Truppenübungsplatz der Waffen-SS "Kurmark"
Nachdem Ende
1942/Anfang 1943 mit einer erheblichen personellen Verstärkung der Waffen SS begonnen
wurde, mussten dadurch auch mehr Unterkünfte und Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen
werden. Im SS-FHA wurde beschlossen, 4 neue Truppenübungsplatze zu errichten.
Einer davon sollte
in der Kurmark, Kernland der Mark Brandenburg, angelegt werden. Das Gebiet um Jamlitz bot
sich an, da in nur geringer Tiefe Braunkohle vorhanden sein sollte, eine Aussiedlung der
vorhandenen Dörfer wäre also nach dem Kriegsende nur eine Frage der Zeit gewesen!
Jamlitz wurde zur
Namensgebung herangezogen, weil dieser Ort zwar nicht im Zentrum der Anlage lag, aber eine
gute Straßen- und Einsenbahnanbindung besaß. Der Bahnhof Liebrae erhielt ein 3.
Bahn-Gleis; Bau eines großen Betonrampe für die Be- und Entladung von Panzern,
Fahrzeugen aller Art sowie der Ausrüstung.
Sonderbeauftragter
des RFSS für den Aufbau des SS-TrÜbPl.Jamlitz und für die Aus-/Umsiedlung der Bewohner
wurde SS-Brigadeführer Kurt Hinze, Chef der Bauleitung für den Aufbaustab und zugleich
Leiter des Bauhofes SS-Ostuf. Heinrich Köhlinger.
Standortältester
und Kommandeur des TrÜbPl. wurde m.W.v. 12.8.43 der SS-Standartenführer Ernst Fick.
Der
Truppenübungsplatz wird in verschiedener Literatur unterschiedlich bezeichnet:
-
Kurmark
-
Kurmark,
Lübbinchen bei Guben
-
Kurmark bei Jamlitz
bei Guben
-
Guben (Kurmark)
-
Lübbinchen bei
Guben
Stationiert wurden
Führer, Unterführer und Mannschaften zum Aufbau und Bewachung vornehmlich aus ehemaligen
Angehörigen der 7.SS-FrwGebDivPrinz Eugen. Diese Truppe wurde im Laufe der
nächsten Tage und Wochen und Monate auf 4 Kompanien verstärkt. Kommandeur dieses
SS-Wach-Bataillon Kurmark/4 (ab 11.43 ?,s.a. Klietmann, S. 442) wurde
SS-Stubaf. Bruno Thum
Während des Baues
der Unterkünfte wurden die Gruppen, Züge und Kompanien in Privatquartiere der
umliegenden Dörfer untergebracht.
Bildung des Arbeitslagers Lieberose als
Außenlager des KZ Sachsenhausen, mit den ersten 200 Häftlingen, ungar.u.poln. Juden,
beginnt Mitte 1943 der Aufbau eines Barackenlagers und erste Anlagen für den TrÜbPl.
Der SS-TrÜbPl.
entstand auf einer Fläche von 38854 Hektar, davon stellte der Graf von der Schulen-burg
ca 8000 Hektar zur Verfügung. Auf dem Gelände befanden sich 17 Dörfer:
Lübbinchen
Blasdorf
Reicherskreuz
Pinnow
Mochlitz
Henzendorf
Schönhöhe
Leeskow
Treppeln
Slaakow
Ullersdorf
Kobbeln
Jamlitz
kl.u.Gr.Mückrow
Chosewitz
Kieselwitz
08.10.1943
Aufforderung des
Gauleiters der Mark Brandenburg an die Einwohner der 17 Dörfer zur Umsiedlung, die aber
auf hartnäckigen Widerstand der Bevölkerung trifft. Zwischen Planung und Realisierung
gab es erhebliche Differenzen, die bis zum Kriegsende andauerten.
In der Nähe des
Dorfes Leeskow wurde ein Artillerie-Schießplatz errichtet. Ansonsten liegen
Einzelheiten über spezifische Bauten und Anlagen auf dem TrÜbPl. sowie über Stärke und
Bezeichnung der stationierten Einheiten einschließlich Unterbringungsorte, Ausrüstung
und Bewaffnung nicht vor.
Bekannt sind nur:
SS-Wach-Bataillon 4
mit 4 Kompanien
SS-PzGrenAuE-Btl 3 mit
4 Kompanien
SS-Rekruten-Depot mit 3 Bataillonen mit je 3 Kompanien
In Lübbinchen,
in der südostwärzigen Ecke des TrÜbPl., wurden vornehmlich Einheiten der SS-Werfer
stationiert:
SS-Werfer-AuE-Abt und
Batterien verschiedener aktiver SS-Werfer-Abteilungen
Leichte
SS-Werfer-Kolonne (mot) (auch LWK (mot)
Hier erfolgte auch
die laufende Ausbildung für :
die SS-Nebel-Abt.Obersalzberg
die SS-Jäger-Bataillone 500, 501, 502
das SS-FschJgBtl 500/600
00.08.1944
Ende August 1944
wurde ein SS-Kampfmarschverband Kurmark der
17.SS-PzGrenDivGvB zur Neuaufstellung ihre SS-PzGrenRgt 37 in den Raum
Merzig/Saargebiet zugeführt.
Offensichtlich
erfolgte um den 20.9.1944 eine abermalige Abstellung eines Marschverbandes Kurmark
an die Westfront, der auf verschiedene, nicht mehr feststellbare Einheiten verteilt wurde.
(WV)
Neuaufstellung der
SS-Werfer-Abteilung 504 (zuvor 104) mit Stabs-Bttr und 4 15 cm Werfer-Bttr. auf dem
TrÜbPl.
Der
SS-TrÜbPl.Kurmark war ab Mitte 1944 ein Rekrutendepot mit
25
Grenadier-Ausbildungs-Kompanien
1 deutschen
Pionier-Bau-Btl.
einigen Bau- und
Aufstellungsstäben
(PiChronik, 32.SS, S. 63)
SS-Hstuf. Hans
Hauser wurde nach seiner schweren Verwundung und späteren Genesung etwa Mitte 1944 zum
SS-TrÜbPl.Jamlitz versetzt und zum Kommandeur des Rekruten-Depots ernannt. (Der Be-griff
Rekruten-Depot konnte bisher nicht definiert werden).
Am 9.11.44 zum
Stubaf. befördert, wurde er Ende 1944 Kommandeur des SonderStab Hauser mit
SS-Rekruten-Depot
Kurmarkmit 3 Bataillonen mit
je 3 Kompanien
aus Jamlitz
SS-PzGrenAuE-Btl 1
mit 4 Kompanien
aus Raum Spreenhagen
SS-PzGrenAuE-Btl
3
mit 4 Kompanien
aus Raum Lieberose
SS-PzGrenAuE-Btl 16
mit 4 Kompanien
aus Raum Senftenberg
Das Rekruten-Depot
bestand zu diesem Zeitpunkt aus Angehörigen der sogenannten Goebbels-Spende,
d.h. aus völlig neueingezogenen Männer aus Künstler-Kreisen, Schriftstellern, Dichtern,
Schauspielern, Komponisten etc.
Eine Kompanie soll
nicht stärker als 90 100 Mann gewesen sein, die Ausrüstung war ärmlich:
Karabiner, Handgranaten, Panzerfaust.
Stabseinheiten wie
Nachrichten, Pioniere, Ak, Kradschützen etc. gab es kaum oder gar nicht, ebenso wenig wie
schwere Granatwerfer, InfGeschtz oder gepanzerte Fahrzeuge. Nur 1 Sturmgeschütz soll
vorhanden gewesen sein.
(R.Kuntzsch, LJ, S. 136)
Der Stab Hauser
befand sich bis zum 20.1.1945 in Friedland/Niederlausitz, erwa 8 Kilometer südlich
Beeskow.
Neuaufstellung der
in den ersten November-Tagen 1944 infolge schwerer Verluste aufgelösten
SS-Vielfach-Werfer-Batterie 521
Neuaufstellung der
SS-Werfer-Abteilung 505, aufgestellt als Werfer-Gruppe Kreischer am 25.1.1945
Aufstellung der
Werfer-Gruppe Schicks aus der Werfer-AuE-Abt mit 2 15 cm Werfer-Bttr.Bereits
am 10.1.45 Ausladung in Meseritz auf dem
TrÜbPl.Wandern zum Einsatz bei Kgr.Hauser (s.u.)
Rekruten-Depot
Kurmark,Lieberose:
Auffällige große
Anzahl kriegsversehrter SS-Führer in den Stäben
6.Ausb.Kp.:
SS-Ustuf. Maresch mit in der Masse 17-18jährigen Rekruten, Unterführer aus ausgekämmten
Verwaltungsstellen. (DF 2/73, S. 12)
Anfang Januar 1945
wurde ein größeres Kontingent des RekDepots Kurmark zur Auffrischung der
31.SS-FrwGrenDiv. zugeführt.
(WV)
20.01.1945
Verlegung des
Stab Hauser mit den unterstellten Einheiten zum TrÜbPl.Wandern bei Meseritz.
Über die
Restbelegung des SS-TrÜbPl. liegen keine Informationen vor.
21.01.1945
Auf Befehl des
SS-FHA begann ab 21.1.1945 die Verlegung des Stabes und der Bataillone auf den
TrÜbPl.Wandern, wo der Stab offiziell in SS-Kampf-Brigade Hauser,
insgesamt etwa 2000 Mann, umbenannt wird.
Dabei ein SS-Bataillon Schäfer, vermutlich des SS-PzGrenAuE-Btl 16 RFSS, Kdr. SS-Hstuf. Willi Schäfer (* 23.3.1906, letzte Nachricht 3.45 Frankfurt/Oder)
Aufstellung eines
SS-Kgr.Schäfer, im Jan. 1945, vermutlich in Lieberose. Vorführung bis Samter,
westlich Posen. Auf dem Rückzug wurde die Kgr. im Raum Friedeberg aufgerieben. (DF
9/78,S.19)
Jan.1945:
Ausbildungs-Bataillon des Rekruten-Depot Kurmark in Cosewitz, Krs.Lübben, Mark
Bran-denburg.
(DF 1/80, S. 32)
Um den
21./22.1.1945 wurden Teile des DepotsKurmark in unbekannter Stärke zur
SS.-Kgr.Hauser (s.a.a.O.) abgestellt.
(WV)
25.01.1945
Mit 3
Alarm-Bataillonen (Grenadiere) wird in drei Tagen die SS-Kampfgruppe Kurmark
gebildet, aus der nach Zuführung von versorgungs- und Nachrichtenmitteln das SS-GrenRgt
(87) Kurmark unter SS-Staf. Günther Anhalt entstand. Später Unterstellung
unter 32.SS-FrwGrenDiv.30.Januar. (PiChronik, 32.SS, S. 63)
Nach dem
sowjetischen Vorstoß auf die Oder bei Frankfurt wurden weitere Teile des
SS-Rekrutende-pots als SS-Kampfgruippe Kurmark südlich Frankfurt/Oder
eingesetzt und bildeten die Grundstock für das SS-FrwGrenRgt 87.
Andere Kompnaien,
die nordwestlich Guben bei Groß-Briesen, Friedland, Jamlitz und Lieberose zur Ausbildung
lagen, kamen ostwärts Frankfurt/Oder bei Kunersdorf zum Einsatz.
Drei weitere
Kompanien wurden südlich Guben eingesetzt und hatten Mitte März 1945
verlustreiche Kämpfe gegen die über die Neiße setzenden Feindkräfte bei Kerkwitz und
Gastrose zu bestehen.
Weiterhin wurde aus
den vorhandenen Rekruten im Februar 1945 das SS-Feldersatz-Bataillon 32
aufgestellt.
Vor allem von den
seit etwa 20.1.1945 zum Froteinsatz abgestellten Kompanien gelten zahlreiche Angehörige
als vermißt.
(WV)
Bildung einer
Kampfgruppe mit 3 Kompanien aus dem Rekruten-Depot unter einem einarmigen
SS-Hauptsturmführer, dabei auch die 6.AusbKp. unter SS-Ustuf. Maresch, I.Zug SS-Uscha.
Toni Übel-acker.
(DF 2/73, S. 12)
An der Oder
Zuführung einer Kompanie junger Unterführeranwärter aus einem abgebrochenen Lehr-gang.
Einsatz bei Ziltendorf (im Raum 32.SS-Div)
Der
SS-TrÜbPl.Kurmark besteht offiziell noch bis Ende Januar 1945. Die bis dahin noch
vorhandenen Einheiten werden der in Aufstellung befindlichen
32.SS-FrwGrenDiv.30.Januar eingegliedert.
02.02.1945
Das KZ in Jamlitz
wird aufgelöst und die etwa 200 Häftlinge nach Sachsenhausen in Marsch gesetzt.
Die Anfang Februar
1945 noch zum SS-Rekruten-Depot einberufenen Rekruten wurden sofort zum SS-Rekruten-Depot
Böhmen oder zum SS-PzGrenAuE-Btl 9 Stralsund weitergeleitet.
Wegen der
Frontnähe wurde das SS-Rekruten-Depot Kurmark im Februar 1945 aufgelöst.
(WV)
27.02.1945
Luftangriff auf
Jamlitz, wobei 1 Wachgebäude und 1 Führerbaracke in der Nähe des Haupteinganges
beschädigt werden.
00.03.1945
Seit Anfang März
1945 befand sich der (Aufbau-) Stab der 36.Waffen-GrenDiv.d.SS (belegbar) und
möglicherweise auch der (Aufbau-) Stab der 35.SS-Polizei-GrenDiv. in Jamlitz.
Das Troßgebiet
beider Divisionen befindet sich in Lieberose udn Umgebung.
00.04.1945
Die letzten
SS-Truppen verlassen den SS-TrÜbPl.Kurmark. das Lagergelände und die darauf stehen-den
Gebäude blieben von den Kriegseinwirkungen weitgehenst verschont.
Mitte April 1945
Auflösung der
Standortverwaltung und Kommandantur Jamlitz/Niederlausitz des SS-TrÜbPl.Kurmark,
wahrscheinlich ist nur ein Restkommando verblieben, während die Masse der Führer und
Männer zu kampfeinheiten kamen:
SS-Hstuf. Matzke (Adjutant)
SS-Stubaf. Meyer
SS-Ostuf. Stoll,
Gläser, Schmidt
SS-Ustuf. Korn
(DF 7/73, S. 22)
Kommandeur:
SS-Standartenführer
Ernst Fick.
M.W.v.
12.08.43 (02.03.45)
SS-Wach-Bataillon
Kurmark/4 :
FPNr. 01 496
Aufstellung 11.43
)?), Auflösung Ende 1944 (?) (Klietmann, S. 442)
Kommandeur:
SS-Stubaf. Bruno Thum
(01.07.44) (01.03.45)
SS-Rekruten-DepotKurmark
Auflösung 2.45
Kommandeur:
?
00.00.00 00.06.44
SS-Hstuf. Hans Hauser
00.06.44 00.01.45
SS-Hstuf. (?) Buchholz
00.01.45 00.02.45 (lt.WV)
mit 3 Bataillonen
mit je 3 Kompanien
6.Ausb.Kp.:
SS-Ustuf. Maresch
(00.01.45) 00.00.45
Quellen:
Kurt Imhoff
PiChronik 32.SS-Div
KG.Klietmann
Waffen SS
S. 442,452 ff
Rudolf Kuntzsch
Letzte Junker von Treskau
S. 286 301
Kurt Mehner
Waffen SS und OrPo
S. 281 282
Wolfgang Vopersal
SS-Kampfmarschverband Kurmark