Panzerentwicklungen ab 1919

 

Der erste nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland entwickelte Panzer war der Großtraktor, von dem die Firmen Daimler, Krupp und Rheinmetall jeweils zwei Prototypen gebaut hatten. Diese wurden ab Juli 1929 auf dem Prüfplatz in Kama (6 km entfernt von Kasan, der Hauptstadt der Tatarischen Sowjetrepublik) erprobt. Die äußerlich ähnlichen Fahrzeuge wogen zwischen 16 und 18 t, hatten im Turm eine 75 mm Kanone und ein MG, ein weiteres MG im Bug und ein drittes in einem kleinen Heckturm. Die Maße der Fahrzeuge wichen geringfügig voneinander ab, die Daimler-Ausführung war 6.650 mm lang, 2.780 mm breit und 2.450 mm hoch. Der 300 PS-Motor brachte das Fahrzeug auf 40 km/h, die Besatzung bestand aus sechs Mann.

Auf dem Übungsplatz in Rußland fielen die Fahrzeuge von Daimler wegen Getriebeschadens aus, am besten schnitt die Rheinmetall-Variante ab. Nachdem die Erprobungen auf Grund der politischen Entwicklung am 15. September 1933 abgebrochen wurden, sind die Fahrzeuge wieder nach Deutschland verschifft worden.

Die Entwicklung eines leichten Panzers lief seit Juli 1928 unter der Bezeichnung Leichttraktor. Wieder sollten Daimler, Rheinmetall und Krupp die Prototypen bauen. Daimler lehnte jedoch ab, so daß nur Rheinmetall und Krupp Muster vorlegten, die beide an den LK-II-Entwurf von 1918 erinnerten. Auch diese Fahrzeuge wurden ab 1930 in Kama erprobt, wo sich Mängel in der Kühlung der Motoren und dem Verschleiß der Ketten zeigte. Die Rheinmetall-Version war 4.320 mm lang, 2.260 mm breit und 2.270 mm hoch. Bei einem Gewicht von 9 t trug das Fahrzeug vier Mann Besatzung, der 100 PS Motor, der übrigens vorne im Panzer untergebracht war, brachte das Fahrzeug auf 35 km/h. Das mit 13 mm gepanzerte Fahrzeug war mit einer 3,7-cm-Kanone und einem MG bewaffnet. Diese Fahrzeuge wurden nicht weiterentwickelt.

Ende Oktober 1932 wurde die Entwicklung eines Kampfwagens mit drei Drehtürmen eingeleitet, der die Bezeichnung Neubaufahrzeug erhielt. Krupp und Rheinmetall fertigten wieder recht ähnliche Modelle, was auf die vorgegebenen Ausschreibungsdaten zurückzuführen ist. Die Wagen wogen 19,5 t, waren 6.650 mm lang, 3.000 mm breit und 2.900 mm hoch. Der 250-PS-Motor brachte die Fahrzeuge auf 30 km/h, die Besatzung bestand aus sechs Mann. Allerdings waren die drei Prototypen von Krupp bereits aus Panzerstahl gefertigt, die Fahrzeuge von Rheinmetall aber nur aus Weicheisen. Bewaffnet waren alle Fahrzeuge mit einer 7,5-cm-Kanone, einer 3,7-cm-Kanone und einem MG im Hauptturm. Die beiden MG-Türme trugen jeweils ein MG anstatt der geforderten zwei. Die drei Krupp-Fahrzeuge wurden im April 1940 noch in Norwegen eingesetzt, dabei wurde eines in Lillehammer selbst gesprengt. Die Neubaufahrzeuge besaßen übrigens eine Eigenheit, die es im deutschen Panzerbau nie wieder gab - das Heckrad wurde angetrieben!

Seit Herbst 1930 arbeitete Krupp an dem Kleintraktor, einem Panzerjäger mit einer 20-mm-Kanone. Ein 57-PS-Motor sollte das 3,5 t schwere Fahrzeug auf 45 km/h beschleunigen. Diese Entwicklung bildete die Grundlage zum Landwirtschaftlichen Schlepper, aus dem dann der Versuchskraftwagen 617, der später in Panzer 1 umbenannt wurde, hervorging.

 

Ein Neubaufahrzeug.