76. Infanterie-Division

 

1. Einsatz und Unterstellung:

Die 76. Infanterie-Division wurde am 26. August 1939 als Division der 2. Welle durch den Infanterie-Kommandeur 23 in Brandenburg und die 23. Infanterie-Division in Potsdam aufgestellt.Bei Kriegsbeginn wurde die Division Armee-Reserve des AOK 5 und als solche in den Raum Westerwald - Siegburg verlegt. Im Oktober 1939 wurde die Division Armee-Reserve des AOK 1 und in den Raum südlich von Bad Kreuznach verlegt. Bereits im Dezember 1939 wurde die Division erneut verlegt, dieses mal in den Raum Trier. Zu Beginn des Westfeldzuges am 10. Mai 1940 durchbrach die Division die luxemburgischen und französischen Grenzbefestigungen und marschierte in den Raum südostwärts von Sedan, wo sie Flankenstellungen für die deutschen Verbände in Nordfrankreich bezog. Während der zweiten Feldzugphase, der "Schlacht um Frankreich", hatte die Division schwere Kämpfe am Westufer der Maas zu bestehen. Anschließend marschierte die Division an Verdun vorbei bis nach Toul. Hier verblieb die Division nach der französischen Kapitulation, bis sie im September 1940 nach Polen verlegt wurde. Am 31. Dezember 1940 Abgabe eines Drittels der Division (Stab/230, I./178, I./203, I./230) an die 333. Infanterie-Division. Die Teile wurden ersetzt. Im März 1941 kam die Division als Lehrtruppe nach Rumänien. Von hier aus nahm sie ab dem 2. Juli 1941 am Rußlandfeldzug teil. Nördlich von Stefanesti setzte die Division über den Pruth, marschierte dann kämpfend zum Dnjestr nach Mogilew-Podolsk und von hier über den südwestlichen Bug bis in das Gebiet von Krementschug. Anschließend beteiligte sich die Division an der Schlacht um Kiew und erzwang im Anschluß den Dnjepr-Übergang bei Derijewka. Dann stieß die Division über Poltawa und Charkow in den Raum Belgorod vor. Ab Oktober 1941 kämpfte die Division im Raum Artemowsk, wo sie bis Juli 1942 stand. Anschließend beteiligte sich die Division an der Sommeroffensive zum Don und zur Wolga. Dabei kämpfte sich die Division über Lissitschansk und südlich von Millerowo bis zum Don bei Akimowskij. Hier überquerte die Division den Fluß und erreichte die Höhen von Kotluban. Hier traf die Division die russische Gegenoffensive zur Einkesselung der deutschen 6. Armee in Stalingrad. Die 76. Infanterie-Division wurde bis in das Stadtgebiet zurückgedrängt und hier bis Februar 1943 vernichtet.

Neu aufgestellt am 17. Februar 1943 beim Ob. West durch die Zuführung der verstärkten Grenadier-Regimenter 876 und 877.  Im August 1943 verlegte die Division nach Savonna in Italien und entwaffnete dort im September die in ihrem Raum liegenden italienischen Einheiten. Im Dezember 1943 erfolgte die Eilverlegung nach Rußland in den Raum Kriwoi Rog. Bei der Verlegung blieben das I. / GR 178, das III. / GR 230, die III. / AR 176 und die Aufklärungs-Abteilung 176 in Italien zurück und kamen zur 334., 361. und 376. Infanterie-Division. Der Einsatz der Division dauerte bis Februar 1944, dann kam sie in den Raum Nikolajew. Bei den Kämpfen um Tiraspol erlitt die Division schwere Verluste, so daß ihre Stärke bis auf Kampfgruppengröße schrumpfte. Im Mai 1944 wurde sie dann am Dnjestr wieder aufgefrischt. Dabei  wurde am 13. Mai 1944 die Kampfgruppe der 5. Feld-Division (L) übernommen und zur Auffrischung verwendet. Es folgten weitere Abwehrkämpfe im Raum Vultur-Letcani nordwestlich von Jassy. Erneut wurde die Division schwer getroffen und fast vollständig aufgerieben. Anschließend begann der Rückzug über den Silistea-Berg und den Bahluiufluß nach Siebenbürgen bis in den Szekler Zipfel. Neue schwere Abwehrkämpfe entwickelten sich u.a. bei Cik Sereda, Klausenburg und Thorenburg. Zur kurzen Auffrischung kam die Division dann nach Margitta nordöstlich von Großwardein und dann zum erneuten Einsatz an der Tisza südlich von Großwardein. Im Dezember 1944 begann der Rückzug durch Ungarn in die Slowakei. Im Mai 1945 geriet die Division bei Sillein in Gefangenschaft.

1939

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
September z. Vfg. 5. Armee C Saarpfalz
Oktober z. Vfg. 1. Armee C Saarpfalz
Dezember XXIII 16. Armee A Trier

1940

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar XXIII 16. Armee A Trier
Mai XXIII 16. Armee A Luxemburg (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
Juni z. Vfg. 16. Armee A Verdun, Toul (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
Juli XXX 18. Armee   Polen
September XXX 4. Armee B Polen

1941

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar X 4. Armee B Polen
März z. Vfg. 12. Armee B Rumänien
April XI 12. Armee   Rumänien
Mai z. Vfg. 12. Armee   Rumänien
Juni XI 11. Armee   Jassy, Tiraspol (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
September LII 17. Armee Süd Krementschug (Lagekarte)
Oktober IV 17. Armee Süd Artemowsk (Lagekarte) (Lagekarte)
Dezember XXXXIV 17. Armee Süd Artemowsk (Lagekarte)

1942

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar IV 17. Armee Süd Artemowsk (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
August XXIV 6. Armee B Donbogen (Lagekarte)
September LI 6. Armee B Stalingrad (Lagekarte)
Oktober z. Vfg. 6. Armee B Stalingrad
November VIII 6. Armee B Stalingrad (Lagekarte)
Dezember VIII 6. Armee Don Stalingrad (Lagekarte)

1943

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar VIII 6. Armee Don Stalingrad (Lagekarte)

 

nach Wiederaufstellung:

1943

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
April in Aufstellung 7. Armee D Bretagne
Mai XXV 7. Armee D Bretagne
Juli z. Vfg. 7. Armee D Bretagne
August z. Vfg.   Ob. Süd Oberitalien
September LXXXVII   B Oberitalien
November z. Vfg.   B Oberitalien
Dezember LII 1. Panzerarmee Süd Kriwoi-Rog (Lagekarte)

1944

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar LII 6. Armee Süd Kriwoi-Rog (Lagekarte)
Februar LII 8. Armee Süd Kriwoi-Rog (Lagekarte)
März LII 6. Armee A Nikolajew (Lagekarte)
April XXIX 6. Armee Südukraine Nikolajew
Mai (Kgr.) z. Vfg. 6. Armee Südukraine Dnjestr
Juni VI. rumänisches 8. Armee Südukraine Jassy (Lagekarte) (Lagekarte)
August (Reste) LVII 8. Armee Südukraine Siebenbürgen (Lagekarte)
September (Reste) LVII 8. Armee Südukraine Debreczen
Oktober LXXII 6. Armee Süd Grosswardein
Dezember IV 6. Armee Süd Ungarn

1945

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar XXIX 8. Armee Süd Slowakei (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
Mai (Kgr.) XXXXIX 1. Panzerarmee Mitte Sillein

 

2. Divisionskommandeure

1. September 1939 General der Artillerie Maximilian de Angelis

26. Januar 1942 Generalleutnant Carl Rodenburg

1. April 1943 General der Infanterie Erich Abraham

Juli 1944 Generalleutnant Otto-Hermann Brücker

August 1944 General der Infanterie Erich Abraham

17. Oktober 1944 Generalleutnant Siegfried von Rekowski

8. Februar 1945 Oberst Dr. Wilhelm-Moritz Freiherr von Bissing

14. Februar 1945 Generalmajor Erhard-Heinrich Berner

 

3. Gliederung:

76. Infanterie-Division 1939:

Infanterie-Regiment 178

Infanterie-Regiment 203

Infanterie-Regiment 230

Artillerie-Regiment 176

Pionier-Bataillon 176

Panzerabwehr-Abteilung 176

Aufklärungs-Abteilung 176

Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 176

Infanterie-Divisions-Nachschubführer 176

 

76. Infanterie-Division 1944:

Grenadier-Regiment 178

Grenadier-Regiment 203

Füsilier-Regiment 230

Divisions-Füsilier-Bataillon 76

Artillerie-Regiment 176

Pionier-Bataillon 176

Panzerjäger-Abteilung 176

Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 176

Kommandeur der Infanterie-Divisions-Nachschubtruppen 176

 

4. Literatur und Quellen:

Jochen Löser: Bittere Pflicht. Kampf und Untergang der 76. Berlin-Brandenburgischen Infanterie-Division, Biblio-Verlag, Osnabrück 1986


Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945, Band 6: Die Landstreitkräfte. Nr. 71-130. 2. Auflage. Osnabrück 1979


Werner Haupt: Die deutschen Infanterie-Divisionen, 3 Bände, Podzun-Verlag


Schematische Kriegsgliederungen 1939 - 1945 BA/MA RH 2/348 bis RH 2/355; RH 2/356K und R 2/769
Kriegstagebücher und sonstige Unterlagen BA/MA RH 26-76/
Kriegsgliederungen der 17. Armee RH 20-17/
Kriegsgliederungen der 6. Armee RH 20-6/


Divisionsschicksale - Deutsches Rotes Kreuz - Erarbeitet vom Suchdienst des DRK München, München 1958 - 1960, Band 1 und 2

 

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Das Infanterie-Regiment 178 an der Mosel bei Rommelfangen. Ein vernichteter russischer Aufklärungspanzer T 37. Soldaten des Infanterie-Regiments 178 ziehen vorbei. Dnjestr 1941.