Truppenübungsplatz Sennelager

 

Der Truppenübungsplatz Sennelager wurde 1851 als Kavallerie-Übungsplatz für die Kavallerie-Einheiten der Garnisonen Paderborn und Neuhaus angelegt. Er liegt im ostwärtigen Teil der Münsterschen Bucht und ist dem Höhenzug des Teutoburger Waldes nach Südwesten vorgelagert. Bereits 1852 wurde der Platz durch Zukäufe erweitert und 1891 zum Militärübungsplatz erklärt. Am 5. Juli 1892 begann dann an einem regnerischen Tag der Übungsbetrieb. Gleichzeitig begann man mit dem Bau der ersten Schießbahn und eines Barackenlagers (dem "Senne-Lager"). Während der Kaiserzeit wurden 1905 und 1908 auf dem Übungsplatz die berühmten "Kaisermanöver" abgehalten. Im Ersten Weltkrieg war der Übungsplatz nicht nur zur Ausbildung junger Rekruten verwendet worden, er diente auch als Kriegsgefangenenlager. Bei Kriegsende 1919 befanden sich folgende Dienststellen im Lager: Kommandantur Sennelager, Bewachungs-Kompanie Kriegsgefangenenlager Senne, Wachkompanie Senne, Pferdelazarett, Heimkehrerlager Senne, Russen-Lager Senne und die Verwaltungsstelle für die Deutschrussen, Litauer, Letten und Esten im Bereich des Wehrkreiskommandos VI. Nach dem Krieg wurde der Platz dann intensiv von der Reichswehr genutzt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden auch auf dem Truppenübungsplatz Sennelager größere Veränderungen vorgenommen: So entstanden 1933 vier große Munitionshäuser, 1934 vier neue MG-Schießstände und 1935 eine eigene Munitionsanstalt für den Truppenübungsplatz. Außerdem entstanden im Zuge der Motorisierung der Heeresverbände eine 50.000-Liter-Tankanlage und Kfz-Hallen und -Werkstätten. Durch immer weitere Ankäufe wuchs die Größe des Platzes bis zum Kriegsende 1945 auf fast 10.000 ha an, heute ist der Platz 11.600 ha groß.

Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde das Lager zur Aufstellung neuer Verbände genutzt. So wurde ab dem 1. August 1940 die 16. Infanterie-Division im Sennelager aufgestellt. Von Oktober 1940 bis Juni 1941 wurde die 126. Infanterie-Division aufgestellt, im Juli 1942 das Artillerie-Regiment 6 neu aufgestellt und im Juli 1944 das Grenadier-Regiment 18.Am 10. Mai 1943 begann die Aufstellung der Tiger-Abteilung "Groß-Deutschland" im Sennelager, auch die meisten anderen Tiger-Abteilungen wurden im Sennelager aufgestellt oder erhielten hier ihre Gefechtsausbildung. Seit 1944 wurden auch italienische Einheiten im Sennelager aufgestellt. Am 19. Juli 1944 besuchte Mussolini den Truppenübungsplatz, um die 2. italienische Infanterie-Division "Littorio" zu besuchen.

Am 10. Juli 1941 trafen die ersten russischen Kriegsgefangenen auf dem Truppenübungsplatz ein und wurden notdürftig untergebracht. Weitere Transporte folgten, ein neues Kriegsgefangenenlager entstand.

Nach der Invasion in Frankreich wurde im Sennelager eine "Auffangstelle West" eingerichtet, um aus versprengten Einheiten und Soldaten neue Einheiten zu formen. Bei Kriegsende eroberten amerikanische Einheiten den Platz und übergaben ihn anschließend an ihre britischen Alliierten. Diese begannen ab dem 1. August mit der eigenen Nutzung. Dabei wurde der Platz abermals erweitert, teile der Ortschaften Berlebeck und Hiddesen wurden dem Platz einverleibt. Im April 1946 besuchte Feldmarschall Montgomery den Platz und ließ sich einen instand gesetzten Tiger-Panzer bei einer Tauchfahrt vorführen. Nach der Gründung der Bundeswehr nutzten auch ihre Verbände wieder den Truppenübungsplatz. Das Grenadier-Bataillon 12 aus Höxter feuerte im September 1956 den ersten Schuss ab. 1965 und 1977 nahm die britische Königin Elisabeth Paraden auf dem Übungsplatz ab, letztere zu ihrem silbernen Thronjubiläum. 

 

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Der Truppenübungsplatz 1944 mit den Schießbahnen.

Das Gedicht zum Sennelager ist folgendes im Jahr 1940 gewesen:

"Sennesand, du heißer Sand,
Wie oft bin ich durch dich gerannt.
In dir verlor ich manchen Schweiß, vallera
Du aber machst mich nicht mehr heiß.

Hauptmann, wenn ich dein gedenk,
Dann zittert mir das Handgelenk.
Du triebst uns in der Senn' umher, vallera
Mit einem Affen zentnerschwer.

Unser lieber Herr Major,
Der nahm uns öfter selber vor
Und war die Senne ihm zu klein, vallera
Ging's in den Teutoburger Wald hinein."

Kommandanten des Übungsplatzes 1892 - 1945

Generalmajor von Trotha, 29. März 1892

Generalmajor von Einem, 8. April 1893

Oberst von Quast, 20. Mai 1896

Generalmajor Freiherr von Fürstenberg, 22. Februar 1898

Generalmajor Freiherr von Toll, 18. Februar 1902

Generalmajor Herwarth von Bittenfeld, 21. April 1908

Generalmajor von Pawel, 20. Februar 1912

Oberst Pietsch, 12. November 1914

Generalmajor von Graevenitz, 30. August 1915

Oberst Dohme 29. November 1918

Generalmajor Freiherr zu Innhausen und Knyphausen 22. März 1919

Oberst Bauernstein 7. Mai 1920

Generalmajor Heinrich Schmedes 1. Oktober 1920 - 31. März 1924

Oberst Wottrich, 1. April 1924 - 31. Januar 1927

Oberst Eugen Sachsse 1. Februar 1927 - 31. Januar 1928

Oberst Graf von Plettenberg 1. Februar 1928 - 31. Oktober 1930

Oberst Johann-Hugo Dickmann 1. November 1930 - 30. September 1932

Oberstleutnant von Uechtritz und Steinkirch, 1. Oktober 1932 - 31. Mai 1933

Oberstleutnant von Geldern-Crispendorf, 1. Juni 1933 - 30. Juni 1933

Oberst Friedrich-Wilhelm von Loeper, 1. Juli 1933 - 31. Juli 1935

Generalmajor Hermann Leythäuser, 1. August 1935 - 15. April 1940

Generalmajor Ernst Groschupf, 16. April 1940 - 31. Oktober 1941

Oberst Pahl, 1. November 1941 - 15. November 1944

Generalmajor Paul Goerbig, 16. November 1944 - 2. April 1945