Pionier-Bataillon 367


Feldpostnummern: Die 4. Ausbildungskompanie erhielt den Zusatz D. Dann gab es noch 3 Freiwilligen-Stellungsbau-Kompanien  mit deutschem Rahmenpersonal (5.-7.) mit dem Zusatz E-G und die leichte Pionier-Kolonne mit dem Zusatz H.

Einheit

Feldpostnummer

Stab

24502

1. Kompanie

24502 A

2. Kompanie

24502 B

3. Kompanie

24502 C

4. Kompanie ab Okt/44 24502 D
5. Kompanie ab Apr/44 24502 E
6. Kompanie ab Mai/44 24502 F
7. Kompanie ab Jun/44 24502 G
leichte Pionierkolonne 24502 H

Das Bataillon wurde am 12. Dezember 1943 bei Agram in Kroatien aufgestellt. Dadurch hatte das Bataillon auch keine deutsche Garnison als Heimat. Das Bataillon wurde durch Abgaben vom Pionier-Bataillon 297 der 297. Infanterie-Division und dem aufgelösten Pionier-Bataillon 330 der 330. Infanterie-Division aufgestellt. Die Aufstellung wurde nach der Gliederung eines Pionier-Bataillon (tmot) befohlen. Das Bataillon wurde mit 3 Kompanien aufgestellt und danach der 367. Infanterie-Division unterstellt. Die Aufstellung erfolgte etwa 25 Kilometer westnordwestlich von Agram im Raum Podsused-Brdovec-Laduc-deutsch-kroatische Grenze im Save-Tal. In seinem Zeichen sind für den Aufstellungsort die rot-weißen Felder beinhaltet. Die Türme der Frauenkirche in München zeigen den Bezug zum Ersatztruppenteil.

Bis Mitte Januar 1944 sind ¾ des vollen Personalstandes eingetroffen. Am 15. Januar 1944 trifft der erste Kommandeur des neuen Bataillons ein. Es ist Hauptmann Schütze, welcher vorher das Pionier-Bataillon 187 der 87. Infanterie-Division führte. Er erhält bei seiner Meldung beim Divisionskommandeur, Generalmajor Zwade, den Befehl das Pionier-Bataillon so aufzustellen und auszubilden, dass es zum 31. März 1944 als einsatzbereiter Verband zur Verfügung steht. Gleichzeitig erhielt er den Befehl schon während dieser Zeit im zugewiesenen erweiterten Aufstellungsraum Ruhe und Sicherheit für die eigenen Truppen und die kroatische Bevölkerung zu gewährleisten. Die Offiziersstellenbesetzung entwickelt sich anfangs sehr günstig, dagegen lässt die Unteroffiziersstellenbesetzung zunächst berechtigte Sorgen aufkommen. Die Mannschaften bestehen hauptsächlich aus Soldaten der Jahrgänge 1924-1927, welche sich aus Bayern, Ostmärkern, Sudetenländern, Sachsen, Thüringern und auch Berlinern zusammensetzt. Ende Januar 1944 kann die Personalzuführung als abgeschlossen betrachtet werden. Materiell treten in der vorgesehenen Zuführung von Anfang an sehr starke Verzögerungen ein. Die Pionierausstattung bleibt bis Ende Januar 1944 nahezu vollkommen aus. Ausbildungsmaterial trifft nicht ein. Diese Mängel beeinflussen in der Folge die zügige Ausbildung nicht unwesentlich. Ende Januar 1944 erhält das Bataillon in rascher Folge auch seine Kraftfahrausstattung zugewiesen. Die Kfz sind sämtlich fabrikneu und noch nicht eingefahren. Das Bataillon erhält dabei, für damalige Verhältnisse selten, typenrein folgendes zugewiesen:
Kräder mit Beiwagen: Einheitsmodell Zündapp/BMW mit Beiwagenantrieb
leichte Pkw:   VW-Kübel und VW-Schwimmwagen mit Schraubenantrieb
schwere Pkw:  Steyr Kfz 17 luftgekühlt
mittlere Lkw:   Renault 3,0 to Tragkraft
Bespannte Fahrzeuge (Hf 1) treffen frühzeitig ein. Die Pferde wurden in mehreren bewaffneten Konvois zu Fuß durch ein ausgedehntes Unruhegebiet von dem beim Artillerie-Regiment 367 im Raum Krizevcz eingerichteten Pferdesammelplatz abgeholt. Der Futterzustand der Tiere ist zumeist nicht befriedigend. Ein größerer Teil hatte Räude gehabt oder bekam sie und ist in deren Auswirkung stark abgemagert. Sehr bald müssen sogar Pferde ausgetauscht werden, da diese die schweren Pionierfahrzeuge trotz angebundener Heubündel an der Rückseite des voran fahrenden Wagens nicht zu ziehen vermögen. Die Ausbildung musste zwangslaüfig besonders stark nach der sich erst allmählich bessernden materiellen Lage ausgerichtet werden. Bis Mitte Februar 1944 wurde deshalb die Infanteriegefechtsausbildung des Einzelschützen im Trupp, in der Gruppe und im Zug sehr intensiv betrieben. Später wurde sie im Rahmen der Kompanie und durch Sicherungsaufgaben im erweiterten Raum unter ausgesprochen kriegsmäßigen Verhältnissen durchgeführt. Der Schieß- und Nahkampfausbildung wird in dieser Zeit ebenso besonders Rechnung getragen. Behelfsbrückenbau und Übersetzen mit kleinen und großen Floßsäcken und daraus gebauten Fähren, so oft als möglich auch in der Form von Wettbewerben, werden besonders gründlich und nachhaltig geübt und damit erfreulich bald überaus befriedigende Ergebnisse erzielt. Der Gebrauch des Schanzzeuges ist Teil nahezu jeder Ausbildung. Das Verlegen und Aufnehmen von Minen wird durch das Nichtzuweisen von Unterrichtsmaterial und Übungsminen sehr erschwert. An das Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein aller Ausbildenden müssen deshalb besonders hohe Anforderungen gestellt werden. Die Kraftfahrausbildung und das Fahren mit bespannten Fahrzeugen machen bald gute Fortschritte. Fahrübungen bei Tag und Nacht und auch im Rahmen von begrenzten Einsätzen im nördlichen Raum lassen bald erkennen, dass auch auf diesen wichtigen Gebieten die zur Verfügung stehende Zeit gut genutzt worden ist. Der Bataillonsstab, die Kompanie- und Zugtrupps und das gesamte Funktionspersonal sind ebenso nicht müßig, vervollständigen auch ihre spezielle Ausbildung. Anfang März 1944 wird verstärkt in die Verbandsausbildung eingetreten. Sie bekommt in Verbindung mit der dem Bataillon übertragenen Sicherungsaufgabe durch Wiederaufbau zerstörter kleiner Brücken einen kriegsmäßigen Akzent. Der alltäglich erforderliche starke Wachdienst und die ständige Alarmbereitschaft führen den Männern von Anfang an die Gefahr vor Augen. Kleinere Zwischenfälle vor allem in den Nachtstunden schärfen die Disziplin, das Pflicht-, Verantwortungs- und Zusammengehörigkeitsgefühl und wirken sich auf Entschlussfreudigkeit, Meldewesen und Befehlsgebung besonders förderlich aus. Die Besichtigungen der Kompanien gegen Mitte März 1944 lassen einen für den kurzen aber intensiv genutzten Zeitraum anerkannten Ausbildungsstand feststellen. Führer aller Grade und Männer haben Vertrauen und Sicherheit gewonnen. Das Bataillon ist auf gutem Wege, dass zum 31. März 1944 gesteckte Ziel zu erreichen. Schneller als erwartet kommt jedoch für das Bataillon der Einsatzbefehl. Am 15. März 1944 verlässt das Bataillon seinen bisherigen Raum zum Marsch nach Nordosten. Unter dem Decknamen eines Einsatzes gegen Aufständische im Nordosten Kroatiens erfolgt die Verlegung des Bataillons in den Raum Varazdin. Die 1. und 2. Kompanie sind auf Zusammenarbeit mit den Grenadier-Regimentern 974 und 975 angewiesen und marschieren in deren Marschgruppen. Die 3. Kompanie wird in einem SS-Verband unterstellt, um mit diesem außerhalb des Divisionsstreifens auf Budapest vorzustoßen. Der Bataillonsgefechtsstand wird in einem Hotel in Varazdin an der Straße zur Grenzbrücke aufgeschlagen. Bei der Befehlsausgabe am 18. März 1944 erfährt das Bataillon das es in den frühen Morgenstunden des 19. März 1944 in Ungarn einmarschieren soll. Es erhält den Auftrag zur Wegnahme der Brücken über Drau und Mur und Unterstützung des Vorstoßes zum Plattensee. Der Bataillonskommandeur erkundet mit dem Chef der 1. Kompanie die Brücke an der Drau. Von Kriegszustand auf ungarischer Seite ist nicht zu bemerken. Die Grenzposten machen einen friedfertigen, freundlichen, gänzlich unbefangenen Eindruck. Vorbereite Sprengungen sind nicht zu erkennen. Deshalb beschließt der Kommandeur die Brücke kurz vor Mitternacht im Handstreich zu nehmen. Gute Läufer werden ausgesucht, die die Brücke rasch und geräuschlos zu überwinden und die ungarische Wache ohne Waffenanwendung in ihre Hand zu bekommen haben. Gegen 24 Uhr ist die Brücke genommen. Einvernahme der ungarischen Soldaten zeigt völlige Überraschung und Ungläubigkeit, dass sie gegen ihre deutschen Waffengefährten hätten kämpfen sollen. Aus Sicherheitsgründen wird der uralte Fernsprecher besetzt. Nach Aussage der Grenzwache ist Cakovec die nächste Garnisonsstadt und mit einem Honved-Regiment unter Führung eines hoch dekorierten Obersten belegt. Der Bataillonskommandeur beschließt, der Division voraus, mit einem kampfkräftigen Spähtrupp nach Cakovec vorauszufahren. Nach schneller Fahrt wird das Städtchen erreicht. Alles in ihm schläft, einsam brennen trübe Gaslaternen. Die Wagen holpern über stark gewölbtes Katzenkopfpflaster und stören die Nachtruhe ganz erheblich. Der ungarische Posten am Kasernentor erkennt die deutschen Soldaten und gibt ohne Bedenken das Tor zur Einfahrt frei. Ein deutscher Soldat verbleibt bei ihm. Der Wachhabende zeigt den Weg zum Kommandogebäude und veranlasst, dass der ungarische Regimentskommandeur, außerhalb wohnend, zur Kaserne gebeten wird. Vom Auftrag des Kommandeurs in Kenntnis gesetzt und von ihm gebeten, für Ruhe und Ordnung in seinem Befehlsbereich zu sorgen, erklärt er offenen Herzens, den deutschen Forderungen zu folgen und sich mit seinem Regiment der deutschen Division zu unterstellen. Der Regimentskommandeur ist bereit, mit dem Kommandeur zum vorgeschobenen Gefechtsstand der 367. ID in Varazdin zurückzufahren. Seine Ankunft wird wiederum über ein gleich altes Fernsprechgerät an die Brücke Varazdin durchgegeben und die Rückfahrt angetreten. Dort übergibt der Oberst sein Regiment und begleitet den Einmarsch der 367. ID. Überall erhält diese einen herzlichen und begeisterten Empfang. Am 21. März 1944 wird über Letenye, Nagykanizsa und Kiskomarom die Stadt Keszthely am Plattensee erreicht. Die deutschen Soldaten finden stets eine überaus freundliche Aufnahme. Die 367. ID verhält im Raum des Plattensees. Am ersten Tag des Rückmarsches bezieht der Bataillonsstab gegen 19 Uhr Quartier in einem rechts der Marschstraße Keszthely - Naykanizza liegenden kleineren Ort. Unteroffiziere und Mannschaften sind sofort untergebracht, denn jeder Bewohner rechnet es sich zur ganz besonderen Ehre an, deutsche Soldaten als Gäste aufnehmen und bewirten zu können. Die Offiziere werden zum Schloss gebeten und dort herzlich vom Verwalter begrüßt. Die Nachtruhe ist sehr, sehr kurz. Die erste Störung wird gegen 21 Uhr vom Regimentsstab des Grenadier-Regiment 975 der 367. ID verursacht, der sich dieses Schloss nach der Karte ausgesucht hatte. Gegen 22 Uhr zieht die Bevölkerung mit einer Zigeunerkapelle auf und weckt nunmehr nachhaltig die verschlafenen Geister. Die Pioniere wurden im Dorf zum Tanz eingeladen, jedem Bauern muss der Wunsch, auch bei ihm zu Gast zu sein, erfüllt werden. Alle 25-30 Minuten wird unter Vorantritt der Musik von Gehöft zu Gehöft umgezogen. Am Ende blieben nur 2 Stunden für einen kurzen Schlaf übrig. Um 8 Uhr steht der Bataillonsstab dann abmarschbereit. Die Gastgeber halten den Kommandeur auf und beschwören ihn die wehrpflichtigen Männer mit in sein Bataillon zu nehmen. Es sind etwa 30 an der Zahl die sich freiwillig beim Bataillon meldeten. Es wurden aber nur zwei genommen. Während die Division der kroatischen Grenze zustrebt erhält das Bataillon, ohne seine 3. Kompanie, den Befehl, für etwa 6 Tage in Letenye an der Mur zu verbleiben, um die Ausbildung am Brückengerät B nachzuholen. Hierzu wird ihm eine von RSO (Raupenschlepper Ost) gezogene Brückenkolonne B unterstellt. Die Unterkunftsfrage in Letenye bereitet keine Probleme. Im Zuge der erforderlichen Maßnahmen muss der Kommandeur sein beim Herrn Pfarrer bezogenes Quartier aufgeben und in das Schloss des Grafen Andrassy ziehen. Die für die Ausbildung zur Verfügung stehende Zeit muss gründlich genutzt werden. Am ersten Tag wird mit dem Fahren auf dem Wasser begonnen. Anschließend folgte der Fährenbau. Einen besonderen Ansporn geben die durchgeführten Wettbewerbe im Schnellbau, dadurch wurden sehr bald gute Zeiten erreicht. Nach vier harten Ausbildungstagen wird erstmals zur Brücke eingefahren. Trotz recht ungünstiger Ufer-, Wasser-, und Strömungsverhältnissen können die erzielten Leistungen befriedigen. Auch ein Nachtbrückenschlag bestätigt den Eindruck im gleichen Maße. Einsatzfreude und Hingabe der jungen Männer verdienen besondere Anerkennung. Jeder ist mit Begeisterung und Frische bei der Sache. Am 24. März 1944 muss das Bataillon die Ausbildung am B-Gerät abschließen. Der kommenden Zeit kann nun auch auf diesem Einsatzgebiet mit größerem Vertrauen entgegen gesehen werden. Das Bataillon verlegt im Landmarsch und lässt dabei Letenye und Ungarn zurück. Über Varadzin, Bresnica und Sven Ivan Zelina wird am 29. März 1944 der Nordostrand von Agram erreicht. Am 30. März 1944 treffen die letzten Teile des Bataillons am Verladebahnhof ein. Die 3. Kompanie ist bereits auf dem Bahnmarsch mit noch nicht bekanntgegebenem Ziel unterwegs. Nachts wurde das Gebiet der Slowakei durchfahren. Am Abend des 1. April 1944  wird der Raum Lemberg erreicht und der Transportzug dort mit größter Beschleunigung entladen. Der Melder der Division überbringt die Befehle und die Karten. Die Division untersteht dem II. SS-Panzerkorps gemeinsam mit der 9. SS-Panzer-Division, der 10. SS-Panzer-Division, der 100. Jäger-Division und der 101. Jäger-Division. Ohne Bereitstellung geht es in den Einsatz. Erste Teile der Division, mit ihnen die 3. Kompanie, stehen bereits im Kampf. Überraschend auftretende überaus heftige Schneestürme mit starken Verwehungen stellen hohe Ansprüche an Truppe und Führung. Marschbewegungen kommen nahezu zum Erliegen. Nur mühselig langsam kommen sie wieder in den Fluß. Der Gegner weicht kämpfend zurück. Das Bataillon wird mit Schwerpunkt zur Wegehilfe eingesetzt. Eine große Anzahl Brücken wird verstärkt, um Panzer und Sturmgeschütze nach vorn führen zu können. Nach der Stadt Rohatyn fallen auch Horozanka, Poustababy, Lipnik und Halicz wieder in deutsche Hand. Um Bahn und Eisenbahnbrücke mit Bahnwärterhaus am Ostrand der Stadt wird erbittert gekämpft. Der Angriff gewinnt trotz schärfster Gegenwehr Raum. Noch gut erkennbare russische Stellungen aus dem 1. Weltkrieg liegen am Weg. Ohne Rücksicht auf den auch westlich des Dnjestr operierenden Gegner wird am östlichen Ufer nach Osten und Südosten vorgestoßen. Die 2. Kompanie erleidet hierbei am 6. April 1944 bei Poustababy, besonders aber am 9. April 1944 im Kampf um Lipnik sehr schwere Verluste. Gegen sehr starken Widerstand erreicht die Division mit linkem Flügel in ihrem Angriffsstreifen die sich seit der Schlacht um Winniza nach Westen zurückkämpfende 1. Panzerarmee bei Buczarz. Restteile ihres russischen Einschließungsringes geraten zwischen die Fronten und wehren sich bis auf den letzten Mann mit großer Hartnäckigkeit und Tapferkeit. Auch am 11. April 1944 fegen noch immer Schneestürme und Regengüsse über das Land. Straßen und Wege sind in einem überaus schlechten Zustand und erschweren die Bewegungen außerordentlich. Der Vorstoß der Division wird abgebrochen und nunmehr der Angriff in südwestlicher Richtung auf den Dnjestr weitergeführt. Der Russe hat alle größeren und kleineren Holzbrücken abgebrannt, kaum eine gesprengt. Auf den dicht über der Wasserlinie verbliebenen Pfahlstümpfen werden Joche aufgesetzt und Behelfsbrücken mit 12 bis 24 Tonnen Tragkraft errichtet. Von der 1. Kompanie wird an Stelle einer nicht ausreichend tragfähigen Brücke eine Furt erkundet und eingerichtet. Gegen sich verstärkende Abwehr des Gegners wird das Ostufer des Dnjestr beiderseits Usoie Zielone erreicht und auf dieser Seite der Angriff stromabwärts vorgetragen. Westlich des Ufers bleibt der Gegner noch immer stehen. Seine oft bis unmittelbar an das Westufer vorgeschobenen Posten beeinträchtigen den Verkehr auf der ostwärtigen Uferstraße erheblich und unterbinden ihn zeitweilig ganz. Ausfälle treten dadurch ein, Verbindungen und Fühlungsnahmen gehen oft verloren, Erkundungsergebnisse bleiben aus, Verzögerungen machen sich bemerkbar. Am gleichen Nachmittag herrscht Unklarheit über die am Dnjestr erreichte Linie. Dem befohlenen Angriffsziel nach sollte sie vorwärts der Einmündung der Zlota Lipa liegen, um dort an deren Brücke sogleich nach der anzusetzenden Brückenerkundung mit der Verstärkung auf 24 Tonnen beginnen zu können. In dieser Lage fährt schließlich der Bataillonskommandeur selbst auf der vom Gegner eingesehenen und stellenweise beherrschten Ostuferstraße zur Aufklärung und Erkundung vor. Er bemerkt wohl weit vor sich in einer der Dnjestr-Schleifen in gleicher Richtung verlaufenden Fahrzeugverkehr, kann jedoch Freund oder Feind nicht zweifelsfrei ausmachen. Die weitere Annäherung wurde dann plötzlich unterbrochen. Der Pkw erhielt aus kurzer Entfernung Gewehr-, MG- und Panzerbüchsenfeuer. Dabei wurde durch Treffer in den Benzinkanister auf dem rechten Schutzblech der Wagen in Brand gesetzt. Im gleichen Augenblick ging das Fahrzeug mit Durchschuss der Vorderachse in die Knie. Dem Fahrer gelang es wegen des Beschusses nicht mehr, den Wagen zurückzusetzen. Die ganze Besatzung bootete aus und fand in der sich entwickelnden Rauchwand des Wagens erste Deckung. Rauch, Hitze und fortdauerndes Feindfeuer zwingen jedoch zu einem nochmalige, Standortwechsel. Die Straße lag jedoch deckungslos im Feuer- und Beobachtungsbereich von vorn und vom Westufer aus. Rechts davon war nur ein steiler Abfall zum Dnjestr, links unmittelbar an der Straße eine ca. 7 Meter hohe Steilwand. Im Schutz des anhaltenden Rauches wird eine ausgewaschene Rinne im Steilhang im Sprung genommen. Einer stemmt den anderen darin hoch, bis die Hochebene und ein naher Feldrain erreicht ist. Etwa 300 Meter, noch immer vom Gegner eingesehen und stark beschossen, müssen im Kradmantel durchrobbt werden. Stunden vergehen dabei, denn jede kleine Bewegung löst von neuem das Feindfeuer aus. Endlich kam die Dunkelheit den Soldaten zur Hilfe. Es ist verwunderlich das keiner der Männer verwundet oder gefallen ist. Bald wurden dann auch die eigenen Feldposten erreicht. Von einem Gefechtsstand der Infanterie erhält der Kommandeur einen Pkw kurzfristig ausgeliehen und fährt zum eigenen Gefechtstand zurück, trifft dort jedoch seinen Adjutanten wider Erwarten nicht an. Leutnant Paetzold wurde bereits Stunden vorher von der Division mitgeteilt, dass der Kommandeur mit seinem Pkw abgeschossen sei und als vermisst galt. Daraufhin nahm er mit einem Beiwagenkrad mit Fahrer die gleiche Strecke. Dabei ist der Kradfahrer im Gewehrfeuer gefallen und der Leutnant saß in ähnlicher Lage fest, aus dem ihm dann auch die Dunkelheit half. So kann auch er wieder in den Gefechtsstand in Zadarow zurückkehren. Am 12. April 1944 trifft ein Divisionsbefehl zum weiteren Vorgehen ein. Er besagt, dass der Gegner beiderseits des Dnjestr nach Südosten zurückweicht. Die Division sollte nördlich, und nach Brückenschlag beim linken Nachbarn dort ostwärts, Nizniow den Dnjestr überschreiten. Dann sollte die Division mit der auf dem Westufer von Nord nach Süd vorgehenden 14. ungarischen Honved-Division den Angriff in Richtung Kolomyja fortsetzen. Das Bataillon sollte dazu ein verstärktes Regiment mit Fähren aus einer im Anmarsch befindlichen Brückenkolonne B übersetzen, aus einer weiteren Brückenkolonne B 8-Tonnen Fähren bauen und diese der linken Nachbardivision zu deren Brückenschlag nach unterstrom an die zerstörte Straßenbrücke dicht östlich von Nizniow zuführen. Die Pionierkompanien, im Divisionsstreifen zum Brückenbau und zur Wegehilfe eingesetzt, erhielten den Befehl, sofort Arbeiten mit allem Nachdruck zu beenden und noch in der Nacht über Uscie Zielone die Mündung der Zlota Lipa zu erreichen. Bereitschaft für Fährenbau mit Brückengerät B herstellen und Kompaniechefs mit Erkundungstrupps vorauszuschicken. Im Morgengrauen erreicht der Bataillonskommandeur mit den Kompaniechefs, dicht hinter der antretenden Infanterie die Brücke über die Zlota Lipa, etwa 100 Meter vor ihrer Einmündung in den Dnjestr. Eine Schnellerkundung ergab in etwa folgende Lage:
- die Brücke über die Zlota Lipa trägt höchstens 6 – 8 Tonnen
- Furtmöglichkeit beiderseits der Brücke für Sturmgeschütze nur bedingt
- im Mündungsgebiet entlang Zlota Lipa und Dnjestr ausreichend tragfeste Wiesen mit dichten Baum- und Buschreihen an deren Ufer
- der Einmündung der Zlota Lipa etwa 30-50 Meter weit vorgelagert eine etwa 250-300 Meter lange mit dichtem Buschwerk bestandene Insel, im größeren Teil, sich unterstrom hinziehend
- Flusslauf zwischen diesseitigem Ufer und der Insel bei geringer Stromgeschwindigkeit etwa 2 Meter tief
- dicht unterhalb der Insel, unmittelbar vor einer an der Stromschleife liegenden und von der Uferstraße steil ansteigenden herrschenden kahlen Höhe eine brauchbare Übersetzstelle über den hier etwa 250 Meter breit geschätzten Dnjestr
- durch das Fernglas beobachtet und danach durch Erkundungstrupp bestätigt, jenseits zumeist etwa 5 Meter hohes Steilufer mit einem Einschnitt gegenüber der sich anbietenden Übersetzstelle
- Abfahrtsmöglichkeit auf einem langen um feuchte Stellen geschlungenen Wiesenweg in Richtung der Höhen im Nordteil von Nizniow
- sich kämpfend absetzender Gegner auf dem diesseitigen Ufer nach Süden und auf dem Westufer nach Nizniow hinein; Gefechtslärm jenseits hinter dem Höhenzug von Norden anschwellend
- Artilleriestörungsfeuer aus westlicher Richtung in den diesseitigen felsigen Steilhang mit starker Splitterwirkung auf die dicht vorbeiführende Uferstraße und die unmittelbar davor liegende Übersetzstelle
- über dem Dnjestr ostwärts Nizniow mit Bomben und Bordwaffen angreifende russische Schlachtflugzeuge
- eigene Truppen marschieren, mit Masse auf die einzige und schmale Ostuferstraße angewiesen und zusammengedrängt, von Uscie Zielone kommend heran, um im Raum der Zlota Lipa später überzusetzen oder vorüberzuziehen, soweit diese über die vorgesehene Brücke ostwärts Nizniow übergehen soll
Die auch für die Division durch den Entschluss des Korps schlagartig gewandelte Lage, unverzüglich das Westufer zu gewinnen, und der zu kleine Zeitraum zwischen Befehlsgebung und dem Antreten der Verbände lassen es nicht mehr ausreichend zu, eine für die Pioniere günstigere Marschfolge durchzusetzen und genügend Vorlaufzeit für den Pioniereinsatz zu gewinnen. Die als erste eintreffende 1. Pionier-Kompanie verstärkte die Bachbrücke, ohne den darüber hinweggehenden Marsch aufzuhalten. Mit Hilfe eines ihrer Pionierzüge durchfahren Sturmgeschütze an vielen Stellen den Bachlauf und halten damit die Bewegung in Fluss. Die danach eintreffende 3. Kompanie schlägt im Schutz der vorgelagerten und dicht bewachsenen Insel ausreichend große Lichtungen in die Buschreihe am Dnjestrufer und bereitet Fährenbaustellen vor. Da das Ufer hierfür sehr hoch ist, trägt sie von Hand inmitten des Wurzelwerkes mühevoll das steinige Erdreich ab und schafft damit auch bessere Anfahrten. Diese Kompanie erhält den Auftrag, aus dem Gerät der bald danach mit ersten Teilen eintreffenden Brückenkolonne B drei 16-Tonnen Fähren für die eigene Übersetzstelle, aus dem weiter eintreffenden Gerät 8-Tonnen Fähren zu bauen, diese zu besetzen und nach unterstrom zum Brückenschlag bei Nizniow zuzuführen. An der Brücke Zlota Lipa freiwerdende Pioniere werden ihr dazu unterstellt. Die 1. Kompanie baut Landbrücken diesseits und jenseits, löst die Fährenbesatzungen der danach zugeführten drei 16-Tonnen Fähren ab und übernimmt selbst den Übersetzbetrieb. Nach etwa anderthalb Stunden kommt Fluss und Stetigkeit in den Pioniereinsatz. Anfängliche besondere Erschwernisse sind überwunden. Auf Zuhilfenahmen von Vorschriften für den Bau der Fähren kann nicht überall verzichtet werden, dazu war die bisherige nur etwa sechstägige friedensmäßige Ausbildung und unter so stark voneinander abweichenden Flussverhältnissen denn doch zu kurz. Das Artilleriestörungsfeuer trägt das seinige dazu bei, führt zu Stockungen bei der durchmarschierenden Truppe und durch sie zu erheblichen Behinderungen der eingesetzten Pioniere. Der zu verstehenden Ungeduld der zum Übergang mit schweren Fahrzeugen bereitstehenden Truppe und ihrer Führer muss scharf entgegengetreten werden. Das Fehlen von Sturmbooten macht sich besonders nachteilig bemerkbar, und auch mit den wenigen verfügbaren Floßsäcken kann keine Entlastung gebracht oder erreicht werden. Die inzwischen zugeführten 16-Tonnen Fähren werden bis zum Rande des überhaupt noch vertretbaren ausgenutzt, ihr Freibord verringert sich bei auftretender Strömung ganz beängstigend. Die Schwimmwagen der Pioniere bewähren sich erstmals bei Fahrten während des Fährenbaus und des Übersetzens, da ihre Fahrer bereits hinreichend mit diesen Fahrzeugen auf dem Wasser vertraut sind. Demgegenüber verliert die übersetzende Truppe einen dieser Wagen, er geht beim hastigen Anlanden durch Eintauchen des Hecks nach hinten unter Wasser. Nach etwa 3 ½ Stunden werden 2 Pionierkompanien nach Verstärkung der Lipa-Brücke, nach erfolgtem Fährenbau, Zuführung zur Übersetzstelle und zur Kriegsbrücke Nizniow und Rückkehr der Besatzungen zu den Fährenbaustellen frei und treten zu ihren Regimentern zurück. Eine Kompanie verbleibt noch vorübergehend an der Übersetzstelle und lässt sich trotz noch anhaltenden Artilleriestörungsfeuers in den Steilhang nicht beeindrucken. Diese Kompanie übergibt danach den Fährbetrieb an die Brückenkolonne B selbst und folgt der Division nach. Das Bataillon hat seine Aufgabe hervorragend gemeistert. Bald ist die eigene Infanterie wieder erreicht. Jetzt geht der Angriff auf Tlumacz weiter. Rechts von ihr kommt auch die 14. ungarische Division gut voran. Erstmals werden von den Russen verminte Straßen und Wege angetroffen. Das Aufnehmen der Minen erfolgt recht flüssig. Der Gegner wird weiter verfolgt und wo er sich festzusetzen versucht, sofort geschlagen. Seine eigenen Pioniere werden dadurch an weiteren nachhaltigen Verminungen gehindert oder dabei überrascht. Ein mit Minen beladener dreiachsiger amerikanischer Studebaker fällt hierbei in die Hand vom Bataillon. Grenadiere und Nachrichtenmänner streiten sich zwar um das Besitzrecht, aber die Minen veranlassen sie doch, recht respektvoll vom Fahrzeug abzubleiben. Die Minen lagen entschärft auf der Ladefläche, die dazugehörigen Zünder im Führerhaus. Die Minen wurden abgeladen und der Lkw in Besitz genommen. An diesem Punkt ist auch einmal die Instandsetzungsstaffel des Bataillons zu erwähnen, welche immer gute Arbeit leistete. Sie verhilft dem Bataillon zu einer besseren Beweglichkeit. In Tlumacz entsteht nahezu eine kleine Lkw-Fertigung. Am meisten fehlte der Staffel zu der Zeit noch ein Gleiskettenfahrzeug, um liegengebliebene Fahrzeuge schnell und sicher abzutransportieren. Vom Bataillonskommandeur erfuhr der Staffelführer von einem ausgebrannten Opel-Maultier im Niemandsland, welches er dann mit einem ausgesuchten Trupp nach Tlumacz holte. Innerhalb kürzester Zeit wurden dann Ersatzteile beschafft und das Fahrzeug wieder instandgesetzt. Am 6. April 1944 sprengte die von Nordwesten angreifende 10. SS-Panzer-Division im Raum Buczacz mit der aus dem westwärts wandernden Kessel der 1. Panzerarmee die Spitze bildenden 6. Panzer-Division den doppelten russischen Einschließungsring. Südlich und südwestlich davon gehen die schweren Kämpfe mit den nun seinerseits nördlich des Dnjestr abgeschnittenen Teilen der russischen 1. Panzerarmee erbittert weiter. Mit dem Grenadier-Regiment 975 stößt die 2. Kompanie am 16. und 17. April 1944 nach Süden zum Dnjestr hinunter, um sich mit der südlich dieses Stromes vorwärtskämpfenden eigenen Division zu vereinigen. Heftigste Kämpfe entbrennen um den Flussübergang bei Snonidow, den die 2. Kompanie trotz wütender Gegenangriffe und starkem Granatwerferfeuer des Gegners beginnt und durchführt. Wiederum treten nach dem verlustreichem Kämpfen um Lipnik schwerste Ausfälle ein. Volltreffer auf einer überlasteten Fähre lassen diese kentern und verursachen weitere Verluste. Dennoch gelingt es den Pionieren, ihre schwierige Aufgabe zu lösen. Vom 27. bis 29. April 1944 steht die 2. Kompanie bereits wieder im Kampf auf dem Südufer bei Puzniki und östlich von Chocimerz. Der Feindwiderstand versteifte sich jetzt weiter. Starke und in die Tiefe gestaffelte russische Pak-Sperren mit Geschützen überschweren Kalibers lassen den Kampf härter werden. Um Orte, Höhen und Wälder wird erbittert gekämpft. Feindpanzer, Minensperren und Scharfschützen verlangsamen das Vorgehen. Zu diesem Zeitpunkt wird der Division eine Tiger-Abteilung zugeführt. Erneut wird zum Angriff angetreten. Pioniere sitzen auf oder gehen voran, um durch ausgedehnte russische Minenfelder Gassen zu schaffen. Der Gegner macht es diesen nicht leicht, er scheint mit Minen nicht gerade sparen zu müssen und tarnt sie gut. Der Olisza – Gruszka – Puzniki – Höhe 308 kann mit Hilfe der minenräumenden Pioniere der 2. und 3. Kompanie von den Panzern noch zügig erreicht und auch die Höhenebene nordöstlich von Chocimierz mit diesem Ort genommen werden. Allzu teuer muss sich die 3. Kompanie diesen Erfolg erkaufen. Ihr Chef seit Aufstellungsbeginn, Hauptmann Winicker, fällt inmitten des Panzerangriffs. Die Führung der Kompanie übernimmt Oberleutnant Otte. Sie öffnet den Panzern noch einmal erfolgreich den Weg durch Minenfelder und über Bäche hinweg. Vor Harasymow jedoch zwingt erneut eine in Verbindung mit ausgedehnten Verminungen außerordentlich starke, geschickt angelegte und weit wirkende Pak-Sperre zum Halt. Die Einzelziele, niedrige, erdbodengleich eingebaute und flankierend wirkende Panzerabwehrgeschütze, sind sehr schwer auszumachen und niederzukämpfen. Russische Panzer tauchen dazwischen kurz auf, feuern und verschwinden am Hinterhang. Eigene Panzer finden dagegen in ihrem deckungsarmen Gelände nur noch sehr ungünstige Voraussetzungen für die Weiterführung ihres Angriffes. Der Feindwiderstand kann nicht sofort gebrochen werden. Die Infanterie schließt wieder auf und die Artillerie greift erstmals wieder stärker in den Feuerkampf an, die Tiger-Abteilung wird jedoch aus der Front herausgezogen und verlegt. Die Pioniere kommen nun erstmals zum Sperreinsatz, denn jetzt begann der Kampf aus erst auszubauenden Stellungen. Der Gegner hat seine Abwehrstellung in der Linie Harasymow – nördlich Obertyn – Waldrand nördlich Zukow – dicht nördlich Kamionka errichtet und diese frühzeitig stark ausbauen lassen. Die Division geht deshalb ebenfalls zur Verteidigung über. Die Aufgaben für die Pioniere werden jetzt vielseitig. Der Sperreinsatz wird schließlich zum Schwerpunkt. Für den Ausbau rückwärtiger Stellungen fehlen jedoch die Kräfte. Die Division besitzt aus den letzten Tagen noch viele Gefangene. Aus diesen werden Freiwillige, hauptsächlich Georgier, Kirgisen und Aserbaidschaner, dem Pionier-Bataillon zugeführt, welches dann seine erste Freiwilligen-Kompanie aufstellt. Zum Chef der Kompanie wird Leutnant Ehrmann, ein bewährter Zugführer der 2. Kompanie, bestimmt. Insgesamt 9 deutsche Soldaten bilden den Rahmen dieser Kompanie. Nach kurzer Zeit werden diese auch mit deutschen Uniformen ausgerüstet und erhalten gleichgestellte Verpflegung, Marketenderwaren, Unterkunft und Löhnung. Später erhalten sie sogar eigene Vorgesetzte mit deutschen Dienstgradabzeichen. Das Experiment gelingt, auch wenn ein ehemaliger Lehrer das Weite sucht und nicht wieder aufgegriffen werden kann. Im Stellungsbau, außerhalb der Gefechtszone eingesetzt leistete die Kompanie sehr gute Arbeit. Jeder Freiwillige erhielt eine gut erfüllbare tägliche Norm in Grabenlänge zugewiesen. Sie arbeiteten sauber und genau und rücken selbständig ein, wenn diese erfüllt ist. Untergebracht werden die Freiwilligen etwa 50 Meter vom Bataillonsgefechtsstand. Obwohl an Personal vielfach überlegen stellten sie keine Bedrohung dar. Insgesamt wurden innerhalb kürzester Zeit insgesamt 3 Kompanien mit Freiwilligen aufgestellt. Schwere Abwehrkämpfe im Mittelabschnitt veranlassen die Heeresgruppe, Divisionen aus der Nordukraine abzuziehen und nach dort zu verlegen. Die Division verbleibt noch in ihrem Raum, übernimmt aber einen wesentlich breiteren Abschnitt. Angriffe des Gegners werden dennoch erfolgreich abgewiesen. Der Stellungsbau machte inzwischen auch erhebliche Fortschritte. Vor der Front dehnten sich erhebliche Minenfelder aus. Ende Juni 1944 ergeht auch der Verlegungsbefehl für die Division. Etwa zur gleichen Zeit wird der Chef der 2. Kompanie, Oberleutnant März, in die Heimat versetzt. Mit ihren Hausregimentern 974, 975 und 976 werden die Pionierkompanien verladen und erreichen im eiligen Bahnmarsch über Brest und Wolkowysk den Raum Zelwa. Östlich davon stellt sich die Division am 11. Juli 1944 dem mit starken Kräften angreifenden Gegner entgegen. Die Division sah sich gezwungen, ihre Pioniere unverzüglich infanteristisch einzusetzten. Die 1. Kompanie wurde dicht nördlich der Straße Slonim-Zelwa vorgeführt, liegt sofort im Schwerpunkt des Abwehrkampfes. Am Ostrand eines bewaldeten Höhenrückens lasten auf ihr schwere Angriffe des Gegners. Mit Artillerie und Pak schießt er sich auf ihren Stellungsverlauf ein. Die Pioniere der 1. Kompanie bewährten sich, erlitten jedoch recht bittere Ausfälle. Ihr Kompaniechef, Oberleutnant Krieg, wird am 11. Juli 1944 schwer verwundet. Dennoch lässt er sich auf dem Weg zum Hauptverbandsplatz zum Bataillonskommandeur fahren und erstattet Bericht über die Lage bei seiner Kompanie und meldet sich ab. Die Führung der Kompanie übernimmt Leutnant Korpiun, bisher Zugführer in dieser Kompanie.
Während der überaus harten Abwehrkämpfe im Raum Zelwa-Wolkowysk trifft Oberleutnant Labus nach ausgeheilter schwerer Verwundung beim Bataillon ein und wird Chef der bis zu diesem Zeitpunkt von Leutnant Sievers geführten 2. Kompanie. Er übernimmt sie in schwerster Lage. Pionier- und Infanterieeinsatz wechseln nahezu täglich und fordern sofort den starken, umsichtigen und beispielhaften Führer. Die große Breite des Verteidigungsabschnittes der Division lässt den Gegner Einbrüche erzielen. Der Abwehrkampf verlagert sich am Spätnachmittag nach Westen zum Zelvianka-Tal. Die 3. Kompanie muss nun mit äußerster Beschleunigung aus der Front herausgelöst werden, um die über die Zelvianka führenden Brücken im Zuge der Eisenbahn und Straße Slonim – Wolkowysk zur Sprengung vorzubereiten und bei weiterer Zurücknahme der Front zu zerstören. Im Schutze der einbrechenden Nacht gelingt es dem auf breiter Front die Zalvianka durchwatenden Russen 5 Kilometer südlich Zelwa das westliche Ufer zu erreichen, einen größeren Ort zu nehmen und in Richtung Meshirechje vorzustoßen. Die Verbindung nach rechts geht damit verloren. Die sich abzeichnende russische Absicht, über Klepechi und Isabelin auf Wolkowysk anzusetzen und damit Zelwa zu öffnen, wird erkannt, doch stehen der Division zur Abwehr dieser erheblichen Gefahr ausreichende Kräfte nicht mehr zur Verfügung. Eine allerletzte Möglichkeit wird nur noch im Herauslösen einer Pionierkompanie und im gemeinsamen Einsatz mit einer Granatwerferkompanie gesehen. Der Befehl des Ia der Division, auf der etwa 150 Meter vom Westufer entfernt verlaufenden Talstraße unverzüglich vorzugehen und die Frontlücke noch im Schutz der Nacht zu schließen, wird bereits im Ansatz sehr stark in Frage gestellt, da zur gleichen Zeit gemeldet wird, dass auch auf der Zwischenstrecke bereits russische Kräfte die Zelvianka überwunden haben sollen. Kaum 2 Kilometer von Zelva südlich entfernt, wird die Kampfgruppe bereits in ganzer Länge von der Flussseite her angegriffen und die nachfolgende Granatwerferkompanie mit ihren Werfern und Fahrzeugen zersprengt. Der schwachen Pionierkompanie gelingt es zwar, den Angriff gegen sie selbst abzuwehren, ist jedoch allein viel zu schwach, den Gegner durch vor dem Schnitt stehende Getreidefelder über den Fluss zurückzuwerfen. Die stockdunkle Nacht erschwert zudem jede Verbindungsaufnahme, zeigt lediglich durch aufflammende Leuchtzeichen und nur noch schwache Abwehrfeuer auf, dass der Gegner südlich rasch nach Westen Gelände gewinnt und im Begriff steht, auch diese Pionierkompanie abzuschneiden und zu vernichten. Letztere muss in dieser Lage in das dicht westlich liegende ausgedehnte Waldgelände ausweichen, wird von einem dort sammelnden Infanteriebataillon aufgenommen und zum Sperreinsatz herausgelöst. Die Kompanie erhält jetzt den Auftrag, die Straße Zelwa – Wolkowysk zu gewinnen und in deren Zuge zu sperren. Wertvollste Zeit für diesen Auftrag ist aber bereits verstrichen. Am 12. Juli 1944 kämpft sich die Division, auf etwa 20 bis 25 Kilometer Frontbreite, auf den Abschnitt östlich Wolkowysk zurück. Der Gegner hat in der Nacht südlich, dann auch nördlich Zelwa den kleinen Fluss Zelvianka überwunden und kann trotz Einsatzes aller überhaupt noch verfügbar zu machenden Teile nicht zurückgeworfen werden. In dieser angespannten Lage muss sich die Division wieder dazu entschließen, dass Bataillon nunmehr mit 2 Kompanien aus dem begonnen Pioniereinsatz herauszuziehen und mit einem in diesem Abschnitt kämpfenden Infanteriebataillon die von Nord nach Süd verlaufende Linie Cholstowo mit Straßenkreuz so lange halten zu lassen, bis sich die Regimenter vom Gegner gelöst und sich in einer neuen Stellung westlich davon zur Abwehr neu gegliedert haben. Vor beiden Bataillonen trat sofort starke Feindtätigkeit auf. Dem Gegner gelang es unter Ausnutzung der vor dem Schnitt stehenden Getreidefelder auf kürzeste Entfernung heranzukommen und links beim Infanteriebataillon Einbrüche zu erzielen. Freund und Feind waren dadurch kämpfend ineinander verzahnt. Ununterbrochen stiegen deutsche und russische Leuchtzeichen auf. Stoß und Gegenstoß lösten sich ab. Russische Artillerie schoss sich auf Chostowo ein. Um das Straßenkreuz des in der Talmulde liegenden Ortes wurde erbittert gekämpft. Die Pioniere kamen der hart bedrängten Infanterie zu Hilfe. Ein bewährter Zugführer der 2. Kompanie fiel dabei. Der Kampf verlagerte sich nördlich des Pionierbataillons an den westlichen, vor ihm selbst dicht an den ostwärtigen Ortsrand. Der Gegner umgeht zudem beiderseits den breit und langgestreckt vor ihm liegenden Ort. Die erdbraunen Gestalten tauchen in den weiten Getreidefeldern unter, werden nur jeweils für Augenblicke sichtbar und sind nur schwer zu bekämpfen. Der Gegner schloss Chostowo ein. Noch braucht die eigene Division Zeit, um sich in der neuen rückwärtigen Linie abwehrbereit zu machen. Chostowo musste deshalb noch gehalten werden. Die durch den Ort gehende einzige Straße von Ost nach West wird zum Schlüsselpunkt des überaus erbitterten Kampfes. Am Westrand des Nordteils von Chostowo wird noch gekämpft. Das Infanteriebataillon wehrt sich noch mit seinen verbliebenen Teilen gegen die feindliche Übermacht und erleidet dabei schwere Ausfälle. Der Kommandeur dieses Bataillons, Hauptmann Freiherr von Maltzahn, fällt. Der Gegner meldet seinen Tod im Klartext, jedoch nur mit dem Dienstgrad, zugleich jedoch auch die Einnahme des ganzen Ortes. Die Division fängt diesen Spruch auf und schließt daraus, dass der Ort verloren gegangen und wohl der Kommandeur des Pionierbataillons gefallen sei. Sie legt schweres Artilleriefeuer auf die ganze Länge von Chostowo. Dieses liegt sehr gut und erfasst haargenau das Straßenkreuz und die von Nord nach Süd verlaufende Straße im Ort. Das war ein sehr unangenehmes Gefühl für die Pioniere, von der eigenen Artillerie erfasst zu werden. Ein noch zustande gekommener Funkspruch und Leuchtzeichen bringen endlich Feuerverlegung und damit etwas Luft. Der Befehl zum Abbruch des Kampfes traf ein. Der Nahkampf war jedoch im vollen Gange und die Verbindung zur links eingesetzt gewesenen Infanterie seit längeren abgerissen. Um jedes Haus, um jeden Garten wurde erbittert gerungen. Der Bataillonskommandeur gibt den Befehl für den Aus- und Durchbruch. Hinter mehreren in einer Reihe dicht nebeneinander stehenden Häusern liegen die Pioniere bereit. Die Seitengewehre wurden aufgepflanzt und die Waffen durchgeladen. Es folgten die letzten Befehle des Kommandeurs: „Feuer aus allen Waffen bis zum Erreichen der etwa 400 Meter freundwärts gelegenen Höhe, ununterbrochen Hurra bis zum Durchbrechen der Umklammerung. Es folgte noch ein letzter Funkspruch an die Division, das Feuer auf den gesamten Ostrand des südlichen Ortsteiles, auf den gesamten Nordteil und den Südausgang von Chostowo zu verstärken. Danach werden Schlüsselmittel und Funkgeräte zerstört. Die Pioniere duckten sich zum Sprung-auf-Marsch-Marsch. Da griff plötzlich der Gegner aus der Ausbruchrichtung an. Im gleichen Augenblick kam der befreiende Befehl. Dieser für den Gegner überraschende Angriff brachte seinen Angriff ins Wanken und versetzte die russischen Soldaten in leichte Panik. Trotzdem ist der Ausbruch noch nicht gelungen. Von der inmitten der Getreidefelder liegenden freundwärtigen Anhöhe, von beiden Seiten und vom eben durchkämpften Ort flammte rasch sich verstärkendes Feuer auf. Schwer werden auch die eigenen Verluste. Gegner welcher immer wieder kurzzeitig aus den Feldern vor den stürmenden Pionieren auftaucht wird niedergekämpft. Der Sturmlauf der Pioniere wird aber langsamer, schleppend und weich der Gang. Das Feuer hinter den Pionieren ließ nach und schlief ein. Nur vereinzelt wird ihnen noch nachgeschossen. Am feindwärtigen Rand einer langgestreckten Mulde wurde der verbliebene Haufen gesammelt und verschnaufte dort. Die Bodenvertiefung ließ förmlich den russischen Feuerüberfall ahnen, der plötzlich dicht freundwärts der Pioniere einschlägt. Schwer hingen danach die Gasschwaden im Sumpf. Das Feuer ebbte jedoch bald wirkungslos ab. In Reihe treten daraufhin die Pioniere den nur noch kurzen Weg zur eigenen Linie an. Kämpfend erreicht die Division am 14. Juli 1944 den Abschnitt dicht westlich Wolkowysk. Mit seinen Freiwilligen-Kompanien hat das Pionierbataillon wieder eine gute Aufnahmestellung vorbereitet. Mit seinen Pionierkompanien hat es Sperren in Wolkowysk und im Zuge der nach Westen verlaufenden Straßen vorbereitet und wirkungsvoll ausgelöst. Diese verzögern das rasche Aufschließen der Gegner und verschaffen der Division zumindest wieder eine Verschnaufpause. Am 16. Juli 1944 bricht der Gegner jedoch bei beiden Nachbarn durch und erzwingt damit auch die weitere Zurücknahme der 367. ID, die ihre Stellungen zwar bis zu diesem Zeitpunkt zu halten vermag, jedoch in der sich gefahrvoll abzeichnenden Lage nicht stehenbleiben darf. Sie hat nun dicht im Rücken das ausgedehnte Waldgebiet von Bialystok liegen, das die Division in 1 bis 2 Tagen erreichen wird. Gelingt es dem Gegner, die Division an einer planmäßigen Absetzbewegung zu hindern, so wird sie am ostwärtigen Waldrand in große Bedrängnis kommen müssen und mit dem dann nicht vermeidbaren Zusammenstoß mit starken Partisanenverbänden und der dort ebenfalls operierenden polnischen Armia Ludowa zwischen die Feuer geraten. Diese Verbände haben sich seit Jahren in diesem urwaldartigen, kaum erschlossenen und nicht zu überwachenden ausgedehnten Waldgebiet entwickeln und halten können. Häufig beherrschen die Partisanen die drei von Nordnordost, Nordost und Ost auf Bialystok zulaufenden endlos erscheinenden Waldstraßen. In dieser Lage kann der Kommandeur des Pionierbataillons aus einer Zufälligkeit heraus zum besonders wertvollen Berater des Divisionskommandeurs werden, denn er kennt dieses riesige Waldgebiet aus der Zeit des Vormarsches mit der 87. Infanterie-Division. Abseits der drei Waldstraßen, von denen die Ost-West-verlaufende und weit bessere an den rechten Nachbarn fällt, gibt es kein Durchkommen mit bespannten oder motorisierten Verbänden. In das Waldgebiet hineinführende und zumeist völlig verwachsene Schneisen führen spätestens in der Linie der Bäche Sokolda und Suprasl in den Sumpf, viel eher auf die Hinterhalte, Sperren und Widerstandsnester der Partisanen. Mögliche Querverbindungswege sind zumeist ebenso auch für leichte Fahrzeuge nicht passierbar. Da das Waldgebiet entgegen dem Karteneindruck keinen Ansatz für eine Zwischenstellung bietet, muss allein angestrebt werden, es in einem alle Kräfte beanspruchenden Zuge zu überwinden. Entsandte kampfkräftige Spähtrupps bestätigen diese Einschätzung. Bei einer Pioniererkundung nördlich des Bialystoker Waldes wird Oberleutnant Labus mehrfach verwundet. Neben mehreren Splitterverletzungen und Prellungen wird ein Oberarmsteckschuß festgestellt. Nur mit Widerwillen ließ sich Oberleutnant Labus dazu bewegen, die Führung der 2. Kompanie an Leutnant Sievers abzugeben. Bereits nach 3 Tagen stellt er sich jedoch nicht ausgeheilt wieder an die Spitze seiner Kompanie und ist durch nichts zu bewegen, die Führung wieder abzugeben. Die 3. Kompanie findet bei einer der angesetzten Aufklärungen und Erkundungen die vom Bataillonskommandeur angegebene und seit 1941 im Sumpf abseits der nördlichen Waldstraße stehenden Reste einer russischen Artillerieeinheit. Die Division entschließt sich, in 2 Kampfgruppen das Waldgebiet zu überwinden. Die Masse des Trosses wird von Krynki über Sokolda, der verbleibende schneller Teil über Sokolda unter starker Sicherung nach Bialystok in Marsch gesetzt. Die 3. Kompanie wird der nördlicheren Kampfgruppe, die 1. Kompanie der südlicheren Kampfgruppe befristet unterstellt. Sie eilen diesen voraus, verstärken Brücken, bereiten diese zur Sprengung vor und treffen vorbereitende Arbeiten für starke Baumsperren. Die 2. Kompanie folgt mit der nördlichen Kampfgruppe und steht zur Verfügung des Bataillons. Der Bataillonsstab zieht sofort über Sokolda nach Suprasl, inmitten des Bialystoker Waldes, durch, erreicht den Ort am 18. Juli 1944 und leitet von dort den Pioniereinsatz. Auf der Durchfahrt durch Sokolda trifft der Bataillonskommandeur auf die dort bereits tätige 1. Kompanie. Leutnant Korpiun meldet ihm den Stand der Vorbereitungen an der großen Straßenbrücke und im Zuge der durch den Hochwald verlaufenden Marschstraße. Er erhält Weisung, nach Beendigung aller Arbeiten Sprengkommandos den örtlichen Führern der Infanterie zu unterstellen und mit Masse der Kompanie sodann weitere Sperraufgaben im Raum Suprasl zu übernehmen. Eine bespannte Fahrkolonne der Division wurde an diesem 18. Juli 1944 schon östlich Sokolda auf dem Marsch über Surasl nach Bialystok von Partisanen überfallen und erlitt dabei Verluste. Die auf gleicher Marschstraße in den Wald eingetretene südliche Kampfgruppe wurde ebenfalls angegriffen und wird mit Teilen auf eine querverlaufende und aus dem Waldgebiet hinausführende schmale Waldstraße nach Norden abgedrängt, um sich dort mit der nördlicheren Kampfgruppe zu vereinigen. Die Hauptkräfte kommen jedoch unter starker Sicherung nach Sokolda durch. Dort stoßen sie auf die dort zur Brückensprengung und zur Vorbereitung der Baumsperren eingesetzte 1. Kompanie und übernehmen zur gleichen Zeit deren Sicherung. Die 1. Kompanie meldet zum Bataillonsstab, dass die Sperrvorbereitungen abgeschlossen worden sind und ihr Kompanieführer zur Erkundung des weiteren Einsatzes und zur Meldung auf dem gleichen Weg nach Suprasl sei. Dort traf Leutnant Korpiun in der hierfür veranschlagenden Zeit nicht ein. Die Nacht brach an. In Suprasl, rings von den riesigen Waldungen umgeben und von der Außenwelt gänzlich abgeschnitten, ist die Ortsverteidigung in höchste Bereitschaft gesetzt. Doppelposten wurden an allen gefährdeten Punkten aufgestellt und für die Zivilbevölkerung bestand Ausgehverbot. Die 1. Kompanie hatte in ihrer näheren Umgebung selbst schon Erkundung betrieben, diese jedoch mit anbrechender Dunkelheit abbrechen müssen. Aus dem Bataillonsstab wurde in der Zwischenzeit ein stark bewaffneter Aufklärungszug zusammengestellt. Mit Tagesanbruch wird unter Führung des Bataillonskommandeurs in Richtung Sokolda angefahren. Es besteht ständig Funkverbindung mit dem restlichen Bataillonsstab in Surasl und der 1. Kompanie in Sokolda. Die verhältnismäßig gut befahrbare Straße führt zumeist schnurgerade durch den unmittelbar herantretenden Hochwald. Dichtes Unterholz bildet die Fahrbahnbegrenzung. Ab und an verhält der vorfühlende Zug. Dann geht die Fahrt um eine der wenigen Biegungen, wiederum Halt. In naher Umgebung herrscht unheimliche Stille, da die Marschbewegungen der Division noch nicht wieder angelaufen sind. In weiter Ferne fallen Schüsse. Im nächsten Straßenbogen wird wieder gehalten und beobachtet. Etwa 2 bis 3 Kilometer weiter wurde ein dunkler Punkt ausgemacht. Umrisse eines Krades mit Fahrer werden ausgemacht. Das Krad steht an einer rechts auftauchenden Lichtung mit Niederholz mit Fahrtrichtung Suprasl. Der Fahrer des Krads ist Leutnant Korpiun und er ist tot. Von seinen Begleitern, einem Unteroffizier und einem Melder, ist nichts zu sehen, lediglich eine Schleifspur führte in den Wald. Aus etwa 5 bis 6 Metern ist der feindliche Überfall erfolgt. Niedergeschlagen sammelt der Aufklärungszug und wendet zur Heimfahrt mit Leutnant Korpiun. In Surasl erhält Leutnant Korpiun die ewige Ruhe. Der Kampf geht unerbittlich weiter und fordert weitere schwere Opfer. Die Brücke Sokolda über den kleinen Fluß gleichen Namens kann trotz starker feindlicher Angriffe nachhaltig zerstört werden. Im Zuge der Straße nach Suprasl werden weitere tiefe Baumsperren vorbereitet und später mit gutem Erfolg ausgelöst. Eine bei diesen Arbeiten eingesetzte Gruppe, kaum 200 Meter vom eigenen Pionierzug entfernt, wird trotz aufgestellter Sicherung von Partisanen überwältigt und entführt. Nur 2 Mann kehren nach Tagen zurück und melden Einzelheiten ihrer Verschleppung in eines im Wald gelegenes unbekanntes und in der Karte nicht verzeichnetes Dorf, über ihre Behandlung und über ihre gefährliche nächtliche Flucht. Der Kampf kommt auf Suprasl zu. Eine große Plüschweberei, das Sägewerk und die Energieversorgung werden von einem Kommando der Technischen Truppe zerstört. Die in den Ort über die Suprasl hineinführende lange hölzerne Straßenbrücke ist zur Sprengung vorbereitet und wird von einem diesen Abschnitt übernehmenden Bataillon der herangekommenen rechten Nachbardivision gesprengt. Südwestlich von Suprasl an der Straße nach Bialystok werden auf einem kleinen Waldsee die dem Bataillonskommandeur noch von 1941 her bekannten und noch immer nicht geborgenen Reste einer schweren russischen Brückenkolonne gesprengt und versenkt. Nach 3 harten Tagen hat die Division den Wald von Bialystok überwunden und bezieht eine neue Zwischenstellung. Versprengte Soldaten kommen noch nach Tagen zu den eigenen Linien zurück. Einige Soldaten unter Führung eines Leutnant der Infanterie berichten glaubhaft, in der Tiefe des großen Waldgebietes von polnischen Widerstandskämpfern gefangen genommen, entwaffnet, ausgefragt, verpflegt, ritterlich behandelt und wieder auf den Weg zu den deutschen Stellungen gewiesen worden zu sein. Möglicherweise handelte es sich hierbei um Angehörige der polnischen Armia Ludowa, die später im Verband der 1. Belorussischen Front zur Befreiung ihres Vaterlandes weiterkämpfte. Das brennende Bialystok wurde durchschritten. Der Flugplatzbetrieb gleicht einem schwärmenden Bienenvolk. Deutsche Maschinen starten und landen inmitten angreifender russischer Jagd- und Schlachtflugzeuge bis in die Dunkelheit hinein. Bordwaffen spucken Feuer und Raketen auf die Startbahn. Das Abwehrfeuer hält unvermindert an. Den Flaksoldaten fällt es schwer zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Einzelne Scheinwerfer greifen zum Himmel und weisen der Flak die Ziele. Glutrot leuchtend bleibt Bialystok zurück. Nordwestlich davon im Raum Knyszin greift der Gegner mit starken Kräften ausholend an. Hier steht die 367. ID wieder im schweren Abwehrkampf. Die starken und umfangreichen Baumsperren sowie Brückensprengungen im Zuge der wenigen Straßen im Bialystoker Wald wirken noch immer. Nur langsam un mit großem Zeitverlust schließt der Russe zwischen dem 27. und 29. Juli 1944 im Raum Bialystok auf, wird jedoch westlich davon in den großen versumpften Narewschleifen und durch dort zerstörte Brücken erneut zum Halten gezwungen. Umso heftiger stößt der Gegner aus dem Raum südlich Grodno mit Panzer- und Schützenverbänden nördlich am Bialystoker Wald vorbei. Er trifft hier auf den linken Flügel der in diesem Abschnitt eingesetzten und verzögernd auf den Biebrza-Narew-Abschnitt zurückgehenden 367. ID. Überaus heftige Kämpfe entwickeln sich am 20. Juli 1944 im Raum Knyszin - Krypno. Mit Hilfe einer zugeführten Panzerabteilung kann ein guter Abwehrerfolg erzielt werden. Mit ihrem Abzug gerät die Division jedoch in Gefahr, nach Süden in den weitverzweigten und schwer zugänglichen Narew-Lauf gedrückt zu werden. Zum wiederholten Male werden die Pioniere zum Helfer in höchster Not. Während 2 Pionierkompanien den Übergang der Division über die entscheidenden Brücken bei Tykocin, Zawady, Gora, Stvekowa und Wizna zu gewährleisten haben und diese zum Teil bis zu 150 Meter langen Holzbrücken zur nachhaltigen Zerstörung vorbereiten, wehrt die 1. Kompanie mit ihrem Hausregiment, dem Grenadier-Regiment 974, vor allem im Raum Krypno-Wilkie die pausenlos vorgetragenen Angriffe eines weit überlegenen Gegners ab. Überaus schwer sind jedoch die Verluste dieser tapferen Kompanie. Auch ihr junger, frischer Kompanieführer, Leutnant Sievern, fällt mit 6 seiner jungen Kameraden. Der Leutnant gehörte dem Bataillon seit der Aufstellung an und folgt damit nach nicht einmal 3 Wochen seinem Jahrgangskameraden, Leutnant Korpiun, nach. Mit Einbruch der Dunkelheit gelingt es der Division sich vom Gegner zu lösen. Sie ging über die Brücken Tykocin und Gora Strekowa und bei Wizna am Westufer des Narew und der Biebrza in eine sich zur Verteidigung anbietende neue Stellung. Die Holzbrücken wurden planmäßig nachhaltig zerstört, ihre Trümmer trieben träge den Narew abwärts. Erstmals durch das Bataillon wird in das südliche Widerlager der Brücke Tykozin nach der Zerstörung des Überbaues eine kräftige Sprengladung mit einem auf 7 Tage eingestellten chemischen Zünder eingebaut. Sie detoniert nach späterer Luftbeobachtung zeitgerecht und unterbricht wirkungsvoll die begonnenen russischen Wiederherstellungsarbeiten. Eine zweite starke Ladung mit einem weiteren auf 3 Tage eingestellten gleichartigen Zünder wird seitlich in den hohen Damm der von Osten durch das ausgedehnte Sumpfgelände zur Brücke Wizna führenden Straße verleg und unterbricht diesen im eigenen Beobachtungs- und Feuerbereich liegenden Straßenzug ebenso nachhaltig. Arbeiten an dieser Sprengstelle können in der Folgezeit durch Artilleriefeuer unterbunden werden. Ostwärts der gesprengten Brücke bei Wizna kann die Division auf längere Zeit einen kleinen Brückenkopf halten und durch ihn dem Gegner ein Heranschieben an den Flusslauf in breiter Front verwehren. Floßsäcke und eine kleine Behelfsfähre werden dem hier eingesetzten Infanteriebataillone noch in gleicher Nacht übergeben und von Infanteristen besetzt, die herausgelösten Pioniere zu dringenderen Aufgaben eingesetzt. Anfangs nicht genügend beachtet und in den Folgen eingeschätzt, erwächst den Pionieren jedoch in der Linie dieser gesprengten und 1941 von den Russen bis zur Wasseroberfläche abgebrannten Brücke bereits in aller Kürze eine in diesem Ausmaß unerwartet schwere Aufgabe. Zu dicht unter oder über der Wasserlinie stehengebliebene Pfähle und dicht oberstrom stehende Reste von hölzernen Eisbrechern fangen das umfangreiche Treibgut der weit oberstrom zerstörten Brücken Gora Strekowa und später Tykocin auf. Es bildet sich eine so mächtige, wilde Holzsperre mit durchschießenden Wassermassen, so dass diese nicht überschritten werden kann und auch der Übersetzverkehr völlig eingestellt werden muss. Am Rande diesseits der alten Brückenlinie versenkte und gezündete große Sprengladungen reißen zwar anfangs Breschen in den Verbau und bringen einiges Holz in Bewegung, doch in Kürze sind auch diese Stellen immer wieder durch Nachrücken der Holzmassen versetzt. Ein voller Tag und die anschließende Nacht, dem russischen Störfeuer ausgesetzt, wird Ladung auf Ladung gezündet und das gefährliche Treibgut zum Abschwimmen gebracht, zuletzt die Pfähle in nunmehr ausreichender und nicht mehr benutzbarer Tiefe gesprengt. Der Übersetzbetrieb wird erneut eingerichtet und übergeben. Mit späterem Aufgeben des Brückenkopfes kommen die Pioniere nochmals zum Einsatz und unterstützen den nächtlichen Uferwechsel mit vollem Erfolg. Die Division ist jetzt in einen sich von Natur aus zur Verteidigung gut eignenden jedoch sehr breiten Abschnitt eingerückt. Das Westufer des Narew und der Biebrza ist gegenüber dem ebenen und sumpfigen Ufergelände auf der Ostseite stark überhöht und lässt eine sehr gute und weite Beobachtung zu. Vorbereitete Stellungen wurden aber nicht angetroffen. Der Gegner schloss nicht unmittelbar bis zu den Flussläufen auf. Bei Tag hielt er sich weit zurück, fühlt jedoch nachts ständig und auf breiter Front vor, versucht auch oft im Schutz der Nacht und der zahlreichen Flussschleifen mit Späh- und Stoßtrupps auf das Westufer überzusetzen. Er kann jedoch abgewehrt werden, da ihn eigene starke Sicherungen unmittelbar am Westufer oder auf das Ostufer vorgeschoben, in Empfang nehmen. Ein in der Nacht des 27. August 1944 mit stärkeren Kräften unmittelbar an der Einmündung der Biebrza in den Narew durchgeführter Übersetzversuch wird durch Gegenstoß der herangeführten 1. Kompanie für den Gegner verlustreich abgeschlagen und von ihm wohl deshalb künftig nicht wiederholt. Oberleutnant Haubner als neu zum Bataillon versetzter Chef der 1. Kompanie und der ebenfalls erst seit Knyszin zum Bataillon gekommene Leutnant Ebersold zeichnen sich hierbei besonders aus. Der Abschnitt der Division wird zu einem verhältnismäßig ruhigen. Störung durch russisches Artillerie- und Granatwerferfeuer erfolgt kaum. Auch die Fliegertätigkeit bleibt eine mehr unbedeutende. Um so heftiger entbrennt der Kampf beim rechten Nachbarn auf dem ostwärtigen Ufer im Raum Lomza – Zambrow – Ostrow – Nazowiecka – Ostroleka. Es gelingt dem Gegner zwischen dem 31. August 1944 und dem 14. September 1944 die eigenen Kräfte nach Westen zurückzudrängen und auch hier das Narewufer zu erreichen. Damit springt nun der Abschnitt der 367. ID in den Gegner vor und bietet sich als eines der nächsten Angriffsziele für den Gegner an. Stärkere Kampftätigkeit beim linken Nachbarn im Raum der ehemaligen Festung Osowiec unterstreichen die Gefahr, kann jedoch bisher erfolgreich gebannt werden. Unter den gegebenen Verhältnissen und nach der Lagebeurteilung gewinnt der Stellungsbau eine besondere Bedeutung. Die Pionierkompanien unterstützen nach Verminung der zerstörten oder sich anbietenden Brücken- und Übersetzstellen die sich eingrabende Infanterie, so dass in verhältnismäßig kurzer Zeit ein durchlaufendes Grabensystem mit zahlreichen Annäherungsgräben entstand. Drahthindernisse, in den Bewuchs unten am Steilhang eingezogen, verstärken die Abwehr. Die den Abschnitt der Division sowohl zur Front als auch quer dazu durchschneidenden Bäche werden an sich besonders anbietenden Stellen angestaut und Geländeteile damit angesumpft. Vorhandene Brücken werden verstärkt und zugleich zur Sprengung vorbereitet, um jeder Lageentwicklung entsprechen zu können. In der Tiefe des Abschnittes sind ebenso Auffang – und Riegelstellungen im Ausbau. Eine der hierzu neu aufgestellten Kompanien übernimmt der erst kürzlich zum Bataillon versetzte Oberleutnant Schilffrath, ein alter, sehr erfahrener Offizier der Infanterie, mit besonderer Geschicklichkeit, Tatkraft und Umsicht. Riegel- und Sehnenstellungen, besonders nach Osten und Süden orientiert, entstehen im Verlauf der Orte Dobrzyjalewo – Przytuly und Maly Plock – Stawiski und führen im Laufe des August und September 1944 zu einer erheblichen Geländeverstärkung. Die Trosse des Bataillons nutzen ebenfalls die gegebene Lage und Zeit. Neben Heranführung umfangreichen Stellungsmaterials werden erstmals wieder gründliche Instandsetzungen durchgeführt, zur gleichen Zeit jedoch alle noch verfügbaren Kräfte eingesetzt, um bei der Ernteeinbringung durch die Bevölkerung tatkräftig zu helfen. Anfang bis Ende September 1944 verschärft sich die Lage der Division. Durch die erforderlich gewordene Zurücknahme der HKL zwischen Lomza und Praga verlängert sich diese ganz beträchtlich und führt zur Übernahme eines noch größeren Verteidigungsabschnittes bis in den Raum dicht nordöstlich Lomza. Die verfügbaren Infanteriekräfte reichen nicht mehr aus, die Stellungen auch nur annähernd zu besetzen. Unter Belassung der Freiwilligenkompanien im Stellungsbau rückt das Bataillon in den Abschnitt am Narew-Knie östlich Drozdowo ein. Nur geringe Kräfte können bei ihren bisherigen Pionieraufgaben verbleiben und diese fortführen. Mit geringem Kräfteeinsatz durchgeführte russische Übersetzversuche an der Bacheinmündung nördlich Puchaly werden abgewehrt. Furt, Straßen und Brauerei Drozdowo, in letzter noch einige dünn ausgebraute Biermengen werden gesperrt und unbenutzbar gemacht. Der eigene Stellungsbau wird weiterhin stark vorangetrieben, Kampfstände neu angelegt oder verstärkt, Draht- und Minensperren verdichtet sowie Annäherungsgräben vertieft und getarnt. Anhaltend schwere Abwehrkämpfe, Einbrüche und erkannte weitere russische Truppenzusammenziehungen im Raum östlich Gumbinnen – Treuburg erzwingen die Verlegung der Division in den Raum südlich Goldap – Reimannswalde. Zug um Zug werden die Regimenter herausgezogen und von den noch verbleibenden die freiwerdenden riesigen neuen Abschnitte übernommen. Auch das Pionierbataillon hat für Tage einen Abschnitt zu übernehmen, der nahezu dem von 2 kriegsstarken Regimentern entspricht. Es wird danach selbst durch ein ostpreußisches Sicherungsbataillon herausgelöst und erreicht im Landmarsch in der Nacht vom 14. auf den 15. Oktober 1944 über Borzejewo – Maly Plock den Verladebahnhof Kolno. Teile einer Pionierkompanie geraten während des Marsches nördlich Lomza in einen starken russischen Bombenangriff, der jedoch nur geringen Fahrzeug- und Materialverlust zur Folge hat. Vor Mitternacht wird im Stockdunkel mit der Verladung begonnen. Verzögerungen ergeben sich durch zu späte Bereitstellung eines Transportzuges, durch zu geringe Wagenzahl, Mangel an Übergangsschienen und durch die besondere Schwierigkeit, die Zugpferde unter diesen Verhältnissen in die G-Wagen zu bringen. Eine Überschreitung der zugebilligten kurzen Verladezeit ist nicht zu vermeiden. Gegen 1 Uhr wird der Bahnmarsch mit noch nicht eröffnetem Ziel angetreten. Im Morgengrauen wird die alte ostpreußische Grenze, dann die Städte Johannisburg, Arys, Lötzen und Angerburg durchfahren. Das noch ungewisse Ziel und Schicksal lässt die Heimat noch einmal so schön und wertvoll erscheinen. Musikinstrumente und Lieder klingen auf und vermischen sich mit dem Rollen und Stoßen der Waggons. Die Zeit und Fahrt vergeht dennoch schnell. Halte gibt es kaum, es wird offensichtlich, dass es eilt. Gegen Mittag wird in Goldap mit aller Beschleunigung entladen und sofort der Marsch nach Osten angetreten. Am Bahnhof wartet auch ein Offizier der 131. Infanterie-Division mit einer kurzen Einweisung auf das Bataillon: “Das Bataillon wurde der 131. Infanterie-Division unterstellt. Sicherungsauftrag südlich der Rominter Heide. Die 131. ID kommt von Osten hart bedrängt heran. Divisionsstab vermutlich noch östlich Engern und nach dort Verbindung aufnehmen.“ Der Eilmarsch und der neue Einsatz begannen daraufhin sofort. Vom Gegner hart bedrängt und mit nur sehr lockeren Verbindungen zu den Nachbarn setzten sich die Divisionen, oft nicht stärker als Kampfgruppen, aus dem polnischen Raum ab. Während die 367. ID aus dem Raum Lomza herangeführt und südlich Goldap eingeschoben wurde, musste die Lage bei ihrem vorgesehenen linken Nachbarn, der 131. ID, sehr ernst beurteilt werden. Diese Division war nach schweren Abwehrkämpfen geschwächt. Sie wurde vom Gegner in ihrer Absetzbewegung in den Raum Goldap hart bedrängt. Das Bataillon wurde daher am 21. Oktober 1944 aus dem Verband der 367. ID herausgelöst, in den Raum östlich Goldap verlegt, um dort die von Osten erwartete 131. ID aufzunehmen. Lediglich die 3. Kompanie vom Bataillon verblieb bei der eigenen Division. An Stelle der fehlenden eigenen 3. Kompanie  wird das Bataillon durch eine Kompanie des Regiments “Hermann Göring“ verstärkt und richtet sich zur Sicherung in der Linie Nordspitze Scharner See – Kleinholzeck – Mittelholzeck ein. Der Bataillonsgefechtsstand befand sich jetzt in Gehweiden. Als der Bataillonskommandeur zur Verbindungsaufnahme über Engern hinaus in Richtung Dubeningen vorfährt, erreicht er unterwegs den noch rückwärts verlegenden Ia der 131. ID und erhält eine kurze Einweisung in die sehr schwierig gewordene Lage der Division, die sich in einzelnen Gruppen zurückkämpft. Weiter vorfahrend trifft der Bataillonskommandeur tatsächlich nur noch auf kleinere Einheiten und vernimmt bereits aus der Gegend des Jagdschloss Rominten heftigen Kampflärm. Ein Regiments- oder Bataillonsstab der 131. ID wurde nicht aufgefunden, nimmt auch keine Verbindung mit dem zur Sicherung eingesetzten Pionierbataillon auf, so dass die eigene Lage weiterhin eine sehr unklare bleiben muss. Zum Bataillonsgefechtsstand zurückgekehrt, meldet sich glücklicherweise ein vordem nicht bekanntgewordenes und ohne Anlehnung nach links zwischen Kleinscheiden und Scheiden am “Schwarzen Fluss“ eingesetztes und bereits angegriffenes schwaches Infanteriebataillon und später Teile einer Panzerjägerkompanie mit 2 bis 3 3,7-cm-Pak, die sich der Bataillonskommandeur sofort unterstellt, um den Abwehrkampf, denn von einer Sicherung kann nicht mehr die Rede sein, nachhaltiger führen zu können. Der Schwerpunkt wird entlang der an der Nordspitze des Scharner See von Ost nach West verlaufenden Straße erwartet. Diese Stelle wurde mangels ausreichender panzerbrechender Waffen zumindest infanteristisch stärker besetzt. Eine hinreichende Verbindung zu der im Sicherungsabschnitt zurückgehend erwarteten Division kam auch weiterhin nicht zustande. Das Bataillon erhält weder eine Fernmeldeleitung noch einen Funktrupp zugeteilt. Der Ia wird nur einmal kurz über eine entlang Scharner See – Goldap aufgefundene und angezapfte Leitung, die jedoch kurz danach für immer ausfällt, erreicht. Er kann über die eigene Lage noch kein klares Bild vermitteln, befiehlt das Halten der besetzten Linie, sagt wohl sofortige Abstellung eines Funktrupps und Artillerieunterstützung zu, die jedoch beide nicht eintreffen. Eigene Bewegungen durch die Sicherungslinie sind als solche nicht ansprechbar, sie umfassen nur einzelne völlig abgekämpfte und auf sich selbst gestellte Züge und Gruppen und hören mit Einbruch der Dunkelheit gänzlich auf. Der Gegner hat zu dieser Zeit vor dem Pionierbataillon aufgeschlossen und greift es mit überlegenen und von Panzern unterstützten Kräften an. Er verstärkt jedoch auch seinen Druck im besonderen im Raum Scheiden, bricht schließlich dort nachts durch und stößt sofort nach Südosten und Südwesten vor. Das bereits stark geschwächte Infanteriebataillon erkennt die Gefahr, nimmt Front nach Norden und nun auch nach Westen, kann jedoch die Lücke nicht mehr schließen. Gegen Mitternacht meldet auch die Kompanie vom Regiment “Hermann Göring“ den Durchbruch einer gepanzerten Feindgruppe am Scharner See in Richtung Goldap. Die Panzerjäger verhindern ein Nachziehen weiterer motorisierter Kräfte. Leuchtzeichen und Gefechtslärm lassen erkennen, dass der Gegner bereits im Rücken steht. Von den im Rücken befindlichen Trossen des Bataillons kommt die Meldung, dass der Gegner vor allem aus nördlicher Richtung mit überlegenen Kräften angreift und sie nach Westen ausweichen müssen. An ein weiteres Heranführen von Munition und Verpflegung ist nicht mehr zu denken. Das Bataillon stand allein inmitten des Gegners. Am 22. Oktober 1944 um 3 Uhr kann das links eingesetzte Infanteriebataillon, die bisher hart verteidigte Linie nicht mehr länger behaupten und muss nach Süden ausweichen. Im Waldgebiet dicht nordwestlich Gehweiden stellt sich der Gegner zum Angriff auf diesen Ort und die südlich davon verlaufende Straße nach Goldap bereit, um wohl deutsche Kräfte von rückwärts zu packen und einzuschließen. Auf sich allein gestellt entschließt sich der Bataillonskommandeur, dieser Umfassung zuvorzukommen und eine neue Stellung rechts angelehnt an den Scharner See und südlich entlang der Straße nach Goldap bis zur kleinen Eisenbahnbrücke über die Jarke mit Front nach Norden aufzubauen. Der Bataillonsadjutant erhielt dazu den Auftrag einen neuen Bataillonsgefechtsstand einzurichten. Das Lösen vom Gegner gelingt, der erwartete Stoß der Russen auf Gehweiden geht ins Leere. Noch im Schutze der abnehmenden Dunkelheit werden zumeist im überhöhten Bahndamm Stellungen ausgebaut, die dicht nördlich parallel zur Bahn verlaufende Straße unter Feuer genommen und im Morgengrauen dem mit stärkeren Kräften angreifenden Gegner der weitere Stoß nach Goldap verwehrt. Teile einer russischen motorisierten Kolonne werden vernichtet. Aus Richtung Goldap zurückkommende russische Einzelfahrzeuge geraten ebenso in gutliegendes Feuer und bleiben liegen. Noch immer bleibt eine Verbindung zur Division aus. Mehrere Aufklärungstrupps sind seit Mitternacht unterwegs, jedoch nicht zurückgekehrt, um über die Lage und die Absicht dieser Division melden zu können. Die eigene personelle Lage ist gleichfalls eine sehr angespannte geworden. Diese betrifft vor allem die 2. Kompanie, von der ein Teil unter Führung von Leutnant Ebersold während der nächtlichen Absetzbewegung mit einer nach Westen vorgestoßenen russischen Kräftegruppe zusammenstieß und durch diese von der Kompanie getrennt wurde. Auch die Kompanie vom Regiment “Hermann Göring“, nach vielen Monaten zum ersten Mal wieder im Gefecht, sie war lange Zeit zum Schutz des Jagdschlosses Rominten eingesetzt, hat einige Ausfälle erlitten und steht noch unter dieser Auswirkung. Mit Tagesanbruch erfolgt der erwartete Panzerangriff von der Nordspitze Scharner See beiderseits Straße und Bahndamm nach Westen. Die Kompanie vom Regiment “Hermann Göring“ wird aus ihrer Stellung geworfen und läuft Gefahr, einer Panik zu verfallen. Der Bataillonskommandeur greift persönlich ein und führt diese Kompanie westlich des Scharner See am überhöhten Ufer eines kleinen Bachlaufs in eine neue Stellung. Dieser Kompanie schließen sich das Pionierbataillon und links davon eingeschoben das schwache Infanteriebataillon an. Letzterem gelingt es endlich, mit linkem Flügel Anschluss an eigene südöstlich von Goldap eingesetzte eigene Truppenteile zu finden. Es scheidet zu diesem Zeitpunkt aus dem Unterstellungsverhältnis unter das Pionierbataillon aus. Der Feinddruck wuchs erneut weiter. Die Ungunst des Geländes zur Verteidigung und die rechte offene Flanke machen nochmals ein Absetzen erforderlich. Ein überraschend bis unmittelbar vor den Bataillonsgefechtsstand durchgedrungener Panzervorstoß erzwingt dessen unverzüglichen Stellungswechsel. Der neue Bataillonsgefechtsstand wird in einer Mühle dicht westlich Burgfelde eingerichtet. Das Bataillon selbst geht nach endlich erhaltener Verbindung zur Division auf deren Befehl auf die Linie Neu-Bodenhausen – Burgfelde – Pröken zurück. Der Gegner stößt sofort nach, kann aber noch abgewehrt werden. Danach tritt beim Bataillon wiederum nur vorübergehend eine kleine Entspannung ein, da der russische Angriff durch sumpfiges Gelände aufgehalten wird. Rechts davon, zwischen Rospuda und Scharner See, klafft dagegen eine große und nicht zu überwindende Lücke, in die sich der Russe eingeschoben hat, in den Raum stößt und die rechte tiefe Flanke des Bataillons stark gefährdet. Einer Umfassung muss bald begegnet werden. Auf Grund der Lageentwicklung und Meldung an die Division wird dem Pionierbataillon als letzte Möglichkeit am Abend des 22. Oktober 1944 eine Bewährungskompanie zugeführt und unterstellt. Diese wird in Burgfelde, auf einem beherrschenden und außerordentlich günstig zu verteidigenden Höhenzug gelegen, eingesetzt. Rechts von dieser Kompanie bleibt jedoch weiterhin ein nicht gedeckter und mit eigenen Kräften auch nicht zu besetzender Raum, in dem sich der Gegner nach Westen bewegt. Noch immer muss das Pionierbataillon ohne jegliche Unterstützung durch schwere Waffen kämpfen. Die Division sieht sich nicht in der Lage, Hilfe zu leisten und lässt das Bataillon auch weiterhin auf sich allein gestellt in diesem Kampf. Die Munitionslage wird katastrophal, auch Verpflegung ist seit 2 Tagen nicht herangekommen, da die eigenen Trosse über den Raum Goldap hinaus abgedrängt wurden. Sie erreichen das Bataillon erst nach 3 Tagen in Gut Rappenhöh. In der Nacht zum 23. Oktober 1944 stürmt der Gegner die beherrschende Höhe mit dem Ort Burgfelde, nachdem er an deren stärkster Stelle, dem unmittelbar oben am feindwärtigen Hang liegenden und ummauerten Friedhof, hatte eindringen können. Es kann mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass dem Gegner der Einbruch erleichtert wurden ist. Die Bewährungskompanie verlässt fluchtartig ihre dominierende Stellung und kann trotz allerschärfsten Eingreifens des Bataillonskommandeurs und seines Adjutanten erst westlich davon zum Stehen gebracht werden. Ein Gegenangriff dieser Kompanie ist gänzlich unmöglich, andere Reserven stehen nicht zur Verfügung. Aus dem Raum Pröken ist fast zur gleichen Zeit starker, sich nähernder Gefechtslärm zu hören. Eine Verbindung nach dort besteht jedoch nicht. Erst der Bataillonsadjutant, Leutnant Paetzold, klärt die Lage. Während die Pionierkompanien in dieser schweren Zeit noch aushalten, so mindert sich stündlich die Kampfkraft und Moral der Kompanie vom Regiment “Hermann Göring“. Die Pionierkompanien müssen sich deshalb nochmals in ihren Abschnitten strecken und sind nun tatsächlich auch in ihrem Vermögen überfordert. Am 23. Oktober 1944 gibt die Division dem Pionierbataillon den Befehl, auf eine an sich gut ausgebaute und durchlaufende, jedoch taktisch zumeist ausgesprochen ungünstige Stellung östlich und südöstlich Gut Rappenhöh zurückzugehen, benennt die beiderseitigen Nachbarn und weist die Anschlusspunkte zu. Gegen 20 Uhr hat das Bataillon befehlsgemäß den vorderen Graben besetzt, erhält jedoch nach beiden Seiten keine Verbindung. Wieder muss sich das Bataillon weiter in beide Grabenrichtungen strecken und kommt schließlich rechts noch zu einer Anlehnung. Links dagegen, in Richtung Goldap, bleibt jegliche Verbindung zu eigenen Truppen aus. Statt dessen kommt es zu einem nächtlichen Kampf mit dem Gegner, der hier bereits wieder durchgestoßen ist und sogar den etwa 250 Meter westlich davon verlaufenden 2. Graben erreicht und sofort mit stärkeren Kräften besetzt hat. Ein sofortiger Gegenangriff im Verlauf des 1. Grabens hat nur auf etwa 100 Meter Erfolg. Ein verlorengegangenes Beiwagenkrad des Bataillonsstabes, an dem sich gerade die Russen versuchen, wird zurückgeholt. Der Fahrer beteiligt sich besonders tapfer am Kampf und bringt das Fahrzeug mit berechtigtem Stolz zurück. Stark sitzt weiterhin der Gegner im 2. Graben. Hier hat er sich bis auf etwa 200 Meter an den Bataillonsgefechtsstand im Gut Rappenhöh herangearbeitet. Teile der rechts rasch herausgezogenen 1. Kompanie unter Führung ihres Kompaniechefs, Oberleutnant Haubner, werfen den Gegner am 24. Oktober 1944 in schwungvollem Angriff zurück und bannen vorübergehend die Gefahr. Der Tag brachte etwas Ruhe, es wird vor allem Munition herangebracht und kräftig verpflegt. Als erste und einzige Verstärkung an schweren Waffen erhält das Bataillon zwei mittlere Granatwerfer. Auf Artillerieunterstützung muss es noch weiter verzichten. Der Gegner dagegen schießt sich auf die in langen Schlägen deutlich sichtbar am Vorderhang liegende Stellung ein. Die Ausfälle beim Bataillon werden stärker und Bewegungen nahezu unmöglich. Ein neuer Angriff steht bevor. Links hat sich trotz Gegenangriff aus Richtung Goldap die Lücke im Verlauf des 1. und 2. Grabens bislang noch nicht schließen lassen. Der Russe hat einen sehr starken Pak-Riegel aufgebaut und nimmt auch die kleinste Bewegung im Graben und im Gelände unter Feuer. Im Zuge der Angriffsvorbereitungen mit dem Ziel der Wiederinbesitznahme von Goldap und dem Gelände beiderseits davon wird in den Raum Rappenhöh ein Infanterie-Lehr-Bataillon mit starker Panzerunterstützung geführt und zum Angriff aus südlicher Richtung bereitgestellt. Infolge der starken russischen Panzerabwehr wird nachts zum Angriff angetreten. Das Pionierbataillon nimmt mit begrenztem Ziel daran teil, wirft den Russen aus dem 1. und 2. Graben und übergibt den nunmehr fest in eigener Hand befindlichen Stellungsverlauf dem sich mit Angriffsbeginn hinter dem Pionierbataillon einschiebenden Infanteriebataillon. Nach überaus harten, verlustreichen und entbehrungsvollen Tagen kehrt das Bataillon wieder zur eigenen Division zurück. Dringliche Vorstellungen der eigenen Division beim Korps haben schließlich die Freigabe erwirkt. Die 367. Infanterie-Division hat nach dem Eintreffen im Bahnmarsch und anschließender Säuberung des Raumes nördlich und nordöstlich Reimannswalde, jetzt eine Verteidigungsstellung bezogen. Diese verlief in der Linie Maruner See – Garbassen – Hallenfelde – Buschbach. Von Osten vorgestoßener Gegner hatte wohl die Straße Goldap – Treuburg zwischen Widmannsdorf und Hegelingen bereits erreicht, konnte jedoch von der Division wieder zurückgeworfen werden. Mit Eintreffen der Pioniere erhalten diese jedoch nicht die wohl erforderliche Zeit für Ruhe, Auffrischung und Verstärkung, obwohl sie dringend nötig war. Die 1. Kompanie wurde mit dem Grenadier-Regiment 974 auf Zusammenarbeit angewiesen und richtete sich im Gut Dorschen ein. Die 2. Kompanie wurde mit dem Grenadier-Regiment 975 auf Zusammenarbeit angewiesen und richtete sich in Kutzen ein. Die 3. Kompanie wurde mit dem Grenadier-Regiment 976 auf Zusammenarbeit angewiesen und richtete sich im Gut Merunen ein. Die Kompanien gingen dann unverzüglich zum Sperreinsatz über. Als Bataillonsgefechtsstand werden 2 kleine Gehöfte, etwa 1 Kilometer westlich von Reimannswalde an der Straße nach Seesken, eingerichtet. In wenigen Tagen und Nächten können zumindest die in den Divisionsabschnitt führenden Straßen und besonders gefährdeten Räume in der weitgespannten HKL mit Panzer-, Schützen- und Stockminen gesperrt werden. Diese erleichtern der Infanterie den Abwehrkampf und lassen bald das Gefühl eines bereits spürbaren Schutzes aufkommen. Danach jedoch werden Minen aller Arten zum ausgesprochenen Engpassmaterial. Die gestellten Forderungen an das Korps können bei weitem nicht mehr durch den Nachschub gedeckt werden, die Versorgung bleibt schließlich auf diesem Sektor fast ganz aus. Ebenso angespannt entwickelt sich die Lage beim dringend nötigen Stellungsbaumaterial. Das Korps sieht sich außerstande, nennenswerte Abhilfe zu schaffen, oder auch nur zuzusagen. In dieser Zeit sollen sich nun neben den Kampfkompanien die Freiwilligenkompanien besonders bewähren. Während die 6. und 7. Kompanie unter Führung Oberleutnante Schilffahrt und Fischer mit allen Kräften beim rückwärtigen Stellungsbau eingesetzt sind und hierbei zum ersten Mal auch Betonstände einrichten, wird die 5. Kompanie unter ihrem Chef, Leutnant Ehrmann, zur tragenden Säule für Beschaffung und Herstellung von Material für den Sperreinsatz und für den Stellungsbau. Zuerst wird von der 5. Kompanie eine immer leistungsfähiger werdende eigene Stockminenfabrikation eingerichtet. Mit ihr kann sogar sehr bald die größte Notlage behoben und schließlich durch die 3 Kampfkompanien der ganze Divisionsabschnitt durchgehend doppelt bis dreifach mit starken Spanndraht-Minenriegeln gesperrt und Beobachtungsminen ausgelegt werden. Behelfsminen aus Holz werden gleichfalls hergestellt und den Kompanien zugeführt. Zur gleichen Zeit wird von dieser Kompanie die Inbetriebsetzung des Reimannswalder Sägewerks und weiterer in der Nähe liegende vorbereitet, die zur Lähmung ausgebauten Haupttriebwerksteile ausfindig gemacht, von weit rückwärts wieder herangebracht und eingebaut. Bald laufen wieder Dampfmaschinen und Sägegatter und Reimannswalde erhält wieder Strom. Sogar nach vorn zu den Gefechtsständen aller Waffen wird unter Ausnutzung und Instandsetzung der permanenten Leitungen Licht und Kraftstrom gebracht, Leitungen zur russischen Seite werden unterbrochen. Die vorhandenen Rundholzlager sind bald aufgearbeitet. Neue Holzeinschläge werden durchgeführt und die Transporte zu den Sägewerken ebenfalls bewerkstelligt. Schurzholzrahmen können nun laufend und in steigendem Maße der Infanterie und Artillerie als Hauptträger zum Einbau zugeführt werden. Bretter, Bohlen und Kanthölzer, für einzelne Bunkertypen genormt gefertigt, vermögen nun die Kampftruppen im zumeist sandigen Boden besser und schneller unter die Erde zu helfen. Für den zufrierenden Meruner See werden darüber hinaus zahlreiche vorgefertigte Fischbauchträger eingeschnitten und zur Verfügung gestellt, um damit das Überschreiten der Eisfläche durch den Gegner zu verhindern. In jeder nur denkbaren Weise tragen diese Freiwilligenkompanien zur Erleichterung des Abwehrkampfes und zur Verstärkung der Abwehrkraft bei. Für diese gibt es auch aus eigener Einsicht kein Erlahmen. Nachdem den vorn eingesetzten Truppen weitgehend geholfen ist, wird der Pioniereinsatz nun schwerpunktmäßig in die Tiefe verlegt. Im Divisionsabschnitt werden zahlreiche Brücken in ihrer Tragkraft verstärkt. Dicht ostwärts von Reimannswalde wird ein größeres Stollensystem für einen bombensicheren Truppenverbandsplatz begonnen und in wochenlanger, ununterbrochener Arbeit fertig gestellt. Am Westhang des Seesker Berges wird ebenso der Divisionsgefechtsstand unter die Erde gebracht und beim Ausbau der Regimentsgefechtsstände tatkräftig Hilfe geleistet. Auch in den Feuerstellungen der Artillerie und Pak helfen die Pioniere trotz Schnee und starken Frostes mit all ihren Kräften und Mitteln. Mit Einsetzen stärkeren Schneefalls sind es wiederum die Pioniere, die die Bewegungsfreiheit auf allen wichtigen Straßen des Divisionsabschnittes sicherstellen. Um die Bedürfnisse nach ausgebildetem Personalersatz erfüllen zu können, stellt das Bataillon am 25. Oktober 1944 auf dem Kommandowege eine 4. Ausbildungskompanie auf. Das Bataillon wird ermächtigt, aus dem eintreffenden Personalersatz für andere Waffengattungen alle die erforderlichen Soldaten auszuwählen, die vorbildungs-, berufsmäßig und körperlich den zu stellenden Anforderungen entsprechen können. Als Stammpersonal der 4. Kompanie werden aus dem Bataillon für die Ausbildung geeignete und im Einsatz besonders bewährte Unterführer und Mannschaften herausgezogen und mit ihrer neuen Aufgabe vertraut gemacht. Aus der Heimat eintreffende Männer gehen nicht mehr direkt in die Kampfkompanien, sondern ausschließlich über die 4. Kompanie, frühestens nach 3 bis 4 Wochen. Die neuen Soldaten werden in dieser Kompanie an das Leben im Felde gewöhnt und erhalten dabei gleichzeitig eine Ausbildung nach neuesten Erfahrungen und Erkenntnissen. Sperr- und Sprengdienst, Stellungsbau, Kenntnis der russischen Minen, deren Wirkung und Aufnehmen werden besonders nachhaltig gelehrt. Die 4. Kompanie wird gleichzeitig zum verdienten Erholungsort für alle diejenigen Unterführer und Männer der Kampfkompanien, die sich in diesen besonders bewährt haben. Diese werden sofort nach einem tapferen und erfolgreichen Einsatz und ebenso erfolgter Auszeichnung oder Beförderung zur 4. Kompanie in Marsch gesetzt. Hervorragend bewährte alte Soldaten bleiben zumindest 3 Tage bei der 4. Kompanie und fahren sodann auf den ihnen gewährten Sonderurlaub. Erster Chef der Ausbildungskompanie wurde der neu hinzuversetzte Hauptmann König, ein bereits mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichneter und für diese Aufgabe besonders erscheinender Offizier. Im Raum Reimannswalde ist der Bewegungskrieg für Wochen zum Erliegen gekommen. Beide Seiten graben sich ein. Der eigene Stellungsverlauf wird zunehmend vermint. Im Schutz dieser Sperren und Riegel kommt die eigene Truppe gut in den Boden. Die Gegenseite ist ebenso tätig. Sie verlegt ausgedehnte Minenfelder, vor allem mit ihren aus Holz gefertigten kleinen und nicht ungefährlichen Schützenminen, um den deutschen Späh- und Stoßtrupps hohe Verluste zuzufügen und diesen den Weg zum russischen Stellungssystem zu verwehren. Dessen ungeachtet gilt es für die eigene Truppe den Verteidigungskampf aktiv zu führen, Stoßtruppunternehmen durchzuführen und durch sie Gefangene einzubringen, um über die feindliche Truppe und deren Absicht Klarheit zu gewinnen. Aufmerksam werden die russischen Verminungen allnächtlich von Pionieren beobachtet und gemeldet. Am Tage geflogene Luftbilder bestätigen die Lage, Ausdehnung und Tiefe der bereits angelegten Minenfelder. Sie sind durch verfärbte Linien, Punktreihen und Trampelpfade gut zu erkennen. Pioniere sind nicht gewohnt, dem russischen Treiben allzu lange untätig zuzusehen. Der Infanterie müssen Gassen geöffnet werden, um Stoßtruppunternehmen durchzuführen. Bald liegen allnächtlich Pioniertrupps von 2 bis 3 Mann im Vorfeld und arbeiten sich an die feindlichen Minensperren heran. Kaum 30 bis 40 Meter trennen diese vom besetzten russischen Graben, oft sind die Entfernungen noch kürzer von vorgeschobenen feindlichen Posten oder Verminungskommandos. Allein auf das Feingefühl und die Sicherheit der Hände und Finger angewiesen, tasten sich die Pioniere, dicht am Boden gleitend, handbreit um handbreit voran. Trupps der Infanterie und vorgeschobene Beobachter der Artillerie sichern und überwachen das Niemandsland und schützen damit die gefahrvolle Tätigkeit der Pioniere. Jede nahe Leuchtkugel läßt im Vorfeld alle Regungen erstarren, ihr Erlöschen jedoch sofort wieder die Dunkelheit ausnutzen. Einzeln werden die Minenreihen nacheinander gesäubert. Oft sind es 3 bis 4 Reihen. 45 in einer Nacht und durch einen einzigen Trupp aufgenommene und zurückgebrachte Minen sind in dieser Zeit keine Seltenheit. 92 Schützenminen bringt ein Trupp der 2. Kompanie, die sich auch im Minenaufnehmen besonders auszeichnet, zur eigenen Linie zurück. Im November 1944 wurde Oberleutnant Ernst-Albrecht Otte nach Kurland versetzt. Es war von jeher sein Wunsch zu einem gepanzerten Verband zu kommen und sich dort besonders auszeichnen zu können. So wurde schließlich auch vom Heerespersonalamt seinem Gesuch entsprochen. Er übergibt die 3. Kompanie an Leutnant Hartmann, dem sich in dieser Kompanie von Anfang an bewährenden und ausgezeichneten Zugführer. Am 1. Oktober 1944 wurde Hauptmann Schütze zum Divisionsgefechtsstand nach dem Seesker Berg befohlen. Mit Plänen, Karten, Kräfte-, Material- und Zeitberechnungen kommt er an, erfährt jedoch einen recht auffällig unfreundlichen Empfang, ganz entgegen sonstiger Gewohnheit. Recht unsanft wird der Kommandeur auf die gänzlich unvorschriftsmäßige Uniform angesprochen. Der Ia, Major i.G. Telle, macht sich dabei schließlich besonders an den Schulterstücken des Kommandeurs zu schaffen, nimmt sie ab, um dafür ein Paar seiner eigenen mit schwarzer Tusche umgefärbten Majorsschulterstücke anzubringen. Der Bataillonskommandeur war befördert wurden. Das Weihnachtsfest 1944 verbringt das Bataillon immer noch in dieser Stellung in Ostpreußen. Der Winter hat Einzug gehalten und eisige Stürme fegen über das Land. Am 24. Dezember 1944 trifft für die Division, das Bataillon und dessen Kommandeur völlig überraschend eine Verfügung des Heerespersonalamtes ein. Der Kommandeur wird zum 27. Dezember 1944 zur Vorbereitung für den Generalstabsdienst in die Führerreserve OKH versetzt und ist sofort in Marsch zu setzen. Als der neuer Kommandeur ist Hauptmann Lasch verfügt und bereits auf dem Weg zum Bataillon um dieses zu übernehmen. Die Divisionsführung bemüht sich in den nur noch verbleibenden 3 Tagen unablässig und mit allem Nachdruck um eine Aufhebung der Versetzung, vermögen sie jedoch nicht zu erwirken. Ein vom Heerespersonalamt erneut eingehendes Fernschreiben lässt unmissverständlich erkennen, dass dem Befehl nunmehr bei Strafandrohung zu folgen ist. Mit Oberst Hesselbacher als derzeitigem Divisionsführer kommen noch einmal die benachbarten Kommandeure, Offiziere des Divisionsstabes und des Pionierbataillons auf dem Gefechtsstand Reimannswalde zusammen, um den bisherigen Kommandeur zu verabschieden. Mit seinem alten Fahrer und Betreuer, Obergefreiter Schlaupian aus Gerdauen, verlässt der bisherige Kommandeur sein Bataillon. Zum gleichen Zeitpunkt verlässt auch Oberzahlmeister Just das Bataillon mit der ihn auszeichnenden Zielsetzung, nach einer vorausgehenden Waffenschulausbildung als Offizier übernommen und verwendet zu werden. Die Freigabe durch das Bataillon wird zu einer Entscheidung besonderer Tragweite. Sein Weggang reißt in seine bisherige Aufgabe und in das Offizierskorps seines Bataillons eine Lücke, die nicht mehr geschlossen werden kann. Er wird Oberleutnant. In der letzten Phase des Kampfes um Berlin folgt er von Süddeutschland aus dem Befehl nach dort und bewährt sich auch dort. Lange nach Kriegsende wird Oberleutnant Just in einem Waldgebiet im Norden Berlins gefunden und erhält dort die letzte Ruhestätte. 

Marschweg des Bataillons

Am 13. Januar 1945 bricht der Großangriff der Roten Armee über die deutschen Truppen herein. Die Division muss sich auf Königsberg zurückziehen. Die Pioniere sollen mit Sperreinsatz die befohlenen Absetzbewegungen decken. Leutnant Ebersold, ein Zugführer der 2. Kompanie erhält den Befehl, den bespannten Tross des ganzen Bataillons zurückzuführen. Am Abend geht es los, nur ganz kurze Pausen sind möglich. Bald haben die motorisierten Trosse die bespannten Teile überholt. Panzer und schwere Artillerie rollen vorbei. Am Morgen wird offenbar, dass es kein Rückzug mehr ist, sondern der Anfang einer riesigen Tragödie. Die Straßen füllen sich immer mehr mit Flüchtlingskolonnen. Ausgebrannte Fahrzeuge, gesprengte Panzer weiden den Weg. Auch der Troß muss die ersten Ausfälle hinnehmen. Der Schlitten der 3. Kompanie mit den Fahrrädern muss zurückbleiben. Einige Kilometer weiter auch das Futter der Pferde. Es wurde zum letzten Mal gefüttert, dann müssen sich die treuen Helfer mit dem begnügen, was sie gerade finden. Auch den Soldaten geht es nicht besser, eher schlechter. Der eisige Wind pfeift durch die dünne Bekleidung, so dass sowieso nichts anderes übrig bleibt, als zu marschieren und zu marschieren. In der Nacht rastet der Tross in einem kleinen Waldstück an einer Seeenge. Schwere Granatwerfer ziehen bereits vorbei. Die Flak zieht ihre 8,8-cm-Geschütze auf den See, um sie zu versenken, denn es gibt keine Munition und keinen Betriebsstoff mehr. Einige Pioniere, die ihre Sperraufträge durchgeführt haben, stoßen bereits zum Troß. Das Chaos wird immer größer. Angehörige der verschiedenen Divisionen drängen sich auf der Straße vorwärts. Dazwischen die unendlich und sich immer weiter verstärkenden Flüchtlingskolonnen. Dann beginnen sich die Fahrzeugkolonnen sogar zu kreuzen. Die einen drängen in Richtung Königsberg - Pillau, die anderen Richtung Heiligenbeil. Leutnant Ebersold entschließt sich für Königsberg. Am Abend gelingt es sogar, den motorisierten Troß des Bataillons, der sich zwangsläufig mit anderen festfahren musste, einzuholen. Die Soldaten des Trosses glauben, endlich einmal eine Ruhepause einlegen zu können. Da erfährt Leutnant Ebersold von einem durchgekommenen Kradmelder, dass der Russe nur wenige Kilometer von hier die Straße in Richtung Königsberg mit Panzern überschritten hat. An Hand der Karte weist er ihn in die nähere Lage ein. Wenn es dem bespannten Troß nicht gelingt, innerhalb von spätestens 24 Stunden Königsberg zu erreichen, wird er abgeschnitten sein. Wieder muss er weiter. Die Pioniere und treuen Pferde geben ihr letztes her. Man schläft im Marschieren. Alle 5 bis 6 Stunden höchsten 10 Minuten Rast. Weit muss der Tross nach Westen ausholen, wenn er Königsberg noch erreichen will. Am 28. Januar 1945 hat er die Autobahn erreicht und es sind nur noch ein paar Kilometer. In dem ersten Gehöft hinter dem Panzergraben muss nochmals kurz gerastet werden. Mit den letzten 2 Litern Benzin im Tank sucht Leutnant Ebersold mit dem Beiwagenkrad die Division. Selbst die Festungskommandantur kann keine schlüssige Auskunft geben. Durch Zufall entdeckt er ein Fahrzeug der 367. ID und erfährt, dass sich der Divisionsgefechtsstand im Norden von Königsberg, in Tannenwalde, befindet. Dort meldet er dem Kommandeur des Pionierbataillons, Hauptmann Lasch, das Eintreffen des bespannten Trosses mit 27 Pionieren von verschiedenen Kompanien und erhält den Befehl, am nächsten Morgen durch Königsberg nach Tannenwalde zu ziehen. Er fährt an den Südrand der Stadt zurück und freut sich den Männern endlich einmal wieder eine längere Ruhepause zu gönnen. Da stürzt ein Soldat herein und meldet, dass sich der Gegner bereits bis auf 400 Meter an den Panzergraben herangearbeitet hat. Damit ist der Weg nach Westen abgeschnitten. Wieder bricht der bespannte Tross eilends auf, um unter Ausnutzung der Dunkelheit und durch die Stadt hindurch Tannenwalde zu erreichen. Aber auch von Norden kommen jetzt Geschütze und Granatwerfer entgegen. Mit dem allerletzten Tropfen Benzin fährt Leutnant Ebersold nochmals voraus, um die Lage zu klären und neue Befehle einzuholen. Er trifft den Bataillonskommandeur und die Offiziere des Divisionsgefechtsstandes aber bereits mit Panzerfäusten in den Händen an. Der Gegner ist auch hier bereits bis in Höhe des Divisionsgefechtsstandes durchgebrochen. Damit ist das Tor zum Samland und nach Pillau zugefallen, Königsberg ist ab dem 29. Januar 1945 eingeschlossen. Das Bataillon verfügt für den Pioniereinsatz bei Beginn der Kämpfe um Königsberg am 29. Januar 1945 lediglich über 27 Pioniere der verschiedenen Kompanien, die von Reimannswalde ab in Sperrtrupps ihre Aufgabe gelöst hatten und von Leutnant Ebersold bei der Rückführung des bespannten Trosses aufgenommen wurden. Die Pionierkompanien selbst befinden sich im infanteristischen Einsatz, teils im Norden von Königsberg, mit Teilen auch im Kessel von Heiligenbeil, wo sich neben dem Grenadier-Regiment 975 auch der motorisierte Tross befindet. Die 27 Mann unter Führung von Leutnant Ebersold bilden den Pionier-Alarmzug. Der Abschnitt der Division reicht von Beydritten - Fuchsberg (nördlich Quednau) - Böckerborg (nordwestlich Mandeln) - Lauthener Mühlenteich. Er vergrößert sich bis zum Pregel, nachdem die dort eingesetzte 561. Volks-Grenadier-Division zum Freikämpfen der Wege nach Pillau in Metgethen eingesetzt wird. Die Pionieraufgaben dieser Division müssen mit übernommen werden. Hinzu kommt, dass in der Festung Pionierkampfmittel nicht mehr ausreichend vorhanden sind. In den letzten Januartagen bis in den Februar 1945 hinein war es nicht möglich irgendwelchen Nachschub zu erhalten. Doch die Pioniere wissen sich immer noch zu helfen. Bei Fort Beydritten befindet sich ein verlassenes Munitionslager im Niemandsland. Jede Nacht fahren die Pioniere unter Feuerschutz sogar mit bespannten Fahrzeugen hinaus, um an Sprengmunition noch zu bergen, was die Fahrzeuge fassen können. Aber auch Panzer- und Panzerabwehrgranaten werden eingebracht. Noch aber fehlen dem Pionier-Alarmzug die Zünder. Da erscheint wie ein rettender Engel eine Pioniereinheit aus dem Südabschnitt von Königsberg, die in Erfahrung gebracht hat, dass hier ein Munitionslager ist. Diese Einheit sitzt buchstäblich auf Zündern, ohne ein Gramm Sprengmunition. Das Tauschgeschäft kommt zur beiderseitigen Zufriedenheit in Gang. Nun können auch wieder größere Pionieraufgaben übernommen werden. Vor allem gilt es, der Infanterie zu helfen, die entlang des Lauthener Mühlenteiches eingesetzt ist. Unter dem Eis werden daher Flaschenminen mit elektrischer Zündung verlegt, um bei Feindangriff gesprengt zu werden. Im Stellungsbau wird den Infanteristen Anleitung gegeben, wie sie sich vor allem des Wassers erwehren können, das unaufhörlich in die Stellungen einfließt und alles zum überschwemmen droht. Mit der Verminung weiterer Stellen wird ebenso begonnen. Verwundete werden geborgen, die in ältere eigene Minenfelder geraten sind. Endlich werden nach und nach die Kompanien des Bataillons aus dem Infanterieinsatz herausgezogen und die Pioniere des Alarmzuges können zu ihren Einheiten zurückkehren. Der 2. Kompanie hatte der Russe den Weg nach Königsberg verlegt und mit starken Kräften abgeriegelt. Oberleutnant Labus gab aber nicht auf. Er kämpft sich inmitten der Gegner durch und es gelingt ihm das Unwahrscheinliche, Gruppe um Gruppe seiner Kompanie durch den Einschließungsring in die Festung hineinzuführen. Als er die letzten Männer seiner Kompanie durch die russische Front nachholt, wird er schwer verwundet. Von seinen Männern wohl noch geborgen, erliegt er jedoch am 6. Februar 1945 im Armeefeldlazarett 1/572 seinen Verletzungen. Er wurde auf dem neuen Friedhof in Heiligenbeil begraben. Der Kampf in Königsberg geht unerbittlich seinem Ende entgegen. Aufgabe kann es nur noch sein, durch Widerstand bis zum Letzten der Zivilbevölkerung, den Frauen und Kindern die Möglichkeit zu geben, sich über das Haff und den Hafen Pillau in Sicherheit zu bringen. Die Hoffnung noch herausgeschlagen zu werden besteht nicht mehr. Die vorderen Stellungen werden im Norden der Stadt bis an den Überfalz und den Stadtgraben zurückgenommen, nachdem der Russe über die Ringchaussee vorgestoßen ist und die Forte Beydritten und Quednau seit langem gefallen sind. Hauptstützpunkte der Verteidigung sind nur noch der Wrangelturm, Dohnaturm und die Herzog-Acker-Kaserne mit den Gefechtständen der 367. ID und des Pionierbataillons. Die am Dohnaturm über den Stadtgraben führende große Straßenbrücke ist von den Pionieren gesprengt wurden. Die Pionierkampfmittel sind damit erschöpft. Keine Sprengmunition, keine Minen, nicht einmal mehr Handgranaten sind vorhanden. Mit etwa 20 Pionieren verbleibt Leutnant Ebersold als letzte Gegenstoßreserve am Gefechtsstand des Grenadier-Regiment 974 im Dohnaturm. Die Hauptlast der Verteidigung tragen unsere Scharfschützen, denen es auch gelingt, die sofortige Annäherung des Gegners noch zu verhindern und ihr empfindliche Verluste beizubringen. Feindliches Artillerie- und Granatwerferfeuer bleibt dank der soliden Bauweise des Dohnaturmes wirkungslos. An anderen Stellen gelingt es dem Russen, weiter vorzurücken. Im Süden der Stadt ist er über den Pregel nach Norden vorgestoßen, ebenso im Osten von Fort Stein nach Sackheim. Nun zerbricht langsam auch die Verbindung innerhalb der 367. ID. Artilleristen und Panzerjäger ziehen sich in den Dohnaturm zurück, da die letzte Munition verschossen ist und die Geschütze gesprengt sind. Die Verbindung zum Wrangelturm und zur Herzog-Acker-Kaserne geht verloren. In den späten Abendstunden des 9. April 1945 erscheint ein Parlamentär in Begleitung eines Angehörigen des "National-Komitee Freies Deutschland", um zur Übergabe aufzufordern. Diese wurde abgelehnt, mit dem Bemerken, dass für Verhandlungen der Kommandeur der 367. ID in der Herzog-Acker-Kaserne zuständig sei. Nach ungefähr 2 Stunden kommt der Parlamentär in Begleitung eines Offiziers der 367. ID zurück, der die Soldaten davon unterrichtet, dass die Division den weiteren Kampf einstellt und am Morgen des 10. April 1945 den Marsch in die Gefangenschaft antreten wird. Leutnant Ebersold bekommt den Befehl, die gesprengte Brücke über den Stadtgraben soweit wiederherzustellen, dass zumindest die Feldküchen passieren können. Um zu vermeiden, dass es aus einem Missverständnis nachmals zu Kampfhandlungen kommt, begibt sich Leutnant Ebersold in Begleitung eines Dolmetschers zu dem Gegner. Er wird von einem Leutnant in Empfang genommen und zu dem russischen Bataillonsgefechtsstand gebracht. Dort wird ihm versichert, dass die Festung Königsberg bereits in den Mittagsstunden kapituliert hätte. Wenn die 367. ID noch Stunden nach der Kapitulation weitergekämpft hatte, so halte der russische Kommandeur zugute, dass bei den zerstörten Nachrichtenverbindungen der Befehl nicht rechtzeitig eingegangen sei. Die Pioniere könnten ungestört mit der Arbeit beginnen. Ohne Gerät, ohne Beile, ohne Hammer, ohne Nägel, ohne Draht, nur aus alten Zaunresten, Balken, Türen, Schränken wird es bis zum Morgen bewerkstelligt, einen einigermaßen tragfesten Übergang zu schaffen. Dann nimmt das Schicksal seinen Lauf. Die Reste der 367. ID marschieren heran. An der Spitze der Divisionskommandeur mit den verbliebenen Offizieren. Leutnant Ebersold meldet: "Übergang wie befohlen fertig gestellt." Der lange Marsch in die Gefangenschaft beginnt. Als das letzte Fahrzeug die Brücke passiert hat, schließen sich die Pioniere der grauen Kolonne an. 

Die Ersatzgestellung kam vom Pionier-Ersatz-Bataillon 7 in München, Wehrkreis VII.

Kommandeure:

Major Schütze 15. Januar 1944 – 27. Dezember 1944

Hauptmann Otto Lasch 27. Dezember 1944 – 10. April 1945 (Kapitulation)

 

Stellenbesetzung/Führer der Kompanien/Teileinheiten:

Bataillonsadjutant: Leutnant Paetzold

Offiziere z.b.V. : Oberleutnant Otte; Leutnant Buder

Bataillonsarzt: Unterarzt Dr. Gumtow; Oberarzt Dr. Lehmer

Bataillonsveterinär: Unterarzt Dr. Schaaff

Bataillonszahlmeister: Oberzahlmeister Just Aufstellung bis Ende Dezember 1944

1. Kompanie: Oberleutnant Krieg; Leutnant Korpiun (gefallen auf Erkundung im Waldgebiet Bialystok am 19.7.1944); Leutnant Sievers (gefallen im Raum Krypno-Wilkie am 9.8.1944); Oberleutnant Haubner

2. Kompanie: Oberleutnant März; Leutnant Sievers (gefallen); Oberleutnant Rudolf Labus (gestorben an schwerer Verwundung im Feldlazarett 1/572 am 6.2.1945); Leutnant Ehrmann

3. Kompanie: Hauptmann Wilhelm Winicker (gefallen durch Herzschuss am 29.4.1944 bei Chocimierz); Oberleutnant Ernst-Albrecht Otte; Leutnant Gustav Hartmann

4. Ausbildungs-Kompanie (ab 25. Oktober 1944): Hauptmann König

5. Stellungsbau-Kompanie (ab 25. April 1944): Leutnant Ehrmann

6. Stellungsbau-Kompanie (ab 1. Mai 1944): Oberleutnant Schilffarth

7. Stellungsbau-Kompanie (ab 1. Juni 1944): Oberleutnant Fischer

Leichte Pionier-Kolonne: Oberschirrmeister Kruse

Verlustlisten:

Einheit Anzahl der Vermissten
Bataillonsstab 6 Kameraden
1. Kompanie 12 Kameraden
2. Kompanie 18 Kameraden
3. Kompanie 18 Kameraden
4. Kompanie 10 Kameraden
5. Kompanie 2 Kameraden
6. Kompanie 3 Kameraden
7. Kompanie 1 Kamerad
leichte Pionier-Kolonne 2 Kameraden

Folgende Soldaten  sind gefallen (soweit bekannt, ab dem 13. Dezember 1944 nur vereinzelt zu benennen):

Stab:

Dienstgrad; Name Geburtsdaten Sterbedatum Ort und Bemerkung
Obergefreiter Fridolin Wührer 13.2.1922 Burghausen 13.07.1944 Zelwa

1. Kompanie:

Dienstgrad; Name Geburtsdaten Sterbedatum Ort und Bemerkung
Pionier Hubert Josteit 23.6.07 Frechen 13.4.44 Zlota Lipa
Fahnenjunkerfeldwebel Wilhelm Stolz 29.10.19 Rain/Lech 2.5.44 Chocimierz/Stanislaw
Pionier Josef Huber 19.6.25 Nürnberg 2.5.44 Höhe 369 bei Chocomierz
Unteroffizier Oswald Lindenberg 25.9.25 Frankfurt 2.5.44 Höhe 369 bei Chocomierz
Gefreiter Wily Mausolf 6.1.24 Ludwigshafen 2.5.44 Höhe 369 bei Chocomierz
Gefreiter Johann Huber 3.6.22 Unterneukirchen 12.5.44 Korolowka
Oberpionier Adolf Lampoltshammer 28.5.26 Reichersdorf 15.5.44 Zukow
Oberpionier Wolfgang Träuptmann 5.4.26 Steinpleis 15.5.44 Zukow
Oberpionier Werner Reichenbach 28.6.26 Meerane 18.5.44 Höhe 369 bei Chocomierz
Oberpionier Franz Prohaska 12.8.26 Hohenelbe 19.5.44 Zukow
Oberpionier Gerhard Krüger 15.9.26 Dessau 28.5.44 Zukow/Stanislaw
Obergefreiter Heinrich Stratmann 8.9.13 Volmarstein 27.5.44 Zukow/Tlumacz
Unteroffizier Karl Baake 3.8.09 Celle 1.7.44 Pozniki
Oberpionier Alois Wilke 11.12.26 Bavenstedt 1.7.44 Pozniki
Obergefreiter Josef Allgaier 5.8.13 Friedrichshafen 11.7.44 östlich Zelwa
Obergefreiter Alfred Berger 1.6.14 Rastenburg 11.7.44 östlich Zelwa
Stabsgefreiter Heinrich Bischoff 19.9.14 Hanau 11.7.44 östlich Zelwa
Pionier Friedrich Diekmann 24.4.25 Lage/Lippe 11.7.44 östlich Zelwa
Pionier Werner Harten 6.11.25 Lüchtringen 12.7.44 östlich Zelwa/Warschau
Pionier Josef März 7.6.25 Horst 11.7.44 östlich Zelwa/Wolkowysk
Oberpionier Ludwig Reuter 20.10.26 München 11.7.44 östlich Zelwa
Oberpionier Karl Schaub 28.5.26 Halle 16.7.44 östlich Zelwa/Neustadt
Obergefreiter Leo Vogt 10.1.20 Ratibor 11.7.44 östlich Zelwa
Leutnant Günther Korpiun 1.1.19 Essen 19.7.44 Wald von Bialystok
Schirrmeisterunteroffizier Michael Regending 12.8.13 Lutzingen 19.7.44 Wald von Bialystok
Oberpionier Werner Pönitz 25.11.26 Leipzig 4.8.44 Krypno-Wilkie
Oberpionier Otto Sohr 20.5.26 Chemnitz 6.8.44 Dlugoleka
Unteroffizier Jakob Rühl 22.7.11 Haunwöhr 9.8.44 Krypno-Wilkie
Obergefreiter Josef Sacke 4.3.13 Mainzdorf 9.8.44 Krypno-Wilkie
Leutnant Heinz Sievers 15.5.21 Rheine 9.8.44 Krypno-Wilkie
Unteroffizier Anton Wittkowski 26.1.06 Calwe 9.8.44 Krypno-Wilkie
Oberpionier Siegfried Eichberg 8.7.26 Landshut 20.8.44 Neczki/Jedwabne
Gefreiter Theodor Seck 2.5.08 Mörs 27.8.44 Rus
Gefreiter Heinz Walther 23.7.26 Burkersdorf 28.8.44 Rus/Johannisburg
Gefreiter Josef Hainzelmaier 28.4.21 Rottenegg 7.9.44 Rus
Oberpionier Karl Späth 13.6.26 Schönerding 7.9.44 Rus
Obergefreiter Lorenz Mattern 19.1.07 Recklinghausen 24.10,44 Rappenhöh
Obergefreiter Josef Epp 8.7.21 Höhenrüppersdorf 24.10.44 Jarkental/Angerburg
Obergefreiter Alfons Pongratz 23.12.08 Stamsried 23.10.44 Kosarken
Gefreiter Rudolf Storz 20.4.26 Osterwik 23.05.45 Kaslev
Obergefreiter Anton Schmiedl 11.11.12 Weipert 2.12.44 Nallenfelde
Obergefreiter Alois Borys 4.7.22 Schoppinitz 7.12.44 Janeicken
Feldwebel Rudolf Alex 19.5.11 Elbing 13.12.44 Buschbach/Friedberg

2. Kompanie:

Dienstgrad; Name Geburtsdaten Sterbedatum Ort und Bemerkung
Unteroffizier Werner Heilhecker 11.7.24 Esch 14.8.44 Trelnin
Obergefreiter Stefan Breuer 5.12.18 Berrenrath 13.3.44 verunglückt Droslavje
Pionier Alfred Lorenz 9.10.26 Waltdorf 9.4.44 Lipnik/Monasterzyska
Pionier Richard Raczek 4.4.26 Ellguth 9.4.44 Lipnik/Monasterzyska
Gefreiter Günther Spielberg 28.12.24 Berlin 10.4.44 Lipnik/Brzezany
Pionier Erwin Michel 28.4.26 Neu-Ohlisch 16.4.44 Snonidow ertrunken
Pionier Leo Nesper 24.8.26 Schwetz 16.4.44 Snonidow
Pionier Josef Veit 15.7.26 Waldschütz 16.4.44 Snonidow
Gefreiter Max Haggenmüller 8.10.22 Wiggenbach 17.4.44 Snonidow
Obergefreiter Herbert Edelmann 18.5.22 Hinternah 23.4.44 Ronginowka verunglückt
Oberpionier Kurt Rössel 23.1.26 Liebenwerda 25.4.44 Clesza
Oberpionier Heinz Arndt 17.12.26 Saarau 28.8.44 Rus
Oberpionier Rudolf Berens 2.4.26 Thomm 16.12.44 Hallenfelde/Lötzen
Gefreiter Ernst Jentsch 7.6.22 Groß Zeißig 22.6.44 Chocimierz
Oberpionier Willi Lemke 9.8.26 Colbitz 11.7.44 Chocimierz/Stanislaw
Gefreiter Heinrich Schuster 20.2.24 Tarsdorf 22.6.44 Zukow
Gefreiter Yaver Kumpf 23.7.22 Manching 11.7.44 Chocimierz
Unteroffizier Georg Fuhrmann 3.6.21 Bolko 12.7.44 Cholstowo
Unteroffizier Josef Huber 24.4.14 Altenmarkt 12.7.44 Cholstowo
Unteroffizier Hermann Lochow 8.5.17 Lenewitz 12.7.44 Cholstowo
Oberfeldwebel Erich Rausch 26.9.14 Silbitz 12.7.44 Cholstowo
Unteroffizier August Rüskamp 1.8.08 Byfang 12.7.44 Cholstowo
Sanitätssoldat Franz Feddersen 29.3.20 Tondern 16.10.44 Rus/Allenstein
Oberpionier Josef Lenz 2.3.26 Lichtenrode 3.9.44 Rus/Allenstein
Oberpionier Herbert Schuckert 13.2.26 Calbe 24.10.44 Rus/Swinemünde
Pionier Konrad Schuhmann 24.7.25 Wichsenstein 3.10.44 Wizna
Gefreiter Gerhard Schiweg 12.2.22 Rybnik 24.3.45 Vorwerk Boguschewitz
Unteroffizier Georg Weibel 25.3.10 Waltenhofen 1.12.44 Steinbrück/Deutsch Eylau
Obergefreiter Martin Vohberger 26.11.22 Rettanbach 14.11.44 Steinbrück
Gefreiter Hubert Schwarzer 20.7.26 Weitzenberg 10.4.45 Hallenfelde/Königsberg

3. Kompanie:

Dienstgrad; Name Geburtsdaten Sterbedatum Ort und Bemerkung
Pionier Walter Siegmund 20.11.26 Oberrokotai 15.4.44 Zlota-Lipa
Unteroffizier Hans Schwarz 8.4.11 Oldeslohe 26.4.44 Puzniki
Hauptmann Wilhelm Winicker 12.3.15 Wolfstein 29.4.44 Chocimierz/Tlumacz
Oberfeldwebel Karl Fritz 30.1.15 Algringen 19.5.44 Chocimierz/Tlumacz
Oberpionier Gerhard Symank 23.10.26 Lippitsch 12.8.44 Kruszynie/Jewabne
Obergefreiter Karl Kindlinger 10.10.19 Taufkirchen 5.9.44 Borzejewo
Gefreiter ROB Hans-Georg Köster 2.1.25 Meerkirchen 5.9.44 Borzejewo
Obergefreiter Otto Schilling 16.1.26 Augsburg 5.9.44 Borzejewo/Taraskowo
Obergefreiter Xaver Bauer 3.10.20 Göbelsbach 11.11.44 Buschbach
Obergefreiter Johann Beer 25.4.07 Neu Kehlheim 10.11.44 Buschbach
Unteroffizier Hermann Dindas 5.1.08 Tarnowitz 16.11.44 Buschbach
Unteroffizier Xaver Städele 14.11.22 Augsburg 12.11.44 Buschbach
Obergefreiter Berthold Göger 20.1.07 Bidendorf 15.11.44 Buschbach
Gefreiter Harry Poetsch 4.2.26 Hausdorf 3.3.45 Königsberg
Oberleutnant Rudolf Labus 12.4.16 Raschowa 6.2.45 Heiligenbeil