Leichter Kreuzer »Karlsruhe«
Kreuzertyp:
Der leichte Kreuzer "Karlsruhe" gehörte zur "Königsberg"-Klasse
Namensgebung:
Der leichte Kreuzer "Karlsruhe" wurde nach der
Stadt
Karlsruhe benannt.
Schiffsdaten:
Kiellegung: 20. Juli 1926
Stapellauf: 20. August 1927
Indienststellung: 6. November 1929
Bauwerft: Deutsche Werke, Kiel
Besatzung: (bei Indienststellung): 21 Offiziere und 493 Unteroffiziere und Mannschaften
Baukosten: 36,0 Millionen Reichsmark
Verdrängung: 6.750 t Konstruktionsverdrängung, 7.700 t Einsatzverdrängung / nach Umbau: 6.730 t Konstruktionsverdrängung, 8.350 t Einsatzverdrängung
Länge über alles: 174 m
Breite: 15,2 m
Tiefgang: 6,28 m maximal
Maschinenanlage: Sechs ölbefeuerte Marine-Wasserrohrkessel mit natürlichem
Umlauf (Doppelender in vier Kesselräumen), Betriebsdruck 16 atü; vier Satz
Dampfturbinen; zwei MAN 10-Zylinder Viertakt-Diesel Typ W 10 V 26/33 für die
Marschfahrt
Anzahl der Wellen: 2
Leistung an den Wellen: 68.200 PSw mit Turbinen, 1.800 PS mit den Dieselmotoren
Höchstgeschwindigkeit: 32,5 kn
Fahrbereich: 3.340 sm bei 18 kn (Turbinen); 7.300 sm bei 17 kn (Diesel)
Bennstoffvorrat: 1.350 t (vor Umbau) 1.460 t (nach Umbau)
Bewaffnung:
Seeziel-Artillerie: 9 x 15-cm XK C/25 in drei Drillingstürmen mit Drehscheibenlafette LC/25
Flak: 2x 8,8-cm Flak L/45 in Mittelpivot-Lafette C/13 (bis 1933); 2 x 8,8-cm Flak L/76 C/32 in Doppellafette C/32 (ab 1933), 8 x 3,7-cm Flak L/83 C/30 in Doppellafette C/30, 8 x 2-cm L/65 C/38 in Einzellafette C/30
Torpedos: 12 x 53,3-cm Torpedorohre in vier Drillingssätzen
Wasserbomben:
Minen: max. 120 Minen
Flugzeuge: Zwei Heinkel He 60
Ortungsgeräte: FuMG 39 G (g8)
Kommandanten:
6. November 1929 Fregattenkapitän/Kapitän zur See Eugen Lindau
26. September 1931
Fregattenkapitän/Kapitän zur See Erwin Waßner
9. Dezember 1932
Fregattenkapitän Wilhelm Freiherr Harsdorf von Enderndorf
16. September 1934
Kapitän zur See Günther Lütjens
24. September 1935
Fregattenkapitän/Kapitän zur See Leopold Siemens
29. September 1937
Kapitän zur See Erich Förste
13. November 1939
Kapitän zur See Friedrich Rieve
Beschreibung des Bootes:
Die leichten Kreuzer der "Königsberg"-Klasse entstammten einem
Amtsentwurf aus den Jahren 1924/25. Die Schiffe hatten 16 wasserdichte
Abteilungen, der Doppelboden erstreckte sich über 72% der Schiffskörperlänge.
Der Schiffskörper war bis zu 85% geschweißt. Dadurch wurde eine enorme
Gewichtsreduzierung. Außerdem wurde verstärkt auf Leichtmetall zurück gegriffen.
Diese Gewichtsersparnis kam der Armierung zugute, die auf diesen Schiffen
relativ stark war. Der Fahrbereich war zwar relativ gering, aber durch den
Einbau der Marschdieselmotoren konnte dieser vergrößert werden. Wegen der
Einschränkungen des Versailler Vertrages wurden Bordwände, Decks, Schotts und
Spanten sehr knapp bemessen. Dadurch kam es bei schwerer See und beim Schießen
immer wieder zu Brüchen und Rissen im Bereich der Schiffsmitte. Die Panzerung
entsprach dem damaligen Stand der Technik. Das Panzerdeck erstreckte sich über
die gesamte Schiffsbreite und hatte eine Dicke von 20 bis 40 mm. Der
Gürtelpanzer hatte eine Stärke von 50 - 70 mm und erstreckte sich vom 15-cm Turm
C bis etwa 30 mm hinter den Bug. Die Zitadelle wurde vorne und achtern durch je
ein 70 mm Panzerschott abgeschlossen. Die 15-cm Türme wurden durch eine 20 - 30
mm starke Panzerung geschützt. Die Barbetten hatten eine 30-mm Panzerung und der
Kommandantenturm hatte Panzerungen von 30, 50 und 100 mm.
An Waffenleitanlagen gab es für die Hauptartillerie insgesamt drei
6-m-Basisgeräte: Hauptartillerie- und Kommandostand im Vormars, vorderer
Kommandostand und achterer Kommandostand. Für die Torpedowaffe befanden sich
drei 3-m-Basisgeräte auf den Schiffen. Die Flak wurde dezentral über die
3-m-Basisgeräte geleitet. 1931 wurde der hohe Stengenmat durch eine Stenge an
der Hinterkante des Vormars ersetzt. Zwischen der Reise 1931 und 1933 hatte das
Schiff kurzzeitig ein eingeschossiges Deckshaus zwischen den Schornsteinen und
vor dem achternen Deckshaus. 1933 wurde die Plattform des Brückendecks am
Gefechtsmast vergrößert. Außerdem wurden zwei zusätzliche 8,8-cm Einzellafetten
an den Seiten des achternen Deckshauses aufgestelt. 1934 wurde der
Backbord-Ladebaum durch einen Gitterkran ersetzt. 1935 wurden die
Antennespreizen am achternen Schornstein durch einen Mast mit Rah ersetzt. Die
Plattformen am Gefechtsmast wurden vergrößert. Außerdem erhielt die "Karlsruhe"
einen Flugzeug-Katapult. 1936 wurde ein Deckshaus zwischen dem Schornstein und
dem Gefechtsmast errichtet. Am Brückendeck wurden Signalnocks angebaut. An der
Rückseite des Gefechtsmastes in Höhe der Scheinwerfer wurde eine Plattform
angebaut. Zwischen Katapultunterbau und vorderem Schornstein wurde ein weiteres
Deckshaus errichtet. Die alten 8,8-cm Einzellafetten wurden durch 8,8-cm
Doppellafetten ersetzt. Das achterne Deckshaus wurde umgebaut und vergrößert.
Dabei wurde ein Fla-Leitstand eingebaut. 1939 wurde der Vormars verändert, die
Stenge am Vormars wurde durch einen Stengenmast ersetzt. Die
Scheinwerferplattform am Gefechtsmast wurde höher gesetzt, ebenso die untere
Plattform an der Rückseite des Gefechtsmastes. Die Ladebaumpfosten entfielen,
die dadurch entfallenen Scheinwerferplattformen wurden durch Plattformen
seitlich an beiden Schornsteinen ersetzt. 1940 wurde der Backbordkran durch
einen Gitterkran ersetzt. Außerdem wurde eine MES-Anlage eingebaut.
Werdegang
Der leichte Kreuzer "Karlsruhe" wurde am 6. November 1929 in Kiel in Dienst gestellt. Als Besatzung wurde die Besatzung des außer Dienst gestellten kleinen Kreuzers "Berlin" übernommen. In den folgenden Monaten wurden Probefahrten durchgeführt. Vom 24. Mai bis zum 12. Dezember 1930 absolvierte die "Karlsruhe" eine Auslandsreise nach Afrika und Südamerika. Das Jahr 1931 wurde für kürzere Werftliegezeiten und Ausbildungsfahrten genutzt. Vom 30. November 1931 bis 8. Dezember 1932 absolvierte die "Karlsruhe" ihre zweite Auslandsreise, die sie bis Mexiko und durch den Panama-Kanal und New York führte. Das Jahr 1933 brachte zunächst eine weitere Werftliegezeit und anschließend weitere Ausbildungsfahrten. Im Oktober 1933 lief der leichte Kreuzer zu einer weiteren Auslandsreise aus. Über das Mittelmeer und den Suez-Kanal fuhr die "Karlsruhe" nach Ostasien, dann in die USA und durch den Panama-Kanal und Spanien zurück nach Deutschland. Am 16. Juni 1934 kehrte die Karlsruhe nach Kiel zurück. Bereits am 22. Oktober 1934 lief der leichte Kreuzer "Karlsruhe" zu seiner vierten Auslandsreise aus. Über die Azoren lief die "Karlsruhe" nach Südamerika, um das Kap Hoorn nach Süd-, Mittel- und Nordamerika. Nach der Durchquerung des Panama-Kanals und dem Besuch der USA kehrte der leichte Kreuzer am 15. Juni 1936 nach Kiel zurück. Es folgte eine Werftüberholung, während der das Schiff einen Flugzeugkatapult erhielt. Nach den Umbauarbeiten folgten im Oktober 1935 Erprobungsfahrten, bevor die "Karlsruhe" am 21. Oktober 1935 zu ihrer fünften Auslandsreise aufbrach. Über Großbritannien und Spanien fuhr die "Karlsruhe" nach Indonesien und Japan. Vom 4. bis 12. März lag der leichte Kreuzer in Kobe. Am 12. Juni 1936 kehrte die "Karlsruhe" wieder nach Kiel zurück. Vom 22. Juni bis zum 9. September verholte die "Karlsruhe" in die Deutsche Werke Kiel zur planmäßigen Werftliegezeit und zur Beseitigung der während eines Sturms im Pazifik erlittenen Schäden. Am 1. Juli 1936 wurde der leichte Kreuzer dann aus dem Ausbildungsverhältnis entlassen und der Flotte zugeteilt. Dabei wurde er dem BdA unterstellt. Anschließend fungierte die "Karlsruhe" als Zielschiff für diverse Torpedoboots-Flottillen. Am 27. Dezember 1936 lief die "Karlsruhe" zu ihrer sechsten Auslandsreise aus. Der leichte Kreuzer nahm an der internationalen Seekontrolle vor Spanien teilund kehrte am 22. Februar 1937 nach Kiel zurück. Nach einer kurzen Werftliegezeit bei den Deutschen Werken Kiel folgten Fahrübungen und Ausbildungsfahrten in der Ostsee und der Einsatz als Zielschiff. Am 20. Mai 1938 wurde die "Karlsruhe" in Wilhelmshaven außer Dienst gestellt, um auf der Kriegsmarinewerft einem großen Umbau unterzogen zu werden. Erst am 13. November 1939, also nach Kriegsbeginn, wurde der leichte Kreuzer wieder in Dienst gestellt. Es folgte ein eingeschränktes Erprobungsprogramm. Anfang 1940 lag die "Karlsruhe" in Bremerhaven. Am 7. April verlegte sie an den Columbuskai. Zusammen mit den Torpedobooten "Greif", "Luchs" und "Seeadler", sieben Schnellbooten der 2. Schnellboots-Flottille und dem Schnellboots-Begleitschiff "Tsingtau" bildete der leichte Kreuzer die Kriegsschiffgruppe 4, die das Ziel hatte, Kristiansand zu besetzen. Am späten Abend des 7. April übernahmen die Kriegsschiffe das I. Bataillon und die 9. Kompanie des Infanterie-Regiments 210, eine Kompanie Marine-Artillerie und eine Radfahr-Schwadron. Mit zur Landungsflotte gehörten auch vier Handelsschiffe der 1. Seetransportstaffel, die bereits am 6. April aus Stettin ausgelaufen waren. Am 8. April lief die Kriegsschiffgruppe aus und marschierte nach Norden. Bei schwerer See und dichtem Nebel wurde am 9. April am frühen Morgen mit dem Einlaufen in den Kristiansandfjord begonnen. Um 6.30 Uhr eröffneten die Norweger das Feuer aus der Festung Odderöy. Der deutsche Verband vollführte daraufhin eine Gefechtkehrtwendung und zog sich aus dem Wirkungsbereich der norwegischen Geschütze zurück. Um 6.55 ging die Kampfgruppe erneut auf Gegenkurs. Die "Karlsruhe" beschoß die norwegischen Stellungen mit seinem vorderen Turm, dann, nach einer Drehung nach Steuerbord, mit allen drei Türmen. Auch die anderen Einheiten beteiligten sich am Beschuß. Auch die Luftwaffe beteiligte sich an dem Beschuß. Um 7.50 Uhr erhielten die Torpedoboote "Luchs" und "Seeadler" den Befehl, in den Hafen von Kristiansand einzulaufen. Den Feuerschutz hierzu übernahm die "Karlsruhe". Der Vorstoß mißlang wegen der schlechten Sicht durch die gelegten Nebelwände, so daß sich der gesamte Verband erneut zurückziehen mußte. Der vierte Versuch begann um 9.25 Uhr. Durch den Nebel behindert, wäre die "Karlsruhe" dabei fast auf ein Riff gelaufen. Erneut wurde der Vorstoß aufgegeben. Um 10.00 Uhr wurden die Angehörigen der Marine-Artillerie-Abteilungen auf die begleitenden Schnellboote umgeschifft, um diese an Land zu setzen. Um 11.00 Uhr gelang es der Kampfgruppe schließlich, in Kristiansand einzulaufen. Bis 12.20 Uhr konnten die Stellungen bei Odderöy genommen werden. Um 19.00 Uhr dieses 9. April liefen die "Karlsruhe", gesichert durch die Torpedoboote "Luchs", "Seeadler" und "Greif" wieder aus Kristiansand aus, um so schnell wie möglich nach Deutschland zurück zu kehren. Auf dem Rückmarsch im Skagerrak gelang am 9. April gegen19.58 Uhr dem britischen U-Boot "HMS Truant" ein Torpedotreffer auf der "Karlsruhe". Beide Maschinen, die elektrische Anlage, das Ruder und die Lenzmittel wurden außer Betrieb gesetzt. Das Schiff zeigte sehr schnell Schlagseite und begann zu sinken. Gegen 21.00 Uhr stieg die Besatzung auf die Torpedoboote "Luchs" und "Seeadler" über. Als das Schiff bis zur Schanz weggesackt war, gab Kapitän Rieve dem Torpedoboot "Greif" den Befehl, den Kreuzer durch Torpedoschuss zu versenken. Um 22.50 Uhr schoß "Greif" zwei Torpedos ab, welche die "Karlsruhe" trafen und schließlich versenkten.
Der leichte Kreuzer Karlsruhe zu Besuch in San Diego. Am Heck noch die Flagge der Reichsmarine. |