Freiherr Rüdt von Collenberg, Kurt Wilhelm Stefan

 

* 14. Juni 1882, Offenburg

† 5. April 1968, Schloß Bödigheim

 

 

Kurt Freiherr Rüdt von Collenberg trat nach seinem Abitur am Realgymnasium Karlsruhe am 11. Juli 1901 als Fahnenjunker in das Badische Leib-Grenadier-Regiment Nr. 109 in Karlsruhe ein. Der Sohn vom Landgerichtsrat Albrecht Rüdt von Collenberg-Bödigheim und seiner Ehefrau Mathilde, geborene von Porbeck, wurde in diesem Regiment am 19. Juni 1902 zum Fähnrich befördert. Nach dem Besuch der Kriegsschule Danzig wurde er am 27. Januar 1903 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 28. Januar 1902 datiert. Er wurde jetzt als Kompanie-Offizier in der 2. Kompanie vom Badisches Leib-Grenadier-Regiment Nr. 109 in Karlsruhe eingesetzt. Ab 1904 gehörte er fast fünf Jahre als Zugführer zur 6. Kompanie seines Regiments. Im Frühjahr 1909 war er Zugführer der 8. Kompanie vom Badisches Leib-Grenadier-Regiment Nr. 109. Am 1. Oktober 1909 wurde er Adjutant des III. Bataillons seines Regiments. Am 27. Januar 1911 folgte in dieser Funktion seine Beförderung zum Oberleutnant. Am 12. März 1912 heiratete er die sechs Jahre jüngere Elisabeth von Mauch in Stuttgart. Zusammen hatten sie eine Tochter Liselotte, die später Georg Fritsch heiratete. Im Frühjahr 1913 gehörte er zur 6. Kompanie seines Regiments. Am 1. Oktober 1913 wurde er zum Regimentsadjutant vom Badisches Leib-Grenadier-Regiment Nr. 109 in Karlsruhe ernannt. Auch bei der Mobilmachung für den 1. Weltkrieg am 2. August 1914 blieb er weiter Regimentsadjutant seines Regiments. Er wurde jetzt mit dem Regiment bei den Kämpfen um Lothringen eingesetzt. Bereits am 8. Oktober 1914 folgte seine Beförderung zum Hauptmann, zwei Tage zuvor war er als Adjutant in die 55. Infanterie-Brigade versetzt worden. Am 21. Juli 1916 kehrte er als Kompaniechef in das Badische Leib-Grenadier-Regiment Nr. 109 zurück, in dem er am 16. November 1916 zum Bataillons-Kommandeur ernannt wurde. Ab dem 24. November 1916 diente er dann als Adjutant im Stab der 6. Armee in Douai. Ab dem 1. April 1917 wurde er als Adjutant beim Generalkommandos des V. Armeekorps. Im Sommer und Herbst 1917 absolvierte er wiederholt Flüge als Beobachter an der galizischen Front. Am 6. Dezember 1917 übernahm er, auf eigenen Antrag zwecks Verwendung an der Front, das Kommando über das Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 4. Sein Bataillon führte er dann in der Frühjahrsoffensive 1918, die auch als Kaiserschlacht bezeichnet wird. Am 15. Juli 1918 wurde Kurt Rüdt von Collenberg an der Front beim Angriff auf Reims verwundet, so dass er sein Kommando abgeben und in ein Lazarett eingeliefert werden musste. Im Ersten Weltkrieg wurden ihm neben dem Ritterkreuz des Hohenzollernschen Hausordens mit Schwertern und beiden Eisernen Kreuzen noch andere Auszeichnungen verliehen. Nach seiner Genesung wurde er am 4. Januar 1919 noch Adjutant beim Generalkommando des XIV. Armeekorps, bevor er am 16. Juni 1919 mit dem Charakter als Major auf eigenen Wunsch aus dem Militärdienst entlassen wurde.

Im Zivilleben war er zuerst Geschäftsführer einer Filiale der Forma Welthandels-GmbH in Frankfurt am Main, bevor er ab 1920 ein Studium begann. Er studierte Jura, National-Ökonomie und Landwirtschaft in München, Würzburg, Frankfurt am Main und Hohenheim, bevor er ab 1923 für zwei Jahre eines der Familie gehörende Hofgut bewirtschaftete. Im Jahr 1923 wurde er auch von der deutschnationalen Volkspartei als Kandidat für den badischen Landtag aufgestellt. 1924 wurde er mit der Organisation des Kampfes gegen die Fürsten-Enteignung für das Land Baden beauftragt. Zwischen 1925 und 1931 betätigte er sich bei verschiedenen politischen und wirtschaftspolitischen Verbänden und Vereinigungen. Dazu gehörten Vizepräsident des badischen Grundbesitzer-Verbandes, Vorstandsmitglied des badischen Landesbundes, Vorstandsmitglied des Vereins für Innenkolonisation, Vorstandsmitglied des land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbandes, Vorstandsmitglied der wirtschaftlichen Vereinigung badischer Unternehmerverbände, Ausschußmitglied des Rheinschiffahrtverbandes, Mitglied des Landes-Ausschusses für landwirtschaftliche Einheitsbewertung, Richter beim Landes-Finanzgericht, Richter beim Landes-Arbeitsgericht, Beisitzer beim Pacht-Einigungsamt. 1928 unternahm er eine Studienreise in Italien. Außerdem hielt er Vorträge bei den deutschen Handelskammern und Industrieverbänden über "Korporativen Wirtschaftsaufbau des Faschismus." Am 27. November 1929 erhielt er folgende nachträgliche Beurteilung von Oberstleutnant a.D. Freiherr von Meerscheidt-Hülleßem, ehem. Kdr. vom Reserve-Jäger-Regiment 8: "Major a.D. Freiherr Rüdt von Collenberg vom 6. Dezember 1917 ab Kommandeur des zum Jäger-Regiment Nr. 8 gehörenden Reserve-Jäger-Bataillon 4 hat bis zu seiner Verwundung am 15. Juli 1918 das genannte Bataillon in ausgezeichneter Weise für seine Kampfaufgaben geschult und in der Frühjahrsoffensive 1918 bei Bapaume, ferner in den Kämpfen bei Soisson, endlich in der Juli-Offensive bei Reims tapfer und umsichtig geführt. Major Freiherr Rüdt von Collenberg ist ein gewiegter Ausbilder und geschickter, tatkräftiger Führer." Im Winter 1931/1932 absolvierte er ein Studium der Forstwirtschaft an der Hochschule in Freiburg im Breisgau. Danach wurde er im April 1932 geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Reichsverbandes Deutscher Waldbesitzerverbände. Im Juli 1932 nahm er eine Mitgliedschaft des Verwaltungsrates der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenfürsorge an. Im Juni 1933 wurde er Mitglied des fünfköpfigen Arbeitsausschusses der deutschen Forstwirtschaft. Im Februar 1934 wurde er Liquidator des Reichsverbandes Deutscher Waldbesitzerverbände. Nachdem seine Tätigkeiten beim Reichsverband Deutscher Waldbesitzerverbände beendet waren, bewarb er sich bei der Luftwaffe. Er lebte damals auf dem Rosshof Post Bödigheim bei Osterburken. Am 1. Juli 1934 trat er als Major (L)* in die Luftwaffe ein. Dabei erhielt er die Aufgabe, die bayrische Luftwaffen-Industrie aufzubauen. Deshalb wurde er anfangs  als Offizier z.b.V. im Reichsluftfahrtministerium (RLM) eingesetzt und Vertreter des Ministeriums bei der bayerischen Rüstungs-Industrie. Während der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er in das Ergänzungsoffizierskoprs übernommen. Sein Rangdienstalter wurde auf den 1. April 1929 festgelegt. Ab dem 1. Oktober 1935 war er Wehrwirtschafts-Inspekteur XIII in Nürnberg. In dieser Position wurde er am 1. April 1936 zum Oberstleutnant (E) befördert. Am 1. April 1938 wurde er zum Oberst (E) befördert. Am 1. August 1940 zum Generalmajor befördert wurde. Bereits am 1. Juli 1940 war er in das aktive Offizierskorps übernommen worden. Am 1. April 1941 wurde er zum Rüstungs-Inspekteur A in Nordwestfrankreich ernannt. Als solcher wurde er am 1. Juli 1942 zum Generalleutnant befördert. Einen Monat später schied er aus dem Militärdienst aus. Er verbrachte den Rest seines Lebens auf dem Familiensitz in Bödigheim.

 

*Ausgeschiedene ehemalige Offiziere wurden oft als zivile Angestellte der (schwarzen) Reichswehr in "Landesschutzangelegenheiten" beschäftigt (L-Angestellte). Ab dem 1. Oktober 1933 taten diese als sog. L-Offiziere (L = Landsschutz; nicht Landwehr) Dienst in Kommandostellen der Reichswehr, trugen weiterhin Zivil und hatten an ihrem Rang ein "a.D." Das war wie eine eigene Laufbahn mit eigener Besoldung neben dem aktiven Offizierskorps. Am 5. März 1935 erfolgte die Umbenennung in E-Offiziere für Ergänzungsoffizierskorps. Hier trugen die Ränge dann ein (E) als Zusatz. Diese Offiziere wurden nur in bestimmten Bereichen, meist Innendienst eingesetzt und machten während der Aufrüstung aktive Offiziere frei für andere Verwendungen.

 

Literatur und Quellen:

Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10853
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1903, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1903
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1904, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1904
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1905, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1905
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1906, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1906
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1907, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1907
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1908, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1908
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1909, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1909
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1910, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1910
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1911, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1911
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1912
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1913
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1914
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Karl Friedrich Hildebrand: Die Generale der deutschen Luftwaffe 1935–1945 Teil II, Band 3: Odebrecht–Zoch, Biblio Verlag, Osnabrück 1992
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Rudolf von Freydorf: Das 1. Badische Leib-Grenadier-Regiment Nr. 109 im Weltkrieg 1914–1918. Karlsruhe 1927
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