Zenker, Hans

 

* 10. August 1870, Bielitz

† 18. August 1932, Göttingen

 

 

Hans Zenker trat am 13. April 1889 in die kaiserliche Marine ein. Er absolvierte seine Grundausbildung und anschließend seine Bordausbildung auf dem Schulschiff SMS Niobe. Ab dem 29. September 1889 besuchte er die Marineschule, wo er am 15. April 1890 zum Seekadetten befördert wurde. Im Anschluß daran diente er auf verschiedenen Kriegsschiffen (24. April 1890 bis 15. April 1891: Panzerschiff SMS Kaiser, 16. April 1891 bis 24. März 1892: Kreuzer SMS Prinzeß Wilhelm, 25. März bis 30. September 1892: Panzerschiff SMS Deutschland) und wurde am 17. Mai 1892 zum Unterleutnant zur See befördert. Zwischen dem 1. Oktober 1892 und dem 30. September 1893 besuchte er erneut die Marineschule und diente anschließend bis zum 13. Oktober 1894 auf dem Panzerschiff SMS König Wilhelm. Am 14. Oktober 1894 kam er als Wachoffizier auf das Artillerieschulschiff SMS Cobra, auf dem er am 18. Februar 1895 zum Leutnant zur See befördert wurde. Am 17. September 1895 wurde er Wachoffizier auf dem Kreuzer SMS Kaiserin Auguste und am 20. Mai 1896 Wach- und Artillerie-Offizier auf dem Kreuzer SMS Arcona, der in Tsingtau stationiert war. Am 17. Juni 1898 trat er seine Heimreise nach Deutschland an und wurde nach seiner Rückkehr der II. Marine-Inspektion zugeteilt. Am 1. Oktober 1898 wurde Hans Zenker Kompanieoffizier bei der II. Torpedoabteilung. Während seiner Dienstzeit dort war er mehrfach Kommandant von Torpedobooten. Am 1. Januar 1899 wurde die Bezeichnung seines Dienstgrades in Oberleutnant zur See abgeändert. Zwischen dem 1. Oktober 1900 und dem 30. Juni 1901 besuchte er die Marine-Akademie, wurde dabei am 23. März 1901 zum Kapitänleutnant befördert und am 1. April 1902 als Navigationsoffizier auf das Linienschiff SMS Württemberg versetzt. Ab dem 24. September 1902 diente er als Artillerie-Offizier auf dem Großen Kreuzer SMS Victoria Louise. Am 1. Oktober 1903 kam er als Adjutant in die Inspektion der Marineartillerieund am 1. Oktober 1910 in das Allgemeine Marinedepartement im Reichsmarineamt. Hier erfolgte am 8. Dezember 1906 seine Beförderung zum Korvettenkapitän. Am 1. Oktober 1908 wurde Hans Zenker Erster Offizier auf dem Linienschiff SMS Deutschland. Am 30. September 1909 folgte seine Verwendung als 1. Admiralstabsoffizier im Stab des II. Geschwaders. Am 10. April 1911 zum Fregattenkapitän befördert, übernahm er am 19. April 1911 das Kommando über den Kleinen Kreuzer SMS Lübeck und am 10. Oktober 1911 über den Kleinen Kreuzer SMS Cöln. Am 27. Januar 1913 folgte seine Beförderung zum Kapitän zur See und am 1. Oktober 1913 seine Versetzung in den Admiralstab der Marine, wo er als Abteilungschef fungierte. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er am 2. August 1914 zugleich Chef des Stabes im Großen Hauptquartier. Am 5. Februar 1916 übernahm er das Kommando über den Großen Kreuzer SMS von der Tann. Am 24./25. April 1916 nahm die Von der Tann unter Konteradmiral Friedrich Boedicker mit der Derfflinger, der gerade in Dienst gestellten Lützow und der Moltke an der Beschießung von Lowestoft und Great Yarmouth teil. Die vier Schlachtkreuzer beschossen Lowestoft von kurz vor 5 Uhr etwa eine halbe Stunde lang und zerstörten zwei 15-cm-Küstenbatterien und etwa 200 Häuser. Als sie etwa 15 Minuten vor 6 Uhr vor Yarmouth eintrafen, herrschte dichter Nebel und Ziele waren nicht zu erkennen, weswegen die meisten Schiffe nur eine Salve abgaben. Die Gefechte der Sicherungskräfte mit britischen Einheiten und die schlechte Sicht führten zum Abbruch des Unternehmens, zumal die Seydlitz auf dem Anmarsch schon durch einen Minentreffer ausgefallen war. Schließlich kämpfte die Von der Tann in der Skagerrakschlacht am 31. Mai 1916. Dabei versenkte sie die Indefatigable nach 15 Minuten. Zwei Granaten trafen den vorderen Geschützturm der Indefatigable. Die entstehende Stichflamme schlug in die Munitionskammer durch und brachte diese zur Explosion. Die Von der Tann feuerte 170 28-cm-Salven auf den Gegner und wurde selbst von zwei Treffern der 34,3-cm-Geschütze der Tiger und von Treffern der 38,1-cm-Geschütze der Barham, die im Gegenzug auch getroffen wurde, sowie zuletzt der Revenge viermal schwer getroffen. Durch diese Treffer starben elf Mann, 35 wurden verletzt. Alle Hauptgeschütztürme der Von der Tann fielen in diesem Gefecht zeitweise aus. Schon kurz nach der Versenkung der Indefatigable setzt der erste schwere Treffer der Tiger den C-Turm und eine Rudermaschine außer Gefecht. Ein weiterer Treffer der Tiger schaltete den Bugturm A aus, der klemmte und nach einer Stunde auf 120° stehenblieb. In der folgenden halben Stunde fielen auch noch der B- und der D-Turm aus. Von 18:20 bis 19:30 Uhr war die Von der Tann ohne jede schwere Artillerie. Drei Türme konnten am Abend wieder einsatzbereit gemacht werden. Erst waren der zuletzt ausgefallene Heckturm, nach einer weiteren Stunde der B-Turm und um 21 Uhr dann auch der C-Turm wieder einsatzbereit. Lediglich der klemmende Bugturm blieb außer Gefecht. Beim Nachtmarsch geriet sie mit den alten Linienschiffen Schleswig-Holstein und Schlesien in einen Nachtangriff britischer Zerstörer und konnte einem Torpedo knapp ausweichen. Am 28. April 1917 kehrte Hans Zenker in den Admiralstab der Marine zurück und wurde dort Abteilungschef in der Operationsgruppe. Ab dem 22. Dezember 1917 war er zugleich mit der Wahrung der Geschäfte des Chefs der Operationsgruppe betraut. Am 8. Oktober 1918 wurde er Befehlshaber des Sicherungsverbandes der Nordsee und am 10. November 1918 Chef des Stabes beim Kommando der Hochseestreitkräfte. Ab dem 12. November 1918 war er wieder Befehlshaber des Sicherungsverbandes der Nordsee. Nach Kriegsende wurde Hans Zenker am 3. Januar 1919 in das Reichsmarineamt versetzt und sort mit der Wahrung der Geschäfte des Chefs des Admiralstabes betraut. Zwischen dem 2. August und dem 9. November 1919 wurde er zur Verfügung des Chefs der Admiralität gestellt und am 10. November 1919 zum Inspekteur der Inspektion der Marineartillerie ernannt. Am 21. Januar 1920 zum Konteradmiral befördert, wurde er am 24. Mai 1920 Chef der Marinestation der Nordsee. Am 1. Januar 1921 folgte seine Beförderung zum Vizeadmiral und am 15. Oktober 1923 seine Ernennung zum Oberbefehlshaber der Seestreitkräfte. Am 1. Oktober 1924 wurde Zenker unter gleichzeitiger Beförderung zum Admiral Chef der Marineleitung und übernahm damit die Führung der Reichsmarine. In seine Amtszeit fiel die Konsolidierung der Reichsmarine nach den Wirren der Revolutionszeit und den Einschnitten, welche der deutschen Marine durch den Versailler Vertrag auferlegt waren. Außerdem fielen in seine Amtszeit die ersten Neubeschaffungen für die Marine. Neben dem offiziellen Beschaffungsprogramm gab es auch ein umfangreiches geheimes Beschaffungsprogramm der Reichsmarine. 1927/28 kam dieses Beschaffungsprogramm im Rahmen der Lohmann-Affäre an die Öffentlichkeit. Sie führte am 30. September 1928 zur Entlassung Zenkers durch Reichswehrminister Wilhelm Groener. Anschließend zog sich Hans Zenker nach Osterode im Harz zurück.
Sein Sohn, Karl-Adolf Zenker, war von 1961 bis 1967 Inspekteur der Bundesmarine.

 

Literatur und Quellen:

Dermot Bradley, Hans H. Hildebrand, Ernest Henriot: Deutschlands Admirale 1849–1945 Band 3: P-Z Biblio Verlag, Osnabrück 1990