Tschunke, Erich Fritz Reinhold

 

* 6. Juni 1889, Breslau

† 23. September 1936, Dresden (gestorben)

 

 

Erich Tschunke war ein Sohn des Musikers Reinhold Theodor Otto Tschunke und dessen Ehefrau Valeska, geborene Hasenberg. Er trat 1909 in die Königlich Preußische Armee ein. Er wurde dann beim 1. Oberschlesisches Infanterie-Regiment "Keith" Nr. 22 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 22. August 1908 (L9l) datiert. Als solcher wurde er dann als Kompanieoffizier beim 1. Oberschlesisches Infanterie-Regiment "Keith" Nr. 22 eingesetzt. 1911 war er bei der 10. Kompanie in Beuthen. 1912 gehörte er zur 9. Kompanie seines Regiments in Beuthen. Im Frühjahr 1913 gehörte er in gleicher Funktion zur 7. Kompanie in Gleiwitz. Auch kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges im Sommer 1914 gehörte er als Kompanieoffizier zur 7. Kompanie noch zum 1. Oberschlesisches Infanterie-Regiment "Keith" Nr. 22 in Gleiwitz. Im 1. Weltkrieg wurde er dann in verschiedenen Funktionen eingesetzt. Zum Kriegsbeginn war er Brigadeadjutant. Am 25. Februar 1915 wurde er zum Oberleutnant befördert. Am 27. Januar 1918 wurde er zum Hauptmann befördert. Im 1. Weltkrieg wurden ihm auch beide Eisernen Kreuze und andere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Krieg wurde er als Generalstabsoffizier in den Grenzschutzkämpfen in Oberschlesien eingesetzt. 1919 wurde er dann als Hauptmann mit seinem alten Rangdienstalter in das vorläufige Reichsheer übernommen. Dabei kam er als Generalstabsoffizier zum Stab der Reichswehr-Brigade 10. Auch beim 200.000 Mann-Übergangsheer im Frühjahr 1920 gehörte er diesem Stab an. Im Sommer 1920 wurde er dann in das Reichswehrministerium (RWM) nach Berlin versetzt. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er dann unter Belassung seiner bisherigen Uniform als Abwehroffizier in den Stab vom Gruppenkommando 1 ebenfalls in Berlin versetzt. Von dort wurde er weiter in das RWM kommandiert, wobei die Kommandierung einer Versetzung gleichzusetzen war. Am 16. März 1921 heiratete er die zwölf Jahre jüngere Alma Elzbeth Ursula Bozena Reusch, Tochter vom Kommerzienrat Dr. Paul Reusch, in Oberhausen im Rheinland. Ab 1921 gehörte er dann als Generalstabsoffizier zum Stab vom Gruppenkommando 1 in Berlin. Im Jahr 1922 hat er ein neues Rangdienstalter als Hauptmann vom 27. Januar 1918 (12) erhalten. Am 11. Juli 1922 wurde dem Ehepaar die Tochter Dagmar Tschunke in Berlin geboren, welche im 2. Weltkrieg ein naturwissenschaftliches Studium aufnahm. 1923 wurde er dann wieder in das RWM versetzt. Dort wurde er jetzt die nächsten Jahre in der Heeres-Statistische Abteilung (T 3) vom Truppenamt (TA) eingesetzt. Er wohnte jetzt privat in der Heinrichstraße 5b in Berlin-Schlachtensee, wo er die Telefonnummer Zehlendorf 2424 hatte. Am 13. Juli 1924 wurde seine Tochter Sigrid Tschunke ebenfalls in Berlin geboren. 1925/26 wurde er dann zum Chef der 11. Kompanie vom 13. (Württembergisches) Infanterie-Regiment in Ulm ernannt. Dieses Kommando übte er dann wieder mehrere Jahre aus. 1928/29 wurde er dann als Rittmeister in die 3. Eskadron vom 3. (Preuß.) Reiter-Regiment nach Stendal versetzt. Am 1. Oktober 1929 wurde er dann zum Major befördert. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Februar 1928 (36a) festgelegt. Als solcher wurde er jetzt erneut in das RWM nach Berlin versetzt. Dort wurde er jetzt in den nächsten Jahren in der Völkerbundsabteilung Gruppe Heer (VGH) eingesetzt. Seine Anschrift war wieder die Heinrichstraße 5b in Berlin-Schlachtensee, wo er jetzt aber die Telefonnummer G4 Zehlendorf 4715 hatte. Diese änderte sich 1930 zur H4 Zehlendorf 4715. 1931 veröffentlichte er "Der bisherige Verlauf der Abrüstungsverhandlungen und der Konventionsentwurf". 1932 gehörte er als Adjutant von Generalleutnant Werner von Blomberg zur deutschen Delegation bei der Abrüstungskonferenz in Genf. Zum 1. Dezember 1932 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Am 1. Mai 1933 wurde er dann als Nachfolger von Major Eugen Bilharz zum Kommandeur des II. Bataillons vom 14. (Badisches) Infanterie-Regiment in Tübingen ernannt. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 1. Oktober 1934 zum Kommandeur vom neuen Infanterie-Regiment Tübingen ernannt. Als solcher wurde er zum 1. Januar 1935 zum Oberst befördert. Am 31. Januar 1935 gab er sein Kommando über das zukünftige Infanterie-Regiment 35 in Tübingen an Oberstleutnant Carl Hilpert ab. Im Frühjahr 1935 wurde er dann zum Militärattaché und Luftattaché in Prag ernannt. Als solcher wurde er in Bukarest, Belgrad und Prag eingesetzt. Privat wohnte er in der Revolucni Tr. in Prag. Er starb nach kurzer schwerer Krankheit am 23. September 1936 im Alter von 47 Jahren im Sanatorium Weißer Hirsch im Haus Paira im Lahmannring in Dresden. Als Todesursache wurde eine schwere Lungenentzündung angegeben. Er wurde am 28. September 1936 auf dem Friedhof Nikolassee am Kirchweg beerdigt. Nach seinem Tod lebte seine Witwe anfangs in der Wasgenstraße 6 in Berlin-Schlachtsee, wo sie die Telefonnummer 841191 hatte. Sein Vater starb am 14. Mai 1937 als Verwaltungsdirektor im Ruhestand im Alter von 78 Jahren in seiner Wohnung in der Fischerhüttenstraße 63 in Berlin-Zehlendorf. Kurz vor dem 2. Weltkrieg zog seine Witwe in die Dianastraße 4 in Schlachtsee, behielt dabei ihre Telefonnummer. Mindestens bis 1941 lebte sie unter dieser Adresse. Nach dem Krieg wohnte sie in den 60iger Jahren in Königstein am Taunus. 

Sein älterer Bruder Fritz Tschunke, geboren 1883, schlug bereits vor seinem jüngeren Bruder eine Offizierslaufbahn ein. Sein Patent als Leutnant wurde auf den 18. Oktober 1904 (G11) datiert. Anfangs wurde er als Kompanieoffizier in der 1. Kompanie in seinem Regiment in Gleiwitz eingesetzt. 1907 und 1908 war er in gleicher Funktion bei der 5. Kompanie des Regiments am gleichen Standort. Ab 1908/09 war er Adjutant des I. Bataillons vom 1. Oberschlesisches Infanterie-Regiment "Keith" Nr. 22 in Gleiwitz. Ab dem 1. Oktober 1911 wurde er für seine Generalstabsausbildung zur Kriegsakademie kommandiert. Dort wurde er am 18. Oktober 1913 (D4d) zum Oberleutnant befördert. Am 22. März 1915 wurde er zum Hauptmann befördert. Nach dem Krieg wurde er in das Reichsheer übernommen. Im Herbst 1919 wurde er zum Reichswehrministerium kommandiert. Später war als Major a.D. ein Beteiligter an den Verhandlungen zwischen der Reichswehr und der Roten Armee. Dazu wurde als Vorsitzender der GEFU (Gesellschaft für Förderung gewerblicher Unternehmungen GmbH) in Moskau eingesetzt. Später gehörte dieser Bruder auch noch zum Vorstand der Bersol AG.
Ein weiterer älterer Bruder war der am 2. Dezember 1885 in Gleiwitz geborene Reinhold Karl Eugen Tschunke. Er heiratete am 21. Oktober 1911 die Lilly Charlotte Henriette Herrmann in Breslau. Dieser Bruder ist als Doktor der Chemie am 15. Januar 1940 in der Sankt-Hedwig-Klinik in Mannheim gestorben. Als Todesursache wurde Lebercarcinom/Kachexie angegeben. Er wohnte damals mit seiner Frau in der Sandhoferstraße 122 in Mannheim.
Seine jüngere Schwester war die 1891 in Breslau geborene Else Tschunke. Diese starb bereits als Säugling am 16. Oktober 1891 in der elterlichen Wohnung in der Berlinerstraße 25 in Breslau.
Sein jüngerer Bruder war der am 20. Oktober 1892 in Breslau geborene Egon Franz Max Tschunke. Auch dieser Bruder schlug während des 1. Weltkrieges die Offizierslaufbahn ein. Er starb am 16. Februar 1915 als Fahnenjunker-Unteroffizier und wurde am 22. Februar 1915 beerdigt.

 

Literatur und Quellen:

Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10854 - Vae – Zwe
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler (1925).
Rangliste des Deutschen Reichsheeres 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926.
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953