von Schell, Adolf

 

* 21. August 1893, Magdeburg

† 16. September 1967, Heidelberg

 

Adolf von Schell trat am 19. März 1914 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Dabei kam der Sohn eines Kaufmanns zum 8. Westfälisches Infanterie-Regiment "Herzog Ferdinand von Braunschweig" Nr. 57. Mit diesem kam er dann bei Ausbruch des 1. Weltkrieges im August 1914 an die Front. Dort wurde er am 8. Oktober 1914 zum Fähnrich befördert. Am 24. November 1914 wurde er zum Leutnant ohne Patent befördert. Als solcher wurde er jetzt als Zugführer im I. Bataillon vom 8. Westfälisches Infanterie-Regiment "Herzog Ferdinand von Braunschweig" Nr. 57 an der Front eingesetzt. Am 22. Februar 1915 kam er dann für zweieinhalb Jahre als Kompanieführer zum Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 256 versetzt. Ab dem 9. September 1917 wurde er dann als Ordonanzoffizier beim Stab der 215. Infanteriedivision eingesetzt. Als solcher hat er dann am 18. Oktober 1917 sein Patent als Leutnant vom 19. Februar 1913 erhalten. Später wurde er dann auch als Ib beim Stab der 215. Infanteriedivision verwendet. Am 20. Juni 1918 wurde er zum Oberleutnant befördert. Zwischen dem 7. Oktober 1918 und dem 12. November 1918 wurde er auch als Batterieführer beim Feldartillerie-Regiment Nr. 274 eingesetzt. Im Ersten Weltkrieg wurde er nicht nur verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeichens in Schwarz widerspiegelte. Außerdem wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen noch andere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Krieg wurde er im Frühjahr 1919 beim Freikorps Wesel eingesetzt. Am 1. Oktober 1919 wurde er als Oberleutnant mit seinem alten Rangdienstalter in das Reichsheer übernommen. Er wurde jetzt im Reichswehr-Infanterie-Regiment 13 eingesetzt. Ende 1919 wurde er dann für ein halbes Jahr zum Abschnittskommando der neutralen Zone I kommandiert. Am 28. Februar 1920 hat er Helene Ausmeyer geheiratet. Dieser Ehe entsprangen mindestens drei Söhne. Auch beim 200.000 Mann-Übergangsheer im Frühjahr 1920 gehörte er etatmäßig zum Reichswehr-Infanterie-Regiment 13. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er dann in das 18. Infanterie-Regiment übernommen. Bei diesem wurde er die nächsten Jahre als Kompanieoffizier eingesetzt. Spätestens ab dem Frühjahr 1924 gehörte er als solcher für mehrere Jahre zur 12. (preuß.) (MG.) Kompanie vom 18. Infanterie-Regiment in Bückeburg. Am 1. Oktober 1926 wurde er dann für das erste Jahr seiner Führergehilfenausbildung zum Stab der 6. Division der Reichswehr nach Münster versetzt. Am 1. Oktober 1927 wurde er dann für das zweite Jahr seiner Führergehilfenausbildung zum Stab der 3. Division der Reichswehr nach Berlin versetzt. Dort wurde er am 1. Januar 1928 zum Hauptmann befördert. Ab dem 1. Oktober 1928 wurde er dann zu den Reinhardt-Kursen zum Abschluss der Führergehilfenausbildung kommandiert. Am 1. Oktober 1929 wurde er dann zum Führungsstabsoffizier im Reichswehrministerium (RWM) ebenfalls in Berlin ernannt. Er wurde jetzt in der Heeresabteilung (T 1) vom Truppenamt (TA) eingesetzt. Dabei war er auch Mitarbeiter Guderians bei Fragen der Truppentransporte auf Kraftwagen. Von August 1930 wurde er dann für ein Jahr zur amerikanischen Armee kommandiert. Er wurde dort bei der Infanterieschule in Fort Benning, Georgia, als Lehrer eingesetzt. Etatmäßig wurde er während dieser Zeit der 2. Eskadron vom 10. (Preuß.) Reiter-Regiment in Torgau zugeteilt. Er sollte in den USA auch Motorisierungsfragen im Lande Henry Fords zu studieren, und kam aus Amerika mit vielen Anregungen zurück. Ab dem 1. September 1931 wurde er wieder im RWM in Berlin eingesetzt. Am 1. April 1932 wurde er dann zum Chef der 3. Kompanie der 2. (Preuß.) Kraftfahr-Abteilung in Kolberg ernannt. Am 1. September 1933 wurde er dann als Lehrgangsleiter und Taktiklehrer an die Kriegsakademie versetzt. Dort wurde er zum 1. Juli 1934 zum Major befördert. Auch während der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er weiter bei der Kriegsakademie verwendet. Am 1. Juli 1936 wurde er als Abteilungsleiter in das Reichskriegsministerium (RKM) nach Berlin versetzt. Dort wurde er dann als Chef der Abteilung In 6 (K) vom Allgemeinen Heeresamt (AHA) eingesetzt. Damit war er Hauptberater der Heeresmotorisierung. Als solcher wurde er zum 1. August 1936 zum Oberstleutnant befördert. Ab dem 12. Oktober 1937 wurde er auch als Chef des Stabes der Inspektion der Kraftfahrtruppen (In 6) eingesetzt. Am 1. November 1938 wurde er dann unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberst zum Leiter der Waffenabteilung der Panzertruppe, Kavallerie und Heeresmotorisierung im Oberkommando des Heeres (OKH) ernannt. Bei dem großen Interesse Hitlers an dem Problem der Motorisierung konnte nicht ausbleiben, dass die beiden Männer in nähere Berührung traten. Oberstleutnant Schell war ein kluger, entschlossener und beredter Mann. Er verstand, Hitler von seinen Gedankengängen über Typenvereinfachung, Großserienbau und andere Dinge zu überzeugen und wurde infolgedessen, ein in Deutschland seltener Fall, zum Unterstaatssekretär im Reichsverkehrsministerium ernannt und mit der Entwicklung des Kraftfahrwesens des Reichs betreut. Gleichzeitig wurde er als Bevollmächtigter für das Kraftfahrwesen beim Beauftragten für den Vierjahresplan ernannt. Kurz vor dem 2. Weltkrieg entwickelte er ein wirtschaftspolitisches Programm zur Vereinheitlichung der reichsdeutschen Motorrad- und Automobilfertigung. Dieser ging als "Schell-Plan" in die Geschichte ein. Er legte ihn Mitte März 1939 vor. Er sah nur einige wenige Grundtypen für Motorräder, LKW und PKW vor. Die 114 bislang existierenden LKW-Typen wurden auf 19, auf vier Grundtypen aufbauende Modelle reduziert, die PKW-Typen von 52 auf 30. Die Reichsregierung bewilligte seinen Plan. Auch bei Beginn des 2. Weltkrieges änderte sich nichts an seinem Aufgabenbereich. Am 1. Januar 1940 trat sein Plan in Kraft. Die Hersteller waren ab diesem Zeitpunkt also erheblich in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt. Ihnen wurde in weiten Zügen diktiert, in welcher Form und in welcher Auflage sie welche Modelle zu produzieren hatten. Der gesamte Produktionsrahmen wurde dadurch zugunsten der Bedürfnisse der Wehrmacht umgestellt. Zum 1. März 1940 wurde er zum Generalmajor ohne Patent befördert. Am 1. August 1940 hat er dann sein Patent erhalten. Zum 1. April 1942 wurde er zum Generalmajor befördert. In seiner Tätigkeit begegnete er allerdings immer öfter dem Widerstand der Industrie und der mit ihr zusammenhängenden Parteistellen, die nicht von der hergebrachten Produktionsmethode abgehen wollten. Diese Kreise untergruben Hitlers Vertrauen in die Person Schells, so dass der Reichskanzler ihn später fallen ließ. Am 10. September 1942 wurde er in die Führerreserve OKH versetzt. Am 1. Januar 1943 wurde er dann als Nachfolger von Generalleutnant Johann Haarde zum Kommandeur der 25. Panzer-Division in Norwegen ernannt. Der Führer äußerte gegen die Besetzung starke Bedenken, stimmte aber schließlich nach Vortrag durch den Chef vom Heeres-Personalamt (HPA) zu, unter Berücksichtigung der Verdienste, die er sich um die Motorisierung erworben hatte. Im Spätsommer 1943 verlegte er mit seiner Division nach Frankreich. Im Oktober musste sie 600 Fahrzeuge an die 14. Panzer-Division abgeben. Am 29. Oktober 1943 wurde sie trotz Protest von Guderian auf Hitlers Befehl in den Südabschnitt der Ostfront verlegt. Sie musste unfertig und über weit auseinander liegende Ausladestellen im Raum Fastow verzettelt zum Einsatz gebracht werden, wobei sie trotz persönlichem Einsatz ihres Kommandeurs fast vollständig aufgerieben wurde. Generalleutnant von Schell erkrankte bereits nach wenigen Tagen an der Front schwer und musste die Front verlassen. Am 15. November 1943 gab er sein Kommando an Generalleutnant Georg Jauer ab. Dafür wurde er, jetzt fast erblindet, erneut in die Führerreserve versetzt. Hitlers Misstrauen verhinderte, dass er neue Kommandos erhielt. Am 31. Dezember 1944 wurde er aus dem Dienst der Wehrmacht verabschiedet. Nach der Kapitulation der Wehrmacht wurde im Mai 1945 durch die Besatzungstruppen verhaftet. Im Oktober 1947 wurde er aus der Gefangenschaft wieder entlassen. Seine erste Frau ist am 9. Juli 1950 verstorben. Er hat dann am 7. April 1952 Brigitte geborene von Plugk, verwitwete Freifrau von Vietinghoff-Riesch geheiratet. Er selbst gehörte zum Haus Rechen.