198. Infanterie-Division

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1. Einsatz und Unterstellung:

Die 198. Infanterie-Division wurde am 1. Dezember 1939 im Bereich Prag/Pilsen aus den dort liegenden Ersatztruppen aufgestellt. Hierzu wurden das Infanterie-Ersatz-Regiment 5, das Infanterie-Ersatz-Regiment 25, das Infanterie-Ersatz-Regiment 35, das Infanterie-Ersatz-Regiment 78, das Infanterie-Ersatz-Regiment 215 und das Infanterie-Ersatz-Regiment 260 herangezogen. Am 17. Januar 1940 wurde der Division das Landwehr-Infanterie-Regiment 35 unterstellt und die Division so auf volle Stärke gebracht. Ende März / Anfang April 1940 verlegte die Division nach Schleswig-Holstein, um von dort aus ab dem 9. April 1040 im Rahmen des Unternehmens "Weserübung" an der Besetzung Dänemarks teilzunehmen. Hauptaufgabe der Division war die Besetzung von Kopenhagen sowie der Inseln Seeland und Fünen. Außerdem sollte Bornholm besetzt werden. (Bericht über die Besetzung der dänischen Inseln am 9. April 1940) Nach der Beendigung der Besetzung Dänemarks verblieb die Division kurzzeitig als Besatzungstruppe in Dänemark und verlegte im Juni 1940 zur 1. Armee nach Lothringen. Hier nahm sie in der Schlußphase des Westfeldzuges noch an den letzten Kämpfen in Frankreich teil. Nach Abschluß der Kämpfe wurde die 198. Infanterie-Division als Besatzungstruppe in Ostfrankreich stationiert. Am 1. September 1940 wurde das Artillerie-Regiment der Division durch die 4. - 6. Batterie des Artillerie-Regiments 300 auf neun Batterien verstärkt und erhielt eine IV. (schwere) Abteilung. Am 30. Oktober 1940 gab die Division den Stab des Infanterie-Regiments 326 sowie die III. Bataillone der Infanterie-Regimenter 305 und 308 zur Aufstellung der 327. Infanterie-Division ab, dazu die 2. Batterie des Artillerie-Regiments. Die Abgaben wurden durch Neuaufstellungen ersetzt. Im April 1941 verlegte die Division nach Rumänien und übernahm dort den Schutz der rumänischen Grenze. Gleichzeitig bereitete sie sich auf den Überfall auf Rußland vor. Ab dem 22. Juni 1941 kämpfte die Division in Rußland. Sie überquerte den Pruth bei Sculeni, bildete einen Brückenkopf und stieß anschließend in Richtung Dnjepropetrowsk vor. Am 14. August 1941 wurden der Stab sowie das II. und III. Bataillon des Infanterie-Regiments 326 aufgelöst. Im Herbst 1941 erreichte die Division Rostow am Don. Im Dezember 1941 mußte die Stadt wieder aufgegeben werden und die Division zog sich an den Mius zurück. Die Sommeroffensive 1942 im Südabschnitt der Ostfront erlebte die Division im Verband der 17. Armee. Sie war an der Wiedereroberung von Rostow im Juli und an der Eroberung der Hauptstadt des Kubangebietes, Krasnodar, im August beteiligt, gefolgt von der Erreichung des Westkaukasus in Richtung auf die Hafenstadt Tuapse, die jedoch nicht mehr eingenommen werden konnte. Die erlahmende deutsche Offensivkraft und der sich weiter versteifende sowjetische Widerstand führten zu einem Stellungskrieg bis in den Winter 1942/43 hinein. Im Zuge des deutschen Rückzuges aus dem Kaukasus im Frühjahr 1943 ging die Division auf den Kuban-Brückenkopf tzurück. Bei der Verteidigung von Krasnodar kam es zu schweren Abwehrkämpfen. Am 19. Februar 1943 wurde das Grenadier-Regiment 326 wieder aufgestellt. Im Februar 1943 entwickelten sich nach der Seelandung sowjetischer Truppen in der Bucht von Noworossijsk um das sogenannte „Kleine Land“ an der Schwarzmeerküste schwere Kämpfe. Die 198. Infanterie-Division gehörte zu den ersten verfügbaren Eingreiftruppen, welche den russischen Brückenkopf beseitigen sollten. Das Grenadier-Regiment 305 kämpfte bei Stanitschka unter schweren Bedingungen im Häuserkampf und erlitt dabei große Verluste. Im April 1943 verlegte die abgekämpfte Division aus dem Kuban-Brückenkopf in den Raum Saporoshje als Reserve der Heeresgruppe Süd, wo sie frontnah aufgefrischt wurde. Es folgte die Verlegung an den vorerst ruhigen Frontabschnitt bei Isjum im Verband des III. Panzerkorps. Im Juli 1943 war die Division im Verband der Armeeabteilung Kempf im Rahmen des Unternehmens Zitadelle an der Panzerschlacht von Prochorowka und an den Kämpfen zwischen Belgorod und Korotscha beteiligt. Im August 1943 kämpfte die 198. Infanterie-Division im Verband der durch Umbenennung der Armeeabteilung Kempf entstandenen 8. Armee in der 4. Schlacht um Charkow, das am 23. August verloren ging. Der unvermeidlich gewordene Rückzug der Heeresgruppe Süd auf die Ostwallstellung am Fluss Dnjepr im September 1943 führte die 198. Infanterie-Division an den Mittellauf des Flusses und brachte ihr weitere Verluste, so dass sie zeitweise nur noch als „Kampfgruppe der 198. Infanterie-Division“ bezeichnet wurde.  Am 11. September 1943 wurden die dritten Bataillone der Regimenter aufgrund der schweren Verluste in den vorangegangenen Monaten aufgelöst. Ab November 1943 kämpfte die Division im Großraum Kiew-Fastow-Shitomir im Verband der 4. Panzerarmee. In wechselvollen Kämpfen gelang es, wenn auch mit größerem Raumverlust, die sowjetische Offensive zeitweise zu verlangsamen und auch Gegenangriffe zu führen. Im Januar 1944 kam es zu einem größeren russischen Einbruch im Bereich Kanew, der zur Verlegung der 198. Infanterie-Division in den Raum Kanew-Tscherkassy führte, wo sie sich schweren Angriffen ausgesetzt sah. Am 26. Januar 1944 wurde die Front der Division durchstoßen, so dass sich russische Truppen im Hinterland der deutschen Front bei Swenigorodka mit entgegenkommenden russischen Einheiten treffen und so den Kessel von Tscherkassy bilden konnten. Die 198. Infanterie-Division befand sich außerhalb des Kessels und schützte die Flanken des Entlastungsangriffes des III. Panzerkorps im Verband der 1. Panzerarmee. Der Entsatzangriff schlug nicht voll durch, dennoch gelang es größeren Teilen der eingeschlossenen Verbände, auszubrechen, jedoch mit schwersten Verlusten. Nach dieser Winterschlacht war die 198. Infanterie-Division wieder auf eine Kampfgruppe zusammengeschmolzen und musste – nach weiteren Einsätzen in der Südukraine und in Bessarabien im Verband der 8. Armee – mit ihren Resten herausgelöst und zur Neuaufstellung nach Südfrankreich verlegt werden. Im Juni 1944 wurde die Division in Südfrankreich durch die Schatten-Division Böhmen aufgefrischt, außerdem wurden ihr Genesene zugeführt. Nach der alliierten Landung in Südfrankreich im Raum Toulon am 19. Juni 1944 kam es zu schweren Rückzugsgefechten entlang des Rhonetals in Richtung Norden, bei denen die Division erneut schwere Verluste erlitt. Über Burgund und die Vogesen zog sich die Division ins Elsaß zurück, wo sie in den kommenden Monaten in schweren Stellungskämpfen gebunden war. Im Januar 1945 nahm die 198. Infanterie-Division zusammen mit der Panzerbrigade 106 Feldherrnhalle am Unternehmen „Sonnenwende“ teil, welches neben dem Unternehmen "Nordwind" einen Angriff auf Straßburg und eine Entlastung des Brückenkopfes Elsass zum Ziel hatte. Letztlich scheiterten alle diese Angriffe jedoch an der Überlegenheit der amerikanischen und französischen Verbände und endeten mit der Räumung des Elsass. Nach dem Rückzug aus Frankreich wurden der Division folgende Teile eingegliedert:
I. und II. /Grenadier-Regiment O/V
Festungs-Infanterie-Bataillon 1432
Festungs-MG-Bataillon 40
8. Schiffs-Stamm- Abteilung
Reste der Bataillone Mahnke und Märker
Teile des II./Sicherungs-Regiment 200
Teile Nachrichten-Kompanie 244
4./Pz.Jg.Kp. AOK 1
4./Marine Art.Abt. 687 (ohne Teile)
Alarm-Kp. Der 189. Reserve Division
Am 21. Januar 1945 folgte die Eingliederung weiterer Einheiten:
s.Pak.Kp. 1/V (Gneisenau)
Teile der F.K.893
Stu.Gesch.Kp. 2111 – wird zu Pz.Jg.Kp.(Stu.Gesch.) 1235
Reste Sich.Btl. 960
Nach dem Rückzug aus dem Elsaß war die 198. Infanterie-Division an der Oberrheinfront eingesetzt. Im April 1945 wurde auch diese Stellung unhaltbar und alliierte Verbände setzten zum Angriff auf Baden und Württemberg von Norden her an.  Die 198. Infanterie-Division führte ihre letzten Gefechte auf dem Rückzug über Heidelberg, Schwäbisch Hall, Gaildorf sowie Günzburg. Nach dem Rückzug über den Neckar kamen die Reste der Division in Weilheim in amerikanische Gefangenschaft.

 

1939

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Dezember in Aufstellung     Protektorat

 1940

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar in Aufstellung     Protektorat
April Besetzung Kopenhagens     Dänemark
Juni z. Vfg. 1. Armee C Epinal, Vesoul (Lagekarte) (Lagekarte)
Juli XII 1. Armee C Ostfrankreich
September XIV 2. Armee C Ostfrankreich
Oktober XXXXV 2. Armee C Ostfrankreich
November XXXXV 1. Armee D Ostfrankreich
Dezember XXVII 1. Armee D Ostfrankreich

 1941

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar XXVII 1.Armee D Ostfrankreich
April XI 12. Armee   Rumänien
Mai z. Vfg. OKH   Rumänien
Juni XXX 11. Armee Süd Jassy, Dnjepr (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
September III 1. Panzerarmee Süd Dnjepropetrowsk (Lagekarte) (Lagekarte)
Oktober z. Vfg. 1. Panzerarmee Süd Dnjepropetrowsk
November XXXXIX 1. Panzerarmee Süd Mius, Rostow (Lagekarte) (Lagekarte)

 1942

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar XXXXIX 1. Panzerarmee Süd Mius (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
Juni XXXXIX 17. Armee Süd Mius
August XXXXIX 17. Armee A Rostow (Lagekarte)
September LVII 17. Armee A Kaukasus (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
Dezember Förster 17. Armee A Krasnodar

 1943

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar XXXXIV 17. Armee A Kuban (Lagekarte)
März V 17. Armee A Kuban (Lagekarte)
April z. Vfg.   Süd Sapotoshe
Juni LVII 1. Panzerarmee Süd Isjum
August XI Kempf Süd Charkow
September (Kgr) XI 8. Armee Süd Poltawa / Dnjepr (Lagekarte) (Lagekarte)
November XXXXVIII 4. Panzerarmee Süd Kiew (Lagekarte)
Dezember VII 4. Panzerarmee Süd Fastow (Lagekarte)

 1944

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar VII 4.Panzerarmee Süd Fstow (Lagekarte)
Februar VII 1.Panzerarmee Süd Tscherkassy (Lagekarte)
März VII 8. Armee Süd Kischinew (Lagekarte)
April (Kgr.) XXXX 8. Armee Süd Kischinew
Mai (Reste) z. Vfg. 8. Armee Süd Rumänien
Juni z. Vfg. 4. rum. Armee Süd Rumänien
Juli IV. Lw. 19. Armee G Narbonne
August LXXXV 19. Armee G Rhonetal
September IV. Lw. 19. Armee G Vogesen
Oktober LXIV 19. Armee G Elsaß (Lagekarte)
November IV. Lw. 19. Armee G Elsaß (Lagekarte)
Dezember LXIII 19. Armee G Elsaß

 1945

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar LXIV 19. Armee G Elsaß, Baden
April LXXX 19. Armee West Pfalz, Neckar

 

2. Divisionskommandeure:

10. Januar 1940 General der Infanterie Otto Röttig

10. April 1942 Generalmajor Albert Buck

27. August 1942 General der Infanterie Ludwig Müller

5. Februar 1943 Generalleutnant Hans-Joachim von Horn

1. Juni 1944 Generalmajor Otto Richter

1. August 1944 Generalleutnant Kurt Oppenländer

5. August 1944 Generalmajor Alfred Kuhnert

1. September 1944 Generalmajor Otto Schiel

18. Januar 1945 Generalmajor Konrad Barde

26. April 1945 Generalleutnant Helmuth Städke

 

3. Gliederung:

198. Infanterie-Division 1939:

Infanterie-Regiment 305

Infanterie-Regiment 308

leichte Artillerie-Abteilung 235

 

198. Infanterie-Division 1940:

Infanterie-Regiment 305

Infanterie-Regiment 308

Infanterie-Regiment 326

Artillerie-Regiment 235

Pionier-Bataillon 235

Feldersatz-Bataillon 235

Panzerabwehr-Abteilung 235

Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 235

Infanterie-Divisions-Nachschubführer 235

 

198. Infanterie-Division 1943:

Grenadier-Regiment 305

Grenadier-Regiment 308

Grenadier-Regiment 326

Füsilier-Bataillon 198

Artillerie-Regiment 235

Pionier-Bataillon 235

Panzerjäger-Abteilung 235

Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 235

Infanterie-Divisions-Nachschubführer 235

 

4. Literatur und Quellen:

Gerhard Graser: Zwischen Kattegat und Kaukasus. Weg und Kämpfe der 198. Infanterie-Division 1939 - 1945, Selbstverlag, Tübingen 1961

Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945, Band 7: Die Landstreitkräfte Nr. 131 - 200, 2. Auflage, Osnabrück 1979