzt. Im Jahr 1919 wurde er in das vorläufige Reichsheer übernommen. Er kam dabei am 1. Oktober 1919 als Ordonnanzoffizier zum Stab der II. Abteilung vom Reichswehr-Artillerie-Regiment 4. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr kam er dann als Batterieoffizier zum 4. Artillerie-Regiment. Am 1. Juli 1922 hat er dann den 1. Oktober 1915 als neues Rangdienstalter erhalten. Am 27. Juli 1923 hat er Ilse Boldt geheiratet. Zwischen 1923 bis 1925 absolvierte er seine Führergehilfenausbildung im Stab der 4. Division der Reichswehr in Dresden. Dabei gehörte er etatmäßig zur 1. Batterie vom 4. Artillerie-Regiment in Halberstadt. Im Jahr 1924 wurde seine Tochter geboren. Am 31. Juli 1925 wurde er zum Oberleutnant befördert, sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. April 1925 festgelegt. Die nächsten drei Jahre wurde er dann als solcher in der 2. Batterie vom 4. Artillerie-Regiment in Halberstadt eingesetzt. Am 1. Oktober 1927 wurde er dann zum Adjutant der I. (Preuß.) Abteilung vom 4. Artillerie-Regiment in Halberstadt ernannt. 1930/31 gehörte er dann wieder zur 1. Batterie vom 4. Artillerie-Regiment in Halberstadt. Von diesem wurde er zur Absolvierung vom Reinhardt-Lehrgang, drittes Jahr der Führergehilfenausbildung, in das Reichswehrministerium (RWM) nach Berlin kommandiert. Am 1. Oktober 1931 wurde er zum Hauptmann befördert. Als solcher wurde er dann zum Chef der 1. Kompanie der 6. (Preuß.) Kraftfahr-Abteilung in Münster ernannt. Durch die Umbenennung seiner Einheit wurde er am 1. Mai 1933 zum Chef der 1. Kompanie der Kraftfahrkampfabteilung 6 in Münster ernannt. Am 15. Januar 1934 wurde er dann zur Verfügung des Chefs der Heeresleitung gestellt. Von diesem wurde er zur Verfügung der Inspektion der Kraftfahrtruppen eingeteilt. Am 1. Oktober 1934 wurde er dann zum 1. Generalstabsoffizier (Ia) vom Kraftfahr-Lehrstab in Berlin-Moabit ernannt. Dort wurde dann während der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht eingesetzt. Später verlegte der Stab nach Zossen. Am 15. Oktober 1935 wurde er dann zum Generalstab des Heeres versetzt. Dort wurde er dann in der 8. Abteilung (technische Abteilung) eingesetzt. Am 1. Januar 1936 wurde er dort zum Major i.G. ernannt. Ab dem 15. Juli 1937 wurde er als 1. Generalstabsoffizier (Ia) bei der 17. Infanterie-Division in Nürnberg eingesetzt. Ab dem 10. November 1938 wurde er dann wieder in den Generalstab des Heeres versetzt. Dort wurde er dann im Stab des Chefs der Schnellen Truppen verwendet. Ab dem 1. Dezember 1938 wurde er dann in der 4. Abteilung (Ausbildungsabteilung) des Generalstabes des Heeres eingesetzt. Am 1. Februar 1939 wurde er dort zum Oberstleutnant i.G. befördert. Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg wurde er Ende August 1939 zur Führerreserve vom Oberkommando des Heeres (OKH) versetzt und von dort dem Generalstab zugeteilt. Am 15. Oktober 1939 wurde er dann zum 1. Generalstabsoffizier (Ia) vom Generalkommando VI. Armeekorps ernannt. Anfang Februar 1940 wurde er dann zum Chef des Generalstabes vom Generalkommando XXXXI. Armeekorps ernannt. Als solcher wurde er dann im Westfeldzug verwendet. Am 1. Januar 1941 wurde er zum Oberst i.G. befördert. Er nahm dann mit dem Generalkommando XXXXI. Armeekorps bei Sommerbeginn 1941 im Ostfeldzug am Angriff auf Nordrussland teil. Am 26. Juli 1941 hat er den 1. Oktober 1940 als neues Rangdienstalter erhalten. Am 1. Januar 1942 wurde er abgelöst. Er trug jetzt bereits beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen. Er wurde dafür als Nachfolger von Oberst i.G. Walter Chales de Beaulieu zum Chef des Generalstabes der 4. Panzerarmee im Mittelabschnitt der Ostfront ernannt. Am 26. Januar 1942 wurde ihm das Deutsches Kreuz in Gold verliehen. Als Generalstabschef wurde er am 1. Februar 1942 zum Generalmajor befördert. Am 19. April 1942 wurde er kurzzeitig mit der stellvertretenden Wahrnehmung der Geschäfte des Oberbefehlshabers der 4. Panzerarmee beauftragt. Am 27. April 1942 wurde er durch Generalmajor Julius Bernuth abgelöst. Am 28. April 1942 wurde er dann dafür als Nachfolger von Oberst i.G. Julius von Bernuth zum Chef des Generalstabes der 4. Armee ernannt. Am 1. September 1942 hat er sein Rangdienstalter als Generalmajor erhalten. Am 15. Mai 1943 wurde er von Oberst i.G. Sigismund-Hellmuth Ritter und Edler von Dawans abgelöst. Er wurde jetzt in die Führerreserve vom OKH versetzt. Am 15. Juli 1943 wurde er zur Heeresgruppe A kommandiert. Dort wurde er am 1. August 1943 als Nachfolger von Generalleutnant Hans von Greiffenberg zum Chef des Generalstabes der Heeresgruppe A ernannt. Als solcher wurde er am 1. September 1943 zum Generalleutnant befördert. Im April 1944 wurde er wurde er bei der Auflösung seines Stabes erneut in die Führerreserve OKH versetzt. Am 5. Juni 1944 wurde er dann als Ersatz für Generalleutnant Siegfried Westphal mit der stellvertretenden Wahrung der Geschäfte als Chef des Generalstabes der Heeresgruppe C beauftragt. Am 1. September 1944 wurde er dann auch offiziell zum Chef des Generalstabes der Heeresgruppe C, gleichzeitig Oberbefehlshaber Südwest, ernannt. Am 30. Januar 1945 wurde er zum General der Panzertruppen befördert. Am 29. April 1945 wurde er wegen Vorbereitung der Kapitulation, gemeinsam mit seinem Oberbefehlshaber Generaloberst Heinrich von Vietinghoff genannt Scheel, welcher sogar verhaftet wurde, für die Ablösung vorgesehen. Beim Eintreffen des neuen Oberbefehlshabers, General der Infanterie Friedrich Schulz, verhaftete er diesen am 1. Mai 1945 und machte sich selbst zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe C. Nach der Kapitulation geriet er am 2. Mai 1945 in die Gefangenschaft der westlichen Besatzungsmächte. Im November 1945 schrieb er zur Vorbereitung auf den Nürnberger Prozess nieder, er sei zu der Erkenntnis gekommen, "daß die Bandenbekämpfung, die wir führten, im Endziele den Zweck hatte, den militärischen Bandenkampf des Heeres dazu auszunutzen, um die rücksichtslose Liquidierung des Judentums und anderer unerwünschter Elemente zu ermöglichen". Diese Niederschrift wurde später zurückgezogen und durch eine gereinigte Fassung ersetzt. 1948 wurde er wieder entlassen. Er arbeitete dann anfangs als Versicherungsvertreter und dann als Geschäftsführer einer Import-Export-Firma. 1950 war er Teilnehmer an der Himmeroder Konferenz zur Frage der Wiederbewaffnung. Dazu außerdem kamen auch noch Heinrich v. Vietinghoff, Fridolin von Senger und Ettlerlin, Hermann Foertsch, Rudolf Meister, Dr. Robert Knauss, Adolf Heusinger, Dr. Hans Speidel. Außerdem wirkten die Obersten Eberhard Graf, v. Nostitz, Johann Adolf Graf v. Kielmansegg, Majore Horst Krüger, Wolf Graf v. Baudissin, die Admirale Walter Gladisch, Friedrich Ruge und Kapitän Alfred Schulze-Hinrichs mit bei der Entstehung der Himmeroder Denkschrift zur deutscher Wiederaufrüstung. Er war auch Mitglied der Gesellschaft für Wehrkunde. Bei der Bildung der Bundeswehr wurde er dann zum ersten Inspekteur des Heeres der Bundeswehr ernannt. Er wurde in dieser Funktion als Generalleutnant eingesetzt. In diesem Amt ist er einen Tag vor seinem 64. Geburtstag verstorben. Sein Nachfolger wurde Generalleutnant Alfred Zerbel. 1962 wurde auch eine Kaserne im Südwesten Hamburgs, im Stadtteil Neugraben-Fischbek nach ihm benannt.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10851 Ple-Sac
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983