Schniewind, Otto
* 14. Dezember 1887, Saarlouis + 26. März 1964, Linz am Rhein |
Otto Schniewind trat am 3. April 1907 als Seekadett in die Kaiserliche Marine
ein. Nach der Absolvierung der Grundausbildung und des Besuchs der Marineschule
wurde er am 27. November 1909 auf den kleinen Kreuzer SMS "Leipzig" versetzt, wo
er am 28. September 1910 zum Leutnant zur See befördert wurde. Am 15. November
1911 folgte die Versetzung auf den kleinen Kreuzer "Augsburg". Hier wurde er als
Wach- und FT-Offizier eingesetzt. Am 20. August 1912 wurde Schniewind auf den
kleinen Kreuzer "Magdeburg" versetzt, wo er als Adjutant und FT-Offizier
eingesetzt und am 27. September 1913 zum Oberleutnant zur See befördert. Am 1.
Oktober 1913 wurde Schniewind zur II. Torpedo-Division versetzt und dort als
Kompanieoffizier eingesetzt. Gleichzeitig übernahm er im November / Dezember
1913 sein erstes Bordkommando als Kommandant des Torpedobootes "S-13". Ab dem
16. März 1914 diente Schniewind auf mehreren Torpedobooten. Zuerst war er
Wachoffizier auf "S-24". Am 21. Juni wurde er Kommandant von "S-15", im November
1916 von "V-84", 1917 von "V-73" und "G-94" und im August 1917 von "G-87". Am
17. Juni 1917 zum Kapitänleutnant befördert, wurde Schniewind am 27. September
1917 Flaggleutnant bei der VII. Torpedobootsflottille und gleichzeitig
Kommandant von "S-62". Nachdem er am 20. September 1918 Kommandant von "S-138"
wurde, wurde die Deutsche Hochseeflotte nach Kriegsende in Scapa Flow
interniert. Hier wurde Schniewind mit der Führung der VII. Torpedobootsflottille
betraut. Nach der Selbstversenkung der Deutschen Flotte in Scapa Flow am 21.
Juni 1919 geriet Schniewind in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er im
Februar 1920 entlassen wurde.
Von Februar bis April 1920 war Schniewind mit Abwicklungsarbeiten des
Internierungsverbandes beschäftig und wurde dann als Kompanieführer in der II.
Marine-Brigade eingesetzt. Mitte Juli folgte die Versetzung in den Schiffsstamm
der IV. Flottille, wo er wiederum als Flaggleutnant und Kommandant des
Minensuchbootes "M 133" eingesetzt wurde. Am 19. Dezember 1920 wurde
Otto Schniewind 2. Admiralstabsoffizier beim Stab der Marinestation der Nordsee,
im August 1922 Dezernent in der Marinewehrabteilung der Marineleitung und im
Januar 1925 Marineadjutant des Reichswehrministers im Reichswehrministerium. Am
1. April 1926 zum Korvettenkapitän befördert, wurde Schniewind Am 23. September
1926 Chef der 4. Torpedobootshalbflottille. 1928 wurde er dazu noch
stellvertretender Vorsitzender des Erprobungsausschusses für Torpedoboote. Am
26. September 1928 übernahm er dann als Chef die II. Torpedobootsflottille. Am
7. Oktober 1930 wurde er in das Flottenkommando versetzt und dort 1.
Admiralstabsoffizier. Am 1. Oktober 1931 folgte dann die Beförderung zum
Fregattenkapitän. Am 28. September 1932 wurde Schniewind dann Kommandant des
Kreuzers "Köln" und am 1. Oktober 1933 zum Kapitän zur See befördert. Das
Kommando gab er am 22. März 1934 wieder ab und wurde der Marinestation der
Ostsee zugeteilt. Am 27. September 1934 wurde Schniewind dann Chef des Stabes
beim Flottenkommando. Am 1. Oktober 1937 folgte die Beförderung zum
Konteradmiral. Am 20. Oktober 1937 wurde Schniewind in das Oberkommando der
Kriegsmarine versetzt und dort zuerst Chef des Marinewehramtes und Ende Oktober
1938 Chef des Stabes der Seekriegsleitung. Von Oktober 1938 bis August 1939 war
er zudem Chef des Marinekommandoamtes. Am 1. Januar 1940 wurde er zum
Vizeadmiral befördert. Anfang 1940 war er maßgeblich an der Ausarbeitung der
Pläne für die Besetzung Norwegens (Unternehmen "Weserübung") beteiligt. Nach der
erfolgreichen Besetzung Norwegens wurde Schniewind am 20. April 1940 mit dem
Ritterkreuz ausgezeichnet. Am 1. September 1940 wurde er zum Admiral befördert.
Nach dem Tod des mit der Bismarck untergegangenen Flottenchefs Günther Lütjens
wurde Schniewind am 12. Juni 1941 zu dessen Nachfolger ernannt. Am 2. Juli lief
der schwere Kreuzer "Admiral Hipper" mit dem Schlachtschiff "Tirpitz" und
einigen Zerstörern (Kampfgruppe 1 unter Admiral Otto Schniewind) zum Unternehmen
Rösselsprung aus. Dabei handelte es sich um einen Angriff auf den
Nordmeergeleitzug Geleitzug PQ 17. Im Altafjord stieß die Kampfgruppe 2
(Vizeadmiral Oskar Kummetz) dazu. Sie bestand aus den Schweren Kreuzern "Lützow"
und "Admiral Scheer". Am 5. Juli nahmen beide Gruppen Kurs auf den Geleitzug.
Noch am gleichen Abend wurde die Operation abgebrochen. U-Boote und Flugzeuge
hatten den PQ-17 bereits so heftig angegriffen, dass sich die Schiffe
zerstreuten. Ab dem 2. März 1943 war er zugleich auch Oberbefehlshaber des
Marinegruppenkommandos Nord. Am 1. März 1944 noch zum Generaladmiral befördert,
wurde er am 30. Juli von seinem Kommando entbunden und erhielt bis zum
Kriegsende keine neue Verwendung mehr. Am 30. April 1945 wurde er formell aus
der Marine entlassen.
Im Prozess gegen das Oberkommando der Wehrmacht zählte Schniewind wegen seiner
Rolle bei der Besetzung Norwegens 1940 (Unternehmen Weserübung) zu den
Angeklagten, wurde jedoch 1948 freigesprochen und am 30. Oktober 1948 aus der
Kriegsgefangenschaft entlassen. Von April 1949 bis 1952 war er Leiter des Naval
Historical Teams in Bremerhaven.
Ritterkreuz (20. April 1940)