de Rainville, Joachim Cäsar Victor Ludwig Emil Udo

 

* 23. September 1895, Gießen

† 17. Mai 1940, Gosselies-Motte

 

 

Udo de Rainville war das erste Kind des Sekondeleutnants und späteren Oberstleutnants a.D. Franz de Rainville und dessen Ehefrau Marianne, geborene von Byla. Er trat nach seinem Abitur am 1. April 1913 als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein. Er absolvierte zuerst seine Grundausbildung. Nach seiner Bordausbildung auf dem großen Kreuzer SMS "Hansa" wurde er am 3. April 1914 (Y9y) zum Fähnrich zur See befördert. Zum Anfang des Krieges diente er auf der SMS "Wittelsbach". Dort wurde er am 18. September 1915 zum Leutnant zur See, vorläufig ohne Patent, befördert. Im November 1915 kam er auf die SMS "König". Von März bis Mai 1917 besuchte er auf der Marineschule einen Navigationslehrgang, kehrte danach als Adjutant wieder auf die SMS "König" zurück. Im Oktober 1917 hat er dann ein Patent als Leutnant zur See erhalten. Er nahm im Krieg an der Skagerrak-Schlacht und an der Oeselunternehmung teil. Im Krieg wurden ihm beide Eisernen Kreuze und die Hessische Tapferkeitsmedaille verliehen. Er war auch bei der Versenkung der deutschen Flotte bei Scapa Flow beteiligt und geriet dabei in englische Gefangenschaft. Nach dem Krieg wurde ihm am 7. Januar 1920 der Charakter als Oberleutnant zur See verliehen. Im Zuge der Verkleinerung der Reichsmarine kam er am 1. Oktober 1920 zum Stab der Kommandantur von Kiel. 1922 gehörte er zur Küstenwehrabteilung IV in Cuxhaven. Zum 1. Mai 1920 wurde er aus der Marine behufs Übertritt zur Armee verabschiedet. Am 20. Mai 1924 trat er als Oberleutnant in das 100.000 Mann-Heer der Reichswehr über. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Mai 1924 (1) festgelegt. Er kam jetzt zum 16. Infanterie-Regiment. Bei diesem wurde er anfangs als Kompanieoffizier in der 2. Kompanie des I. (Hanseatisches) Bataillon in Bremen eingesetzt. In gleicher Funktion wurde er im Herbst 1926 in die 3. Kompanie seines Regiments am gleichen Standort versetzt. Er hat sich etwa zu dieser Zeit mit der nicht ganz zwei Jahre jüngeren Gretchen Anna Ferdinandine Dorette Bues, ältestes Kind vom Hofpächter aus Majenfelde Heinrich Christian Herwart Elias Bues, verheiratet. Mit ihr wohnte er dann privat die nächsten Jahre in der Uhlandstraße 7 in Bremen. Im Jahr 1928 wurde ihm eine Tochter geboren. Im Herbst 1927 wurde er als Kompanieoffizier in die 4. (MG.) Kompanie seines Regiments ebenfalls in Bremen versetzt. Zum 1. Februar 1929 (16) wurde er zum Hauptmann befördert. Bald darauf wurde er am 1. April 1929 als Nachfolger von Hauptmann Franz Grabow zum Chef der 14. Kompanie des Ausbildungs-Bataillons vom 16. Infanterie-Regiment in Osnabrück ernannt. 1930 wurde sein einziger Sohn geboren. Am 1. April 1931 wurde er durch Hauptmann Günther Freiherr von Uslar-Gleichen in Osnabrück abgelöst. Dafür übernahm er als Nachfolger von Hauptmann Platz als Chef die 11. Kompanie vom 16. Infanterie-Regiment in Oldenburg. Am 1. Oktober 1933 wurde er als Chef der 11. Kompanie durch Hauptmann Hugo Ewringmann abgelöst. Dafür wurde er als Hauptmann beim Stabe zum Stabe des III. (Oldenburgisches) Bataillons ebenfalls in Oldenburg versetzt. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 1. Oktober 1934 zum Artillerieführer III nach Oppeln versetzt. Dort wohnte er jetzt privat in der Seydlitzstraße 18 in Oppeln. Er wurde zum 1. Juni 1935 (11) zum Major befördert. Dadurch kam er bei der Enttarnung der Einheiten am 15. Oktober 1936 zum Stab der 8. Infanterie-Division. Er trug dort die Uniform vom Infanterie-Regiment 16. Am 12. Oktober 1937 wurde er zum Kommandeur des neuen I. Bataillons vom Infanterie-Regiment 6 in Eutin ernannt. Zum 1. Februar 1938 (12) wurde er zum Oberstleutnant befördert. Privat wohnte er jetzt in der Lübecker Landstraße 10 in Eutin. Zum Beginn des 2. Weltkrieges führt er sein Bataillon im Divisionsverband der 30. Infanterie-Division in den Polenfeldzug. Am 5. Februar 1940 wurde er zum Kommandeur vom Infanterie-Regiment 464 ernannt. Dieses Regiment führte er zu Beginn des Westfeldzuges im Frühjahr 1940 im Verband der 253. Infanterie-Division über die Maas und danach in Richtung Charleroi. Er ist am 17. Mai 1940 nördlich von Charleroi zwischen Gosselies und Motte durch Herzschuß gefallen. Anfänglich wurde er auf dem Ehrenfriedhof in Aachen beerdigt, aber noch vor dem Herbst 1940 nach Eutin umgebettet. Posthum wurde er noch mit einem Rangdienstalter vom 1. Mai 1940 zum Oberst befördert. Seine Witwe wohnte nach dem Krieg in der Riemannstraße 49 in Eutin. Der einzige Sohn ist bereits 1951 gestorben. Die Witwe zog später noch in die Janusstraße 16 ebenfalls in Eutin um, wo sie die Telefonnummer 2086 hatte.

Sein jüngerer Bruder war der am 13. Oktober 1897 ebenfalls in Gießen geborene Gustav Adolf Reuke de Rainville. Dieser ging während des 1. Weltkrieges zur Kavallerie. Beim Ersatz-Depot vom Husaren-Regiment Nr. 17 wurde er am 12. Februar 1916 zum Fähnrich befördert.

 

Literatur und Quellen:
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Chronik der deutschen Marinebesatzung (1913)
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