9. (Preuß.) Infanterie-Regiment
Infanterie-Regiment Potsdam
Infanterie-Regiment 9

 

Feldpostnummern ab der Mobilmachung: Die Einheiten wurden als Teile vom Infanterie-Regiment 9 in der Feldpostübersicht eingetragen. Anfang 1940 wurden die einzelnen Kompanien gestrichen und diese ab Mitte 1940 direkt beim jeweiligen Stab eingetragen. 1941 wurde die Kolonne zur 7. leichte Fahrkolonne der Infanterie-Divisions-Kolonne 23 umbenannt. 1942/43 wurde das komplette Regiment zum Panzergrenadier-Regiment 9 umbenannt. Lediglich das III. Bataillon wurde dabei gestrichen. Ebenfalls 1942/43 wurde dann ein komplett neues Infanterie-Regiment 9 eingetragen, womit eigentlich das neue Grenadier-Regiment 9 gemeint war. Am 3. Februar 1944 wurden dann alle Einheiten zum Grenadier-Regiment 9 umbenannt.

Einheit Feldpostnummer Nummer ab Mitte 1940 Nummer ab 1942/43
Regimentsstab 29503 29503 48017
Stab I. Bataillon 06741 06741 A 48201 A
1. Kompanie 17540 06741 B 48201 B
2. Kompanie 05679 06741 C 48201 C
3. Kompanie 11760 06741 D 48201 D
4. Kompanie 22992 06741 E 48201 E
Stab II. Bataillon 00599 00599 A 48515 A
5. Kompanie 26940 00599 B 48515 B
6. Kompanie 12429 00599 C 48515 C
7. Kompanie 11042 00599 D 48515 D
8. Kompanie 15599 00599 E 48515 E
Stab III. Bataillon 15639 15639 A 48784 A
9. Kompanie 28721 15639 B 48784 B
10. Kompanie 18896 15639 C 48784 C
11. Kompanie 13805 15639 D 48784 D
12. Kompanie 01728 15639 E 48784 E
13. Kompanie 16426 16426 48467
14. Kompanie 29864 29864 48112
Kolonne 27898 27898 bis 1941 -

Mit freundlicher Genehmigung von: Kannapin, Norbert: Die deutsche Feldpostübersicht (3 Bd.), vollständiges Verzeichnis der Feldpostnummern, Biblio-Verlag (1980), ISBN-10: 3764811838

Das 9. (Preußisches) Infanterie-Regiment wurde bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr aufgestellt. Dabei wurde das Regiment hauptsächlich aus den Reichswehr-Infanterie-Regimentern 5, 29 und 30 gebildet. Garnisonsstadt des Regimentsstabes war Potsdam, im Wehrkreis III. In der gleichen Stadt waren auch das I. Bataillon und das Ausbildungs-Bataillon vom Regiment stationiert. Der Stab vom II. Bataillon wurde mit der 5. und 6. Kompanie in Berlin-Groß-Lichterfelde, ebenfalls Wehrkreis III, stationiert. Die 7. und 8. Kompanie vom Regiment waren dagegen mit der 13. (Minenwerfer) Kompanie in Wünsdorf, ebenfalls Wehrkreis III, stationiert. Das III. Bataillon vom Regiment wurde in Spandau, ebenfalls Wehrkreis III, beheimatet. Das Regiment erhielt den Beinamen "Graf", da es in seinen Reihen einen sehr hohen Anteil an adligen Offizieren hatte. Anfang der 20iger Jahre kam es zu Veränderungen bei den Stationierungen. Dabei wurden die 6., die 7. und die 13. (Minenwerfer) Kompanie nach Potsdam verlegt. In Berlin-Lichterfelde waren dann die 5. und 8. Kompanie vom Regiment stationiert. Das Ausbildungs-Bataillon vom Regiment wurde dafür jetzt in Wünsdorf stationiert. Das Regiment wurde mit der Aufstellung der 3. Division der Reichswehr unterstellt. Taktisch unterstand das Regiment dem Infanterieführer III.
Die Traditionsträgerschaft im Regiment war dann wie folgt verteilt:
1. Kompanie: 1. Garde-Regiment zu Fuß
2. Kompanie: 3. Garde-Regiment zu Fuß
3. Kompanie: Brandenburgisches Füsilier-Regiment "Prinz Heinrich von Preußen" Nr. 35
4. Kompanie: Preußische Fliegertruppe
5. Kompanie: Garde-Schützen-Bataillon
6. Kompanie: Garde-Jäger-Bataillon
7. Kompanie: 8. Brandenburgisches Infanterie-Regiment "General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen" Nr.64
8. Kompanie: 1. Lothringisches Infanterie-Regiment Nr. 130
9. Kompanie: Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1
10. Kompanie: 4. Garde-Regiment zu Fuß
11. Kompanie: 2. Garde-Regiment zu Fuß
12. Kompanie: Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1
13. Kompanie: Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika
Ausbildungs-Bataillon: Lehr-Infanterie-Bataillon
Ab 1927 waren Generaloberst a.D. Hans von Seeckt und General der Infanterie a.D. von Loßberg berechtigt die Uniform des Regiments mit den Generalabzeichen zu tragen. 1930 wurde die 8. Kompanie vom Regiment nach Potsdam verlegt. Im Jahr 1931 wurde das II. Bataillon vom Regiment in Potsdam komplett vereinigt. 1934 wurde auch General der Infanterie a.D. Wolfgang Fleck die Berechtigung erteilt, die Uniform des Regiments mit den Generalabzeichen zu tragen. Im Zuge der Erweiterung der Reichswehr wurde das Regiment 1934 zum Infanterie-Regiment Potsdam umbenannt. Gleichzeitig bildete das Regiment auch das Infanterie-Regiment Crossen. Dabei wurden durch Abgaben des gesamten Regiments alle drei Bataillon vom Infanterie-Regiment Crossen gebildet. Gleichzeitig wurde das Ausbildungs-Bataillon vom Regiment zum III. Bataillon vom Infanterie-Regiment Frankfurt umbenannt. Das Regiment selbst unterstand jetzt dem Infanterieführer IV. Bei der Enttarnung der Verbände am 15. Oktober 1935 wurde das Regiment zum Infanterie-Regiment 9 umbenannt  Dabei wurde das III. Bataillon vom Regiment zum III. Bataillon vom Infanterie-Regiment 67 umbenannt. Gleichzeitig wurde aus Abgaben der Landespolizei ein neues III. Bataillon aufgestellt und ebenfalls in Potsdam stationiert. Das Regiment wurde jetzt auch der neuen 23. Infanterie-Division unterstellt. Im Herbst 1936 wurde dem Regiment ein Ergänzungs-Bataillon in Berlin-Tegel unterstellt.1934 wurde auch General der Infanterie a.D. Wolfgang Fleck die Berechtigung erteilt, die Uniform des Regiments mit den Generalabzeichen zu tragen.

Nachdem das Regiment am 26. August 1939 seine Standorte verlassen und an die deutsch-polnische verlegt hatte, überschritt es am 1. September 1939 bei Klein Lutau-Zempelburg die Grenze in Richtung Pruszcz. Am 2. September 1939 kam es bei Klonowo zu ersten Gefechten im Wald und an der Bahnlinie. In den Abendstunden mussten polnische Gegenangriffe abgewehrt werden. Nach diesen Gefechten wurde das Regiment Divisionsreserve und stieß längs der Weichsel nach Norden vor. Über Swiekatowo wurde am 8. September 1939 bei Mewe über die Weichsel gesetzt und Ostpreußen erreicht. Per Bahn ging es dann quer durch Ostpreußen nach Lych. Von dort wurde nach Bialystok vorgestoßen. Nach dem Einmarsch der Roten Armee übergab das Regiment die Stadt an die Russen und marschierte nach Stettin, wo es auf die Bahn verladen und nach Westen transportiert wurde.

Das Regiment wurde im Raum Bernkastel - Wittlich ausgeladen und westlich von Arzfeld am Ostufer der Our stationiert. Am 10. Mai 1940 überschritt das Regiment bei Gmünd die deutsch-luxemburgische Grenze , marschierte durch luxemburgisches Gebiet und betrat Belgien, wo es zu ersten Schusswechseln kam. Über Südbelgien marschierte das Regiment durch Bastogne, St. Hubert und Libramont bis nach Charleville an der Maas. Beim Übergang über die Maas kam es zu heftigen Gefechten, bei denen das III. Bataillon unter Führung des Regimentskommandeurs Oberst von Gilsa die Straßenbrücke bei Charleville intakt erobern konnte. Oberst von Gilsa erhielt dafür das Ritterkreuz verliehen. Das Regiment erweiterte den Brückenkopf in Richtung Mézières. Von hier drehte das Regiment nach Süden ab und sicherte die linke Flanke des Sichelschnitts der gepanzerten Verbände. Am 9. Juni 1940 erzwang das Regiment den Übergang über die Aisne und den Aisne-Kanal. Dabei hatte das Regiment schwere Verluste. Nach dem Übergang drang das Regiment durch die Champagne nach Süden an den Rhein-Marne vor und erzwang auch hier den Übergang. Weiter ging es an die Marne, das Plateau von Langres und anschließend Richtung Dijon, das am 19. Juni 1940 erreicht wurde. Nach dem Waffenstillstand sicherte das Regiment die Demarkationslinie und wurde Anfang Juli nach Montbéliard an der französisch-schweizerische Grenze verlegt. Ende Juli 1940 wurde das Regiment wieder auf die Bahn verladen und nach Osten ins Generalgouvernement verlegt.

Nach dem Entladen wurde das Regiment im Raum Wlozlawek (Leslau) einquartiert. Im Herbst 1940 wurde der Stab und das III. Bataillon an die 123. Infanterie-Division abgegeben. Am 11. März 1941 verlegte das Regiment nach Dobrin und Anfang Juni 1941 an die Demarkationslinie nach Ostrow-Maz verlegt. Von hier aus stieß das Regiment am 22. Juni 1941 über die Demarkationslinie auf Smolecky vor. Am 23. Juni 1941 wurde die Narew erreicht, die am 24. Juni 1941 kämpfend überschritten werden konnte. Weiter kämpfte sich das Regiment auf Bialystok vor, wo es an der Kesselschlacht um Bialystok teilnahm. Nach Beendigung der Schlacht von Bialystok stieß das Regiment über Slonim und nördlich von Baranowitschi auf die Beressina vor, die am 15. Juli 1941 südlich von Minsk überschritten werden. Am 20. Juli 1941 wurde Mogilew erreicht. Nach viertägigem schweren Kampf konnte die Stadt erobert und der Dnjepr überschritten werden. Das Regiment marschierte weiter in Richtung Desna, eroberte am 3. August 1941 den Knotenpunkt Roslawl und erreichte in der Nacht zum 18. August 1941 die Desna. Am 26. August 1941 traf das Regiment hierein schwerer russischer Gegenangriff, der es aus seinen Stellungen am Fluss vertrieb. Die alte HKL konnte erst am 2. September 1941 wieder erreicht werden. Am 2. Oktober 1941 startete die Operation "Taifun", der Angriff über die Desna. Nach hartem Kampf konnte der Gegner hier zerschlagen und der Vormarsch nach Osten fortgeführt werden. Am 7. Oktober 1941 erreichte das Regiment der Befehl, sofort nach Norden abzudrehen, um sich an den Kesselschlachten um Wjasma und Brjansk zu beteiligen. Bei Trischino erreichte das Regiment den Kesselrand und nahm von hier aus an den Kesselkämpfen teil. Nach Abschluß dieser Kämpfe wurde der Vormarsch auf Moskau wieder aufgenommen, bis auch das Infanterie-Regiment 9 im Schnee stecken blieb und sich auf den Sestra-Abschnitt zurückzog. Bei den schweren Winterkämpfen 1941/42 wurde das Regiment fast vollständig aufgerieben. Weihnachten verbrachte das Regiment im Raum Sacharino und Waldischino.

Nach einem Rückzug über 200 km bis nach Wjasma wurden die Reste des Regiments für fünf Tage aus der Front genommen und hinter die Front verlegt. Anschließend wurde das Regiment gegen die immer wieder angreifenden Russen südlich von Wjasma angesetzt. Erst im Februar 1942 erhielt das Regiment einige Ruhetage hinter der Front. Anschließend wurde weiter um Wjasma gekämpft, es folgte die Operation "Hannover", die Zerschlagung sowjetischer Luftlandetruppen und Partisanen-Verbände westlich der Ugra, das bis zum 21. Juni 1942 dauerte. Endlich, am 27. Juni 1942, wurde da Regiment aus der Front gezogen und per Bahn nach Belgien gebracht. In Flandern wurde das Regiment ausgeladen und vorläufig aufgelöst. Die Reste kamen zum neu gebildeten Panzergrenadier-Regiment 9.

Neu aufgestellt wurde aber auch ein Regiment der Infanterie ab dem 16. September 1942 als Grenadier-Regiment 9.

Die Ersatzgestellung für das Regiment wurde vom Infanterie-Ersatz-Bataillon 9 wahrgenommen.

Regimentskommandeure:

Oberst Friedrich von Taysen Aufstellung - 15. Juni 1921

Oberst Richard von Pawelsz 16. Juni 1921 - 31. Oktober 1922

Oberst Friedbert Lademann 1. November 1922 - 31. Januar 1926

Oberst Kai Meyn 1. Februar 1926 - 31. Januar 1928

Oberst Wolfgang Fleck 1. Februar 1928 - 31. Januar 1929

Oberst Hans Feige 1. Februar 1929 - 31. Januar 1931

Oberst Ewald von Kleist 1. Februar 1931 - 31. Dezember 1931

Oberst Ernst Busch 1. Januar 1932 - 14. Oktober 1935

Oberst Walther Fischer von Weikersthal 15. Oktober 1935 - 30. September 1936

Oberst Werner Freiherr von und zu Gilsa 6. Oktober 1936 - 31. Januar 1941

Oberst Adolf Raegner 15. Februar 1941 - 10. Dezember 1941

Oberst Kuno Dewitz 15. Dezember 1941 - Umbenennung

 

Literatur und Quellen:

Wolfgang Paul: Das Potsdamer Infanterie-Regiment 9 1918 - 1945 (Textband), Biblio-Verlag, Osnabrück 1983

 

Wolfgang Paul: Das Potsdamer Infanterie-Regiment 9 1918 - 1945 (Dokumentenband), Biblio-Verlag, Osnabrück 1984

 

Mainhardt Graf von Nayhauss-Cormons: Zwischen Gehorsam und Gewissen. Richard von Weizsäcker und das Infanterie-Regiment 9, Lübbe, Bergisch-Gladbach 1994

 

Ekkehard von Saldern: Infanterie-Regiment 9 (Namensliste), Verlag C.A. Starke, Limburg an der Lahn 1969

Jens Ulrich Heine: Kein Unglück ewig. Führung und Bewahrung der Alexander-Tradition 1921-1995, Odenthal 1996

 

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Potsdam 1936: Fähnrichsvater Kaempfe meldet die angetretenen Fahnenjunker dem Regimentskommandeur. Die Fahnenjunker vor der Vereidigung.
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Bei Charleville setzen Pioniere im Mai 1940 das Regiment über die Maas. Französische Gefangene marschieren in Gefangenschaft.
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Juli 1941: Stellung einer Pak und eines sMG vor Mogilew. Bataillonsgefechtsstand vor Buinitschi.
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Gefallenenfriedhof im März 1942 im Raum Dorogobusch.