Torpedoboot-Klasse Typ 35

 

Name Bauwerft Kiellegung Stapellauf Indienststellung Schicksal
»T1« F. Schichau, Elbing/Ostpr. 14.11.1936 1938 01.12.1939 Bombentreffer: 10.04.1945
»T2« F. Schichau, Elbing/Ostpr. 14.11.1936 1938 02.12.1939 Bombentreffer: 29.07.1944, gehoben
»T3« F. Schichau, Elbing/Ostpr. 14.11.1936 1938 03.12.1939 Bombentreffer: 11.09.1940, gehoben
gesunken: 14.03.1945
»T4« F. Schichau, Elbing/Ostpr. 29.12.1936 1938 27.05.1940 an USA: 09.01.1946
»T5« Deschimag, Bremen 30.12.1936 22.11.1937 23.01.1940 gesunken: 14.03.1945
»T6« Deschimag, Bremen 03.01.1937 16.12.1937 30.04.1940 Minentreffer: 07.11.1940
»T7« Deschimag, Bremen 20.08.1937 18.06.1938 20.12.1939 Bombentreffer: 29.07.1944
»T8« Deschimag, Bremen 28.08.1937 10.08.1938 01.10.1939 selbstversenkt: 03.05.1945
»T9« F. Schichau, Elbing/Ostpr. 24.11.1936 1939 04.07.1940 selbstversenkt: 03.05.1945
»T10« F. Schichau, Elbing/Ostpr. 24.11.1936 1939 05.08.1940 Bombentreffer: 18.12.1944
»T11« Deschimag, Bremen 01.07.1938 01.03.1939 24.05.1940 an Frankreich: Februar 1946
»T12« Deschimag, Bremen 20.08.1938 12.04.1939 03.07.1940 an UdSSR: 1946

 

 

Standardverdrängung Einsatzverdrängung Länge Breite
839 - 844 ts 1.082 - 1.088 ts 82,16 m 8,62 m

 

Tiefgang Bunkerinhalt Fahrstrecke Besatzung
2,57 m 188 ts 1.070 sm bei 19 kn 119

 

Antriebsanlage: vier Wagner-Kessel, zwei Satz Wagner-Getriebeturbinen, 2 Wellen
Maschinenleistung: 31.000 WPS; 35 kn
Geschütze: ein 10,5 cm, ein 3,7 cm, zwei 2 cm (2 x 1); frühe Einheiten ohne die 3,7 cm fertig gestellt.
Torpedorohre: sechs 53,3 cm (2 x 3)
Seeminen: 30

Entwurf

Die Boote dieses Typs entsprachen der Notwendigkeit, ein hochseefähiges Torpedoboot zu bauen, dabei jedoch die Beschränkungen des Londoner Flottenvertrages von 1930 einzuhalten. Dabei wurde die Tonnage auf 600 ts beschränkt, denn bis zu dieser Tonnage durften Boote ohne Beschränkungen gebaut werden. Die Hauptbewaffnung der Boote sollte erstmals der Torpedo sein, die Artillerie sollte zweitrangigen Charakter haben, weshalb die Boote auch nur ein einziges 10,5-cm Geschütz erhielten. Um für den Torpedoangriff eine möglichst hohe Geschwindigkeit zu erreichen, wurde die Hochdruck-Heißdampf-Anlage auf diesen Booten eingeführt. Da diese Anlagen aber nicht annähernd frontverwendungsfähig waren, litten die Boote vor allem zu Beginn des Krieges an einer niedrigen Einsatzbereitschaft. Um die im Londoner Flottenvertrag vorgeschriebene Tonnagebegrenzung auf keinen Fall zu überschreiten, wurden die Abmessungen des Bootes sehr klein gehalten, der Bootskörper wurde sehr leicht gebaut und hatte eine zu schwache Struktur. Trotzdem hatten die Boote eine Tonnage von 840 ts, wurden jedoch offiziell mit 600 ts angegeben.

Im Dienstbetrieb stellte sich dann heraus, daß die Kessel nicht leistungsfähig genug waren, um die im Entwurf berechnete Geschwindigkeit zu halten. Außerdem zeigten sich unzulängliche See-Eigenschaften und ein völlig unzureichender Brückenbau. Durch die zeitraubenden Verbesserungen en den Booten waren diese erst Ende 1940 voll einsatzfähig.

Abänderungen

Die am Kanaldurchbruch der schweren Streitkräfte im Februar 1942 beteiligten Boote gaben zu diesem Zweck den achternen Torpedorohrsatz an Land und erhielten hierfür einen 2-cm-Flakvierling. Einige Boote führten zusätzlich ein 2-cm-Buggeschütz in Einzellafette. Die achternen Masten wurden in ihrer Höhe verringert und erhielten Schrägbeine. Außerdem wurde die Anzahl der Rettungsflöße erheblich vergrößert. Um die Nässe auf dem Backsdeck zu verringern, bekam der Bug Anfang des Krieges eine mehr klipperähnliche Form ("Atlantikbug").

Mitte 1942 wurde der achterne Torpedorohrsatz wieder eingebaut, der 2-cm-Flakvierling wurde auf das achterne Deckshaus verlegt. Die Brückennocken erhielten 2-cm-Flak in Einzellafette. Bei einigen Einheiten wurde auch die mittschiffs gelegene Plattform zwischen den beiden Torpedorohrsätzen mit einer 2-cm-Flak in Einzellafette ausgestattet. Bei »T1« wurde der Scheinwerfer vom vorderen Mast entfernt und auf die Plattform zwischen den Torpedorohrsätzen verlegt.

Die Boote dieser Klasse wurden während des Krieges hauptsächlich zu Ausbildungszwecken und erst in der Endphase des Krieges zu Kriegszwecken eingesetzt. Daher erhielten die meisten Boote erst 1945 Funkmeßortungsgeräte, obwohl die zugehörigen Antennen schon länger vorhanden waren. Die Verstärkung der Flak-Bewaffnung nach dem "Barbara"-Programm sah ein 3,7-cm-Geschütz M 42 in Doppellafette oder ein 3,7-cm-Geschütz M 43 in Einzellafette als Buggeschütz vor, ferner zwei 2-cm-Doppelflak in den Brückennocken, zwei 2-cm-Doppelflak auf dem Kartenhaus und ein 3,7-cm-Geschütz M 43 in Einzellafette auf dem achternen Deckhaus. Allerdings wurde die Umrüstung nur nach und nach durchgeführt. »T1« und »T9« gaben im Juli 1944 ihren achternen Torpedorohrsatz an Land und erhielten dafür ein 3,7-cm-Geschütz in Einzellafette. »T10« bekam ein zusätzliches 4-cm-Buggeschütz und »T8« im Juli 1944 eine neue Flak-Bewaffnung. Bis November 1944 hatten alle Boote der 2. Torpedoboot-Flottille eine gesteigerte Flakbewaffnung. »T 11« führte bei Kriegsende die folgende Flak-Bewaffnung: ein 4-cm-Buggeschütz, zwei 3,7-cm-Geschütze in Einzellafette (eines anstelle des achternen Rohrsatzes), ein 2-cm-Geschütz in Vierlingslafette mittschiffs auf dem Deckshaus, zwei 2-cm-Geschütze in Doppellafette in den Brückennocken, zwei 2-cm-Geschütze in Doppellafette achteraus des Schornsteins sowie 21 8,6-cm-Raketen-Abschußgeräte.

Werdegang

Die Boote dieser Klasse bildeten die 1. und 2. Torpedoboot-Flottille, sie waren aber erst Ende 1940 voll einsatzfähig. Die Flottillen wurden im Skagerrak eingesetzt und führten anschließend in der Nordsee Minenunternehmungen durch. Im September 1940 wurden die Boote nach Frankreich verlegt, »T2« wurde bei diesem Marsch beschädigt. »T3« wurde  am 18. September 1940 durch Bombentreffer bei einem Nachtangriff auf Le Havre schwer getroffen und sank. »T11« erlitt in der folgenden Nacht in Cherbourg Beschädigungen. Kurz darauf verlegten die beiden Flottillen wieder nach Deutschland, um anschließend in Norwegen eingesetzt zu werden. Dabei ging »T6« am 7. November 1940 durch einen britischen Minentreffer vor der englischen Ostküste verloren. Im August wurde die 1. Torpedoboot-Flottille aufgelöst, die Boote kamen zur 2. Torpedoboot-Flottille, wo sie im August 1941 an den Operationen gegen Rußland teilnahmen. Danach verlegte die Flottille zu Geleitzugaufgaben nach Frankreich, von wo aus sie den Durchbruch der schweren deutschen Einheiten beim Durchbruch durch den Kanal deckten. Nach dieser Unternehmung wurde ein Teil der Boote wieder in Norwegen eingesetzt, ein Teil operierte von Frankreich aus. Bis Mitte 1943 befanden sich alle Boote wieder in der Ostsee, wo sie zur Ausbildung bei der Torpedoschule eingesetzt wurden. Ende 1943 wurde »T3« gehoben und konnte instand gesetzt werden, am 12. Dezember wieder in Dienst gestellt und der 2. Torpedobootsflottille zugeteilt werden. 1944 erfüllte die 2. Torpedoboot-Flottille Geleitzugaufgaben in der östlichen Ostsee und im Finnischen Meerbusen. Am 29. Juli 1944 wurden »T2« und »T7« bei einem Luftangriff versenkt, als sich die Boote gerade in der Werft in Bremen aufhielten. »T 2« konnte am 27. September und »T7« am 25. Oktober 1944 gehoben werden, aber nur »T2« ging im Schlepp in die Schichau-Werft zur Reparatur. »T10« ging am 18. Dezember 1944 durch Bombentreffer verloren, das Boot lag im Schwimmdock in Gotenhafen.

Am 4. Januar 1945 gelang es »T3«, das russische Unterseeboot »S4« durch Rammstoß zu versenken, lief aber am 14. März 1945 zusammen mit »T5« in der Danziger Bucht auf eine Mine und sank. Im April 1945 wurde »T1« während eines Werftaufenthaltes durch Bombentreffers vernichtet, »T8« und »T9« versenkten sich am 3. Mai 1945 in der Kieler Förde selbst.

Nach dem Krieg wurde »T4« den USA übergeben, welche das Boot an Frankreich verkauften. Es wurde aber nicht wieder in Dienst gestellt. »T1« erhielten die Franzosen und wurde in »Bir Hakeim« umbenannt, aber ebenfalls nicht wieder in Dienst gestellt worden. »T12« wurde von der UdSSR übernommen und als »Podviznyj« wieder in Dienst gestellt, bis es in den 60er Jahren abgewrackt wurde.