von Siegroth, Joachim Ferdinand Max

 

* 25. Dezember 1896, Oberlobendau bei Goldberg-Haynau / Niederschlesien

† 2. Mai 1945, Kessel von Halbe (vermisst)

 

Joachim von Siegroth war der zweite Sohn des Gutsbesitzers Georg Gabriel Franz Paul von Siegroth und dessen Ehefrau Anna Elisabeth Wilhelmine Göldner. Er besuchte von 1903 bis 1907 des Adlige Stift in Breslau und wurde anschließend in der Kadettenanstalt in Wahlstatt erzogen. Im Frühling 1913 trat er in die Hauptkadettenanstalt Lichterfelde in Berlin über, wo er im August 1914 als Portepée-Fähnrich ausschied. Am 11. August 1914 trat er als Fahnenjunker in das Füsilier-Regiment "Graf Roon" (Ostpreußisches) Nr. 22 ein und zog mit diesem im August 1914 ins Feld. Im gleichen Monat wurde er während der Schlacht von Tannenberg durch einen Granatsplitter schwer am Bein verwundet. Am 24. Oktober 1914 wurde er mit Patent vom 18. Februar 1915 zum Leutnant befördert. Am 10. März 1915 wurde er bei der 7. Kompanie vom Grenaduer-Regiment Nr. 4 erneut verwundet. Außerdem fiel 1915 sein Bruder. Während des weiteren Kriegsverlaufes wurde er als Zug- und Kompanieführer in seinem Regiment eingesetzt. 1918 wurde er schließlich beim Grenzschutz in Sankt Annaberg in Oberschlesien eingesetzt, bevor er im Zuge der Heeresverringerung mit dem Charakter als Oberleutnant aus dem Militärdienst entlassen und in den Polizeidienst bei der Schutzpolizei Breslau übernommen wurde. Am 18. Februar 1920 wurde er zum Polizei-Oberleutnant und am 30. Juni 1926 zum Polizei-Hauptmann befördert. Er heiratete am 1. Juni 1927 die über vier Jahre ältere Martha Emilie von Roy, geborene Eick, Tochter des pensionierten Eisenbahnbeamten August Julius Ferdinand Eick, durch das am 4. März 1925 rechtsgültige gewordene Urteil vom Landgerichts Berlin geschiedene Ehefrau des Kaufmanns Rudolf August Roderich von Roy, in Breslau. Diese Ehe wurde am 1. Juni 1932 wieder geschieden. Darafuhin heiratete er am 14. August 1933 die über zehneinhalb Jahre jüngere Luise Jochmann, Tochter des Kaufmanns Felix Jochmann, in Weißwasser. Am 19. Dezember 1933 folgte bei der Polizei-Verwaltung Berlin seine Beförderung zum Polizei-Major. Am 1. Oktober 1935 wurde er als Major in die Wehrmacht übernommen und als Kompaniechef in das Infanterie-Regiment 9 versetzt. Seine älteste Tochter Dietlind von Siegroth wurde am 9. November 1937 in Potsdam geboren. Am 1. Januar 1938 wurde er Taktiklehrer an der Kriegsschule Dresden und wurde am 1. März 1939 zum Oberstleutnant befördert. Seine jüngere Tochter Edeltraut von Siegroth wurde am 31. Januar 1939 in Dresden geboren. Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg wurde er zum Kommandeur des III. Bataillons vom Infanterie-Regiment 122 ernannt. Mit diesem nahm er dann bei Beginn des Krieges im Spätsommer 1939 am Polenfeldzug teil. Während der zweiten Phase des Frankreichfeldzuges führte er das I. Bataillon vom Infanterie-Regiment 122. Er wurde dann Anfang Oktober 1940 zum Kommandeur vom neuen Infanterie-Regiment 255 ernannt. Dieses führte er dann zum Sommerbeginn 1941 im Ostfeldzug im Verband der 110. Infanterie-Division beim Angriff auf Mittelrussland. Am 19. Dezember 1941 wurde er für Tapferkeit mit dem Deutsches Kreuz in Gold ausgezeichnet. Zum 1. Februar 1942 wurde er dann zum Oberst befördert. Auch nach der Umbenennung des Regiments zum Grenadier-Regiment 255 blieb er weiter der Kommandeur. Am 15. November 1943 erwarb er sich die Ehrenblattspange des Heeres. Ab dem 15. März 1944 wurde er dann bis zum 20. April 1944 zum 10. Divisionsführerlehrgang nach Hirschberg kommandiert. Am 1. Juli 1944 wurde er zum Kommandeur der Fahnenjunkerschule VI der Infanterie in Metz ernannt.  Mit einer Kampfgruppe der Schule bewährte er sich im Kampf um Metz, insbesondere bei der Verteidigung der Feste Kronprinz. Dafür erhielt er am 18. Oktober 1944 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Zur Erinnerung an den erfolgreichen Einsatz der nach ihm benannten Kampfgruppe wurde am 24. Oktober 1944 auf seine Anregung das Ärmelband Metz 1944 gestiftet, für das er die Verleihungsbefugnis hatte. Am 1. Februar 1945 wurde er zum Kommandeur der 712. Infanterie-Division an der Oder bei Küstrin. Am 19. April 1945 wurde er durch General der Infanterie Theodor Busse zum Eichenlaub vorgeschlagen. Er schrieb dabei im Telegramm: "Ich schlage Generalmajor Joachim von Siegroth, Kdr. der 712. Infanterie-Division für seine in den schweren Abwehrkämpfen der letzten Tage bewiesene hervorragende Tapferkeit und unerschütterliche Standhaftigkeit zur Verleihung des Eichenlaubes zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes vor. Baldige Verleihung erbeten, um der schwer ringenden Truppe Auftrieb zu geben. Vorschlag mit Begründung folgt. Ritterkreuz verliehen am 26. Oktober 1944." Eine Verleihung des Eichenlaubes ist bis Kriegsende nicht mehr nachweisbar. Ende April 1945 wurde er mit seiner Division im Kessel von Halbe eingeschlossen. Er  ist dort vermutlich beim Ausbruchsversuch gefallen. Die genauen Umstände sind bis heute unbekannt. Seine Mutter starb am 5. Dezember 1945 im Alter von 79 Jahren in der Barbarossastraße 5 in Dresden an Entkräftung und Altersschwäche.

Sein älterer Bruder war der im September 1895 geborene Johannes Friedrich Theodor Gustav von Siegroth. Er starb am 19. Juni 1915 als Leutnant des 2. Schlesisches Grenadier-Regiment "König Friedrich III." Nr. 11 an den am gleichen Tag bei Givenchy, südlich von Souchez, in Frankreich erlittenen Wunden im Alter von 20 Jahren und 9 Monaten. Er wohnte damals privat in der Matthiasstraße 9 in Breslau.

 

Ritterkreuz (18. Oktober 1944)

Literatur und Quellen:

Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011
Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10853
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler (1925).
Rangliste des Deutschen Reichsheeres 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926.
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953