Die Druckvorschrift D 587/3 vom 1. Mai 1943 betrifft ein weiteres der bei der Wehrmacht eingesetzten elektronischen Minensuchgeräte. Eine photographische Aufnahme dazu ist oben gezeigt, andere finden sich im ersten Teil des Übersichtsartikels [1,2]. Der Name "Wien 41" leitet sich wieder vom Standort des Herstellers, hier der Firma Radio Horny in Wien [1], sowie dem Jahr der Auftragserteilung ab.
Dieses tragbare Gerät arbeitete wie das zuvor beschriebene Minensuchgerät "Frankfurt 42" [1,3] nach dem Niederfrequenzverfahren und glich ihm so weitgehend, daß sich die Wiedergabe der Druckvorschrift fast erübrigt. Jedoch geht aus der Beschreibung wenigstens unzweideutig hervor (Punkte 6 und 14.7), daß sich der Anzeigeton ("tief einfallend", "tiefer Einsatzton") von der eigentlichen Arbeitsfrequenz (gleichzusetzen mit "heller Kontrollton", "hoher Grundton") unterschied, wobei letztere mit 3500 Hertz angegeben wird (Punkt 13). Das stützt die entsprechende Annahme für das "Frankfurt 42" (siehe Kommentar zu D 587/2), wenn auch der Anzeigeton bei jenem Gerät auf etwas andere Art erzeugt worden zu sein scheint.
Ein Detail unter Punkt 13 der Beschreibung ist auch hier unglaubwürdig: Das Gerät enthielt wohl vier Röhren des Typs RV2,4P700, doch wurden davon wie beim "Frankfurt 42" sicher nur zwei für den Verstärker des Empfängers eingesetzt und die übrigen zwei wieder für den Oszillator des Senders gebraucht. Die Abbildung des geöffneten Gerätes in [1] (anscheinend einem britischen Nachkriegsbericht entnommen) zeigt allerdings im Senderteil statt zweier solcher Pentoden nur eine einzige Röhre (vielleicht eine Doppeltriode RL2,4T4?); vermutlich handelt es sich um eine ältere Bauserie oder gar ein Mustergerät.
In einer gleichfalls in [1] zitierten "Bildermappe: Eingeführte Waffen und Geräte" (ohne Datum) werden etwas bessere Suchtiefen genannt als in der Druckvorschrift vom 1. Mai 1943: 40 cm über SMi-Deckel, 20 cm über russ. Metallzünder. Diese Werte wurden 1943 in der Serienfertigung wohl nicht immer erreicht. (Beim "Frankfurt 42" stimmen die Suchtiefen in der "Bildermappe" mit denen der Druckvorschrift [3] überein.)
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Zusätzliche Quellen:
[1] "Die Minensuchgeräte der deutschen Wehrmacht, Teil 1", Waffen-Revue Nr. 89, 2. Quartal 1993, Seite 129-154.
[2] "Die Minensuchgeräte der deutschen Wehrmacht, Teil 2", Waffen-Revue Nr. 90, 3. Quartal 1993, Seite 89-104.
[3] "Minensuchgerät Frankfurt 42, Beschreibung und Bedienung", Druckvorschrift D 587/2, 1. Apr. 1943, 8 Seiten.
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I. Einsatz
1. | Das Minensuchgerät Wien 41 dient zum Aufsuchen von im Erdboden vergrabenen Metall- und metallarmen Minen. |
2. | Bedienung erfolgt durch 1 Mann. |
3. | Verwendung kann im Gehen, Knien oder Kriechen erfolgen. |
4. | Das Minensuchen erfolgt durch Überwedeln des abzusuchenden Geländes mit geringem Abstand der Suchspule vom Erdboden. (Vorsicht bei S-Mine !) |
5. | Bei Anwesenheit metallischer Körper in und auf dem Erdboden erfolgt akustische Anzeige durch Tonänderung im Kopfhörer, wobei Eisen besser als Nicht-Eisen-Metalle (Aluminium, Messing, Zink usw.) angezeigt werden. |
6. | Die Anzeige erfolgt in der Weise, daß zunächst nur ein heller, leiser, gleichbleibender Kontrollton im Kopfhörer zu hören ist, der sich bei Annäherung der Suchspule an einen Metallkörper in einen tief einfallenden, lauten Anzeigeton verwandelt. Bei weiterer Annäherung an den Metallkörper verwandelt sich der tiefe Anzeigeton wieder in den sich nunmehr verstärkenden hohen Grundton. |
7. | Die Suchtiefe ist jeweils abhängig von der Größe der Oberfläche des Metallkörpers und seiner Masse, seiner Lage im Erdboden, seiner Tarntiefe und den mehr oder weniger starken Bodenstörungen. |
8. | Beim Suchen von Holzminen mit metallarmen Zündern ist besonders sorgfältig zu verfahren, da bei tieferer Tarnung und starker Bodenstörung u. U. eine geringere Anzeige wahrzunehmen ist. Beobachtung des Bodens gegen verdächtige Anzeichen von Minentarnungen mit dem Auge und zusätzliche Verwendung des MS Stabes 39 ist erforderlich. |
9. | Das Gerät ist kälte- und tropenbrauchbar. Der Suchstiel ist wasserfest, der Tornister nur spritzwasserfest. Suchen von Minen im Seewasser und im seewasserüberspülten Strand ist nicht möglich. |
10. | Zum Schutz der Augen gegen kleine, nicht knochendurchschlagende Splitter durch ungewollt ausgelöste Minen ist die Splitterschutzbrille zu verwenden. |
II. Leistung und Abmessungen
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12. | Das MS Gerät Wien 41 besteht aus dem Tornister mit elektrischem Teil und aus dem Suchstiel (Suchspule mit Suchstielteilen). |
13. | Das Gerät ist ein Niederfrequenzgerät und arbeitet mit 3500 Schwing/Sek. Es besteht im elektrischen Teil aus dem Verstärker mit 4 Röhren RV 2,4 P 700, der Stromquelle (Sammler 2,4 NC 28 mit Wechselrichter) und der Suchspule. Zubehör s. Nr. 34. |
14. | Die Bedienungsanweisung ist dem Gerät auf der Innenseite des Gehäusedeckels (Schalterseite) beigegeben und lautet:
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15. | Das MS Ger Wien 41 ist ein hochwertiges Elektro-Gerät und ist daher besonders pfleglich zu behandeln. |
16. | Beim Transport, vor allem bei schlechten Straßen und im freien Gelände, ist das Gerät vor zu harten Erschütterungen und Stößen zu schützen. Das Gerät ist dann entsprechend sicher aufzubewahren (in Decken oder Zeltplan zu wickeln oder stoßsicher aufzuhängen). |
17. | Gerät beim Transport und beim Lagern stets stehend aufbewahren, um bei nicht ordnungsmäßig gedichteten Verschlüssen ein Auslaufen der Sammlerlauge zu vermeiden. |
18. | Vor jeder Inbetriebnahme der Geräte Betriebsbereitschaft durch Prüfung der Stromquelle auf genügende Spannung feststellen. Durch Drücken der Kontrolltaste für die Glimmlampen müssen beide Fenster aufleuchten. Andernfalls ist der erschöpfte Sammler auszutauschen und aufzuladen. |
19. | Bei Geräten, die nicht mit einer Spannungskontrolle (Glimmlampe) ausgerüstet sind oder bei denen die Glimmlampe entzwei ist, sind die Sammler mit dem bei der Ladestation befindlichen Voltmeter oder mit dem Feldmeßkästchen der Nachrichtentruppe zu prüfen. Ist eine Kontrolle im Einsatz notwendig, Gerät mit Prüfscheibe auf Empfindlichkeit nach Nr. 8 prüfen. |
20. | Bei Betriebspausen Gerät abschalten, um den Sammler zu schonen. |
21. | Der Kupplungsstecker ist stets sauber zu halten und vor Verschmutzung zu schützen. |
22. | Bei Naßwerden des Steckers ist dieser vor dem Kuppeln erst trocken zu wischen. |
23. | Die Stromquelle ist unmittelbar nach dem Einsatz zu prüfen. Erschöpfte Sammler sind zu laden. |
24. | Die Ladung der Sammler erfolgt mit Hilfe der Ladestation für Handscheinwerfer der leichten Pi-Kolonne. (Bes. Ladevorschrift und Wartung der Sammler beachten.) |
25. | Gerät säubern und verpacken. |
I. Austausch der Röhren
26. | Ein Röhrenschaden kann vorliegen, wenn trotz normaler Betriebsspannung (Aufleuchten der beiden Kontrollschaufenster) und feinem Brummen und Vibrieren im Tornister (Wechselgleichrichter) das Gerät nicht arbeitet. |
27. | Zum Austausch der Röhren wird der Verstärkerteil aus dem Tornisterkasten herausgenommen. |
28. | Nach Öffnen des Seitendeckels -- Schalterseite -- werden die Einbaubefestigungsschrauben an der Schalterfrontplatte gelöst und der Rahmen mit dem elektrischen Teil auf den Führungsschienen aus dem Tornisterkasten herausgezogen. Bei Geräten unter Nr. 2500 ist vorher die Steckdose unter dem Sammler abzuschrauben. Röhren und Wechselgleichrichter sind jetzt zugänglich. Die Röhren einzeln nacheinander durch neue auszuprobieren, bis die defekte Röhre festgestellt ist. |
29. | Die Röhren besitzen Gewinde für kleine abschraubbare Griffe, die nach dem Einsatz der Röhren in das Gerät abgeschraubt werden. Beim Austausch der Röhren werden die Griffe der Ersatzröhren zum Herausziehen der eingesetzten Röhren im Gerät verwendet. |
II. Austausch des Wechselgleichrichters
30. | Schwingt das Gerät nicht mehr und ist kein feines Brummen und Vibrieren wahrnehmbar und kein Aufleuchten der Kontrollampen zu sehen, so ist ein Schaden im Wechselgleichrichter zu vermuten. Der Wechselgleichrichter ist auszutauschen. Er ist wie die Röhren zugänglich. |
31. | Ist das Gerät selbst durch Austauschen der Röhren und des Wechselgleichrichters nicht mehr zur Funktion zu bringen, so ist es an den Pi.Park abzugeben. |
32. | Das MS Ger Wien 41 ist im Kasten "MS Ger Wien 41" verpackt. |
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33. | Im Kasten "MS Ger Wien 41" sind untergebracht:
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B e r l i n, den 1. 5. 43. | |
Oberkommando des Heeres
Amtsgruppe für Entwicklung und Prüfung Im Auftrag: R o ß m a n n |