244. Infanterie-Division
1. Einsatz und Unterstellung:
Aufgestellt am 8. September 1943 als bodenständige Division im Raum Antwerpen
durch den
WK I aus der seit dem 19. September aus Genesenen der Division 340 in Aufstellung
befindlichen Division E. Die Versorgungseinheiten stammten von der aufgelösten 39. Infanterie-Division. Nach Vollendung
der Aufstellung verlegte die Division Ende 1943 in den Raum Marseilles. Hier
übernahm die Division den Küstenschutz beiderseits der Stadt. Das Hafengelände
selbst wurde von der Division nicht verteidigt, es unterstand der Kriegsmarine,
ebenso der Hafen von Ciota. Die eingesetzte Infanterie war unmittelbar an der
Küste eingesetzt, die als Hauptkampflinie befohlen war. An und hinter dieser
gliederte sich die Infanterie in "Stützpunktgruppen-Bataillonen", "-Kompanien"
und "-Nester". Das Artillerie-Regiment der Division war im Sommer 1944 mit der
Masse in Feuerstellung nordwestlich la Valentine. Eine leichte
Artillerie-Abteilung war im Abschnitt südwestlich la Cadiere, eine schwere
Batterie auf den Höhen nordwestlich St. Antoine eingesetzt. In der Tiefe der
Stellung des linken Infanterie-Regiments war eine rückwärtige Stellung
aufgebaut. Sie verlief von la Bedoule nach Roquefort la Bedoule, sprang von hier
über nach Grand Caunet - la Croix de Malte und fand ihre Fortsetzung in der
Linie nordostwärts les Reyniers - Höhen bei La Cadiere - le Castellet - le
Beausset. Die rückwärtige Stellung lehnte sich im Westen lose an den sogenannten
Außenring von Marseille bei Camp de Carplange im Südteil der Chaine de St. Cyr.
Der A´ßenring von Marseille. ab Juni 1944 durch Armee- und Divisionsreserve
besetzt und notdürftig befestigt, umschloss die Stadt Marseille in weitem Bogen
im Süden, Osten und Norden.
Am 12. August wurde ein Regiment, welches als
Armeereserve diente (ohne ein Bataillon), verstärkt durch eine leichte
Artillerie-Abteilung, zum Einsatz an der Rhone im Verband der 338.
Infanterie-Division in Marsch gesetzt. Es schied hierdurch aus dem Verband der
244. Infanterie-Division aus. Nach der alliierten Invasion in Südfrankreich am
15. August 1944 wurde der Regimentsstab mit dem Bataillon der Divisionsreserve
und dem zurück gebliebenen Bataillon, verstärkt durch eine weitere leichte
Artillerie-Abteilung am 16. August 1944 durch das Generalkommando des linken
(östlichen) LXII. Armeekorps zum Kampf in der Gegend von Draguignan zugeführt.
Zur gleichen Zeit wurde das Feldersatz-Bataillon 244 der 242.
Infanterie-Division zum Einsatz bei Toulon unterstellt und dorthin in Marsch
gesetzt. Die Reste der Division (1 Infanterie-Regiment zu drei Bataillonen, zwei
Bataillone des abgegebenen Infanterie-Regiments, das Artillerie-Regiment mit
einer leichten und einer schweren Abteilung, das Pionier-Bataillon und der
Unteroffizier-Lehr-Kompanie) erhielten am 18. August abends den Korpsbefehl, in
der folgenden Nacht sämtliche Geschützstellungen, Infanterie-Anlagen und
Unterstände an der Südfront zwischen Cassis und Bandol zu sprengen und die
eingesetzten Kräfte auf die Linie Cassis - la Bedoule - Roquefort la Bedoule -
Gebirgsenge an der Straße nach Toulon 2 km südwestlich Cuges les Bins - Höhen
ostwärts Gemenos - Auriol zurück zu nehmen. Am 19. August übernahm der
Kommandeur der Division den Befehl über alle in Marseille und an der Küste
eingesetzten Kräfte. Hierdurch wurden der Division unterstellt: Die
Marine-Einheiten in Marseille und Ciota, die im bisherigen Divisionsabschnitt
eingesetzten Marine- und Heeres-Küsten-Artillerie-Abteilungen, der Kommandant
und Feldkommandant von Marseille mit ihren Stäben und Dienststellen sowie zwei
Feldersatz-Bataillone. Die Besatzungen der Heeres-Küsten-Artillerie wurden in
fünf Kompanien zusammen gefasst und infanteristisch eingesetzt. In der Nacht auf
den 20. August besetzte die Division den Außenring von Marseille. Bei diesen
Bewegungen kam es zu Kämpfen mit der französischen Bevölkerung Marseilles,
welche nach dem Abzug der deutschen Dienststellen aus der Stadt zu den Waffen
griff. Dadurch war es nicht mehr, oder nur unter starkem Begleitschutz möglich,
die Gefechtsstände zu verlassen. Truppenbewegungen wurden massiv gestört und zum
Teil unmöglich gemacht. Eine einheitliche Führung der um Marseille eingesetzten
Kräfte war unter diesen Voraussetzungen nicht mehr möglich. Die Kämpfe lösten
sich in Bataillons-Gefechte auf, die vom Divisionsstab nicht mehr gesteuert
werden konnten. Am 22. August griffen alliierte Truppen mit Infanterie und
Panzern Aubagne an und drangen in die Stadt ein. Die deutschen Stellungen
mussten daraufhin auf eine Stellung 1 km westlich Aubagne zurück genommen
werden. Am 23. August wurde der Kommandeur des Südabschnitts durch die
Alliierten gefangen genommen, was zum Zusammenbrechen der südlichen Front
führte. Im Nordabschnitt wurde bei St. Antoine gekämpft. Die Nordgruppe wich am
25. August auf die Höhen westlich von St. Antoine aus, diese Stellung wurde am
26. August durchstoßen. Bis zum 27. August waren die hier verteidigenden Truppen
aufgerieben worden. Am Nachmittag des 26. August wurden die beiden Batterien auf
den Inseln Ratenneau und Chau d'If durch Bombenangriffe nieder gekämpft, ebenso
die beiden westlichsten Küstenbatterien südlich Ensues und bei Le Moulon.
Daraufhin wurde Marseille am 28. August 1944 an die französische Armee
übergeben. Die Reste der 244. Infanterie-Division gingen in Gefangenschaft.
Letzte Reste, bestehend aus Urlaubern und Genesenen, kamen zur
Aufstellung der Wlassow-Armee nach Münsingen. Mit Befehl vom 7. Oktober 1944
(Nr. I/11359/44) wurde die 244. Infanterie Division (bo.) mit sofortiger Wirkung
als aufgelöst erklärt.
1943
Datum | Armeekorps | Armee | Heeresgruppe | Ort |
Oktober | z. Vfg. | D | Antwerpen | |
November | z. Vfg. | 15. Armee | D | Antwerpen |
1944
Datum | Armeekorps | Armee | Heeresgruppe | Ort |
Januar | Kniess | 19. Armee | D | Marseille |
Mai | LXXXV | 19. Armee | G | Marseille |
2. Divisionskommandeure:
1. September 1943 Generalleutnant Martin Gilbert
14.April 1944 Generalleutnant Hans Schäfer
3. Gliederung:
Divisions-Nachrichten-Abteilung 244
4. Literatur:
Hellmuth Reinhardt: 244. Infanterie-Division Marseille, 19. bis 28. August 1944, Königstein, 1950