559. Volksgrenadier-Division

 

1. Einsatz und Unterstellung:

Die 559. Volksgrenadier-Division wurde am 9. Oktober 1944 durch die Umbenennung der 559. Grenadier-Division als Division der 32. Welle aufgestellt. Zu diesem Zeitpunkt lag die Division im Raum Nancy bei Chateau-Salins. In diesem Frontabschnitt blieb es in den folgenden Wochen relativ ruhig. Am 8. November 1944 drückten alliierte Verbände im Rahmen der Kämpfe im Raum zwischen Metz und Dieuze im Bereich der 559. Volksgrenadier-Division die Front zwischen Viviers und Fonteny ein. Auch der sog. Delme-Rücken nordwestlich von Chateau-Salins ging verloren. Die auf dem linken Flügel des XIII. SS-Armeekorps eingesetzte 559. Volksgrenadier-Division wurde durch den Gegner in Richtung Morchange und Conthil zurückgedrängt. Am 9. November gelang den alliierten Truppen ein tiefer Einbruch im Bereich der 559. Volksgrenadier-Division, die schwere Verluste erlitt. Die Reste der bei diesen Kämpfen schwer angeschlagenen 48. Infanterie-Division wurden an diesem Tag in die 559. Volksgrenadier-Division eingegliedert. Die Division wurde durch die 17. SS-Panzergrenadier-Division abgelöst und in den Raum westlich Saarlautern verlegt. Hier bezog die Division Verteidigungsstellungen. Bei den am 24. November 1944 beginnenden Kämpfen im Vorfeld des Westwalls wurden starke Teile der Division, der ein Ausweichen auf den Westwall untersagt worden war, zerschlagen. Am 3. Dezember 1944 erreichten erste Teile der Division den Westwall. Die Division hatte noch eine Stärke von 360 Mann, davon 80 Mann Grenadiere. Ersatz traf erst Mitte Dezember ein. Am 5. Dezember 1944 begann ein Angriff der Alliierten auf die in Saarlautern stehenden Restverbände der 559. Volksgrenadier-Division, wobei die Division aufgerieben wurde. Die Alliierten konnten bis zum 15. Dezember die Brückenköpfe bei Dillingen, Roden und Ensdorf erheblich erweitern und vereinen. Nach der Zuführung des Marsch-Bataillons 816 am 19. Dezember bestand wieder ein als 559. Volksgrenadier-Division bezeichneter Verband, der jedoch nur über Kampfgruppenstärke verfügte. Am 20. Dezember wurden die Reste der Division aus dem Frontbereich heraus gelöst und zur Auffrischung in den Raum um Bottenbach, 10 km westlich Pirmarsens, verlegt. Schon am 28. Dezember 1944 löste die Division die 25. Panzergrenadier-Division bei Bitsch ab. Am 1. Januar 1945 begann die Operation "Nordwind", die letzte deutsche Offensive an der Westfront. Die 559. Volksgrenadier-Division konnte die Ortschaft Reipertsweiler und die Höhen südwestlich davon nehmen. Das operative Ziel, die Einnahem von Sierstal, Lambach und Lemberg, konnte nicht erreicht werden. Die Angriffsfähigkeit der Division war erschöpft. Anfang Februar 1945 war die Kampfstärke der Division wieder auf 4.813 Mann angewachsen. Am 19. Februar 1945 wurde die Division durch die 2. Gebirgs-Division abgelöst. Sie sollte die verloren gegangenen Spichener Höhen unweit der Stadt Saarbrücken wieder nehmen. Die Division war personell jedoch zu schwach, so dass der Angriff scheiterte. Die Division wurde anschließend zur Besetzung des Westwalls verlegt. Die Divisionsverluste waren so hoch, dass das Grenadier-Regiment 1125 zur Neuaufstellung in den Raum Bruchsal verlegt werden musste. Beim AOK 7 gab es Überlegungen, die Division aufzunehmen. Nach rund zwei Wochen wurden die Reste der 559. Volksgrenadier-Division aus ihren Stellungen heraus gezogen und zu Fuß in den Raum Gmünden im Hunsrück verlegt. Dort sollte die Division, die noch über ein Bataillon Infanterie und eine Abteilung Artillerie verfügte, erneut aufgefrischt werden. Bei ihrem Marsch musste die Division immer wieder Rückzugsgefechte führen. In der Zeit zwischen dem 17. und dem 19. März versuchte die Division, eine neue Abwehrstellung bei Alsenz, südlich von Kreuznach, aufzubauen. Der Divisionsstab ging am21. März 1945 bei Frankental über den Rhein. Außer einigen Versorgungstruppen und Teilen der Artillerie, denen der Rheinübergang ebenfalls glückte, ging die Masse der verbleibenden Truppen der Division im Pfälzer Raum in Gefangenschaft.
Die über den Rhein gelangten Teile der Division wurden zur Verteidigung der Rheinfront zwischen Worms und Mannheim im Raum Bruchsal eingesetzt, wobei man nicht mehr von einem Divisionsverband sprechen konnte, da die Stärke der Division noch rund 400 Mann betrug. Vom 22. bis 26. März wurde die Division neu aufgestellt, wenn man in dieser kurzen Zeitspanne von einer Neuaufstellung überhaupt sprechen kann. Als Ersatz für die nicht mehr vorhandene Infanterie wurden Arbeitsdienstmänner übernommen. In der Phase der Neuaufstellung wurde die Division im Rheinabschnitt Lampertheim - Mannheim eingesetzt. Aufgrund der allgemeinen militärischen Lage musste die Division Ende März 1945 auf die Linie Leutershen - Ladenburg - Mannheim zurück genommen. Im Bereich von Leutershen - Ladenburg war es der 63. US-Infanterie-Division gelungen, den dortigen Brückenkopf zu durchbrechen und die dort stehenden schwachen Teile der 559. Volksgrenadier-Division in den Odenwald zurück zu drängen. Für die nächsten Tage verblieb die Division beiderseits Neckargemünd und wurde ostwärts zur Sperrung des Neckars bis in die Gegend westlich von Eberbach eingesetzt.  Bedingt durch den Übergang der 1. französischen Armee über den Rhein musste die Neckarstellung wiederum aufgegeben werden. Bis zum 6. April wurden die Reste der Division auf das Ostufer des Neckars zurück gedrängt, wobei die Front der Kampfgruppe bis Kirchheim gehalten werden musste. Um einen Rückzug des LXXX. Armeekorps auf die Schwäbische Alb zu ermöglichen, hatte die Kampfgruppe der 559. Volksgrenadier-Division die Aufgabe, das feindliche Vorgehen im Raum Göppingen zu verzögern. Doch bereits am 21. April 1945 gelang es den alliierten Kräften, das LXXX. Armeekorps fast vollkommen einzuschließen. In den folgenden Tagen zog sich die Kampfgruppe 559. VGD in den Raum ostwärts von Plochingen zurück. Hier wurden große Teile der Kampfgruppe am 20. und 21. April zerschlagen. Die verbleibenden kümmerlichen Reste erreichten am 26. April 1945 noch den Raum Kempten im Allgäu und bei Kriegsende das Inntal.

 

1944

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
9. Oktober XIII. SS 1. Armee G Lothringen (Lagekarte)
1. Dezember LXXXII 1. Armee G Lothringen (Lagekarte)
28. Dezember LXXXX 1. Armee G Saarpfalz

1945

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
1. Januar LXXXX 1. Armee G Saarpfalz (Lagekarte)
Mitte Januar XIII. SS 1. Armee G Saarbrücken
1. März LXXXV 1. Armee G Mosel, Rhein (Lagekarte)
April LXXX 19. Armee West Odenwald

 

2. Kommandeure:

9. Oktober 1944 Generalleutnant Kurt Freiherr von Mühlen

 

3. Gliederung:

Grenadier-Regiment 1125

Grenadier-Regiment 1226

Grenadier-Regiment 1227

Artillerie-Regiment 1559

Füsilier-Kompanie 559

Fla-Kompanie 1559

Divisionseinheiten 1559

 

4. Literatur und Quellen:

Karl-Heinz Pröhuber: Volksgrenadier-Divisionen - Zur Geschichte und den personellen/ökonomischen Rahmenbedingungen der im Westen 1944/45 eingesetzten Großverbände, Band 1, Helios-Verlag Aachen, 2017
Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 11. Die Landstreitkräfte 501 – 630. Biblio-Verlag, Bissendorf 1975
Werner Haupt: Die deutschen Infanterie-Divisionen, 3 Bände, Podzun-Verlag
Schematische Kriegsgliederungen 1939 - 1945 BA/MA RH 2/348 bis RH 2/355; RH 2/356K und R 2/769
Kriegstagebücher und sonstige Unterlagen BA/MA RH 26-559/
Kriegsgliederungen der 1. Armee RH 20-1/
Divisionsschicksale - Deutsches Rotes Kreuz - Erarbeitet vom Suchdienst des DRK München, München 1958 - 1960, Band 1 und 2