Besetzung der Dänischen Inseln am 9. April 1940
Bericht über die Besetzung der dänischen Inseln und Kopenhagen durch die 198. Infanterie-Division.
1. Kampfgruppe (Major Klein, Kdr. I. / IR 308)
Kräfte:
Radfahrzeuge IR 308, 1 Zug der 3. / Pionier-Bataillon 235, 1 mittl. Funkstaffel
Nachrichten-Abteilung 235, 1 Propaganda- und 1 Tonfilmtrupp, 1 Trupp der
Kriegsmarine für Hafenbesatzung.
Auftrag:
Übersetzen mit der "Hansestadt Danzig" von Travemünde nach Kopenhagen.
Erzwingung der Landung am 9. April 1940 um 5.15 Uhr und Besetzung der Zitadelle,
um den Forderungen des deutschen Gesandten bei der Dänischen Regierung Nachdruck
zu verleihen.
2. Kampfgruppe (Oberstleutnant Schultz, Kdr. IR 308)
Kräfte:
Stab, Nachrichten- und Pionierzug des IR 308, III. / IR 308, Teile MG-Bataillon
13, 14. / IR 308, 2. / Pionier-Btl. 235, 2 mittlere Funkstaffeln
Nachrichten-Abteilung 235, 1 Betriebstrupp Nachrichten-Abteilung 235, 1
Chirurgengruppe der Sanitätsdienste 198, Personal für die Fähren in Korsör,
Führungsstab des Divisionsstabes, Stab Pionier-Bataillon 235.
Auftrag:
Übersetzen mit Linienschiff "Schleswig Holstein", Dampfer "Campinas" und "Cordoba"
unter Sicherung von Seestreitkräften von Kiel nach Korsör. Besetzung der
Garnison Slagelse und Bildung eines Brückenkopfes für später nachfolgende Teile
der Division. Teile der Nachrichten-Abteilung 235 sollten unter dem Schutz des
Infanterie-Schützenzuges nach Kalundborg vorstoßen, um dort den dänischen
Großsender zu besetzen.
3. Kampfgruppe (Oberst Buck, Kdr. IR 305)
Kräfte:
III. / IR 305, 3. / MG-Bataillon 13, 14. / IR 305, Radfahr-Schwadron 235, 1. /
Pionier-Btl. 235, 2 mittlere Funkstaffeln Nachrichten-Abteilung 235, Personal
zur Bedienung der Fähren.
Auftrag:
Vorstoß durch die Insel Falster und über die Meerenge bei Vordingborg zur
Gewinnung eines Brückenkopfes nördlich Vordingbor für die nachfolgenden Teile
der Division. Eine Kompanie Fallschirmjäger hatte den Auftrag, um 6.15 Uhr bei
Masnedö abzuspringen und die Brücken für die heranrückende Kampfgruppe zu
sichern.
4. Kampfgruppe (Hauptmann Kanzler)
Kräfte:
7. / IR 326, 1 kleine Funkstaffel der Nachrichten-Abteilung 235.
Auftrag:
Die Gruppe sollte auf zwei M-Booten und dem Torpedoboot "Claus von Bevern" von
Kiel nach Nyborg (Insel Fünen) übersetzen, die Landung erzwingen und den Hafen
besetzen und gegen etwaige Angriffe zu verteidigen. Sie sollte dort liegende
dänische Fähren mit Hilfe des Fährpersonals beschlagnahmen und verhindern, dass
Schiffe auslaufen oder Anlagen zerstört würden.
5. Kampfgruppe (Oberst v. Bessel, Kdr. IR 326)
Kräfte:
IR 326, 3. / Pionier-Bataillon 235, III. / AR 235, Teile MG-Bataillon 13,
Kl.Kw.Kol. 1./235.
Auftrag:
Das verstärkte IR 326 sollte mit den Dampfern "Leuna", "Buenos Aires" und "Entrerios"
am 9. April von Kiel nach Korsör übersetzen, um von dort zum Vorstoß auf
Kopenhagen eingesetzt zu werden.
6. Kampfgruppe
Die übrigen Teile der Division hatten den Auftrag, von Warnemünde nach Gedser
überzusetzen, um von dort in Richtung Vordingborg vorzustoßen.
Der Schwerpunkt der Operation lag auf dem Vorstoß von Korsör in Richtung Kopenhagen. Mit feindlichen Abwehrmaßnahmen mußte gerechnet werden.
Verlauf der Operation:
Der Seetransport bzw. Fährschifftransport der Kampfgruppen verlief im
allgemeinen planmäßig. Der Führungsstab der Division befand sich auf der
"Schleswig-Holstein", dessen Kommandant zugleich Führer der Seetransportgruppe
Korsör - Nyborg war. Die Schleswig-Holstein lief am 9. April 1940 um 3.00 Uhr
etwa 10 sm südlich von Korsör beim Vengeance-Grund auf eine Untiefe. Ferner
wurde in der Nacht ein Schlepper der Seetransportgruppe von einem unbekannten
Fahrzeug gerammt und sank. Die Besatzung des Schleppers - ein Kommando der
Kriegsmarine - konnte zum großen Teil von eigenen Schiffen geborgen werden, ein
kleinerer Teil wurde durch ein dänisches Torpedpboot aufgenommen, ohne dass die
Dänen etwas von dem Unternehmen merkten. Die Dampfer und übrigen Schiffe der
Kriegsmarine setzten die Fahrt in Richtung Korsör fort. Da nicht abzusehen war,
wann das Linienschiff "Schleswig-Holstein" weiterfahren konnte, setzte der
Führungsstab auf einem kleinen Boot seine Fahrt nach Korsör fort. Infolge
der aufgetretenen Hindernisse und der Einfahrtschwierigkeiten in den Hafen von
Korsör verzögerte sich die Landung der Kampfgruppe um 1/2 Stunde. Gegen 6.00 Uhr
legten, nachdem vorher die für Korsör bestimmten Schiffe die nötigen Sicherungen
im Hafen durchgeführt hatten, die Transportdampfer "Campinas" und "Cordoba" im
Hafen an. Gleichzeitig traf der Führungsstab der Division ein. Mit den ersten
Truppen der "Gruppe Oberstleutnant Schultz" betrat auch der Divisionskommandeur
dänischen Boden.
Nach Aufbau der Funkstelle trafen die ersten Meldungen der geglückten Landung
der Gruppen "Major Glein" in Kopenhagen, "Oberst Buck" in Gedser und "Hauptmann
Kanzler" in Nyborg ein. Die Meldung über die planmäßige Landung an allen 4
Stellen wurde an das Höhere Kommando weitergegeben. Um 7.50 Uhr meldete die
Gruppe "Oberst Buck" die Gewinnung des Brückenkopfes um Vordingborg. Um 7.45 Uhr
wurde in Korsör durch ein Schiff der Marine der Funkspruch übermittelt, dass die
dänische Regierung angeordnet hatte, der deutschen Wehrmacht keinen Widerstand
zu leisten. Um 8.00 Uhr folgte der Divisionskommandeur mit seinem Stab im Kfz
den vorausgeeilten Mot- und Radfahrgruppen der "Gruppe Schulz" nach der
dänischen Garnison Slagelse und traf dort um 8.15 Uhr ein. Anschließend wurde
durch den Divisionskommandeur die Front des dort angetretenen dänischen
Bataillons des Infanterie-Regiments 5 abgeschritten. Um 8.45 Uhr erhielt der
Kommandeur des MG-Bataillons 13 den Befehl, nach Ringsted zu rücken, um die
dortige Garniosn friedlich zu besetzen. Um 9.30 Uhr traf der Divisionsstab in
Ringsted ein. Als nächstes Ziel wurde um 10.00 Uhr dem MG-Bataillon 13 die
friedliche Besetzung der Garnison Roskilde gegeben. Eine Kompanie erhielt den
Befehl zur friedlichen Besetzung von Holbäk.Um 11.00 Uhr erreichte gleichzeitig
mit dem MG-Bataillon 13 der Führungsstab der Division Roskilde. Um 12.00 Uhr
verließ der Führungsstab der Division Roskilde in Begleitung einer
Kradschützen-Abteilung des MG-Bataillons 13 unter Führung des Kommandeur des
Bataillons zur Fahrt nach Kopenhagen. Um 12.45 Uhr erreichte die Abteilung des
Westrand von Kopenhagen und fuhr bis zur Zitadelle, wo sie um 13.00 Uhr eintraf.
Dort begrüßte der Divisionskommandeur Major Klein, Kommandeur des I. /
Infanterie-Regiment 308 und nahm dessen Meldung über den Vollzug seines
Auftrages entgegen. Danach begab sich der Divisionskommandeur in die deutsche
Gesandtschaft und nahm Verbindung mit dem dort anwesenden Chef des Generalstabes
des Höheren Kommandos z.b.V. XXXI und mit dem deutschen Gesandten auf. Der
Divisionsstab begab sich dann in sein Stabsquartier, das Hotel Phönix.
Am Nachmittag traf der Befehl des Höheren Kommandos z.b.V. XXXI ein, dass auf
Anordnung des OKW auch die Insel Bornholm zu besetzen sei. Die Division
bestimmte das II. / Infanterie-Regiment 305. Gleichzeitig enthielt der Befehl
die vorläufige Gliederung des Besetzung der dänischen Inseln. Gegen 17.00 Uhr
konnte die Division dem Höheren Kommando melden, dass der gestellte Auftrag für
den 9.4.1940 in allen Teilen durchgeführt war. Sämtliche Garnisonen von Seeland
waren durch Teile der 198. Infanterie-Division besetzt. Das II. /
Infanterie-Regiment 305 wurde am 10. April um 6.00 Uhr mit einem Seetransport
nach Rönne gebracht, landete dort um 16.35 Uhr ohne Zwischenfälle und führte
seinen Auftrag durch. Damit hatte der Auftrag der Division, die dänischen Inseln
und Kopenhagen zu besetzen, seinen Abschluß gefunden.