Verpflegung des Soldaten

 

Feldkuche.jpg (40298 Byte)

Abladen einer Feldküche.


A) Verpflegung im Frieden:


Muster-Speiseplan (1936):



Tag

Morgen-kost

Kost-satz (g)

Mittagskost

Kostsatz
(g)

Abendkost

Kostsatz
(g)

Montag

Kaffee

10

Reissuppe
Rindsgulasch, Fett
Salzkartoffeln
Selleriesalat, Öl, Essig

20
130, 20
1500
200

Kaffee
Schweineschmalz
Leberwurst

10
50
100

Dienstag

Kaffee

10

Grießsuppe
Kalbsbraten, Fett
Salzkartoffeln
Erbsen mit Möhren

20
140, 20
1500
200

Tee, Zucker
Butter
Käse

2, 50
50
100

Mittwoch

Kaffee

10

Nudelsuppe
Klopse, Fett
Salzkartoffeln
Spinat, Speck

20
140, 20
1500
200

Kaffee
Margarine
Eier

10
50
3 Stck

Donners- tag  

Kaffee

10

Reissuppe
Schweinebraten, Fett
Salzkartoffeln
Salzgurke

20
140, 20
1500
1 Stck

Kaffee
Schweineschmalz
Speckwurst

10
50
100

Freitag

Kaffee

10

Gemüsekonserven-Suppe
Rinderbraten, Fett
Salzkartoffeln
Kohlrabi-Gemüse

30
140, 20
1500
200

Tee, Zucker
Butter
Edamer Käse

2, 50
50
100

Samstag

Kaffee

10

Bohnensuppe
Kartoffeln
mag. ger. Speck (Portion)

170
800
120

Kaffee
Margarine
Ölsardinen

10
50
1 Bü.

Sonntag

Kaffee

10

Milchsuppe
Schweinekoteletts, Fett
Salzkartoffeln
Apfelmus

20
140, 20
1500
200

Kakao, Zucker
Butter
Fleischwurst

20, 50
50
100


Die Grammsätze bei Kaffee, Tee, Kakao geben jeweils die Menge des Kaffeemehls usw. an, nicht die Menge des zubereiteten Getränks. Die Grammsätze bei den Suppen (Reis, Grieß Nudeln) geben die Menge der jeweiligen Suppeneinlage an, dazu kommen noch die sonstigen Zutaten wie Fleischbrühe, Gewürze.
Außerdem erhielt jeder Soldat 750 Gramm Brot täglich (für Frühstück und Abendessen), morgens standen noch Margarine und anderer Brotaufstrich (Mehrfruchtmarmelade, Pflaumenmus) zur Verfügung.

Der Verpflegungssatz für die volle Tagesverpflegung lag zwischen 1,35 und 1,50 RM.

Auffällig nach heutigen Ernährungs-Maßstäben ist das vollkommene Fehlen von Frischobst sowie der sehr geringe Anteil an Salat und Milchprodukten.

B) Verpflegung im Kriege


Tagesration:
  Verpflegungssatz der Wehrmacht -  Feldration

a) Kaltverpflegung

- 750 g Brot
- 150 g Fett (Aufgeteilt in:             Butter, Schmalz, Margarine als Brotaufstrich etwa 60 - 80 g,                                                

                                                     Tier- oder Pflanzenfett für die Zubereitung der Warmkost etwa 70 - 90g)
- 120 g Wurst (frisch oder in Büchsen) oder Fischkonserven oder Käse
- bis zu 200 g Marmelade oder Kunsthonig
- 7 Zigaretten oder 2 Zigarren

b) Zubereitet als Warmverpflegung:
- 1000 g Kartoffeln oder teilweise ersetzt durch
            + 250 g. Frisch-Gemüse oder
            +150 g Gemüsekonserven
            + 125 g Teigwaren, Reis, Gries, Sago, Graupen usw.
- bis 250 g Frischfleisch            
(Fett für Zubereitung aus der bei Kaltverpflegung aufgeführten Menge)
- 15 g Zutaten (Salz, Gewürze usw.)
- 8 g Bohnenkaffee und 10 g Kaffee-Ersatz (oder entsprechende Tee)

Dazu je nach Verfügbarkeit Eier, Obst, Schokolade usw.

Zum Vergleich:
Die Rationssätze für die Zivilbevölkerung betrugen Ende 1939:
            Brot: 340 g (Normalverbraucher) bzw. 685 g (Schwerstarbeiter)
            Fleisch: 70 g bzw. 170 g
            Fett: 50 g bzw. 110 g.

Umgerechnet auf Kalorien pro Tag:
            Normalverbraucher: 2570 kcal
            Schwerstarbeiter: 4652 kcal (Bergbau)
            Wehrmacht: im Durchschnitt 3600 kcal, bei Feldration etwa 4500 kcal
                       
(Entspricht heute noch in etwa dem Kaloriengehalt der "Einmannpackung" der Bundeswehr einschließlich der dazugehörigen Brotration).

Die Werte für den Normalverbraucher (Zuteilung auf Karte) sanken ab bis Winter 1942/43 auf 2078 kcal, Winter 1943/44 1980 kcal, Winter 1944/45 1670 kcal und schließlich 1945/46 1412 kcal täglich. Die ständig zunehmende Mangelernährung wirkte sich bereits Ende 1942 negativ auf die Musterungsergebnisse der Jahrgänge ab 1924 aus.

In den besetzten Regionen betrugen die täglichen Kalorien-Sätze für zivile Normalverbraucher Ende 1943:
- Baltikum:         1305 kcal
- Belgien:           1320 kcal
- Frankreich:      1080 kcal
- Niederlande:    1765 kcal
- Polen:                855 kcal


Eiserne Portion:


Von dieser besonders haltbaren und durch spezielle Verpackung geschützten Notverpflegung wurden pro Soldat zwei volle Sätze auf den Feldküchen oder Troßfahrzeugen mitgeführt. Die „volle eiserne Portion“ bestand aus:
- 250 g Hartzwieback
- 200 g Fleischkonserve
- 150 g Suppenkonserve (entweder Suppenkonzentrat oder Erbswurst)
- 20 g Kaffee (gemahlen und verpackt)

Jeder Soldat im Fronteinsatz erhielt aus diesem Bestand eine „gekürzte Eiserne Portion“, die nur auf Befehl verzehrt werden durfte – was sich aber bald als nicht durchsetzbare theoretische Anordnung erwies. Die gekürzte Eiserne Portion bestand aus:
- 250 g Hartzwieback (Beutel)
- 200 g Fleischkonserve (Büchse)
und wurde in Tornister oder Brotbeutel mitgeführt.

Von der „Eisernen Portion“ des Soldaten ist die „Eiserne Ration“ für die Pferde zu unterscheiden. Die „Eiserne Ration“ als Notverpflegung für die Tiere betrug 5 kg Hafer pro Pferd und sollte auf den Fahrzeugen mitgeführt werden.

Verpflegung in der Realität des Krieges:


Für die in der HKL im Kampfeinsatz stehenden Truppenteile wurde die Verpflegung meistens für 24 Stunden im Schutze der Nacht empfangen:
            „Erst mit Einbruch der Dunkelheit erwachten die Stellungen aus ihrem Maulwurfdasein. Trägertrupps begaben sich nach hinten, um Verpflegung und Post abzuholen. Letztere war in der Regel gute 2 Wochen alt. Als warem Verpflegung gab es meist eine Feldflasche Kaffe und ein Kochgeschirr mit Eintopf. Die kalte Verpflegung bestand aus einem halben Laib Brot, einigen Eßlöffeln Margarine und Kunsthonig sowie 150 Gramm Fleischwaren oder Käse. Jedem war selbst überlassen, wie er die gefaßte Verpflegung über die nächsten 24 Stunden verteilte.“ 
           
(Velten, W.: Vom Kugelbaum zur Handgranate. Der Weg der 65.I.D., Neckargemünd 1974. S. 125)

Die oben erwähnten Verpflegungssätze wurden bei den Fronttruppen weitgehend auch bis Kriegsende eingehalten – von Krisenlagen, wie Einschließungen, einmal abgesehen. Mit Ausnahme der 6. Armee in Stalingrad und anderen eingeschlossenen Truppenteilen ist wohl kein bei seiner Truppe befindlicher Soldat verhungert.
Beim Ersatzheer war dagegen ab 1944 ein deutliches Absinken der Verpflegungsqualität zu verzeichnen. Die Mengensätze wurde zwar eingehalten, jedoch wurde Fleisch und Fett sehr häufig durch erhöhte Rationen an Kartoffeln und Dörrgemüse ersetzt.

Zum Unterschied zu fast allen anderen Armeen des Zweiten Weltkriegs (außer der Roten Armee) gab es in der Wehrmacht nur eine Einheitsverpflegung für Offiziere und Soldaten. Diese Regelung wurde bei den Feldtruppenteilen bis zur Ebene der Korpsstäbe auch fast ausnahmslos konsequent eingehalten, obwohl es auch hier negative Ausreißer gab.
So lud z.B. 1942 ein bei der 1. SS-PzDiv „LAH“ als Offizier eingesetzter stellvertretender Gauleiter während einer Verlegung der Division einige ihm bekannte Parteibonzen, darunter den Generalgouverneur von Krakau, Frank, zu einem „Gabelfrühstück“ auf den Bahnhof Krakau ein. Eis für die Kühlung von Getränken und Speisen wurde aus dem nur für durchfahrende Lazarettzüge bestimmten Kontingent entnommen.
Ähnliche üble Auswüchse traten auch bei manchen lange in der Etappe liegenden Dienststellen und Truppen ein, vor allem in Frankreich, aber auch in südukrainischen Gebieten. Vor allem bei den Rückzügen im Spätsommer und Herbst 1944 aus Frankreich zeigten sich dann ähnliche Auflösungserscheinungen wie am Ende des Ersten Weltkriegs 1918. Im Oktober 1944 berichtet z.B. der Chef des NS-Führungsstabes dazu:
„Es waren skandalöse Zustände. Erfahrene und überlegte Kommandeure bestätigten einwandfrei, das Heer beim Rückmarsch 1918 nach der Revolution sei eine Gardetruppe im Vergleich zu diesen flüchtenden Truppenhaufen gewesen.“

Es muß jedoch festgestellt werden, daß das Etappenunwesen nie die Ausmaße wie in der kaiserlichen Armee zwischen 1914 und 1918 annahm. Fälle, daß z.B. die Verpflegung der Fronteinheiten zugunsten irgendwelcher Offizierkasinos gekürzt wurde (wie an der Westfront ab 1917 häufig belegt), sind für die Wehrmacht nicht nachweisbar.
Allerdings hatte auch die Wehrmacht in den letzten Kriegsmonaten erhebliche Probleme mit nicht mehr erfaßbaren Personal. So vagabundierte ab Anfang 1945 eine mehrere hunderttausend Soldaten umfassende Gruppe von Beurlaubten, Kommandierten und angeblichen oder tatsächlichen Dienstreisenden aller Art durch das Reichsgebiet, derer man nicht mehr Herr wurde. Trotz verstärkten Einsatzes aller möglichen Ordnungsdienste vermochte man es nicht mehr, die Front von den Auflösungserscheinungen der Etappe zu trennen.

Quellen:
1. Müller, Rolf-D.: Die Mobilisierung der Deutschen Wirtschaft für Hitlers Kriegführung.
            In: MGFA (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 5: Organisation und Mobilisierung des deutschen Machtbereichs. Teilband 1: Kriegsverwaltung, Wirtschaft und personelle Ressourcen 1939 - 1941. Stuttgart 1988. S. 400 - 405, 588
2. Müller, Rolf-D.: Die Versorgung der deutschen Bevölkerung.
            In: MGFA (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 5: Organisation und Mobilisierung des deutschen Machtbereichs. Teilband 2: Kriegsverwaltung, Wirtschaft und personelle Ressourcen 1942 - 1945. Stuttgart 1999. S. 478 – 497.
3. Buchner, Alex: Das Handbuch der Deutschen Infanterie 1939 - 1945, Friedberg 1987, S. 72 f.
4. Kroener, Bernhard, R.: „Frontochsen“ und „Etappenbullen“. Zur Ideologisierung militärischer Organisationsstrukturen im Zweiten Weltkrieg.
            In: Müller, Rolf-Dieter/ Volkmann, Hans-Erich/ MGFA (Hrsg.): Die Wehrmacht - Mythos und Realität. München 1999. S. 371 – 384.
5. H.Dv 86/1 - Vorschrift für die Verpflegung der Wehrmacht bei besonderem Einsatz
6. H.Dv. 130/19 – Versorgung im Grenadier – Regiment (Entwurf 1945)


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