Panzerjäger »Marder«
Am Beginn des Feldzuges gegen die UdSSR traten zum ersten Mal die gefürchteten T-34-Panzer der Roten Armee in Aktion. Gegen diese, den russischen Verhältnissen bestens angepaßte Kolosse waren die deutschen Panzerabwehrgeschütze absolut machtlos. Daher entstand die Forderung, schnellstens einen Panzerjäger auf Selbstfahrlafette zu entwickeln. Dabei wurde vom Waffenamt die Linie verfolgt, den Panzerjägern möglichst schnell eine brauchbare und durchschlagstarke Waffe zur Hand zu geben.
Das Waffenamt griff hierzu auf erbeutete französische Panzerfahrgestelle zurück, so
z.B. auf Fahrgestelle des Panzers Hotchkiss H 35(f), Hotchkiss H 39(f), FCM 36 oder den
Lorraine-Schlepper. Vereinzelt wurden auch polnische Fahrgestelle verwendet. Als
Bewaffnung diente die 7,5-cm Pak 40. Diese Provisorien erhielten den Namen »Marder I«. Insgesamt gab es
drei Abarten:
7.5cm Pak 40 auf FCM - 10 Stück
7.5cm Pak 40 auf H39 - 24 Stück
7.5cm Pak 40 auf Lorraine - 170 Stück
Gleichzeitig erging am 20. Dezember 1941 an die Firma Alkett der Auftrag, auch auf der
Basis des Fahrgestells des Panzers 2 eine Panzerjäger-Notlösung zu entwickeln. Hierzu
wurden zuerst die Fahrgestelle des als unbrauchbar erkannten Flammenwerferpanzers
Panzer 2 (Flamm) umgebaut (ursprünglich
Fahrgestelle des Panzers 2 Ausf. D).
Die ausgebauten Türme wurden später zu Festungswaffen umgebaut und als Kuppeln
verwendet. Auch in diese Fahrzeuge wurde hinter einen 14,5 mm starken
Blechaufbau die 7,62-cm-Pak 36 montiert. Bedingt durch das Provisorium waren diese Fahrzeuge mit 2,6 m
verhältnismäßig hoch. Die Feuerhöhe betrug 2,2 m, das Seitenrichtfeld 50°. In dem
11,5 t schweren Fahrzeug fanden vier Mann Besatzung Platz, außerdem 30 Schuß Munition
und ein MG mit weiteren 800 Schuß zur Nahverteidigung. Außerdem wurden in diese
Fahrzeuge auch russische 7,62-cm-Feldkanonen 296 eingebaut. Auch die Aufstellung einer
7,5-cm-Pak 40/2 war möglich. Diese Lösung erhielt den Namen »Marder II« (Sd.Kfz. 132) Nachdem 150
Exemplare bis zum 12. Mai 1942 ausgeliefert worden waren, wurde von Reichsminister Dr.
Speer vorgetragen, aus der laufenden Produktion von Panzern zwei Fahrgestelle zu entnehmen
und als Panzerjäger umzubauen. Nachdem der Einbau einer 5-cm-Pak 38 untersucht wurde,
entschied man sich abschließend für die 7,5-cm-Pak 40/2 für dieses Fahrzeug. Das
Geschütz mit Oberlafette war unter Verwendung einer neu angefertigten Unterlafette
(Platte mit Zahnkranz) auf die Decke des Panzerkasten-Oberteils aufgesetzt und fest
verschraubt. Die Geschützbedienung war von vorne und von den Seiten durch einen festen
Panzeraufbau und durch einen schwenkbaren Geschützschild gesichert. Der Kampfraum blieb
aber oben und hinten offen. Die Munition wurde auf dem Heck des Fahrzeuges in einem
dreiteiligen, gepanzerten Munitionsraum mitgeführt, insgesamt konnten 37 Granaten
transportiert werden. Der Seitenrichtbereich betrug von +32° bis -25°. Die Feuerhöhe
betrug nur noch 1,94 m. Das Gewicht des Fahrzeuges betrug 10,8 t, am 15. Juni 1942 wurde
das erste Fahrzeug ausgeliefert. Auch diese Fahrzeuge erhielten des
Suggestivnamen »Marder II« (Sd.Kfz.
131).
Vom Marder II 132 wurden 150 Fahrzeug auf Basis des Flammpanzers Ausführung B
gebaut (gleicher Fahrgestellnummernbereich 27101-27250 angegeben, nur 62 als
Flammpanzer vollendet), dazu noch 52 der D-basierte Flammpanzer Ausf. A
umgebaut.
Vom Marder II 131 wurden insgesamt 533 Fahrzeuge neu gebaut (Famo und Ursus)
sowie ~130 ältere/beschädigte Panzer II umgebaut.
Da sich die deutschen Panzerabwehrwaffen im Kaliber 3,7-cm
und 5-cm nach dem Auftreten des russischen T-34-Panzers endgültig als zu schwach
erwiesen hatten, wurde von der Inspektion der Panzertruppe die Schaffung eines
Panzerjägers als Selbstfahrlafette gefordert. Hierzu wurden erbeutete
sowjetische 7,62-cm Feldkanonen und Panzerabwehrgeschütze auf dem Fahrgestell
des Panzerkampfwagens
38(t) Ausf. G angebracht. Die so entstandene Waffe erhielt die Bezeichnung
Panzerjäger 38" (Sd. Kfz. 139)"Marder III".
Dabei kam die genietete Bauweise des Panzergehäuses den Umbaumaßnahmen entgegen.
Nach Entfernen des Unterlafette wurde das Geschütz mit Oberlafette unter
Verwendung eines neu gefertigten Unterbaus auf das Oberteil des Aufbaus
aufgesetzt. Der Unterbau hatte die Form einer Brücke und war mit der Decke des
Heckpanzers sowie mit dem Bugpanzer verbunden. Richt- und Ladeschütze waren nach
vorne durch eine 14,5-mm und seitlich durch eine 10 mm dicke Panzerung
geschützt. Diese Panzerung war SmK-sicher. Die Panzerwanne mit der Unterbringung
des Fahrers und des Funkers blieben unverändert, ebenso das MG 37 (t). Insgesamt
30 Schuß für die 7,62-cm Pak und 1.200 Schuß für das MG wurden im Fahrzeug
mitgeführt. Das Gefechtsgewicht stieg auf 10,8 t, die Höchstgeschwindigkeit
betrug 42 km/h. Die 218 l mitgeführter Treibstoff reichten für 185 km
Straßenfahrt. Die Feuerhöhe betrug 2.000 mm. Die 7,62-cm Pak 36 L/54 hatte eine
Rohrlänge von 3.895 mm und war mit einer Mündungsbremse versehen. Durch den
Umbau der Ladekammer konnte mit dem Geschütz auch die Munition der deutschen
7,5-cm Pak verschossen werden. Damit konnte auf 1.000 m Entfernung eine
Panzerung von 94 mm durchschlagen werden. Der Seitenrichtbereich der Pak betrug
21° nach jeder Seite, der Höhenrichtbereich von -8 ° bis + 13°.
Die Fahrzeuge wurden ab dem 24. März 1942 bei der BMM AG in Prag produziert. Bis
Oktober 1942 konnten 344 Panzerjäger 38 gefertigt werden, davon 176 auf dem
Fahrgestell der Ausführung G. Weitere 19 dieser Fahrzeuge entstanden 1943 durch
den Umbau reparaturbedürftiger Panzer von der Front. Die Bezeichnung "Panzerjäger
38" (Sd. Kfz. 139) wurde mit Führerbefehl vom 27. Februar 1944 durch den
Suggestivnamen "Marder
III" ergänzt.
Ab November 1942 wurde die Fertigung auf die deutsche 7,5-cm-Pak 40 umgestellt. Der erste Prototyp war im Juni 1942
fertig und zeigte gegenüber der 7,62-cm-Ausführung einen geänderten Schutz für
die 7,5-cm-Pak 40. Das Geschütz mit Oberlafette (ohne
Unterlafette) war unter Verwendung eines neu angefertigten Unterbaues im
Fahrgestell des Panzerkampfwagens 38 (t) eingebaut worden. Die Geschützbedienung
war weiterhin nach vorne und zu den Seiten durch einen festen Panzer und den
schwenkbaren Geschützschild gesichert. Auch nach Oben waren diese Fahrzeuge nun
teilweise mit Panzerplatten gesichert, während sie nach hinten immer noch offen
waren. Die Besatzung bestand aus dem Richtschützen (zugleich Geschützführer),
dem Ladeschützen und dem Fahrer. Das Gefechtsgewicht betrug 10,5 t. Mit seinem
Treibstoff-Vorrat von 218 l war eine Fahrstrecke von 200 km auf der Straße
möglich. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 47 km/h.
Ab November 1942 wurden für die Fertigung Fahrgestelle der Ausführung H des Panzerkampfwagens
38(t) verwendet. Die Fertigung lief im Mai 1943 nach 242 produzierten
Einheiten aus. Weitere 175 Selbstfahrlafetten wurden 1943 durch den Umbau
beschädigter Panzerkampfwagen
38(t) gebaut. Insgesamt wurden von März 1942 bis Mai 1943 761 Panzerjäger 38
gebaut.
Im Mai 1943 erfolgte die Umstellung auf die M-Ausführung des Panzerjägers 38.
Bereits seit Februar 1943 wurde die Geschützwagen-Ausführung auf Fahrgestell 38
(t) für das 15-cm sIG 33/1 gefertigt, welches nunmehr auch für die 7,5-cm Pak
40/3 zur Verfügung stand. Dabei war der Motor aus dem Heck des Fahrzeuges nach
Vorne zum Wechselgetriebe verlegt worden, wodurch eine Unterbringung der Waffe
im Heck möglich war. Dies führte dazu, dass zum einen der Zugang zum Kampfraum
erleichtert wurde und dass zum anderen die Waffe einen niedrigeren Aufbau und
damit auch eine niedrigere Silhouette bekam. Die Panzerung des Aufbaus war nun
rundherum 10 mm dick. Für die 7,5-cm Pak wurden nun 27 Schuß Munition
mitgeführt. Die Fahrzeuge erhielten die Nummer Sd.Kfz. 138 und wurden bis Mai
1944 mit einer Stückzahl von 975 Stück produziert. Längst war aus dem
Provisorium des Jahres 1942 eine Standardwaffe der Panzerjäger geworden. Im Mai
1944 lief die Fertigung dann zu Gunsten des
Jagdpanzer "Hetzer" (s. dort)
aus.