Rückwärtige Dienste (Infanterie-Division) (Wehrmacht)
– Gliederung und Ausrüstung 1939/1940 –


Die rückwärtigen Dienste werden in Truppengeschichten immer etwas stiefmütterlich behandelt, obwohl ohne diese Einheiten keine Kriegführung moglich ist. Man sollte bei einer Gesamtbetrachtung der Wehrmacht nicht außer Acht lassen, daß die Mehrzahl der Soldaten nicht in Kampfeinheiten, sondern mehr oder weniger weit "hinten" eingesetzt war.

Die rückwärtigen Dienste wurden zum größten Teil erst bei Mobilmachung aufgestellt. Sie hatten nur einen minimalen Anteil an aktiven Soldaten. Pferde, Kraftfahrzeuge und zum Teil auch bespannte Fahrzeuge stammten in der Mehrzahl aus dem Zivilbereich.

Die Rückwärtigen Dienste gliedern sich in

 

1. Nachschubdienste mit
Stab Divisionsnachschubführer mit
8 kleine Kraftwagen- Kolonnen (30 t)
1 kleine Kraftwagen- Kolonne für Betriebs-Stoff (25 cbm)
Werkstattkompanie (mot)
Nachschubkompie (mot)

 

2. Verwaltungsdienste mit
Verpflegungsamt
Bäckereikompanie (mot)
Schlächtereizug (mot)

 

3. Sanitätsdienste mit
Sanitätskompanie (bespannt)
Sanitätskompanie (mot)
Feldlazarett (mot)
2 Krankenkraftwagenzüge

 

4. Veterinärkompanie
5. Feldgendarmerietrupp (mot)
6. Feldpostamt (mot)

 

 

1. Nachschubdienste mit

1.1 Stab Divisionsnachschubführer, dabei 2 Offiziere für die Führung der Verpflegungs- und Gepäcktrosse der Division. Der Divisionsnachschubführer hatte den Einsatz der Transportkräfte und der Nachschubeinheiten zu koordinieren, sowie Versorgungspunkte und Nachschubstraßen zu erkunden . Er war meistens bei der Quartiermeisterabteilung der Division (I b) eingesetzt.
1.2 8 kleine Kraftwagen- Kolonnen (30 t)
Die Kraftwagen-Kolonnen wurden bald zum Teil durch bespannte Kolonnen ersetzt
1.3 1 kleine Kraftwagen- Kolonne für Betriebs-Stoff (25 cbm)
1.4 Werkstattkompanie (mot)
Die Werkstattkompanie gliederte sich in Werkstattzug, Waffenmeisterzug und Kfz- Instandsetzungszug.
1.5 Nachschubkompie (mot)
Die Nachschubkompanie war verantwortlich für Einrichtung und Betrieb der verschiedenen Ausgabestellen für Betriebsstoff, Munition, Verpflegung usw.

 

2. Verwaltungsdienste mit
2.1 Verpflegungsamt
Das Verpflegungsamt war zuständig für Empfang und Verteilung der Verpflegungsrationen in den Armee-Verpflegungslagerun und von den divisionseigenen Verpflegungstruppenteilen andererseits. Die volle Tagesration für eine Division mit voller Stärke betrug etwa 30 Tonnen täglich (ohne Futter-ration für die Pferde, die noch einmal etwa 70 Tonnen betrug)
2.2 Bäckereikompanie (mot)
Die Bäckereikp. verfügte über 5 fahrbare Feldbacköfen mit einer Leistung von insgesamt täglich 12 000 Broten zu je 1,5 kg. Außerdem war eine fahrbare Mühle vorhanden.
2.3 Schlächtereizug (mot) – teilweise auch Schlächtereikompanie (mot)
Diese Einheit war in der Lage täglich 15 Rinder oder 120 Schweine oder 240 Schafe zu schlachten und bis zu 3 000 kg Wurst herzustellen. Für die Herstellung von Räucherwaren war ein eigener Räucherwagen vorhanden.

 

3. Sanitätsdienste mit
3.1 Sanitätskompanie (bespannt)
3.2 Sanitätskompanie (mot)
Jede Sanitätskompanie bestand neben der Kompanieführungsgruppe aus
- einem Krankenträger- und Transportzug, der für die Weiterleitung der Verwundeten vom Hauptverbandplatz nach hinten zuständig war.
- einen Hauptverbandplatzzug, der bis zu zwei Hauptverbandplätze einrichten konnte. Dieser Zug verfügte über zwei Operationsgruppen.
- ein Ergänzungszug mit Reservegerät, der auch Verwundetensammelstellen einrichten und betreiben konnte.
- Zahnstation
- Feldapotheke
Später kam noch teilweise noch eine 4.Zug (Entlausungs- und Desinfektionszug) hinzu.
Während des Polen- und Frankreichfeldzuges wurden noch Sanitätshundestaffeln zum Absuchen des Gefechtsfeldes nach Verwundeten eingesetzt. Diese Staffeln fielen später weg.
3.3 Feldlazarett (mot)
Das Feldlazarett wurde 25 bis 30 km hinter Front, nach Möglichkeit in festen Gebäuden eingerichtet. Es konnte bis zu 300 Verwundete aufnehmen, hier konnten größere Operationen durchgeführt werden. Das Feldlazarett nahm die erstversorgten Verwundeten aus den Hauptverbandplätzen zunächst auf, falls diese nicht sofort weiter nach hinten transportiert werden konnten.
3.4 2 Krankenkraftwagenzüge (mot), jeweils 12 Sanitätskraftwagen.
Die Krankenkraftwagenzüge richteten Wagenhalteplätze dicht hinter der Front ein und wurden eingesetzt für den Transport von Verwundeten von den Truppenverbandplätzen zu Hauptverbandplätzen, Feldlazaretten oder nach Möglichkeit direkt zu Lazarettzügen und Sanitätsflugzeugen.

 

4. Veterinärkompanie
Die Division verfügte bei voller Ausstattung über etwa 5 300 Reit- und Zugpferde. Die Veterinärkp war neben den Veterinären und Beschlagschieden bei den Truppenteilen für die Versorgung verwundeter und kranker Pferde verantwortlich. Sie gliederte sich neben der Kompanieführungsgruppe in
- Sammlstaffel zur Errichtung von Pferdesammelplätzen, an denen ausgefallene Pferde ihre erste tierärztliche Versorgung erhielten und nötigenfalls mit Transportfahrzeugen weiter zu Pferdelazarett verlegt wurden.
- Lazarettstaffel zur Einrichtung eines Pferdelazaretts. Wenn nötig, wurden behandlungsbedürftige Pferde weiter nach hinten in Armeepferdelazarette abgeschoben. Eine wichtige Aufgabe der Lazarettstaffel war auch die Isolierung seuchenverdächtiger Pferde.
- Vorratsstaffel zur Versorgung noch nicht ausgeheilter Tiere und zur Weitergabe der aus den Armeepferdeparks nachgeschobenen Pferde an die Truppe.

Es darf nicht übersehen werden, daß die deutsche Armee bis zum Ende des zweiten Weltkrieges zum größten Teil auf pferdebespannte Fahrzeuge als Transportmittel angewiesen war. Nur der kleinste Teil der Divisionen war vollmotorisiert.

5. Feldgendarmerietrupp (mot)
Die Bezeichnung "Trupp" ist irreführend, diese Einheit hatte mit 37 Soldaten etwa Zugstärke. Er wurde erst bei Kriegsbeginn aus (vorzugsweise gedienten) Angehörigen der Polizei / Gendarmerie aufgestellt und unterstand direkt dem Divisionskommandeur.
Die Feldgendarmerie hatte, ähnlich wie die heutigen Militärpolizeitruppen, besondere Vorgesetztenbefugnisse und bestand deshalb nur aus Unteroffizieren und Offizieren.
Aufgaben waren die Überwachung der militärischen Ordnung und Disziplin, der Verkehrsdienst und Sicherheitsaufgaben. Dazu gehörten die Einrichtung von Kriegsgefangenen- und Versprengtensammelstellen sowie Auffanglinien.

6. Feldpostamt (mot)
Die Angehörgen des Feldpostamtes waren keine Soldaten, sondern besonders vereidigte Postbeamte (1 Feldpostmeister der Division und 17 Beamten). Wie die anderen Beamten der Division galten sie völkerrechtlich als Kombattanten mit dem Status von Soldaten.

 

Zusammengestellt von: Jörg Wurdack, September 2001