Trägergruppe 186

 

Im Zuge des Ausbaus der deutschen Kriegsmarine wurde am 28. Dezember 1936 der Flugzeugträger "A" auf Kiel gelegt, der nach Fertigstellung den Namen "Graf Zeppelin" erhalten sollte. Es war vorgesehen, dass jeder deutsche Flugzeugträger eine Trägerfliegergruppe erhalten sollte. Diese Trägergruppe sollte aus einem Stab und mehreren unterschiedlichen Staffeln (Mehrzweck-, Stuka- und Jagdstaffeln) bestehen.

Mit Aufstellungsbefehl Nr.6072/37 geh. vom 29.07.1937 (ObL) erfolgte der Befehl zur Formierung des ersten Trägerfliegerverbandes. Das in Bremerhaven auf zustellende Geschwader sollte bis zum 1. Oktober 1938 aus dem Geschwaderstab, 3 Träger-Mehrzweck-Staffeln, 1 Träger-Stuka-Staffel und 1 Träger-Jagd-Staffel bestehen. Eine Staffel war mit 8 Einsatz- und 4 Reservemaschinen geplant. Ursprünglich sollten 6 Staffeln zu einem Träger gehören.

Am 1. August 1938 erfolgte in Bug auf Rügen die Aufstellung der Trägergruppe I./186 mit 3 Staffeln (1.-3./186.) die aber bereits am 22. August 1938 wieder aufgelöst wurde. Die Offiziere der Einheit wurden zur Verfügung des RLM gestellt. Die 2.(Jagd)/186 war mit Bf 109 B-2 ausgestattet.

Bereits am 1. November 1938 kam es zur erneuten Aufstellung von Teilen der Trägergruppe 186. Hierzu wurde in Kiel-Holtenau die 4. (Stuka) Staffel aufgestellt. Sie war mit der Junkers Ju 87 B ausgerüstet. Hinzu kam in Kiel-Holtenau die 6. (Jagd) Staffel, die durch Umbenennung der in Jever stationierten 4. / Jagdgeschwader 134 entstand. Ausgerüstet war diese Staffel mit der Bf 109 B.
Die speziell für den Einsatz auf Flugzeugträgern entwickelte Junkers Ju 87 C sowie die Bf 109 T-1 standen zu diesem Zeitpunkt nicht zur Verfügung.

Am 15. Juli 1939 wurde in Kiel-Holtenau aus Abgaben der 6. Staffel sowie aus Neuzuführungen eine 5. (Jagd) Staffel aufgestellt und ebenfalls mit der Bf 109 B ausgerüstet. Ende August 1939 verlegten die Staffeln nach Osten, um am Feldzug gegen Polen teilzunehmen. Bereits nach drei Tagen wurden die Staffeln wieder aus dem Einsatz gezogen und in die Heimat zurück verlegt.

4. (Stuka) Staffel 5. (Jagd) Staffel 6. (Jagd) Staffel
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
1. November 1938 Kiel-Holtenau 15. Juli 1939 Kiel-Holtenau 1. November 1938 Kiel-Holtenau
22. August 1939 Brüsterort 22. August 1939 Brüsterort 24. August 1939 Brüsterort
3. September 1939 Gutenfeld 3. September 1939 Gutenfeld 3. September 1939 Gutenfeld
6. September 1939 Kiel-Holtenau 6. September 1939 Kiel-Holtenau 6. September 1939 Kiel-Holtenau
    6. September 1939 Hage 6. September 1939 Hage

Mit Befehl des Ob.d.L. vom 10. September 1939 erfolgte eine grundlegende Umgliederung der bisher aufgestellten Gruppe. Zum Einen wurde in Kiel-Holtenau mit sofortiger Wirkung ein Gruppenstab für die II. Gruppe aufgestellt. Außerdem wurde die bisherige 4. (Stuka) Staffel zur 3. Staffel umbenannt und wurde der neu aufzustellenden I. Gruppe unterstellt, die eine reine Stuka-Gruppe werden sollte. Daraufhin erfolgte am 15. September 1939 die Aufstellung der neu zu bildenden Einheiten:

Stab I. Gruppe
1. / 186 (T)
2. / 186 (T)
Stab II. Gruppe
4. / 187 (T)

Für die materielle Versorgung der Neuaufstellungen war die Luftzeuggruppe See in Kiel als zentrale Nachschubstelle der Seeluftstreitkräfte zuständig. Bis zur Beendigung der Aufstellung blieben die Neuaufstellungen dem F.d.Luft Ost unterstellt. Der Verband bestand nun aus der I. (Stuka) Gruppe mit Stab und drei Staffel sowie aus der II. (Jagd) Gruppe mit Stab und drei Staffeln. Bereits am 25. September 1939, also noch während des Aufstellungsprozesses der neuen Staffeln, wurde die 3. (Stuka) Staffel durch den Ob.d.L. aus dem Befehlsbereich der Seeluftstreitkräfte heraus gezogen und der Luftflotte 2 unterstellt. Gleichzeitig wurden alle vorhandenen Trägereinheiten, auch die noch in Aufstellung befindlichen Staffeln, bis zur Indienststellung der "Graf Zeppelin" der Luftflotte 2 unterstellt. Damit schied die gesamte Gruppe praktisch aus dem Befehlsbereich des Ob.d.M. aus, der dagegen erfolglos protestierte.

Die I. Gruppe der Trägergruppe 186 wurde in Kiel-Holtenau mit Stab und 1. und 2. Staffel aufgestellt und mit der Junkers Ju 87 B ausgerüstet. Die 3. Staffel wurde mit Befehl vom 10. September 1939 durch die Umbenennung der 4. / 186 (T) gebildet. Nach Beendigung der Aufstellung verlegte die Gruppe an die Westfront. Bei Beginn des Westfeldzuges bestand hatte sie einen Bestand von 39 Junkers Ju 87 B und C. Eingesetzt wurde die Gruppe im Verband des Stuka-Geschwaders 1 gegen Ziele in Frankreich und ab dem 30. Juni 1940 gegen Ziele in Südengland sowie gegen Seeziele in der Themse-Mündung. Nach der Verlängerung des Baustopps des Trägers "Graf Zeppelin" wurde die Gruppe schließlich am 5. Juli 1940 zur III. / Sturzkampfgeschwader 1.

Stab I. Gruppe 1. Staffel 2. Staffel 3. Staffel
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
15. September 1939 Kiel-Holtenau 15. September 1939 Kiel-Holtenau 15. September 1939 Kiel-Holtenau 10. September 1939 Kiel-Holtenau
8. November 1939 Wertheim 8. November 1939 Wertheim 8. November 1939 Wertheim 8. November 1939 Wertheim
11. April 1940 Hennweiler 11. April 1940 Hennweiler 11. April 1940 Hennweiler 11. April 1940 Hennweiler
12. Mai 1940 Ferschweiler 12. Mai 1940 Ferschweiler 12. Mai 1940 Ferschweiler 12. Mai 1940 Ferschweiler
Mai 1940 Bastogne, Guise, Buzanzy Mai 1940 Bastogne, Guise, Buzanzy Mai 1940 Bastogne, Guise, Buzanzy Mai 1940 Bastogne, Guise, Buzanzy
Juni 1940 Villenauxe, Auxerre Juni 1940 Villenauxe, Auxerre Juni 1940 Villenauxe, Auxerre Juni 1940 Villenauxe, Auxerre
30. Juni 1940 Falaise 30. Juni 1940 Falaise 30. Juni 1940 Falaise 30. Juni 1940 Falaise

 

Die II. Gruppe der Trägergruppe 186 wurde am 10. September 1939 in Hage gebildet. An diesem Tag entstanden der Gruppenstab sowie die neue 4. Staffel als Jagdstaffel. Ausgerüstet war die Gruppe nun mit der Bf 109 E. Während der Aufstellung unterstand die Gruppe dem Luftgaukommando XI. Bereits am 21. September wurde mit den neuen Maschinen nach Jever verlegt und am 8. November 1939 nach Nordholz. ab dem 1. Dezember 1939 unterstand die Gruppe dem Stab des Jagdgeschwaders 1. Ende 1939 wurden eine Reihe von Flugzeugführern zur Neuaufstellung der III. / Jagdgeschwader 3 und zur II. / Zerstörergeschwader 1 abgegeben. Hierfür erhielt die Gruppe Personal der II. / Zerstörergeschwader 1. Die Gruppe wurde zur Überwachung des Küstenraumes entlang der Deutschen Bucht eingesetzt. Anfang März 1940 erfolgte dabei die Verlegung nach Westerland auf Sylt und am 15. März 1940 weiter nach Wangerooge. Bei Beginn des Westfeldzuges am 10. Mai 1940 flog die Gruppe von Wangerooge aus Tieffliegerangriffe auf die niederländische Luftwaffe auf Texel und De Kooy bei Den Helder sowie dem holländischen Raum. Nach der Kapitulation der holländischen Streitkräfte am 15. Mai 1940 verblieb die Gruppe in Wangerooge zum Küstenschutz über der Deutschen Bucht. Am 24. Mai wurde die Gruppe dem Stab des Jagdgeschwaders 51 unterstellt und über Leeuwarden nach Antwerpen-Deurne verlegt, von wo aus sie in die Kämpfe um Flandern eingriff. Neben Antwerpen wurden auch die Plätze Eindhoven Chièvres als Absprungflugplätze genutzt. Noch vor dem Ende der Kämpfe um Dünkirchen wurde die Gruppe am 2. Juni 1940 nach Jever und von dort am 4. Juni 1940 nach Norwegen auf den Platz Oslo-Fornebu verlegt, um die II. / Jagdgeschwader 77 zu verstärken. In Norwegen wurde die Gruppe auf die Plätze Oslo-Fornebu, Gardemoen und Trondheim, Storfösen und Aalborg verteilt. Am 27. Juni 1940 wurde die 4. Staffel nach Köln-Ostheim verlegt und dort in 3. / Ergänzungsgruppe 210 umbenannt. Am 5. Juli 1940 wurde die II. / 186 (T) zur III. / Jagdgeschwader 77.

Stab II. Gruppe 4. Staffel 5. Staffel 6. Staffel
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
10. September 1939 Hage 10. September 1939 Hage 10. September 1939 Hage 10. September 1939 Hage
21. September 1939 Jever 21. September 1939 Jever 21. September 1939 Jever 21. September 1939 Jever
8. November 1939 Nordholz 8. November 1939 Nordholz 8. November 1939 Nordholz 8. November 1939 Nordholz
März 1940 Westerland auf Sylt März 1940 Westerland auf Sylt März 1940 Westerland auf Sylt März 1940 Westerland auf Sylt
15. März 1940 Wangerooge 15. März 1940 Wangerooge 15. März 1940 Wangerooge 15. März 1940 Wangerooge
24. Mai 1940 Antwerpen-Deurne 24. Mai 1940 Antwerpen-Deurne 24. Mai 1940 Antwerpen-Deurne 24. Mai 1940 Antwerpen-Deurne
2. Juni 1940 Jever 2. Juni 1940 Jever 2. Juni 1940 Jever 2. Juni 1940 Jever
4. Juni 1940 Oslo-Fornebu 4. Juni 1940 Oslo-Fornebu 4. Juni 1940 Oslo-Fornebu 4. Juni 1940 Oslo-Fornebu
Juni 1940 Gardemoen Juni 1940 Gardemoen Juni 1940 Gardemoen Juni 1940 Gardemoen
11. Juni 1940 Trondheim 19. Juni 1940 Trondheim-Lade 7. Juni Aalborg 11. Juni 1940 Trondheim
        5. Juli Trondheim    

 

Literatur und Quellen:

Ulrich H.-J. Israel: Einziger deutscher Flugzeugträger Graf Zeppelin, Koehlers Verlagsgesellschaft, 1994

Jochen Prien: Die Jagdfliegerverbände der Deutschen Luftwaffe 1939 bis 1945, Teil 1 - 4, Struve's Buchdruckerei und Verlag