Die Druckvorschrift D 587/1 vom 1. April 1943 ist nur einem aus einer ganzen Reihe von im zweiten Weltkrieg bei der Wehrmacht eingesetzten elektronischen Minensuchgeräten gewidmet. Photographische Abbildungen dieses tragbaren Gerätes finden sich im Artikel [1], in dem auch der wesentliche Inhalt der Vorschrift D 587/1 zum Abdruck gebracht ist.


Die Bezeichnung der Minensuchgeräte leitet sich vom Standort des jeweiligen Herstellers und dem Jahr der Auftragserteilung ab - der Name "Tempelhof 41" verweist so auf die Firma C. Lorenz in Berlin [2] und auf das Jahr 1941. Auch zwei tragbare Vorgängergeräte arbeiteten nach dem hier benutzten Hochfrequenzverfahren: "Aachen 40" mit einer kreisförmigen Suchspule von etwa 25cm Durchmesser; und "Berlin 40" mit einer großen ovalen Suchspule von etwa 45cm Länge. Beide sind neben einer Reihe von Niederfrequenzgeräten in dem zweiteiligen Übersichtsartikel [2,3] beschrieben. Den Niederfrequenztyp verkörpern die unter Punkt 1 der Druckvorschrift angeführten Geräte "Wien 41" und "Frankfurt 42", denen die separaten Vorschriften D 587/3 [4] und D 587/2 [5] gewidmet sind.


Die Suchspule des Minensuchgerätes "Tempelhof 41" ist oval (die Spulenlänge dürfte bei 25cm liegen) und in einem kompliziert geformten Gehäuse (vermutlich aus Bakelit) untergebracht; das Suchstielgewicht übertrifft nach Punkt 1 das des "Frankfurt 42" (dort 1500g allein für den Suchkopf, siehe Kommentar zu D 587/2). Das hängt sicher damit zusammen, daß der Sender einschließlich Senderöhre DL41w in den Suchkopf integriert wurde (Punkte 12 und 27), was wohl verhindern sollte, daß fluktuierende Kabelkapazitäten die Sendefrequenz stören oder daß die Nähe zum Empfänger bei geringer Frequenzdifferenz (d.h. tiefen Anzeigetönen) zu einer Mitnahme führt. Hierin und in einer seewasserfesten Ausführung des gesamten Suchstieles (Punkt 7) sowie der Verwendung eines Lautsprechers statt eines Kopfhörers (Punkte 5 und 9) unterscheidet sich das Gerät von seinen Vorgängern "Aachen 40" und "Berlin 40. Die Arbeitsfrequenz von 160 Kilohertz (Punkt 9) liegt im Langwellenbereich.


Das Dokument D 587/1 ist hier in HTML wiedergegeben, was einen gegenüber dem Original veränderten Zeilenumbruch mit sich bringt. Offenbar erfolgte am 1. April 1944 noch eine Neuauflage der Vorschrift D 587/1.


Zusätzliche Quellen:

[1] "Minensuchgerät Tempelhof 41", Waffen-Revue Nr. 69, 2. Quartal 1988, Seite 153-158.

[2] "Die Minensuchgeräte der deutschen Wehrmacht, Teil 1", Waffen-Revue Nr. 89, 2. Quartal 1993, Seite 129-154.

[3] "Die Minensuchgeräte der deutschen Wehrmacht, Teil 2", Waffen-Revue Nr. 90, 3. Quartal 1993, Seite 89-104.

[4] "Minensuchgerät Wien 41, Beschreibung und Bedienungsanleitung", Druckvorschrift D 587/3, 1. Mai 1943, 8 Seiten.

[5] "Minensuchgerät Frankfurt 42, Beschreibung und Bedienung", Druckvorschrift D 587/2, 1. Apr. 1943, 8 Seiten.



D 587 / 1

 
 
  Nur für den Dienstgebrauch !
 
 
 
  Minensuchgerät Tempelhof 41
 
  Beschreibung und Bedienung
 
 
 
 
 
 
 
 
  Vom 1. 4. 43
 
 
 
 
 
 
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  I n h a l t
  Seite
A. 
Allgemeines ..................................
3
B.
Beschreibung
 
     Wirkungsweise und Leistung ...................
3
     Zahlenangaben ..............................
4
     Elektrische Ausrüstung ........................
4
     Teile ......................................
4
     Zubehör ....................................
5
     Vorratssachen ...............................
5
C.
Bedienung ....................................
5
D.
Pflege und Wartung ............................
6
E.
Störungen und Abhilfe ..........................
7
F.
Verpackung ..................................
8

 
 
 
 
 
 
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  A. Allgemeines
 
 
1.  

Zweck

Das Minensuchgerät Tempelhof 41 (MS Ger Tlhf 41) dient zum Aufsuchen von Metallminen, die im seewasserüberspülten Strand verlegt sind.

     Es kann auch zum Suchen von Metallminen, die im Erdboden verlegt sind, benutzt werden. Jedoch muß hierbei das größere Gewicht des Suchstiels gegenüber den Geräten Wien 41 und Frankfurt 42 in Kauf genommen werden.

     Für metallarme Minen (Holzminen mit Metallzündern) ist das Gerät nicht geeignet.

2.  

Bedienung erfolgt durch einen Mann.

3.  

Verwendung kann im Gehen, Knien oder Kriechen erfolgen.

4.  

Das Minensuchen erfolgt durch Überwedeln des abzusuchenden Geländes mit geringem Abstand der Suchspule vom Erdboden (Vorsicht bei S.Mine !). Durch Aneinanderreihen der Wedelstreifen wird der Boden auf Minenfreiheit abgesucht.

5.  

Bei Anwesenheit metallischer Körper in und auf dem Erdboden erfolgt akustische Anzeige durch Tonänderung im Lautsprecher.

6.  

Die Stärke der Anzeige ist jeweils abhängig von der Größe der Oberfläche des Metallkörpers, seiner Lage im Erdboden und seiner Tarntiefe.

7.  

Einsatz

Das Gerät kann bei jeder Witterung eingesetzt werden. Es ist kälte- und tropenbrauchbar. Der Suchstiel ist seewasserfest, der Tornister verträgt kurzzeitiges Eintauchen in Seewasser.

  8.  

Zum Schutz der Augen gegen kleine, nicht knochendurchschlagende Splitter durch ungewollt ausgelöste Minen ist die Splitterschutzbrille zu verwenden.


 
 
  B. Beschreibung
 
 
  9.  

Wirkungsweise und Leistung

Das Gerät arbeitet nach dem Hochfrequenzprinzip (160000 Schwing/sec).

Stromquelle 

wahlweise Trockenbatteriebetrieb oder Stahlsammler (2,4 NC 28) mit Wechselrichter

Suchtiefe (Anhalt !) über 

TMi-Deckel 40 cm
SMi-Deckel 25 cm

Anzeige 

akustisch, durch Tonänderung im Lautsprecher


 
 
--   4   --
 
 
 
10.  

Zahlenangaben

   Betriebsdauer 

bei Trockenbatteriebetrieb 100 Std

bei Sammlerbetrieb 15--20 Std

   Gewicht 

a) betriebsfertig etwa 12 kg

b) mit Verpackung 37 kg

   Abmessungen 

Kasten "MS Ger Tlhf 41" 610 × 550 × 220 mm

11.  

Elektrische Ausrüstung

Das Gerät kann je nach den örtlichen oder Nachschubverhältnissen wahlweise mit Anoden- und Heizbatterie oder Sammler und Wechselrichter betrieben werden (12).

12.  

Teile

Das MS Ger Tlhf 41 besteht aus dem Tornister mit dem elektr. Teil und aus dem Suchstiel (Suchspule mit Suchstielteilen).

Im Einzelnen besteht das Gerät aus folgenden Bauteilen:

   1 

Empfänger (fest eingebaut) mit folgenden Röhren:

Stück  DL 41 w
"
DAC 41 w
"

DF 41 w

Sender (in der Suchspule) mit einer Röhre DL 41 w

Dazu:

     a) 

bei Batteriebetrieb:

 

Anodenbatterie 90 V

Heizelement 1,5 V Type Pertrix Titania 1322 (Braunsteinelement) oder

Heizelement 1,5 V Type Pertrix Ärodyn 2322 (Luftsauerstoffelement)

(Bei Verwendung dieses Elementes Helmöler am Gehäusekasten zum Atmen des Elementes öffnen !) oder

Batteriekasten mit 8 Stück parallelgeschalteten großen Stabelementen (Monozellen), EJVDE 1210, 33 mm Ø

b) 

bei Sammlerbetrieb:

a) 

Wechselrichtersatz mit 1 Wechselgleichrichter W Gl 2,4 a

b) 

Sammler 2.4 NC 28 im aufklappbarem Sammlerfeld des Wechselrichtersatzes


 
 
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13.  

Zubehör

   1  Kasten "Minensuchgerät Tempelhof 41" zur Aufnahme des Zubehörs und der Vorratssachen, sowie des Gerätes selbst auf dem Transport
Prüfscheibe (für Empfindlichkeit)

Meßstab, 50 cm lg

14.  

Vorratssachen

   1  Einstellschlüssel
Röhren DL 41 w
Röhre DF 41 w
Röhre DAC 41 w
Anodenbatterie 90 V
Trockenelement
Sammler 2,4 NC 28

Wechselrichtersatz


 
 
  C. Bedienung
 
 
15.  

Prüfen der Stromquellen

Vor jeder Inbetriebnahme des Gerätes ist die Betriebsbereitschaft durch Prüfung der Stromquelle auf genügende Spannung durch den Spannungsprüfer ¹) festzustellen. Bei eingeschaltetem Gerät zeigt der Spannungsprüfer die Heizspannung an. Das Heizelement hat genügend Spannung, wenn der Zeiger im roten Sektor steht. Die Anodenspannung wird durch Drücken des Knopfes auf dem Instrument geprüft. Solange der Zeiger innerhalb des blauen Sektors steht, ist die Anodenbatterie in Ordnung.

16.  

Eine Bedienungsanleitung ist dem Gerät auf der Innenseite des Gehäusedeckels beigegeben. Sie lautet:

1.  Klappe des Inf-Tornisters öffnen.
2.  Kabel mit Toneinstellung herausnehmen.
3.  Suchspule, Suchstielteile und Lautsprecher aus Zubehörtasche entnehmen.
4.  Kabelende mit Stecker durch die Suchstielteile führen und diese zusammenstecken.
5.  Kabelstecker mit Toneinstellung bis zum Einrasten kuppeln, das Gerät ist damit eingeschaltet.
  6.  Lautsprecher (Stecker) in die entsprechend bezeichneten Buchsen am oberen Empfängergehäuse stecken. Ist der zu hörende Grundton nicht sauber, da Oxydationserscheinungen am Widerstand eintreten können, so ist der Drehknopf einige Male vom rechten zum linken Anschlag durchzudrehen.
__________
    ¹) Bei Geräten der 1. Fertigung ist der Spannungsprüfer im Kasten "Minensuchgerät Tempelhof 41" verpackt.

 
 
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16.  
7.  Ton mit der Toneinstellung rechts von der Tonlücke auf größte Lautstärke stellen, dabei Suchspule etwa ½ m über Boden halten.
8.  Empfindlichkeitsprobe mit Prüfscheibe und Meßstab vornehmen (Suchtiefe 25 cm).
9.  Anzeige von Metall (Minen) erfolgt durch Ansteigen des Tones bei gleichzeitiger Tonverstärkung.
10.  Gerät ist fertig zum Einsatz und wird aufgenommen.
11.  Suchen durch langsames Wedeln mit geringem Abstand über dem Boden.
12.  Die Breite des abgesuchten Wedelstreifens entspricht der Länge der gelb umrandeten Suchspule.
13.  Kontrolle der Stromquellen
Bei eingeschaltetem Gerät zeigt das Instrument die Heizspannung an. Das Heizelement hat genügend Spannung, wenn der Zeiger im roten Sektor liegt. Die Anodenspannung wird geprüft durch Drücken der blauen Taste auf dem Instrument. So lange der Zeiger innerhalb des blauen Sektors steht, ist die Anodenbatterie in Ordnung.
14.  Betätigung des Abgleiches
Der Abgleich an der Suchspule ist zu betätigen, wenn bei starken Temperaturunterschieden mit der Toneinstellung der Ton größter Lautstärke im Hörer nicht einstellbar ist. Bei Einstellung der Toneinstellung, etwa 1/3 vom linken Anschlag, dreht man den Abgleich mit dem Stellschlüssel solange, bis der gewünschte Ton erreicht ist.
15.  Austausch von Anoden- und Heizbatterie-Betrieb auf Sammler-Wechselrichter-Betrieb
Zum Austausch der Betriebsart wird lediglich der Stecker des Empfängers mit dem Stecker der jeweiligen Stromart gekuppelt und der Wechselrichtersatz bzw. die Trockenbatterien in den Empfängerkasten eingesetzt.
16.  Bodeneinfluß
Bei Boden, der mit Metallstaub verseucht ist, tritt u. U. eine Beeinflussung des Gerätes auf, die bei richtiger Einstellung der Toneinstellung eine Tonerniedrigung ergibt. Somit ist sie von einer Metallanzeige (Tonerhöhung) zu unterscheiden.

 
 
  D. Pflege und Wartung
 
 
17.  

Das MS Ger Tlhf 41 ist ein hochwertiges Elektrogerät und ist daher besonders pfleglich zu behandeln.

18.  

Beim Transport, vor allem bei schlechten Straßen und im freien Gelände ist das Gerät vor zu harten Erschütterungen und Stößen zu schützen.


 
 
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18.  

Das Gerät ist dann entsprechend sicher aufzubewahren (in Decke oder Zeltplane wickeln oder stoßsicher aufhängen).

Das Gerät ist beim Transport und beim Lagern stets stehend aufzubewahren, um bei nicht ordnungsmäßig gedichteten Verschlüssen ein Auslaufen der Sammlerlauge zu vermeiden.

19.  

Prüfung der Empfindlichkeit

Die Empfindlichkeit bzw. Suchtiefe ist mit Hilfe der beigegebenen Prüfscheibe (12 cm Ø) und dem Meßstab zu prüfen. Die Prüfscheibe wird auf den Erdboden gelegt und der Meßstab unmittelbar daneben bis zur 0-Marke in den Erdboden gesteckt. Das Gerät ist in Ordnung, wenn beim Überwedeln der Prüfscheibe mit der Suchspule 25 cm Suchtiefe erreicht werden.

20.  

Der Kupplungsstecker ist stets sauber zu halten und vor Verschmutzung zu schützen. Beim Naßwerden des Steckers ist dieser vor dem Kuppeln erst trocken zu wischen.

21.  

Pflege der Stromquellen

Besonderes Augenmerk ist auf die Brauchbarkeit der Trockenbatterien bzw. auf den Ladezustand des Sammlers zu richten.

22.  

Bei Betriebspausen ist zur Schonung der Stromquellen das Gerät abzuschalten.

23.  

Vor und unmittelbar nach dem Einsatz sind die Stromquellen zu prüfen. Erschöpfte Batterien sind auszuwechseln, erschöpfte Sammler sofort zu laden.

24.  

Das Laden der Sammler erfolgt mit Hilfe der Ladestation für Handscheinwerfer der leichten Pi.Kolonne. Die besonderen Ladevorschriften für Laden und Wartung der Sammler sind dabei zu beachten.

25.  

Nach jeder Benutzung ist das Gerät sofort sorgfältig zu reinigen.

26.  

Nach dem Reinigen ist das Gerät, sofern es nicht im Einsatz bleiben soll, im Kasten "MS Ger Tlhf 41" zu verpacken.


 
 
  E. Störungen und Abhilfe
 
 

I. Austausch der Röhren

27.  

Sollte nach Einschalten, Bedienen und Prüfen der Batterien des Gerätes kein Ton zu hören sein, ist zunächst die Röhre DL 41 w im Suchstiel auszuwechseln.


 
 
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28.  

Die Röhre wird zugänglich, wenn die Überwurfmutter gelöst und die hintere Kappe abgezogen wird.

29.  

Die schadhafte Röhre ist abzuziehen und eine andere Röhre DL 41 w einzusetzen.

30.   Ist dann noch kein Ton zu hören, sind die Röhren im Empfänger nach Öffnen des Verschlußdeckels auszutauschen.

 

II. Austausch des Wechselgleichrichters

31.  

Schwingt das Gerät nicht mehr (kein feines Brummen und Vibrieren wahrnehmbar, kein Zeigerausschlag bei gedrücktem Knopf auf dem Kontrollinstrument), so ist ein Schaden im Wechselgleichrichter zu vermuten. Der Wechselgleichrichter ist auszutauschen.

32.  

Nach Herausnehmen des Wechselrichtersatzes ist der Wechselrichter rechts oben zugänglich.

33.  

Ist das Gerät selbst durch Austauschen der Röhren und des Wechselgleichrichters nicht mehr zur Funktion zu bringen, so ist es an den Pi.Park abzugeben.


 
 
  F. Verpackung
 
 
34.  

Bei Nichtgebrauch ist das MS Ger Tlhf 41 in Kasten "MS Ger Tlhf 41" zu verpacken (26). In diesen Kasten sind auch das Zubehör (13) und die Vorratssachen (14) verpackt.


 
B e r l i n, den 1. 4. 43.
 

 

Oberkommando des Heeres

Heereswaffenamt

Amtsgruppe für Entwicklung und Prüfung

Im Auftrag

K o c h


 
 
 
 
  43 14 -- N. N.