Eicke, Theodor

 

* 17.  Oktober 1892, Hampont (Elsaß-Lothringen)

† 26. Februar 1943, Michailowka (gefallen)

Theodor Eicke besuchte bis 1909 eine Realschule, brach aber seine schulische Ausbildung ab und trat in das 23. Infanterie-Regiment ein.  Während des Ersten Weltkrieges diente er als Zahlmeister beim 3. und dann beim 22. bayerischen Infanterie-Regiment und wurde mit dem EK II ausgezeichnet. Nach dem Waffenstillstand schied er 1919 als Unterzahlmeister aus der Armee aus.  Im Strudel des geschlagenen Deutschlandes baute Eicke einen tiefen Haß gegen die neue Republik auf. Da er keine neue Stelle fand, arbeitete er als bezahlter Informant für die Polizei in Ilmenau, wurde im Juli 1920 allerdings entlassen, da er gegen die Republik agiert hatte. Während der folgenden 18 Monate versuchte er, als Polizist eine Stellung zu finden, wurde aber abgelehnt. Bis 1923 zog er durch Deutschland, um Arbeit zu finden, wurde aber überall wieder entlassen, nachdem er seinem Haß gegen die Republik Luft gemacht hatte. Im Januar 1923 fand er endlich eine feste Anstellung als Sicherheitskommissar bei den IG-Farben-Werken in Ludwigshafen. Am 1. Dezember 1928 fand er schließlich eine Gruppierung, die seinen Haß auf die Republik teilte  und trat in die NSDAP und in die SA ein. Am 20. August 1930 folgte sein Wechsel von der SA zur SS. Am 27. November 1930 wurde er zum SS-Sturmführer ernannt und Kommandeur des SS-Sturmes 148 in Ludwigshafen. Innerhalb von nur 3 Monaten wurde er zum SS-Sturmbannführer befördert. Er erhielt den Auftrag, einen eigenen SS-Sturmbann aufzustellen, was ihm bis zum Sommer 1941 gelang. Daraufhin wurde er am 15. November 1931 zum SS-Standartenführer befördert und Kommandeur der SS-Standarte 10. Um diese Zeit verlor Eicke wegen seiner SS-Aktivitäten seine Anstellung beider IG-Farben-AG. Am 6. März 1932 wurde Eicke wegen illegalem Besitzes von Sprengstoff und wegen Verabredung zur Verübung einer Reihe von Bombenanschlägen und politischen Morden in Bayern inhaftiert. Am 7. Juli wurde er zu zwei Jahren Haft verurteilt, vom bayerischen Justizminister Gürtner (ein Sympathisant der Nazis) erhielt er aber Hafturlaub und reiste nach Italien aus, wo es ein Heim für flüchtige SS-Angehörige gab.

Während Eicke in Italien festsaß, versuchte der Gauleiter der Rheinfalz Bürckel, Eicke das Kommando über die 10. SS-Standarte zu nehmen. Nach der Machtergreifung der Nazis in Deutschland im Januar 1933 kehre Eicke am 10. März 1933 nach Ludwigshafen zurück Er sammelte sich eine Handvoll Männer und verhaftete den gehaßten Gauleiter. Die örtliche Schutzpolizei setzte diesem Treiben aber ein Ende und nahm Eicke fest. Bürckle ließ Eicke in eine psychiatrische Klinik einweisen, aus der Eicke erst am 26. Juni wieder entlassen wurde. Himmler ernannte Eicke daraufhin zum Kommandanten des KZ Dachau. Hier entwickelte Eicke sein eigenes System des Terrors und der organisierten Brutalität. Dieses System gab den SS-Wächtern weitgehende Freiheiten bei der Mißhandlung der Gefangenen. Eicke versuchte die KZ-Wächter mit seinem besonderen Haß gegen die jüdischen Häftlinge zu erfüllen. Außerdem reorganisierte Eicke auch die Verwaltung und den Aufbau des Lagers neu. Am 30. Januar 1934 wurde er dann zum SS-Brigadeführer befördert und am 20. Juni 1934 zum Führer im Stab des Reichsführers-SS ernannt.

Während des "Röhm-Putsches" ermordete Eicke am Abend des 1. Juli 1934 Ernst Röhm in seiner Zelle. Als Lohn für diese Tat wurde er am 5. Juli 1934 zum "Inspekteur der Konzentrationslager und Führer der SS-Wachverbände" ernannt. Außerdem wurde er am 11. Juli 1934 zum SS-Gruppenführer ernannt. Er zentralisierte das KZ-System und legte die vielen kleinen KZs im ganzen Land zu den Lagern Dachau, Sachsenhausen, Buchenwald und Lichtenburg zusammen. Im März 1938 kam im ehemaligen Österreich das KZ Mauthausen dazu. Gleichzeitig führte er in allen Lagern seine brutalen und sadistischen Bestrafungsordnungen ein. Außerdem führte Eicke die SS-eigenen Wirtschaftsbetriebe in den Lagern ein. 1937 hatte Eicke unter seinen SS-Kollegen einen furchteinflößenden Ruf; er galt als brutaler und bösartiger Charakter. Immer mißtrauisch, streitsüchtig, grausam, humorlos und von einem krebsartig wuchernden Ehrgeiz geplagt, war Eicke ein fanatischer Nationalsozialist.

Im Frühjahr1936, als die Reorganisation der KZs fast beendet war, begann Eicke mit der Vergrößerung der ihm unterstellten Wachmannschaften. Im März 1936 wurde von Himmler die Vergrößerung der Wachmannschaften von 1800 auf 3500 Mann genehmigt. Er förderte die politische Schulung seiner Männer und versuchte den Kameradschaftsgeist zu stärken, indem er die Offiziere mit den Mannschaften essen ließ. Eine weitere Innovation Eickes war sein Feldzug gegen die Kirchen. Die SS-Männer wurden unter stärksten Druck gesetzt, aus der Kirche auszutreten. Bis Mitte 1939 war die Stärke von Eickes SS-Totenkopfverbänden auf 22.033 Mann angewachsen. Am 30. August 1939 wurden dann die Reservisten eingezogen, so daß die SS-Totenkopfverbände auf eine Stärke von 24.000 Mann anwuchs.

Nach Beginn des Polenfeldzuges delegierte Eicke seine Verbände in die eroberten Gebiete, wo diese die polnische Intelligenz, Juden und Intelligenz erschoß. Die SS-Einheiten hinterließen auf ihrem Weg durch Polen eine Spur des Todes. Nach dem Polenfeldzug erhielt Eicke den Befehl, die SS-Totenkopfdivision aufzustellen. Im Lager Dachau zog Eicke die Männer für die Division zusammen uns stellte die rückwärtigen Dienste auf. Mit viel Organisationstalent gelang es Eicke, das Material für die Division zusammenzutragen. Da er hierbei auch vor Diebstahl (oder "Organisieren", wie er es nannte) von SS-Eigentum nicht zurückschreckte, gab es mehrere Reibereien zwischen ihm und seinen Vorgesetzten. Während des Frankreichfeldzuges führte Eicke die Division nach seinen Vorstellungen: Der Feind muß mit allen verfügbaren Mitteln angegriffen werden, bis er vernichtet ist. Dieser Angriffsstil brachte der Division teilweise schwere Verluste ein. Außerdem deckte Eicke Massaker an gefangen genommenen britischen Soldaten während der Schlacht um Frankreich. Während des Rußlandfeldzuges wurde Eicke am 8. Juli durch eine Mine schwer verwundet und in ein Lazarett eingeliefert. Eicke kehrte erst am 21. September zu seiner Division zurück, die er dann im Winter 1941/42 im Kessel von Demjansk führte. Für seine Leitungen und die Leitungen seiner Soldaten wurde ihm am 15. Januar 1941 das Ritterkreuz und am 20. April 1942 das Eichenlaub verliehen. Mit dem Eichenlaub wurde er zum SS-Obergruppenführer befördert. Am 5. Mai 1942 übernahm Eicke ein Korps aus den zusammengefaßten Kräften im Raum Demjansk, etwa 14.000 Mann, um den hier entstandenen Frontbalkon zu stützen. Am 26. Juni 1942 wurde Eicke ins Führerhauptquartier berufen, um Himmler einen Vortrag zu halten. Auf Befehl Himmlers kehrte Eicke dann nicht mehr zu seiner Division zurück, sondern stellte eine neue SS-Totenkopf-Division auf dem Truppenübungsplatz Sennelager auf. Nach schweren Verlusten wurden dieser neuen Division, jetzt SS-Panzer-Grenadier-Division Totenkopf, die Reste der alten Division zugeführt. Am 30. Januar 1943 wurde die neue Division an die Front befohlen und in den Kampf um Charkow geworfen. Als Eicke am 26. Februar 1943 die Verbindung zu seinem Panzerregiment verlor, setzte er sich in einen Fiseler Storch und flog über die Steppe. Dabei überflog er ein russisch besetztes Dorf und das Flugzeug wurde abgeschossen. Eicke starb in den Trümmern.

Hitler verlieh daraufhin dem SS-Panzergrenadier-Regiment der Totenkopf-Division den Namen "Theodor Eicke".

 

Ritterkreuz (15. Januar 1941) Eichenlaub (20. April 1942) 

Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011
Charles Sydnor: Theodor Eicke. Organisator der Konzentrationslager. In: Ronald Smelser, Enrico Syring (Hrsg.): Die SS: Elite unter dem Totenkopf. 30 Lebensläufe. Schöningh, Paderborn 2000
Karin Orth: Die Konzentrationslager-SS. Sozialstrukturelle Analysen und biographische Studien. Wallstein Verlag, Göttingen 2000
Andreas Schulz, Günter Wegmann: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei. Band 1, Biblio-Verlag, Bissendorf, 2003