Truppenübungsplatz Köln-Wahn

 

Der Truppenübungsplatz befindet sich östlich von Wahn - zwischen Lohmarer Wald, Sülztal und Königsforst. Die militärische Nutzung des heutigen Kasernenbereiches und des angrenzenden Truppenübungsplatzes Wahner Heide reicht bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zurück. Nach Ende der Freiheitskriege gegen Napoleons "Große Armee" (1813- 1815) zielte die unter Prinz August von Preußen eingeleitete Neuorganisation der Artillerie unter anderem auf eine möglichst gefechtsnahe Ausbildung und jederzeit einsatzbereiten Truppen ab. Zu diesem Zweck wurden in der Nähe von Garnisonsstädten Übungsplätze eingerichtet.

Für die 1816 in Köln aufgestellte 7. königlich-preußische Artilleriebrigade hatte die Gemeinde Wahn ab 1817 Gelände für einen Schießplatz auf der Wahner Heide ostwärts der heutigen Sportanlagen des Kasernenbereiches zur Verfügung zu stellen.  Nachdem 1815 das Rheinland dem Königreich Preußen zugesprochen wurde, beanspruchte das Militär schon 1817 einen kleinen Teil der Wahner Heide als Übungsgelände. Zuerst wurden lediglich die Flurschäden gering entschädigt, aber schon 1818 wurde ein kleiner Geländeteil nördlich der Scheuerteiche, der sogenannte "Revue-Platz", für knapp 3727 Taler erworben. Noch im selben Jahr wurde dieses Gelände auch für die Ausbildung der Landwehrmänner aus Köln und Umgebung, die damalige Reserve, genutzt. Jeden Sonntag ab 15 Uhr begannen die sogenannten "Sonntagsübungen". Die Größe dieses "Revue-Platzes" war der Schießweite der Geschütze und der Sprengwirkung der damaligen Artilleriegranaten angepasst. Forschritte in der Militärtechnologie führten schnell zur Entwicklung leistungsgesteigerter Artilleriewaffen mit größere Reichweite, sodass die ursprüngliche Ausdehnung des Übungsgeländes nicht mehr ausreichte. Gegen die ständigen Proteste entschied man sich 1856 endgültig für die Beibehaltung des Standortes Wahn. Seit dem wurden nach und nach Geländeteile dazugekauft (zum großen Teil auch enteignet). Lange Zeit stellte die Einquartierung der übenden Truppe ein erhebliches Problem dar: In den ersten Jahren wohnten die Soldaten bei Privatleuten in den angrenzenden Samtgemeinden Heumar und Wahn. Diese Einquartierung überforderten die Zivilbevölkerung trotz staatlicher Zuschüsse, sodass ab 1865 etwa ein Viertel der übenden Truppe in Zelten auf der Wahner Heide untergebracht wurde. Die Ausdehnung des Übungsbetriebes und die Tatsache, dass in zunehmendem Maße auch andere Truppengattungen übten, stellten die Gemeinden weiterhin vor kaum tragbare finanzielle Belastungen. Daher wurden ab 1870 Fachwerk- und um 1900 Steingebäude errichtet, so zum Beispiel das Offizierheim (1860/61), welche bis heute erhalten und zum Teil mehrfach umgebaut wurden. 

Noch vor Beginn des ersten Weltkrieges diente die Wahner Heide Militärflugzeugen als Flugplatz. Im Jahre 1913 landete erstmals aus Köln kommend ein Flugzeug, das zur Artilleriebeobachtung eingesetzt wurde. Ein Fliegerschuppen mit einer Startbahn von 150 m Länge war als Feldflugplatz die Wiege des heutigen Köln-Bonner "Konrad Adenauer Flugplatzes". Während des Ersten Weltkrieges übten auf dem Truppenübungsplatz Wahn neben Heereseinheiten auch Luftschiffe und Flugzeuge. Bis 1916 war fast das gesamte Gebiet zwischen Mauspfad, Kölner Straße, Sülz und Agger dem Militär zugefallen. Darüber hinaus wurde auf dem Übungsplatz, wie schon zur Zeit des deutsch-französischen Krieges, ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet. Noch heute erinnern Gedenksteine auf dem Militärfriedhof innerhalb des Kasernenbereiches an die 1870/71, im Ersten und im Zweiten Weltkrieg verstorbenen Militärangehörigen unterschiedlicher Nationen. Mit Kriegsende 1918 rückten zunächst kanadische und britische Verbände in die Wahner Heide ein, bevor 1920 französische Besatzungstruppen den Übungsplatz bis 1926 übernahmen. Nach der Räumung der Kölner Zone durch die Besatzungstruppen Anfang 1926 war die Wahner Heide nach über 100 Jahren erstmals wieder frei von militärischer Nutzung. Infolge wurde die Heide teilweise durch den Turmhof landwirtschaftlich genutzt. Wegen der großen Wohnungsnot wurden in den folgenden Jahren notleidende Familien auf einem Teil des Übungsgeländes untergebracht. Wahn Heide wuchs damit auf über 3.000 "katholische Seelen" an, wie der damalige Pfarrer von Wahn feststellte. Im Lager selbst, welches zu einem Elendsquartier verkam, wohnten Arbeitslose der Dynamitfabrik und ehemalige Zivilangestellte des Schießplatzes. Der in den zwanziger Jahren aufkommende Wunsch nach Erhaltung der Naturschönheiten ließ in der Wahner Heide 1932 ein Naturschutzgebiet entstehen. Aber nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde die Heide wieder vom Militär übernommen (zuerst in Form von Polizeieinheiten). 

Quelle: Hefte zur Stadtgeschichte der Stadt Porz "Die Garnison Porz"

Nach der Machtübernahme Hitlers, am 30. Januar 1933, wurde der Ausbau des Übungsplatzes durch die kasernierte Landespolizei erheblich vorangetrieben, sodass zahlreiche Familien von dort umgesiedelt werden mussten. Am Ende des Krieges betrug die Ausdehnung 5200 Hektar. 1936 marschierte die Wehrmacht in die nach dem Versailler Vertrag entmilitarisierte Zone des Rheinlandes ein. Der Truppenübungsplatz wurde nochmals auf 52 Quadratkilometer mit einer Platzgrenze von 34 km vergrößert. Anfang des II. Weltkrieges wurde der Feldflughafen wieder hergerichtet. Vom Feldflugplatz Wahn aus wurden von wechselnden deutschen Luftwaffeneinheiten auch Einsätze gegen Frankreich und England geflogen. 1940 wurde das Kriegsgefangenenlager "Hoffnungsthal" gebaut, von dem heute noch der Friedhof zeugt. Zuerst waren dort Franzosen und Polen untergebracht. Als 1944 dort vor allem Russen untergebracht wurden, verschlimmerten sich die Verhältnisse rapide. Die Verpflegung wurde ausgesprochen schlecht und es kam zu Folterungen und Hinrichtungen. Trotz des Feldflughafen und der Tatsache, das auf dem Truppenübungsplatz ganze Divisionen aufgestellt wurden, wurde das Gebiet mit Bombenabwürfen verschont (ein Zufallsabwurf 1940 kostete 16 Menschen das Leben). Kurz vor dem Einmarsch der Alliierten löste sich die Platzverwaltung wie schon nach dem I. Weltkrieg auf und es kam wieder zu Plünderungen. Die amerikanischen Panzerspitzen die am 11. April 1945 aus Richtung Spich die Wahner Heide erreichten, stießen auf keinen nennenswerten Widerstand.

Quelle: Horst Felder: https://porz-am-rhein.h-felder.de/potrup.html


 

Bilder vom Truppenübungsplatz Wahn

Kommandanten des Übungsplatzes:

Generalmajor Fritz Salitter 1933 - 1940

Oberst Max Ber 1940 - 1944

Fritz Salitter Max Ber