Kampfgruppe z.b.V. 106

 

Lebenslauf

Aufgestellt im März 1940 mit vier Staffeln Ju 52. Die Gruppe wurde aus Maschinen der DLH / Regierungsstaffel und vor allem der Flugbereitschaft des RLM gebildet, darunter zwei Maschinen, die Dr. Robert Ley zugeteilt waren und erst für den Transporteinsatz umgerüstet werden mußten. Die Gruppe sammelte sich auf dem Fliegerhorst Ütersen und erhielt am Abend des 8. April die Einsatzbefehle für das Unternehmen "Weserübung", die Besetzung Dänemarks und Norwegens. Die Gruppe sollte das II. Bataillon des Infanterie-Regiments 193 nach Stavanger fliegen. Beim Flug nach Stavanger blieb die Maschine von Uffz Herbert Krieg, OG Karl Esch und Uffz Franz Grüner mit den verladenen Infanteristen verschollen. Es war der erste Verlust der Gruppe in diesem Unternehmen. In den nächsten Tagen wurden Truppen und Material von Ütersen und Hamburg-Fuhlsbüttel bzw. von Neumünster nach Stavanger, Kristiansand und Oslo geflogen. Zwischenlandeplatz war der dänische Flugplatz Aalborg, Esbjerg und Schleswig. Ab dem 21. April wurde auch Trondheim von der Gruppe angeflogen. Da der dortige Flugplatz Vaernes aber noch nicht freigekämpft war, mußten die Maschinen auf dem zugefrorenen Jonsvatnetssee landen. In der Nacht zum 2. Mai 1940 griffen sechs britische Whitley-Bomber den stark belegten Flugplatz Oslo-Fornebu an und zerstörten 10 Maschinen der Gruppe bzw. beschädigten sie irreparabel. 23 weitere Maschinen wurden beschädigt. Nur 9 Maschinen blieben ohne Beschädigung. Daraufhin wurde die Gruppe auf den Platz Kjeller nordöstlich von Oslo verlegt und entgingen so einem weiteren britischen Angriff in der folgenden Nacht. Zum Ausgleich der Verluste erhielt die Gruppe in den folgenden Tagen Maschinen der Transportgruppen z.b.V. 105 und 107, zum Teil mit Besatzungen. Außerdem erhielt die Gruppe die ersten Ju 52 N, die eine höhere Reichweite durch drei zusätzliche Kraftstoffbehälter hatten. Am 26. Mai 1940 wurden drei Maschinen der 3. Staffel von einer britischen Gloster Gladiator angegriffen und abgeschossen. Eine Maschine transportierte Nachschub, während die beiden anderen Maschinen jeweils 10 Fallschirmjäger transportierten, von denen 15 noch rechtzeitig abspringen konnten. Die drei Besatzungen und fünf Fallschirmjäger kamen ums Leben. Die Gruppe flog noch bis zur norwegischen Kapitulation am 9. Juni Nachschubeinsätze und Sprungeinsätze von Fallschirmjägern bis nach Narvik.
Nach dem Ende der Kampfhandlungen bekam die Gruppe als Zielorte noch Bardufoss und Tromsö hinzu. Am 17. Juni wurde die Gruppe nach Braunschweig verlegt. Sie wurde nicht mehr im Westfeldzug eingesetzt und verlegte am 23. Juni 1940 nach Köln-Butzweilerhof und Porz-Wahn. Von hier aus wurden in den folgenden Wochen Transporte nach Belgien und Frankreich, aber auch nach Holland geflogen. Zweck war vor allem die Versorgung der Verbände der Luftflotte 2 während der Luftschlacht um England. Mitte Oktober 1940 wurde die Gruppe in Köln-Butzweilerhof wieder zusammen gezogen und zurück nach Braunschweig verlegt. Der Stab verlegte nach Ostpreußen auf den Flugplatz Gutenfeld. Die Gruppe selbst wurde geteilt: Die 1. und 3. Staffel flogen von Braunschweig und Zerbst aus vorwiegend Kurierflüge, während die 2. und 4. Staffel nach Insterburg verlegt wurden, um die Blindflugschule 7 mit Maschinen und Personal aufzustocken.
Ab April 1941 flogen Maschinen der 3. Gruppe von Italien aus Nachschub für das DAK in Afrika. Am 12. Mai 1941 verlegte die Gruppe geschlossen über Müchenburg bei Wien und Belgrad nach Dadion, einem nicht befestigten Feldflugplatz bei Lamia, etwa 135 km nordwestlich von Athen. Da es keine Gebäude gab, spielte sich das Leben hier in Zelten ab. Die 1. Staffel war nach Rhodos verlegt worden und nahm an einem Spezialeinsatz zur Versorgung Aufständischer in Syrien und dem Irak teil. Dafür wurden die Maschinen mit irakischen Hoheitszeichen versehen. Nach diesem Einsatz kehrte die Staffel auf das griechische Festland zur Gruppe zurück.
Diese hatte inzwischen am Unternehmen "Merkur", der Besetzung Kretas teilgenommen. Am 20. Mai hatten die 2., 3. und 4. Staffel von Dadion aus Fallschirmjäger über dem Flugplatz Malemes abgesetzt. Im zweiten Einsatz an diesem Tag wurden Fallschirmjäger über Chania und Iraklion abgesetzt. Problematisch wirkte sich vor allem der viele Staub auf dem Absprungplatz aus. Am 21. Mai landeten die Maschinen dann auf dem noch nicht freigekämpften Flugplatz Malemes, um hier die Gebirgsjäger auszuladen. Dabei gingen mehrere Maschinen verloren, teils durch Feindbeschuß, teils durch Kollision auf dem vollkommen überbelegten Platz. Neun Maschinen gingen komplett verloren. 12 wurden mehr oder weniger beschädigt.
Bereits am 12. Juni wurde die Gruppe wieder nach Braunschweig verlegt, wo die Staffeln durch Schulmaschinen und -Besatzungen auf Sollstärke aufgefüllt wurden. Am 23. Juni wurde die Gruppe dann  nach Ostpreußen verlegt, um von hier aus Einsätze in den baltischen Raum zur Unterstützung der Panzergruppe 4 zu fliegen. Am 5. Juli landete die erste Maschine in Dünaburg, am 10. Juli wurde Kowno Einsatzhafen. Am 15. Juli konnte bereits in Pleskau am Peipus-See gelandet werden. Am 1. August verlegte die ganze Gruppe nach Dünaburg und am 11. August weiter nach Ostrow. Nachdem die Front vor Leningrad zum Stehen gekommen war und der Nachschub über Land lief, verlegte die Gruppe am 4. September nach Oels in Schlesien, wo die Maschinen überholt wurden. Am 25. September wurde sie dann nach Prowehren in Ostpreußen verlegt, von wo aus Einsätze nach Cholm, Smolensk, Stabno und Orscha geflogen wurden. Bald darauf verlegte die ganze Gruppe nach Orscha und am 20. November weiter nach Smolensk. Bereits einen Tag später ging es nach Seschtschinskaja, etwa 85 km nordwestlich von Brjansk. Auf Grund der unzulänglichen technischen Möglichkeiten auf diesem Platz bei dem kalten Winterwetter wurde die Gruppe am 19. Dezember wieder nach Smolensk verlegt. Von hier aus wurden viele Versorgungseinsätze mit Winterbekleidung für das Heer geflogen. Erst Ende Februar verließ die Gruppe Smolensk und verlegte nach Witebsk. Am 15. April 1942 hatte die Gruppe den Befehl erhalten, sofort nach Hagenow zu verlegen und dort die Maschinen abzugeben. Als Ersatz erhielt die Gruppe die bis dahin noch vollkommen unbekannte Go 244 zugeteilt, einen motorisierten Großraumsegler. Die Umschulung wurde bis zum 22. Juni beendet und die Gruppe verlegte nach Kirowograd, etwa 250 km südöstlich von Kiew. Von hier aus wurden nun Einsätze im Südabschnitt der Ostfront geflogen. Mitte Juli wurde nach Mariupol verlegt und einen Monat später nach Kirowograd zurück. Am 2. November 1942 verlegte die Gruppe wieder nach Deutschland, um in Proßnitz, Gotha und Oldenburg die Go 244, die sich nicht bewährt hatte, abzustellen. Erst im März 1943 erhielt die Gruppe dann neue Maschinen, und zwar wieder die gute alte Ju 52. Die Gruppe wurde wieder nach Süden verlegt und flog von Italien und Sizilien aus Versorgungseinsätze für die deutschen Truppen in Afrika. Auf Grund der alliierten Luftüberlegenheit über dem Mittelmeer stiegen dabei die Verluste der Gruppe schnell. Im Mai 1943 waren auch diese Einsätze mit der Kapitulation der deutschen Truppen in Afrika beendet. Im Mai 1943 wurde die Gruppe zur III./Transportgeschwader 2.

 

Kommandeure

Gruppenkommandeur

März 1940 Hauptmann Heinz Alewyn

Juni 1940 Hauptmann Kurt Handke

Oktober 1940 Major der Reserve Otto Babekuhl

April 1942 Oberstleutnant Stolt

 

1. Staffel

März 1940 Hauptmann Otto Babekuhl

Oktober 1940 Hauptmann Bischoff

November 1940 Hauptmann Erich Reymann

Dezember 1941 Oberleutnant Reinhold Wrede

 

2. Staffel

März 1940 Hauptmann Gerhard Stellmacher

 

3. Staffel

März 1940 Oberleutnant Konrad Stangl

Juni 1940 Hauptmann Peter Ingenhofen

April 1941 Oberleutnant Karl-Arnulf Wenner

Juli 1941 Oberleutnant Wichelhaus

 

4. Staffel

März 1940 Hauptmann Günther Hoffmann

Juni 1940 Hauptmann Anton Gundlfinger

Juli 1941 Hauptmann Friedrich Anton Gundlfinger

 

Literatur:

Jet & Prop, Ausgabe 2/02, 3/02 und 4/02 Bericht von Dipl.Ing. Karl Kössler (ADL)