384. Infanterie-Division
1. Einsatz und Unterstellung:
Die 384. Infanterie-Division wurde am 10. Januar 1942 als Division 18. Welle auf dem Truppenübungsplatz Königsbrück
im WK IV aus Ersatztruppen der Wehrkreise IV, VIII und XVII aufgestellt. Die Division wurde
ab dem 11. März 1942 der Heeresgruppe Süd zugeführt. Sie nahm im Mai 1942 an der
Kesselschlacht bei Charkow teil. Hierzu griff die Division ab dem 17. Mai 1942
bei Byjbssowka und Krassnoarmeijsk die russischen Stellungen an und erreichte am
19. Mai den Donez. Sie besetzte den Abschnitt Semenowka - Berekamündung. Am 21.
Mai hatte die Division die auf Balakleja vorgestoßene 14. Panzer-Division
abzulösen und dabei den Flankenschutz dieser in der Kesselschlacht eingreifenden
Panzerdivision zu übernehmen. Nach der Einnahme von Protopopowka erhielt die
Division den Auftrag, den Abschnitt Berckamündung bis Tschepel entlang des Donez
zu besetzen, um so die Ostflanke des III. Panzerkorps zu sichern. Tschepel wurde
am 22. Mai 1942 besetzt. Um Tschepel kam es zu schweren Kämpfen, der Ort konnte
schließlich jedoch besetzt werden. In den folgenden Tagen kam es immer wieder zu
Ausbruchsversuchen russischer Einheiten gegen die Frontlinie der Division. In
schweren Abwehrkämpfen konnte die Division ihre Frontlinie halten. Nach
Beendigung der Kampfhandlung und Vernichtung der im Kessel eingeschlossenen
russischen Einheiten übergab die Division am 4. Juni 1942 ihren Abschnitt an
rumänische Divisionen. Am 6. Juni wurde die Division im Raum Dolgenkaja zusammen
gezogen und erhielt am 9. Juni den Befehl zum Weitermarsch in den Raum Merefa
südlich von Charkow. Die Artillerie, die Versorgungstruppen und die schwer
beweglichen Teile der Infanterie wurden vom Bahnhof Barwenkovo bzw. Losowaja in
35 Zügen per Bahn befördert. Am 16. Juni erhielt die Division den Befehl, im
Abschnitt Balakleja eingesetzt zu werden. Die Gruppe Mackensen, der die Division
unterstellt war, erhielt den Auftrag, mit starken Panzerkräften auf Kupjansk
vorzustoßen und dort einen Brückenkopf über den Osol zu gewinnen. Die Division
löste am 21. Juni im neuen Verteidigungsabschnitt Balakleja die 62.
Infanterie-Division ab. Am 22. Juni trat die Division über die Balakleja zum
Angriff an und konnte bis zum Folgetag einen Brückenkopf bilden. Nach
anfänglichem zähen Widerstand zogen sich die gegenüber liegenden russischen
Einheiten nach Osten zurück. Die Division erhielt den Befehl, an den Oskol
vorzustoßen. Noch bevor die Division ihr Ziel, den Oskol, erreichte, wurde sie
von einer rumänischen Division abgelöst und marschierte anschließend nach Norden
und dann nach Osten. Bis zum 16. Juli erreichte die Division den Don und
übernahm dort den Abschnitt der 305. Infanterie-Division von der Bogutschar-Mündung
bis zur Tschernaja-Kalitwa-Mündung. Bereits am 23. Juli wurde die Division durch
die 294. Infanterie-Division abgelöst und marschierte anschließend nach Südosten
durch den großen Donbogen. Die Division marschierte entlang des Tschirflusses
und bog dann nach Osten ab über Perelasowsk und Kalmikow. Auf dem Marsch war die
Division teilweise auf mehrere Tagesmärsche auseinander gezogen, die
motorisierten Teile blieben wegen Treibstoffmangels tagelang liegen. In der
Nacht auf den 6. August 1942 löste das Grenadier-Regiment 534 Teile der 16.
Panzer-Division und der 113. Infanterie-Division in dem neuen Abschnitt Malo
Golubaja bis in die Höhe Oskinskij ab. Am 8. August 1942 erreichte das
Grenadier-Regiment 536 als letztes Regiment den neuen Stellungsraum. Der neue
Divisionsabschnitt war 25 km breit und konnte nur stützpunktartig besetzt
werden. Am 11. August war die Kesselschlacht westlich Kalatsch und südlich von
Kalmikow beendet, in welcher Teile der Division anderen Divisionen unterstellt
am Einsatz beteiligt waren, um so den schnellen Verbänden Flankenschutz nach
Norden zu gewähren. Für den weiteren Vormarsch lösten die rechte und linke
Nachbardivision Teile der Division ab so dass diese einen etwa 10 km breiten
Angriffsstreifen zugewiesen erhielt. Zwei Artillerie-Abteilung, eine Abteilung
Nebelwerfer, eine Abteilung Flak und eine Sturmgeschütz-Batterie wurden der
Division unterstellt. Am 15. August 1942 trat die Division nördlich von Kalatsch
zum Angriff auf den Don in Richtung Stalingrad an. Der Feind wurde über das
Golubajatal zurück geworfen und weiter verfolgt. Die Division durchschritt
Laptew und Kisljakow. Am 16. August erreichte die Division den Don bei Akatow
und bildet noch am gleichen Tag auf dem anderen Ufer einen Brückenkopf. Am 18.
August konnte die Division einen weiteren Brückenkopf bilden. Beide Brückenköpfe
wurden an diesem Tag durch schwere russische Gegenangriffe getroffen, welche zu
über 850 Mann Ausfällen führten. Unter ständigen russischen Gegenangriffen
wurden die Brückenköpfe in den folgenden tagen ausgebaut, bis sich durch den
Hauptvorstoß der 6. Armee aus dem Brückenkopf Peskowatka und Wertjatschij der
Schwerpunkt verlagerte. Am 5. September wurde der bisherige Divisionsabschnitt
einer anderen Division übergeben und der Division ein neuer Abschnitt auf dem
westlichen Donufer in der Sehnenstellung zugewiesen, die die noch vom Feind
besetzte Donschleife bei Krementskaja abkürzte. Hier richtete sich die Division
zur Verteidigung ein und bereitete sich auf den Winter vor.
Am 19. November
1942 begann die russische Offensive zur Einschließung der 6. Armee in
Stalingrad. Bereits am 22. November erreichten russische Truppen Kalatsch und
brachten die dortige Donbrücke unversehrt in die eigene Hand. Der Ring um die im
Raum Stalingrad liegende 6. Armee war damit geschlossen. Die 384.
Infanterie-Division und die links neben ihr liegende 44. Infanterie-Division
mussten wegen der Bedrohung der linken Flanke einschwenken und verteidigten sich
zurückgehend in Richtung auf den Brückenkopf Perepolny, bis sie über den Don auf
die Landenge zwischen Don und Wolga ausweichen mussten, wo sich die 6. Armee
eingeigelt hatte. Der Divisionsgefechtsstand wurde vorübergehend in eine
Schlucht bei Wertjatschij verlegt. Anfang Dezember war die Division für einige
Tage Armeereserve. In dieser Zeit wurden die noch kampfkräftigen Teile der
Division auf andere Divisionen aufgeteilt. Damit hatte die Division im Kessel
als selbständiger Verband aufgehört, zu existieren.
Im Etappenraum der 6.
Armee bildeten sich aus rückwärtigen Diensten und Nachschubeinheiten
Alarmeinheiten verschiedenster Verbände. Mit der Infanterieschule der 6. Armee
als Stamm wurde in Suwerowkaja eine Kampfgruppe gebildet, welche am einen
Brückenkopf westlich des Don am Bahnhof Tschir mit nach Norden gerichteter Front
bildete. Auch aus der Armee-Pionierschule bei Kalatsch wurde eine Kampfgruppe
gebildet. Aus diesen Kampfgruppen bildete sich nach wenigen Tagen die
"Divisionskampfgruppe Adam" unter Oberst Adam (IIa der 6. Armee)
Der
Divisionsstab um Generalleutnant Freiherr von Gablenz sowie Teile der
Nachrichten-Abteilung wurden im Dezember 1942 aus dem Kessel
von Stalingrad ausgeflogen. Am 9. Dezember erhielt Generalleutnant Freiherr von
Gablenz den Auftrag, mit seinem Stab die Befehlsführung über die
Divisionskampfgruppe Adam zu übernehmen, die daraufhin die Bezeichnung
"Kampfgruppe 384. Infanterie-Division" erhielt. Oberst Adam wurde wieder in den
Kessel geflogen, wo er im Januar 1943 in Gefangenschaft geriet.
Die
Divisionskampfgruppe 384. Infanterie-Division wurde der Korpsgruppe Mieth
unterstellt. Am 14. Dezember wurde die Kampfgruppe von russischen Panzern
angegriffen, so dass diese sich hinter den Tschir zurückziehen musste. Diese
Stellung konnte die Kampfgruppe drei Wochen lang halten. Am 30. Dezember erhielt
die Kampfgruppe den Befehl, 30 km südwestlich eine neue Stellung zu beziehen.
Der Entsatzversuch unter Generaloberst Hoth auf Stalingrad war gescheitert, so
dass die deutsche Front nach Westen zurück genommen wurde. Der neue Raum konnte
am 31. Dezember 1943 bezogen werden. Sofort sollte sich die Division weitere 40
km nach Westen absetzen. Am 12. Januar wurde der Donez erreicht und die
Kampfgruppe wurde hinter die deutsche Front geschleust und kam zur Ruhe. Mitte
Januar wurde Generalleutnant Freiherr von Gablenz zum Ersatzheer versetzt. Am
16. Januar begann die weitere Absetzbewegung bis an die Ausgangsstellung der
Frühjahrsoffensive 1942 am Mius, welche sechs Wochen dauerte. Am Mius übernahm
am 24. März 1943 Generalleutnant Hans de Salengre-Drabbe die Führung über die
Divisionskampfgruppe. Am 6. April 1943 wurde die Divisionskampfgruppe aus der
Front herausgezogen und aufgelöst.
Noch während die Divisionskampfgruppe am
Mius eingesetzt war, begann in Frankreich die Neuaufstellung der 384.
Infanterie-Division. Die Reste der Divisionskampfgruppe wurde per Bahn nach
Frankreich verlegt und diente als Stamm für die neu aufzustellende Division. Die
ersten Einheiten der neuen Division wurden im Raum von St. Omer versammelt. Nach
nur acht Wochen wurde die Division an die Atlantikküste der Bretagne in den Raum
zwischen Carnac und Saint-Nazaire verlegt, um dort ihre Aufstellung zu
vervollständigen und zum Küstenschutz eingesetzt zu werden. Ende Oktober 1943
war die Wiederaufstellung der Division beendet und sie wurde wieder an die
Ostfront transportiert, wo sie Anfang November 1943 im großen Dnjepr-Bogen
südostwärts von Kirowograd zum Einsatz kam. Die Division wurde dem LII.
Armeekorps auf dem rechten Flügel der 8. Armee unterstellt. Nach etwa 3 Wochen
ruhigen Einsatzes wurde es an der Front wieder lebhaft. Die Division wurde von
einer starken russischen Offensive getroffen, Fronteinbrüche und erhebliche
Verluste zwangen zu örtlichen Zurücknahmen, doch konnte der Raum bis zum
nächsten Frühjahr behauptet werden. Bis zum 9. März 1943 konnte die Division
ihre Stellungen halten. Durch operative Durchbrüche der Roten Armee musste der
große Dnjepr-Bogen geräumt werden. Die Division wich kämpfend auf den Bug bei
Wosnesensk aus. Dort kam der Rückzug für etwa eine Woche zum Stillstand. Am 27.
März erfolgte dann der weitere Rückzug auf den Dnjestr in Richtung Tiraspol.
Zwei Tagesmärsche westlich des Bug hatte die Division den Auftrag, den Übergang
über den Tiligulfluß vorwärts von Issajewo für das Übersetzen des LII.
Armeekorps und des XXX. Armeekorps offen zu halten. Am 30. März kam es hier zu
schweren Abwehrkämpfen, die auch im Wehrmachtsbericht erwähnt wurden. Im
weiteren Verlauf des Rückzuges durch Transnistrien bis Tiraspol überschritt die
Division am 10. April 1943 den Dnjestr bei Tighina und wurde auf dem jenseitigen
Ufer zur Verteidigung eingesetzt. In zweiwöchigen Abwehrkämpfen wurde der
russische Vormarsch hier gestoppt. Nachdem an der Front etwas Ruhe eingekehrt
war, wurde die Division etwas weiter nach Norden verschoben und lag im Mai und
Juni 1943 in einer ruhigen Stellung, in der sie auch teilweise aufgefrischt
wurde. Am 20. August 1944 begann die russische Offensive in Rumänien gegen die
Heeresgruppe A. Erneut wurde die 6. Armee innerhalb weniger Tage eingeschlossen
und weitestgehend vernichtet. Die 384. Infanterie-Division, dem XXX. Armeekorps
unterstellt, sollte aus der Front herausgezogen werden, wurde aber durch einen
russischen Angriff in der Absetzbewegung gestört. Am 26. August 1944 wurde die
384. Infanterie-Division im Raum Guragalbina vollständig aufgerieben. Wenigen
Einheiten gelang es noch, sich bis zum Pruth bei Leova durchzuschlagen und
gerieten dort in Gefangenschaft. Die verbliebenen Reste kamen zur 76.
Infanterie-Division nach Ungarn und zur 15.
Infanterie-Division in den Westen.
1942
Datum | Armeekorps | Armee | Heeresgruppe | Ort |
Januar | in Aufstellung | Königsberg | ||
April | in Zuführung | Süd | ||
Mai | XXXXIV | 17. Armee | Süd | Charkow (Lagekarte) |
Juni | XXXXIV | 1. Panzerarmee | Süd | Isjum (Lagekarte) |
Juli | z. Vfg. | Süd | Donez | |
Juli | XVII | 6. Armee | B | Donbogen (Lagekarte) |
August | VIII | 6. Armee | B | Kalatsch |
Oktober | XI | 6. Armee | B | Stalingrad (Lagekarte) (Lagekarte) |
Dezember | z. Vfg. | 6. Armee | Don | Stalingrad (Lagekarte) |
1943
Datum | Armeekorps | Armee | Heeresgruppe | Ort |
Januar | VIII | 6. Armee | Don | Stalingrad (Lagekarte) |
Januar (Kampfgruppe) | Mieth | Hollith | Süd | Donbogen (Lagekarte) (Lagekarte) |
April | in Aufstellung | 15. Armee | D | Frankreich |
Juli | XXV | 7. Armee | D | Normandie |
Oktober | z. Vfg. | 15. Armee | D | Frankreich |
November | LII | 1. Panzerarmee | Süd | Kriwoi Rog (Lagekarte) |
1944
Datum | Armeekorps | Armee | Heeresgruppe | Ort |
Januar | LII | 6. Armee | Süd | Nikopol (Lagekarte) |
Februar | LII | 8. Armee | Süd | Dnjestr |
März | LII | 6. Armee | A | Uman (Lagekarte) |
April | XXX | 6. Armee | Südukraine | Kischinew (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
August | Verbleib unbekannt |
2. Divisionskommandeure:
10. Januar 1942 Generalmajor Kurt Hoffmann
13. Februar 1942 Generalleutnant Eccard Freiherr von Gablenz
16. Januar 1943 Generalmajor Hans Doerr
24. Februar 1943 Generalleutnant Hans de Salengre-Drabbe
3. Gliederung:
Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 384
Infanterie-Divisions-Nachschubführer 384
4. Literatur und Quellen:
Tessin, Georg (1974). Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Zehnter Band. Die Landstreitkräfte 371–500. Biblio-Verlag, Osnabrück.
Mitcham, Samuel W., Jr. (2007a). German Order of Battle. Volume Two: 291st – 999th Infantry Divisions, Named Infantry Divisions, and Special Divisions in WWII. PA; United States of America: Stackpole Books
Karl Lang: Geschichte der 384. Infanterie-Division 1942 - 1944, Eigenverlag, 1982