Infanteriegeschütze

 

Ende der 20er Jahre wurde bei der Firma Rheinmetall der "leichte Minenwerfer 18" konstruiert. Dieser wurde als Infanterie-Unterstützungs-Waffe für Flach- und Steilfeuer bei den Infanterie-Regimentern eingesetzt und in den 30er Jahren in "7,5-cm-leichte-Infanterie-Geschütz 18 (le.I.G. 18)" umbenannt. Die ursprünglich für den Einsatz mit Pferdezug vorgesehene Version des Geschützes wurde der immer mehr voranschreitenden Motorisierung der Armee angepasst, für den Einsatz mit Kraftzug entwickelte Rheinmetall ein Modell mit Gummibereifung. Das Geschütz war ein Hinterlader mit einem Rohr-Kaliber von 7,5-cm, eine Rohrlänge in Kalibern von L/11,8 besaß einen Kipprohrverschluß und eine Kastenlafette, die für den Pferdezug bestimmt war und Holzräder hatte.  Die Waffe wurde 1932 bei der Truppe eingeführt und hatte ein 835 mm langes Rohr, das einen Schwenkbereich von 11° und eine Rohrerhöhung von -10° bis + 75,3° besaß. Die v0 betrug 220 m/Sek., die maximale Reichweite 3.550 m, mit Sonderkartusche (6. Ladung) 4.600 m. Das Gewicht des Geschützes betrug 400 kg in Feuerstellung bzw. 405 kg in Fahrstellung. Außerdem wurde auch eine Version für den Kraftfahrzug entwickelt, die sich durch Stahlräder mit Gummi-Luftbereifung unterschied. Dadurch stieg das Gewicht in Feuerstellung auf 570 kg, das Gewicht in Fahrstellung auf 515 kg. In der zweiten Kriegshälfte wurde die Waffe bei der Böhmischen Waffenfabrik in Strakonitz und bei Habämfa in Ammendorf bei Halle produziert, da Rheinmetall seine Kapazität für andere Fertigungen benötigte. In einem Geschütz steckten übrigens 1.200 Arbeitsstunden. Obwohl sich das leichte Infanteriegeschütz 18 für die Bekämpfung von modernen Kampfpanzern nur noch unzureichend eignete, blieb es bis Kriegsende in der Produktion und im Einsatz bei den Infanterie-Geschützkompanien, den Aufklärungsabteilungen und Kavallerie-Abteilungen und diente der Panzerabwehr und Nahunterstützung.

Eine in zehn Lasten zerlegbare Version des 7,5-cm Leichtes Infanterie-Geschütz 18 war das 7,5-cm- Leichtes Gebirgs-Infanterie-Geschütz 18. Das Geschütz hatte eine Spreizlafette, eine Flüssigkeitsrohrbremse mit Luftvorholer, Zieleinrichtung 18 und ein Rundblickfernrohr. Der Schwenkbereich war auf 35° erhöht worden. Außerdem hatten die Geschütze einen neuen, leichteren Schild erhalten. Das Gewicht in Feuerstellung betrug 440 kg, das Gewicht in Fahrstellung 410 kg.

Für die Fallschirmjäger wurde übrigens eine Version entwickelt, die jedoch nach acht produzierten Mustern zu Gunsten der Leichtgeschütze wieder aufgegeben wurde. Eine verbesserte Ausführung dieser Waffe stellte Rheinmetall 1935 vor. Die 375 kg schwere Waffe mit Spreizlafette und Stahlscheibenrädern besaß ein 975 mm langes Rohr, aus dem die 6,5 kg schwere Granate bei einer v0 von 225 m/Sek. bis zu 3.800 m weit verschossen werden konnte. Das das Geschütz aber nur in 5 Lasten zerlegbar war, wurde es ebenfalls abgelehnt.

Bei Kriegsbeginn waren bei den Einheiten des Heeres 2.933 Geschütze im Einsatz. Während des Krieges wurden folgende Stückzahlen produziert (alle Zahlen für das leichte IG 18 und das leichte Geb.IG 18):

  1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945
Januar   70 59 40 130 207 204
Februar   52 103 103 130 195 165
März   38 116 216 132 195 180
April   51 111 142 143 195 unbekannt
Mai   85 110 82 154 195  
Juni   80 117 79 165 195  
Juli   97 150 65 170 190  
August   91 100 83 170 200  
September 69 70 65 93 170 200  
Oktober 60 84 83 80 170 157  
November 63 70 40 78 170 186  
Dezember 69 64 58 130 1.196 194  

Aus der Soldatenfibel des Jahres 1940:

„(1) Schießt man Flachfeuer?
Vorteil: Kürzere Flugzeit, geringere Streuung. Abpraller!
Nachteil: Infolge kleinen Auftreffwinkels wird ein Teil der Splitter im Boden verschluckt, ein Teil nach oben geschleudert.
Bei Steilfeuer verteilen sich Splitter besser dicht über den Boden.
Gegen Ziele in Bewegung nur im Flachfeuer schießen. Flachfeuer ist auch bei geringen Schussweiten aus allen Stellungen möglich.

(2) Verdeckte Stellung ist die Regel. Offene Stellung ist Ausnahme (Nur Randstellung).

(3) Vorbereitung für Einsatz erfordert Zeit. Daher ist Kampfauftrag so früh wie möglich zu geben.

(4) Zug folgt Schützen möglichst bespannt. Mannschaftszug soll Ausnahmefall bleiben.
Hat folgende Nachteile: a) Starke Beanspruchung der Bedienung. b) Da Protzen meist zurückbleiben müssen, gibt es Schwierigkeiten mit der Munitionsversorgung.

(5) Stets ist Schwierigkeit der Munitionsversorgung im Infanteriekampf zu beachten.
Folgerung: a) Einsatz nur gegen Ziele, die von anderen Waffen nicht bekämpft werden können. b) Mit Munition haushalten.

(6) Wirkungsmöglichkeit:
a) IG gegen Kampfwagen wenig Wirkung. Grund: Flugbahn zu gekrümmt, zu geringe Auftreffgeschwindigkeit
b) Gegen Panzerspähwagen unter 300 m, wenn Panzerwagen senkrecht auf IG zufährt (Flachbahnschutz).
c) Anstreben, Panzerwagen innerhalb dieser 300 m an Sperre Aufenthalt zu bereiten. (?)
d) Planziel erfordert viel Munition. Daher nur anwenden, wenn beobachtetes Feuer unmöglich.
e) Bekämpfung von vermuteten Flächenzielen ist falsch.
f) Notfeuer erfolgt auch durch l. IG. Einsatz dazu: In Abschnitt, wohin andere Waffen nicht wirken können, oder Notfeuerräume der anderen Waffen überlagern. Notfeuer eines l.IG-Zuges hat 50 – 100 m Breite.
g) Ersatz fehlender Artillerie durch l.IG falsch

(7) Auf welche Ziele beschränken sich IG?
a) Ziele, die Schützenkompanien besonders gefährden.
b) Ziele, gegen die andere Waffen nicht oder nicht genügend wirken können.
Daher: Eingedeckte eingegrabene Ziele im beobachteten Feuer.

(8) Welches ist Schießeinheit und Kampfeinheit?
Stets nur l.IG-Zug.
Nachteile der Verwendung als Einzelwerfer:
a) Nicht voll kampffähig. Richt- und Nachrichtenmittel fehlen.
b) Starke Herabminderung der Feuerkraft
c) Schwierigkeiten bei Verpflegung (Mann und Pferd) und Munitionsversorgung.

(9) Unterstellung
Das Regiment unterstellt in der Regel den l. IG-Zug einem Bataillon. Das Bataillon unterstellt den l.IG-Zug nur ausnahmsweise einer Schwerpunktkompanie. Vorbedingung ist, dass seine B-Stelle zu finden ist, aus der der Bataillonsabschnitt zu übersehen ist. Mehrere Züge in einem Bataillons-Abschnitt sind unter einheitlicher Führung des Kompanieführers zusammen zu fassen. Dieser untersteht dann dem Bataillons-Kommandeur.“

 

Von der Firma Krupp stammte die 510 kg schwere 7,5-cm-Pak 37. Das Provisorium stellte eine Kombination zwischen einem Infanteriegeschütz und einer Pak dar. In die Lafette der 3,7-cm-Pak wurden 1.800 mm lange Rohre vom Kaliber 7,5cm mit einer Länge von 1.800 mm eingebettet. Später wurden auch russische Beutelafetten benutzt. Bei einer v0 von 280 m/Sek. wurden Schußweiten bis 5.150 m erreicht. Die zur Panzerabwehr verwendete Hohlladungsgranate durchschlug mit ihren 0,5 kg Sprengstoff Panzerungen bis zu 85 mm bei einer v0 von 395 m/Sek. Im Mai 1944 stufte das Waffenamt die Geschütze als Infanterie-Geschütz 37 neu ein. Im Juni 1944 wurden die ersten 84 Waffen an die Truppe ausgegeben, bei Kriegsende waren noch 1.304 Waffen bei der Truppe. Die Waffen hatten einen Schwenkbereich von 60° und eine Rohrerhöhung von -5° bis +24°.

Nach dem Ende des Frankreichfeldzuges war von der Firma Krupp das Infanterie-Geschütz 42 entwickelt worden, welches das le.I.G. 18 ersetzen sollte. Das 590 kg schwere Geschütz, dessen Lafetten bei der Firma Rheinmetall gebaut wurden, hatte ein 1.788 mm langes Rohr, mit dem bei einer v0 von 280 m/Sek. Reichweiten bis zu 4.800 m erreicht werden konnten. Dabei war das Rohr um 78° schwenkbar, die Rohrerhöhung betrug -6° bis +32°. Die Geschütze waren auch zur Panzerbekämpfung vorgesehen. Da die Produktion einer HL-Granate für das alte le.I.G. 18 bereits angelaufen war, wurde das Projekt gestrichen, Anfang 1944 aber wieder aufgegriffen und ein Auftrag über 1.450 Stück erteilt. Die Truppe erhielt 39 der nun mit Mündungsbremse versehenen Waffen im Oktober.

Ein altes Muster wurde für Versuche mit leitwerkstabilisierten Panzer- und Minengranaten mit einem Glattrohr, das eine extra lange Mündungsbremse trug, ausgerüstet. Es ist nur auf dem Artillerieprüfplatz in Hillersleben verwendet worden.

 

Im Januar 1925 legte die damalige Heeresleitung in einer Besprechung die Rahmendaten für einen neuen mittleren Minenwerfer fest. Im Jahr 1927 begann man dann bei der Firma Rheinmetall mit der Entwicklung des daraus hervorgegangenen schweren Infanterie-Geschützes mit einem Kaliber von 15 cm. Bei Rheinmetall lautete die Bezeichnung für diese Waffe "15,24-cm Minenwerfer". 1933 wurde die Waffe dann als "schweres Infanterie-Geschütz. 33 besp" (bespannt) eingeführt. Die Waffe besaß ein 1.680 mm langes Rohr, aus dem bei einer v0 von 240 m/Sek. die 38 kg schwere Infanterie-Granate 38 bis zu 4.650 m weit verschossen werden konnte. Das Rohr hatte einen Schwenkbereich von 11° und eine Rohrerhöhung von - 4° bis + 75°. Das Gewicht der Waffe betrug 1.800 kg in Feuerstellung und 1.825 kg in Fahrstellung bei der Kraftzug-Ausführung und 1.680 kg in Feuerstellung und 1.700 kg in Fahrstellung bei der bespannten Ausführung. Seit Juli 1942 wurde zur Leistungssteigerung die überkalibrige Stielgranate für das Geschütz produziert. Der 300 mm im Durchmesser messende Kopf trug 54 kg Sprengstoff. Bei einer v0 von 105 m/Sek. wurden Reichweiten bis zu 1.000 m erreicht. Mit der später eingeführten HL-Granate 39 von 24,6 kg Gewicht konnten 160 mm Stahl durchschlagen werden.

In der Folgezeit wurde das Geschütz nochmals abgeändert und 1936 schließlich als schweres Infanterie-Geschütz. 33 besp" Ausführung A eingeführt. Im Jahr 1938 folgte das schwere Infanterie-Geschütz. 33 besp" (bespannt) Ausführung B, welches nun nicht mehr vollständig aus Stahl (Ausführung A), sondern in Gemischtbauweise aus Stahl und Leichtmetall gefertigt wurde. Beide Ausführungen wurden auch als schweres Infanterie-Geschütz. 33 Kfz" für den Kraftzug mit Gummibereifung gefertigt. Im Mai 1941 wurde vom Allgemeinen Heeresamt gefordert, das gewicht der Waffe zu drücken. Unter Verwendung von Elektron konnte das gewicht tatsächlich auf 1.590 kg gedrückt werden. Die in die Truppenerprobung ausgegebenen Waffen trugen die Bezeichnung schweres Infanterie-Geschütz. 33 Ausführung C. Als   schweres Infanterie-Geschütz. 33 Ausführung E wurde ebenfalls im Mai 1941 eine Version in Auftrag gegeben, die sparstofffrei (also Frei von kriegswichtigen und seltenen Rohstoffen) sein sollte. Die Entwicklung wurde jedoch bis Kriegsende mangels Dringlichkeit nicht mehr abgeschlossen.

Bei Kriegsbeginn waren bei den Einheiten des Heeres 410 Geschütze im Einsatz. Während des Krieges wurden folgende Stückzahlen produziert:

  1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945
Januar   22 44 37 60 84 230
Februar   20 60 17 65 83 108
März   28 39 21 69 86 unbekannt
April   24 48 18 76 92  
Mai   14 60 20 77 103  
Juni   22 46 55 66 130  
Juli   21 48 35 77 145  
August   30 48 58 41 160  
September 6 34 24 40 75 156  
Oktober 11 30 19 81 80 173  
November 12 13 46 44 80 201  
Dezember 19 53 14 70 96 200  

 

Da das schweres Infanterie-Geschütz. 33 mit 1.700 kg sehr schwer war, wurde die Waffe bereits recht früh auch als Selbstfahrlafette geplant und gebaut. Als erste Version wurde das sIG 33 auf das Fahrgestell des Panzers I gesetzt (s. dort). Dann gab es den Geschützwagen 38 "Grille" (s. dort) und eine Version auf dem Fahrgestell des Panzers II (s. dort).