Infanterie-Regiment 62

 

Feldpostnummern ab der Mobilmachung: Die Einheiten wurden als Teile vom Infanterie-Regiment 62 in der Feldpostübersicht eingetragen. Anfang 1940 wurden die einzelnen Kompanien gestrichen und diese ab Mitte 1940 direkt beim jeweiligen Stab eingetragen. Ebenfalls Anfang 1940 wurde der Nachrichten-Zug I./Infanterie-Regiment 62 gestrichen. 1941 wurde die Kolonne zur 9. leichte Fahrkolonne der Infanterie-Divisions-Kolonne 7 umbenannt. Alle anderen Einheiten wurden am 3. Februar 1944 zu Teilen vom Grenadier-Regiment 62 umbenannt.

Einheit Feldpostnummer Nummer ab Mitte 1940
Regimentsstab 28064 28064
Stab I. Bataillon 02255 02255 A
Nachrichten-Zug 17399 -
1. Kompanie 17851 02255 B
2. Kompanie 07784 02255 C
3. Kompanie 25912 02255 D
4. Kompanie 17330 02255 E
Stab II. Bataillon 05116 05116 A
5. Kompanie 29728 05116 B
6. Kompanie 29658 05116 C
7. Kompanie 21618 05116 D
8. Kompanie 18915 05116 E
Stab III. Bataillon 20306 20306 A
9. Kompanie 00016 20306 B
10. Kompanie 18694 20306 C
11. Kompanie 17357 20306 D
12. Kompanie 20399 20306 E
13. Kompanie 04500 04500
14. Kompanie 27090 27090
Kolonne 28160 28160 bis 1941

Das Infanterie-Regiment 62 wurde am 15. Oktober 1935 bei der Enttarnung der Verbände nach der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht nach Wiedererlangung der Wehrhoheit im Wehrkreis VII aufgestellt. Der Regimentsstab wurde in Landshut, im Wehrkreis VII, aufgestellt. Das I. Bataillon vom Regiment wurde durch das I. Ausbildungs-Bataillon vom Infanterie-Regiment 20 ebenfalls in Landshut aufgestellt. Das II. Bataillon vom Regiment wurde durch Abgaben vom Infanterie-Regiment 20 ebenfalls in Landshut aufgestellt. Das III. (Jäger-) Bataillon vom Regiment wurde durch das II. Ausbildungs-Bataillon vom Infanterie-Regiment 20 in Passau, ebenfalls Wehrkreis VII, aufgestellt. Das Regiment wurde mit der Aufstellung der 10. Infanterie-Division unterstellt. Das Regiment zog in die zum Teil noch nicht fertigen Bauten der neuen Landshuter Kaserne. Sie erhielt den Namen "Schoch-Kaserne" in Würdigung der Verdienste des Generals Albert von Schoch, ehemaliger Kommandeur der 1. Bayerischen Infanteriedivision im 1. Weltkrieg. Oberst Georg Lang wurde der erste Kommandeur vom Regiment und später auch als "Vater" des Regiments bezeichnet. Der Dienst im ersten Jahr des Regiments ist geprägt von Unterführerausbildung, auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr und einem Manöver im Raum Regensburg. Die 6. und 8. Kompanie sind Versuchstruppenteile für leichte und schwere MG-Einheiten. Ende Oktober 1935 rücken die ersten Rekruten des Jahrgangs 1914 ein. Höhepunkt der Ausbildung im Jahr 1936 ist ein Aufenthalt auf dem Truppenübungsplatz Münsingen. Im August 1936 kommen die 2. und 3. Kompanie des I. Bataillons von Passau nach Landshut. Nach der Herbstübung 1936 bei Würzburg wird dem Regiment im Rahmen einer Parade in Giebelstadt die Truppenfahne überreicht. Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Oktober 1936 hat die Einberufung der Geburtsjahrgänge 1913/1914 zur Folge. Ebenfalls im Oktober 1936 wechselte dann die Unterstellung des Regiments zur 7. Infanterie-Division. Das Regiment führt im Jahr 1937 Gefechtsschießen in der näheren Umgebung durch. Für die Aufstellung neuer Verbände muss Personal nach Lindau, Friedberg und Deggendorf abgegeben werden. Im August 1937 nimmt das Regiment an einem Divisionsmanöver in der nördlichen Oberpfalz teil. Ausgerüstet ist das Regiment zu diesem Zeitpunkt mit Karabiner 98 und dem MG 34; die MG-Kompanie wird umgerüstet auf schweres MG 34 und schwere Granatwerfer. Die Schützenkompanien werden mit einem leichten Granatenwerfer ausgerüstet. Anstelle des schweren Tornisters wird das Sturmgepäck eingeführt. Am 13. März 1938 ist das Regiment beim Einmarsch in Österreich beteiligt und kehrt anschließend in die Garnison zurück. Im Sommer verlegt das Regiment auf den Truppenübungsplatz Jüterbog. Nach der Bereitstellung des Regiments im Raum Freyung - Wolfstein - Mauth marschiert das Regiment am 1. Oktober 1938 im Sudetenland ein, wo es bis in das Gebiet Winterberg vorstößt. Ende Oktober 1938 kehrt das Regiment in seine Garnison zurück. Daraufhin wurde noch im Oktober 1938 das III. Bataillon vom Regiment zum III. Bataillon vom Infanterie-Regiment 85 umbenannt. Am 1. Mai 1939 wird der neu eingeführte "Tag der Wehrmacht" begangen. Im Juni übt das Bataillon auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Ein neues III. Bataillon vom Regiment wurde erst bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg im Sommer 1939 aufgestellt. Noch im August 1939 verlegt das Regiment kriegsmäßig in den Bereitstellungsraum um Rokera, Stadkov und Cadea in den Beskiden in der Slowakei.  Das Regiment unterstand dann auch nach Beginn des 2. Weltkrieges der 7. Infanterie-Division.

Soldat des Regiments mit dem MG 34.

Von der Slowakei aus nahm das Regiment bei Beginn des 2. Weltkrieges am Polenfeldzug teil. Bei Cadca wurde die polnische Grenze überschritten und das Regiment erstürmte den Jablunka-Paß. Am 2. September 1939 stürmte die 7. Infanterie-Division die Barania-Höhe. Bis zum Abend wurde die Bahnlinie bei Wegierska-Gorka erreicht. Bis zum 5. September 1939 konnte das Regiment bis Myslenice vorstoßen und am 14. September 1939 wurde der San bei Ostrow erreicht. Am 15. September 1939 stieß das Regiment auf Krzywca vor und nahm Rzemysl. Über Krokowiec, Jaworow, Szkio und Jonow wurde am 21. September 1939 Lemberg erreicht und genommen. Hier endete für das Regiment der Polenfeldzug und ab dem 12. Oktober 1939 erfolgte die Verlegung mit der Bahn in den Raum Mönchengladbach.

Ende Januar 1940 wurde in den Raum Tüddern-Geilenkirchen verlegt. Am 10. Mai 1940 durchstieß das Regiment Sittard und die Bunkerlinie am Jaliana-Kanal und überschritt mit den Spitzen bereits gegen 8 Uhr die Maas. Am Nachmittag wurde der Maas-Schelde-Kanal erreicht und bis zum Abend die dahinterliegende Bunkerlinie durchbrochen. Am 11. Mai 1940 konnte der Albert-Kanal erreichtwerden und in der Dämmerung vom Regiment überschritten werden. Bis zum 14. Mai 1940 wurde die Dyle erreicht. Am 15. Mai 1940 wurde in den vom Infanterie-Regiment 19 gebildeten Brückenkopf nachgestoßen und dieser gesichert. Am 16. Mai 1940 wurde der Brückenkopf erweitert und bis zum 17. Mai 1940 wurde die Sennette erreicht, bis zum 20. Mai 1940 die Schelde. Beim Versuch, die Schelde zu erreichen, hatte das Regiment schwere Verluste. Trotzdem konnte bei Pecq die Schelde überquert werden, es folgten schwere Kämpfe gegen die Briten entlang der Lys. Über Lomines wurde die Deule im Sturm genommen. Bis zum 29. Mai 1040 wurde die Daladier endgültig durchbrochen, am 30. Mai 1940 begann der Angriff auf Lille. Nach der Kapitulation von Lille am 31. Mai 1940 wurde das Regiment nach Burgund verlegt. Im weiteren Verlauf des Frankreichfeldzuges war das Regiment mit der 7. Infanterie-Division Armeereserve und marschierte über St. Remy-Bar sur Aube und Baignec bis in den Raum Precy, wo es ab dem 23. Juni 1940 zur Ruhe kam. Insgesamt marschiert das Regiment während der Einsätze im Westfeldzug etwa 2250 Kilometer. Ende Juli liegt das Infanterie-Regiment 62 im Raum St. Omer bei Calais. Ausbildung und Übungen für Seelandeunternehmen zur Vorbereitung der Operation "Seelöwe", einer geplanten Landung in England finden ab diesem Zeitpunkt statt. Das Regiment gab am 11. November 1940 das III. Bataillon an das Infanterie-Regiment 207 ab, die Abgabe wurde ersetzt. Die Übungen für Seelöwe sind noch in vollem Gange, als Anfang April 1941 der Befehl zum Transport nach Osten beim Regiment eingeht. 

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Der Weg des Regiments im 1. Teil des Frankreichfeldzuges.
Quelle: Chronik der 7. Infanterie-Division München, Bruckmann

Am 8. April 1941 begann die Verlegung des Regiments in den Osten. 30 Kilometer ostwärts von Warschau bezog das Regiment Quartier. Anfang Juni 1941 schloss das Regiment in die Wälder westlich der Grenze zwischen Bug und Narew auf. Am 22. Juni 1941 hatte das Regiment schwere Bunkerkämpfe zu bestehen. Am 25. Juni 1941 wurde der Narew erreicht und die Brücke bei Strabla überschritten. Hier wurde ein Brückenkopf gebildet und am 26. Juni 1941 Zabludoe erreicht. Dabei fungierte das Regiment als Divisionsreserve. Am 28. Juni 1941 hatte das Regiment schwere Waldkämpfe bei Sluczanka zu bestehen. Das Regiment erreichte die Höhen nordöstlich von Grodek. Hier endete für das Regiment der Einsatz bei der Schlacht um Bialystok. Im Anschluss marschierte das Regiment über Minsk nach Osten. Am 2. Juli 1941 hatte das Regiment seinen ersten Rasttag. Weiter marschierte das Regiment auf der Straße Minsk - Moskau und drehte bei Borrisow nach Süden auf den Brückenkopf Mogilew ein. Am 20. Juli 1941 begann hier der Angriff auf den linken Abschnitt des Brückenkopfes. Bei diesen Angriffen hatte das Regiment schwersten Feindwiderstand zu brechen. Die schweren Kämpfe dauerten bis zum 26. Juli 1941 an. Im Anschluss an diese Kämpfe marschierte das Regiment weiter in Richtung Smolensk. Am 31. Juli 1941 wurde der Raum Mstislawe erreicht und die Straße Kritschew-Roslawl gesichert. Am 1. August 1941 begann der weitere Angriff nach Osten. Am 2. August 1941 wurde der Osster-Fluß erreicht, den das Regiment am gleichen Tag überschritt und am 3. August 1941 Chotowish nahm. Hier traf das Regiment ab dem 4. August 1941 russische Gegenangriffe. Bis zum 13. August 1941 gelang es dem Regiment im Verbund mit der 7. Infanterie-Division, den angreifenden Feind einzukesseln und zu vernichten. Weiter stieß das Regiment auf Roslawl vor und erreichte Ende August 1941 die Gegend um Cholm und griff hier in die Kämpfe im Jelnja-Bogen ein. Das Regiment wurde bei Kukujewa, Stragina und Ssolowenjka Leonowa eingesetzt, bis am 5. September 1941 der Jelnja-Bogen geräumt wurde. Das Regiment bezog neue Stellungen an der Strjana zwischen Arshawez und Charin, wo es ab dem 6. September 1941 russische Angriffe abzuwehren hatte. Die schweren Angriffe dauerten bis zum 13. September 1941 an, dann war die russische Offensivkraft verbraucht. Ab dem 2. Oktober 1941 stieß das Regiment dann wieder nach Osten vor. Am 11. Oktober 1941 wurde die Urga überschritten und weiter in Richtung Wereja weitermarschiert. Dabei durchkämmte das Regiment Wälder und sammelte Versprengte ein. Bei Stupina stieß das Regiment wieder auf Feind. Nördlich von Medyn wurde der äußere Festungsgürtel zum Schutz Moskaus durchstoßen und Jegorowskoje genommen. Am 14. Oktober 1941 begann der Angriff auf Wereja, das am 18. Oktober 1941 nach schweren Kämpfen genommen werden konnte. Im Anschluss hatte das Regiment schwere russische Gegenangriffe abzuwehren. Bis Ende Oktober 1941 wurde der Raum Moshaisk erreicht, wo eine vorübergehende Kampfpause eintrat. Am 11. November 1941 wurde nochmals nach Osten angegriffen, um günstige Verteidigungsstellungen zu gewinnen. Dabei konnte bis zum 21. November 1941 die Narwa-Seenenge erreicht werden. Hier ging das Regiment zur Verteidigung über.

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Der Weg des Regiments in Rußland 1941.
Quelle: Chronik der 7. Infanterie-Division München, Bruckmann

Nach schweren russischen Angriffen wurde die Front in der Nacht vom 8./9. Januar 1942 zurückgenommen. Wegen der schweren Verluste wurde am 16. Januar 1942 das I. Bataillon aufgelöst. Am 19. Januar wurde Jasewo erreicht und am 23. Januar 1942 zog das Regiment in die Gshatsk-Stellung ein. Hier begannen ab dem 3. Februar 1942 erneut die russischen Angriffe. Das Regiment verblieb das ganze Jahr 1942 in der Gshatsk-Stellung. Am 6. Mai 1942 konnte das I. Bataillon wieder errichtet werden, am 15. Oktober 1942 wurde es in Grenadier-Regiment 62 umbenannt.

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Die Gshatsk-Stellung.
Quelle: Chronik der 7. Infanterie-Division München, Bruckmann

Für die Ersatzgestellung des Regiments war das Infanterie-Ersatz-Bataillon 62 zuständig.

Regimentskommandeure:

Oberst Georg Lang Aufstellung - 30. November 1939

Oberst Gerhard Sturt 1. Dezember 1939 - 25. Mai 1940

Generalmajor Emil Markgraf 8. Juni 1940 - September 1941

Oberst Wilhelm Ochsner 17. September 1941 - 23. Juli 1942

 

Quellen und Literatur:

Der Krieg der Infanterie. Dargestellt in der Chronik des Infanterie-Regiments 62 (7. Infanterie-Division) 1935 – 1945:

Teil I: Von Krieg zu Krieg, 2006, 144S.

Teil II: 1. September 1939 - Beginn des 2. Weltkrieges mit dem Feldzug gegen Polen, 1994 , 45 S.

Teil III: Krieg im Westen

Teil IV/V: Unternehmen Barbarossa - Der Rußlandkrieg, 1985, 344 S.

Teil VI/VIIa: Das Kriegsjahr 1942/ Das Kriegsjahr 1943 1. Halbjahr, 1989, 321 S.

Emanuel Selder, Kameradschaft ehem. Angehöriger des Inf.Rgt. 62 (Hrsg.)