Generalkommando I. Fallschirm-Korps (1.)

 

1. Einsatz und Unterstellung:

Das Generalkommando des I. Fallschirmkorps wurde im Januar 1944 aus dem Generalkommando II. Luftwaffen-Feldkorps aufgestellt. Ursprünglich sollte das Generalkommando der 1. Fallschirmarmee unterstellt werden. Noch im Januar 1944 wurde dem I. Fallschirmkorps die bisher beim XI. Fliegerkorps zum Schutz der Küste Mittelitaliens im Raum um Rom eingesetzten Heeresverbände übertragen. Der Korpsgefechtsstand wurde in Grottaferrata eingerichtet. Damit war die eigentliche Aufgabe des Korps, die Führung von 2 - 3 Fallschirmjäger-Divisionen im Rahmen der 1. Fallschirm-Armee, obsolet geworden. Das I. Fallschirmkorps wurde der 14. Armee unterstellt. Am 22. Januar 1944 landeten alliierte Truppen südlich von Rom bei Anzio / Nettuno im Sicherungsabschnitt des I. Fallschirm-Korps. Das Generalkommando setzte daraufhin die Korpsreserve, die Kampfgruppe der in Aufstellung befindlichen 4. Fallschirmjäger-Division, zur Bildung einer Riegelstellung bei La Fossa und Aprilia ein. Im Laufe des Tages wurde die Korps-Sturmgeschütz-Abteilung, Teile der 3. Panzergrenadier-Division sowie weitere im Raum südlich Rom liegenden Heeres-Einheiten der um die gelandeten alliierten Kräfte sich bildenden Abwehrfront zugeführt. Dem Generalkommando des I. Fallschirm-Korps wurde nun der westliche Verteidigungsabschnitt zugeteilt. Hier unterstand ihm die 4. Fallschirmjäger-Division, eine starke Kampfgruppe der 1. Fallschirmjäger-Division, das Fallschirmjäger-Lehr-Bataillon des Korps, die 3. und 29. Panzergrenadier-Division sowie die 65. Infanterie-Division. Den östlichen Verteidigungsabschnitt führte das LXXVI. Panzerkorps. In den nächsten tagen und Wochen entbrennen am Verteidigungsabschnitt schwere Kämpfe. Trotz mehrerer Gegenangriffe im Februar 1944 gelang es dem I. Fallschirm-Korps nicht, den alliierten Landekopf wesentlich zurückzudrängen. Die alliierte Überlegenheit an schweren Waffen war einfach zu groß. Im März 1944 verteidigte das I. Fallschirm-Korps nach der Aufgabe unwegsamen Geländes in der Linie Pratica di Mare bis in den Raum nördlich Aprilla. Erst in der ersten Hälfte des Monats Mai 1944 ließen die Kämpfe an der Abwehrfront nach. Am 23. Mai 1944, wenige Tage nach dem alliierten Durchbruch südlich von Cassino in da Liri-Tal traten die Verbände des VI. US-Korps aus dem Landekopf heraus zum entscheidenden Angriff auf die Albaner Berge südostwärts Rom an. Die Verbände des I. Fallschirmkorps können den Durchbruch der alliierten Verbände nicht mehr verhindern. Am 3. Juni 1944 musste das I. Fallschirmkorps in Richtung Rom ausweichen. Am 4. Juni 1944 wichen die letzten Verbände des Korps durch die offene Stadt nach Norden aus. Nach dem Übergang über die Tiber-Brücken nahm das Korps am 5. Juni mit der 4. Fallschirmjäger-Division, der 92. und 334. Infanterie-Division sowie der 3. Panzergrenadier-Division das Verzögerungsgefecht am Höhenrand nördlich der Stadt auf. Nach dem 5. Juni ging das Korps am linken Flügel der 14. Armee entlang der nach Norden und Nordwesten verlaufenden Straßen über die Verzögerungsstellung beiderseits des Bracciano-Sees in die Linie Veiano - Sutri - Nepi - Civita - Castellano zurück. Am 9. Juni hielt das Korps des Raum südlich der Linie Tuscania - Viterbo - Soriano und setzte sich in den nächsten Tagen bis in die Linie Farnese - Südrand des Bolsena-Sees - Montefiascone ab. Mitte Juni verteidigten die personell und materiell bereits erheblich geschwächten Verbände Verbände des Korps aus Stellungen im Raum Acquaupendente, müssen aber aufgrund des starken Feinddrucks am 18. Juni weiter in die Linie Montalcino - Pienza - Montepulciano ausweichen. Um den 20. Juni 1944 wurde die 14. Armee umgegliedert. Dem I. Fallschirmkorps unterstanden nun die 4. Fallschirmjäger-Division, die 28. Panzergrenadier-Division, die 356. Infanterie-Division sowie Teile der 26. Panzer-Division. Bis Ende des Monats stand das Korps beiderseits Pienza. Ende Juni / Anfang Juli 1944 wich das Korps bis in die Linie Radicondoli, Siena, Monteaperti, Castelnuovo aus und wehrte in dieser Stellung bis zum 12. Juli mehrfache alliierte Durchbruchsversuche ab. Anschließend bezog das Korps eine Verzögerungsstellung beiderseits Poggibonsi, die bis Mitte des Monats gehalten wurde. Bis Monatsende wich das Korps dann auf eine Stellung südlich von Florenz aus. Um die Monatswende Juli / August 1944 wurde das Korps aus diesem Stellungsraum herausgezogen und verlegte durch die offene Stadt Florenz auf die nördlich davon gelegenen Höhen. Der Druck der nachstoßenden US-Verbände ließ in der Folgezeit nach. Somit war es dem Korps möglich, bis in den September hinein abschnittsweise in die vorbereiteten Stellungen der "Grünen Linie", die vom Tyrrhenischen Meer bei Viareggio über den Raum nördlich Florenz bis zur Adria bei Pesaro verlief, auszuweichen. Das Korps bezog Bergstellungen am Futa-Paß und westlich davon. Am 13. September 1944 begann die amerikanische Offensive gegen die "Grün-Linie" im Verteidigungsbereich des Korps. Es gelang den Amerikanern, in der Nahtstelle zur links angrenzenden 10. Armee einzubrechen und durch den Giogo-Paß bis in den Raum nördlich von Firenzuola vorzustoßen. Das I. Fallschirmkorps war dadurch in seiner linken Flanke bedroht und musste seine Stellungen aufgeben. Um den 20. September 1944 wurde das Korps in den Raum beiderseits Monghidoro zurück genommen. In der zweiten Oktoberhälfte 1944 bezogen die unterstellte 4. Fallschirmjäger-Division, die 94. Infanterie-Division sowie die 16. SS-Panzergrenadier-Division eine neue Verteidigungsstellung südlich Bologna zwischen Vergato und Pianoro auf. Diese Stellungen konnten in den folgenden Monaten gegen nur schwache alliierte Angriffe gehalten werden. Im Februar 1945 wurde das Korps von der 14. Armee an die 10. Armee abgegeben. Mit der 1. Fallschirmjäger-Division, der 4. Fallschirmjäger-Division, der 26. Panzer-Division und der 278. Infanterie-Division verteidigte sie einen Stellungsabschnitt von den südlich Bologna gelegenen Höhen Monte Calderaro, Monte Grande, Monte Cerere bis Imola und von dort aus nach Norden verlaufend bis Lugo. Bis April 1945 herrschte hier nur geringe Gefechtstätigkeit. Am 10. / 11. April 1945 begann die alliierte Großoffensive zur Po-Ebene. Nach dem Durchbruch starker amerikanischer Panzerverbände über die Via Emilia in die Po-Ebene hinein gerieten bis zum 20. April 1945 Teile des Korps bei den Kämpfen in der Linie Cento - Molinella - Argenta sowie im Raum um Ferrara südlich des Po in Gefangenschaft. Die verbleibenden Verbände des Korps gingen bei Ostiglia und Polsella über den Po und wichen anschließend nach Trient und Bozen aus. Beim Übergang über den Po ging das meiste verbliebene Gerät verloren, viele Soldaten überquerten den Fluß schwimmend und unter feindlichem Flugzeugbeschuß. Bis zum 2. Mai 1945 gingen die Reste des Korps im Raum Trient - Bozen - Belluno in amerikanische Gefangenschaft.

 

1944

Datum Armee Heeresgruppe Ort
Februar 14. Armee C Italien (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
November 10. Armee C Italien (Lagekarte) (Lagekarte)

1945

Datum Armee Heeresgruppe Ort
1. Januar 10. Armee C Italien

 

2. Kommandeure:

1. Januar 1944 General der Flieger Alfred Schlemm

1. November 1944 Generalleutnant Richard Heidrich

23. Januar 1945 Generalleutnant Hellmuth Böhlke (i.V.)

 

3. Gliederung:

11. Mai 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
3. Infanterie-Division

65. Infanterie-Division

4. Fallschirmjäger-Division

unbekannt

Artillerie-Kommandeur 122

Korps-Nachrichten-Abteilung 1 der Luftwaffe

Korps-Aufklärungs-Abteilung 1 der Luftwaffe

Korps-Artillerie-Regiment 1 der Luftwaffe

MG-Bataillon 11

Fliegerabwehr-Regiment 11

Kommandeur der Nachschubeinheiten I. Fallschirm-Korps

 

16. September 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
362. Infanterie-Division

334. Infanterie-Division

4. Fallschirmjäger-Division

Stab Artillerie-Lehr-Brigade 2

Artillerie-Regiments-Stab 554

Sturmgeschütz-Brigade 907

I., III. und IV. / Lehr-Brigade 1
gemischte Artillerie-Abteilung 764
schwere Artillerie-Abteilung 659
schwere Artillerie-Abteilung 660
leichte Artillerie-Abteilung 1154
Eisenbahn-Artillerie-Batterie 691
leichte Beobachtungs-Abteilung 64

Stellungs-Bau-Pionier-Bataillon 736 (o. 2. Kompanie)

Infanterie-Lehr-Brigade

Artillerie-Kommandeur 122

Korps-Nachrichten-Abteilung 1 der Luftwaffe

Korps-Aufklärungs-Abteilung 1 der Luftwaffe

Korps-Artillerie-Regiment 1 der Luftwaffe

Fallschirm-Granatwerfer-Bataillon 11

Fallschirm-Fliegerabwehr-Regiment 11

Kommandeur der Nachschubeinheiten I. Fallschirm-Korps

 

 

10. März 1945

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
278. Infanterie-Division

334. Infanterie-Division

1. Fallschirmjäger-Division

4. Fallschirmjäger-Division

Artillerie-Regiments-Stab z.b.V. 553

Stab / Artillerie-Lehr-Brigade
I. / Artillerie-Lehr-Brigade
II. / Artillerie-Lehr-Brigade
VI. / Artillerie-Lehr-Brigade

schwere Artillerie-Abteilung 450
schwere Artillerie-Abteilung 998

Heeres-Flak-Abteilung 302

leichte Beobachtungs-Abteilung 7

Wetterpeilzug 519

Feuerleit-Batterie 500
I. / Artillerie-Regiment 11

1. und 3. / Bau-Pionier-Bataillon 430

1 Zug Gesteinsbohr-Kompanie 5

Stab Nebelwerfer-Brigade 5
Nebelwerfer-Regiment 56
Nebelwerfer-Regiment 71

Füssilier-Aufklärungs-Abteilung 11

Fallschirm-Sturmgeschütz-Brigade 21

Artillerie-Kommandeur 122

Korps-Nachrichten-Abteilung 1 der Luftwaffe

Korps-Aufklärungs-Abteilung 1 der Luftwaffe

Korps-Artillerie-Regiment 1 der Luftwaffe

Fallschirm-Granatwerfer-Bataillon 11

Fallschirm-Fliegerabwehr-Regiment 11

Kommandeur der Nachschubeinheiten I. Fallschirm-Korps

 

 

4. Literatur und Quellen:

Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 2. Die Landstreitkräfte 1–5. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Bissendorf 1973
National Archives and Records Administration, Signatur T 78 Roll 410 und T 312 R 491
E. Busch: Die Fallschirmjäger-Chronik 1935 - 1945 - Die Geschichte der Deutschen Fallschirmtruppe, Podzun-Pallas-Verlag 1983