Oster, Hans Paul

 

* 9. August 1887, Dresden

† 9. April 1945, KL Flossenbürg (hingerichtet)

 

Hans Oster trat am 18. März 1907 als Fahnenjunker in das Königlich Sächsische Heer ein. Er kam dabei zum 4. Königlich Sächsisches Feldartillerie-Regiment Nr. 48. Bei diesem wurde er nach dem Besuch der Kriegsschule am 18. August 1908 zum Leutnant befördert. Das Patent wurde dabei auf den 14. Februar 1907 datiert. Am 20. September 1912 hat er Gertrud Knoop geheiratet. Er diente dann auch noch kurz vor Beginn vom Ersten Weltkrieg im 4. Königlich Sächsisches Feldartillerie-Regiment Nr. 48. Kurz nach Beginn des Krieges wurde er Ende August 1914 zum Hinterpommersches Feldartillerie-Regiment Nr. 53 versetzt. Bei diesem wurde er dann als Oberleutnant ab Ende Mai 1915 zum Regimentsadjutant ernannt. Ab Ende November 1916 wurde er dann als Batterieführer beim Hinterpommersches Feldartillerie-Regiment Nr. 53 eingesetzt. Ab Anfang 1917 absolvierte er dann seine Generalstabsausbildung. Ab Mai 1917 wurde er dann im Stab der 23. Infanteriedivision eingesetzt. Dort blieb er dann bis zum Ende des Krieges. Im 1. Weltkrieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen noch andere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Krieg wurde er als Hauptmann in das Reichsheer übernommen. Sein Rangdienstalter wurde auf den 18. April 1916 festgelegt. Beim Übergangsheer im Frühjahr 1920 gehörte er dann als Generalstabsoffizier zum Wehrkreiskommando IV in Dresden. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er dann als Generalstabsoffizier in den Stab der 4. Division der Reichswehr in Dresden übernommen. Dort wurde er dann die nächsten Jahre weiter in dieser Funktion eingesetzt. Dabei arbeitete er mehrere Jahre mit Friedrich Olbricht zusammen. Nach dem misslungenen Hitlerputsch 1923 stand er gemeinsam mit Erwin von Witzleben und Friedrich Olbricht der NSDAP sehr distanziert gegenüber. Nach dem Frühjahr 1924 wurde er dann als Chef der 5. Batterie vom 2. (Preuß.) Artillerie-Regiment nach Güstrow versetzt. 1926/27 wurde er dann in den Stab der II. Abteilung vom 2. (Preuß.) Artillerie-Regiment ebenfalls in Güstrow versetzt. Ab dem 1. Oktober 1927 wurde er dann beim Regimentsstab vom 2. (Preuß.) Artillerie-Regiment in Schwerin in Mecklenburg eingesetzt. Am 1. März 1929 wurde er zum Major befördert. Am 1. April 1929 wurde er als 2. Generalstabsoffizier (Ib) zum Stab der 6. Division der Reichswehr nach Münster versetzt. Dort wurde er dann die nächsten Jahre eingesetzt. Am 31. Dezember 1932 wurde er aus der Reichswehr entlassen. Der Grund lag in einer Affäre mit der Frau eines Reserveoffiziers und Professors aus Trier, obwohl er selbst verheiratet war. Ein Ehrengericht legte ihm daraufhin den Abschied nahe.

Nach verschiedenen Gelegenheitsarbeiten wurde er am 1. Mai 1933 als Zivilangestellter in Hermann Görings Forschungsamt übernommen. Diese Behörde innerhalb des preußischen Staatsministeriums hatte die Aufgabe Telefongespräche anzuzapfen und Funktelegramme zu entschlüsseln. Am 1. Oktober 1933 wurde er auf Antrag von Wilhelm Canaris als Ergänzungsoffizier in das Reichswehrministerium (RWM) versetzt. Dort wurde er jetzt im Referat III C 1 / Amt Ausland der Abwehr unter Kapitän zur See Conrad Patzig eingesetzt. Dieses Referat war für die Spionageabwehr außerhalb der Wehrmacht und Industrie zuständig. Ab Mai 1935 wurde er dann als Leiter des Referats im Reichskriegsministerium (RKM) eingesetzt. Am 1. Dezember 1935 wurde er als Referatsleiter III C 1 zum Oberstleutnant (E) befördert. Ab Anfang Februar 1938 wurde er dann beim Oberkommando der Wehrmacht eingesetzt. Im Herbst 1938 wurde er dann bei der Amtsgruppe Auslandsnachrichten und Abwehr (A Ausl/Abw) eingesetzt. Er war zu dieser Zeit auch stark in Umsturzpläne im Zuge der Sudetenkrise verstrickt. Er war für eine Tötung Hitlers. Diese Pläne wurde dann wegen der Einigung auf der Münchener Konferenz abgesagt. Für den Fall der Mobilmachung war er als Chef des Stabes vom Amt Ausland vorgesehen. Später wurde er zum Chef der Zentralgruppe im Amt Ausland der Abwehr ernannt. Am 1. April 1939 wurde er zum Oberst (E) befördert. Im Krieg wurde er dann als Leiter der Abteilung Z im Amt Ausland / Abwehr eingesetzt. Während des 2. Weltkrieges war er für Canaris der Verbindungsmann zum militärischen Widerstand. Er beschränkte seine Tätigkeit aber nicht nur auf den Widerstand. So verriet er mehrmals den deutschen Angriffstermin für den Westfeldzug an den niederländischen Militärattaché Sas. Am 1. Februar 1941 wurde er als Oberst in den aktiven Dienst übernommen. Am 1. Dezember 1942 wurde er zum Generalmajor befördert. Bei der Verhaftung Hans von Dohnanyis im April 1943 im Amt Abwehr schöpfte die Gestapo aufgrund seines Verhaltens Verdacht. Oster wurde unter Hausarrest gestellt und wenige Tage später aus seiner Stellung in der Abwehr entlassen. Seine Entlassung war der schwerste Rückschlag, den der Widerstand bis dahin erlitten hatte. Nach dem gescheiterten Attentat und Umsturzversuch des 20. Juli 1944 wurde Oster einen Tag später verhaftet. Er war nach den Planungen als Präsident des Reichskriegsgerichts vorgesehen gewesen. Am 8. April 1945 gemeinsam mit Dietrich Bonhoeffer und Wilhelm Canaris im Konzentrationslager Flossenbürg von einem Scheingericht zum Tode verurteilt und am folgenden Tag erhängt. Oster wurde auf dem Nordfriedhof Dresden beigesetzt. Oster war verheiratet und hatte drei Kinder, unter anderem den späteren Generalmajor der Bundeswehr Achim Oster.