von Selle, Emil Otto Ferdinand
* 29. Januar 1877, Tomken, Kreis Strasburg in Westpreußen
† 4. Mai 1945, im Marine-Lazarett Skodsborg bei Kopenhagen |
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Ferdinand von Selle war der sechste und jüngste Sohn vom Major a.D. und Rittergutsbesitzer Conrad Otto von Selle und dessen mehr als zwöfeinhalb Jahre jüngeren Ehefrau Marie Albertine Friederike Wilhelmine Georgine Adolphine Charlotte, geborene Freudenfeld. Er ist nach seiner Ausbildung im Kadettenkorps am 22. März 1896 als Sekondeleutnant ohne Patent in die Königlich Preußische Armee eingetreten. Er wurde dabei von der Haupt-Kadettenanstalt Groß-Lichterfelde zum Westpreußisches Feldartillerie-Regiment Nr. 16 nach Königsberg überwiesen. Sein Patent hat er am 16. Juni 1896 (C) erhalten. Danach wurde er die ersten Jahre als Batterieoffizier in der 9. Batterie vom Westpreußisches Feldartillerie-Regiment Nr. 16 in Königsberg in Preußen verwendet. Durch die Umbenennung seines Dienstgrades wurde er am 1. Januar 1899 zum Leutnant ernannt. Im Herbst 1899 wurde er als Batterieoffizier in die 5. Batterie seines Regiments ebenfalls in Königsberg versetzt. Am 27. Januar 1902 wurde er als Nachfolger von Leutnant Woelki zum Adjutant der II. Abteilung des zum 1. Ostpreußisches Feldartillerie-Regiment Nr. 16 umbenannten Regiment in Königsberg ernannt. Diese Funktion übte er mehrere Jahre aus. Er heiratete am 24. April 1902 die über fünf Jahre jüngere Erna Anna Kleyenstüber, Tochter vom Major und späteren Generalmajor Paul Robert August Kleyenstüber, in Königsberg in Preußen. Seine einzige Tochter war die am 1. Apil 1903 in Königsberg geborene Ruth Anna Marie Erna von Selle. 1904/05 wurde er durch Leutnant Franzki abgelöst. Dafür wurde er jetzt mehrere Jahre als Batterieoffizier in der 1. Batterie seines Regiments in Königsberg eingesetzt. Sein Vater starb am 22. Oktober 1905 auf seinem 208 Hektar großen Gut Charlottenthal im Kreis Heiligenbeil im Alter von 74 Jahren. Ende Juli 1907 wurde er zum I. Lehrgang der Unterrichts-Lehrgänge 1907/08 bei den technischen Instituten der Artillerie in Spandau kommandiert. Am 21. März 1908 (Bb) wurde er zum Oberleutnant befördert. Er gehörte jetzt zur 6. Batterie seines Regiments am gleichen Standort. Sein einziger Sohn war der am 13. August 1908 in Königsberg geborene Erich Otto Ferdinand von Selle. Als Nachfolger seines älteren Bruders, Oberleutnant Theodor von Selle, wurde er im Herbst 1908 zum Regimentsadjutant vom 1. Ostpreußisches Feldartillerie-Regiment Nr. 16 in Königsberg ernannt. Als solcher wurde er 1912 durch Oberleutnant Georg Meyer abgelöst. Dafür wurde er jetzt zum Adjutant der neuen 37. Feldartillerie-Brigade in Allenstein ernannt, als die 37. Division zum XX. Armeekorps kam. Auch bei Beginn des 1. Weltkrieges wurde er weiter als Brigadeadjutat eingesetzt. Zum Ende des Krieges war er Abteilungskommandeur im 1. Masurisches Feldartillerie-Regiment Nr. 73. Als solcher wurde er am 18. Oktober 1918 (Q7q) auch zum Major befördert. Im Ersten Weltkrieg wurde ihm neben beide Eisernen Kreuzen auch andere Auszeichnungen wie das Ritterkreuz des Königlichen Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern und das Hamburgische Hanseatenkreuz verliehen. Im Jahr 1919 wurde er als Major in das vorläufige Reichsheer übernommen. Er gehörte ab dem 1. Oktober 1919 zum Stab vom leichten Reichswehr-Artillerie-Regiment 20 der Reichswehr-Brigade 20. Bei der Bildung des 200.000 Mann-Heeres der Reichswehr gehörte er Mitte Mai 1920 als Adjutant zum Wehrkreiskommando I in Königsberg. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr gehörte er als Adjutant zum Stab der 1. Division der Reichswehr in Königsberg in Preußen. Im Herbst 1921 war er Referent in diesem Stab. Im Jahr 1922 hat er ein neues Rangdienstalter als Major vom 18. Oktober 1918 (6) zugewiesen bekommen. Am 1. April 1925 wurde er als Nachfolger von Oberstleutnant Oskar Schellbach zum Kommandeur der II. Abteilung vom 1. (Preußisches) Artillerie-Regiment in Königsberg ernannt. Als solcher wurde er am 1. August 1925 zum Oberstleutnant befördert. Am 1. Februar 1927 gab er sein Kommando an Major Friedrich von Rabenau ab. Dafür wurde er jetzt zum Stab vom Gruppenkommando 2 nach Kassel versetzt. Zum 1. April 1929 (8) wurde er bei diesem zum Oberst befördert. Als solcher wurde er am 1. Oktober 1929 als Nachfolger von Oberst Edmund Wachenfeld zum Komamndeur vom 1. (Preuß.) Artillerie-Regiment in Königsberg ernannt. Am 1. Dezember 1931 wurde er von Oberst Albert Wodrig abgelöst. Dafür wurde er an diesem Tag als Nachfolger von Generalmajor Erich Kühlenthal zum Artillerieführer VI in Münster in Westfalen ernannt. Zum 1. Juni 1932 wurde er zum Generalmajor befördert. Am 30. November 1932 wurde er aus dem aktiven Dienst der Reichswehr verabschiedet.
Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg wurde er am 26. August 1939 als Generalmajor z.V. einberufen und zum Kommandeur vom Artillerie-Ersatz-Regiment 44 in Wien ernannt. Bereits zum 1. Oktober 1939 wurde er zum Artillerie-Führer 113 in Potsdam ernannt. Mit diesem wurde er dem Generalkommando XXVI. Armeekorps unterstellt. Durch die Umbenennung seines Stabes wurde er am 1. April 1940 zum Artillerie-Kommandeur 113 (Arko 113) umbenannt. Auch als solcher war er weiter dem XXVI. Armeekorps unterstellt. Er nahm mit diesem dann im Frühjahr 1940 auch am Westfeldzug teil. Zum Sommerbeginn 1941 nahm er mit diesem auch am Ostfeldzug beim Angriff auf Nordrussland teil. Zum 1. Januar 1942 wurde er zum Generalleutnant z.V.befördert. Er trug jetzt bereits beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen. Im Juli 1942 wurde er als Arko 113 abgelöst. Er wurde daraufhin in die Führerreserve OKH versetzt. Am 31. Januar 1943 wurde seine Mobilmachungsbestimmung aufgehoben. Er lebte jetzt wieder in Karmitten im Kreis Königsberg. Dadurch ist er verutlich wie viele Zivilisten vor der Flucht über Land abgeschnitten gewesen. Anscheinend wurde er über das Meer evakuiert. Er ist wenige Tage vor der Kapitulation der Wehrmacht am 4. Mai 1945 im Marine-Lazarett Skodsborg bei Kopenhagen gestorben. Als Todesursache wurde Erliegen der Nierenfunktion angegeben. Er ruht auf der Kriegsgräberstätte in Kopenhagen Bispebjerg in der Reihe 19 vom Block 8.
Er hatte mehrere Geschwister:
Sein ältester Bruder war der am 9. Februar
1864 in Thorn geborene Otto Conrad Carl
Ferdinand Rudolf Emil Hugo von Selle. Dieser wurde Landwirt. Er heiratete am 10.
Mai 1868 die über zehneinhalb Jahre jüngere Martha Wendland in Graudenz. Seine
älteste Tochter war die am 10. Februar 1897 in Luisenthal geborene Ruth Martha
Marie Franziska von Selle. Die zweite Tochter war die am 1. März 1899 ebenfalls
in Luisenthal geborene Martha Margarete Marie Franziska von Selle. Seine Frau
starb im Wochenbett am 12. April 1899 in Luisenthal im Kreis Rosenberg. Sein
Bruder starb am 7. Oktober 1918 in Königsberg in Preußen.
Sein zweitältester
Bruder war der am 28. Juli 1866 in Tomken geborene
Emil Hugo Conrad Carl von Selle. Dieser schlug ebenfalls die
Offizierslaufbahn, allerdings bei der Infanterie ein. Nach seiner Beförderung
zum Sekondeleutnant wurde er die ersten Jahre als Kompanieoffizier in der 8.
Kompanie vom 3. Ostpreußisches Grenadier-Regiment Nr. 4 in Danzig eingesetzt. Im
Herbst 1888 wurde er in gleicher Funktion in die 11. Kompanie seines Regiments
in Ortelsburg versetzt. Ein Jahr später wurde er als Kompanieoffizier in die 5.
Kompanie seines Regiments nach Allenstein versetzt. Im Herbst 1890 wurde er in
gleicher Funktion in die 12. Kompanie seines Regiments am gleichen Standort
versertzt. Wieder ein Jahr später wurde er als Kompanieoffizier in die 3.
Kompanie seines Regiments ebenfalls in Allenstein versetzt. 1892 wurde er als
Nachfolger von Sekondeleutnant Bloebaum zum Adjutant des I. Bataillons vom 3.
Ostpreußisches Grenadier-Regiment "König Friedrich II." Nr. 4 in Allenstein
ernannt. Etwa zwei Jahre später wurde er durch Sekondeleutnant Habedanck
abgelöst. Dafür wurde er jetzt wieder als Kompanieoffizier in der 9. Kompanie
seines Regiments eingesetzt. Im Herbst 1896 wurde er in gleicher Funktion in die
6. Kompanie seines Regiments versetzt, welche eigentlich nach Rastenburg verlegt
werden sollte, aber vorläufig noch in Allenstein beheimatet war. Ein Jahr später
wurde er als Kompanieoffizier in die 1. Kompanie seines Regiments versetzt,
wobei es bei der vorläufigen Stationierung in Allenstein blieb. Erst 1898/99
wurde er mit der 1. Kompanie vom 3. Ostpreußisches Grenadier-Regiment "König
Friedrich II." Nr. 4 nach Rastenburg verlegt. Am 1. Januar 1899 wurde er durch
die Umbenennung seines Dienstgrades zum Oberleutnant ernannt. Er heiratete am
19. September 1899 die fast dreizehn Jahre jüngere Wally Helene Elisa Geelhaar,
Tochter des verstorbenen königlichen Regierungsbaumeisters Hugo Geelhaar, in
Berlin-Schöneberg. Am 16. Dezember 1899 wurde er als Nachfolger vom
verabschiedeten Hauptmann von Francois unter gleichzeitiger Beförderung zum
Hauptmann, vorläufig ohne Patent, zum Chef der 10. Kompanie vom 3.
Ostpreußisches Grenadier-Regiment "König Friedrich II." Nr. 4 in Rastenburg
ernannt. Diese Position behielt er für mehrere Jahre. Sein Patent als Hauptmann
hat er am 27. Januar 1900 (X4x) erhalten. Sein erstes Kind wurde die am 16.
Oktober 1900 in Rastenburg geborene Annemarie
Wally Helene Antonie von Selle. Der älteste Sohn war der am 8. Januar 1902
ebenfalls in Rastenburg geborene Hans-Otto Emil
Robert Ernst von Selle. Der jüngste Sohn war der am 16. Februar 1903 ebenfalls
in Rastenburg geborene Kurt Willhelm Theodor
Ferdinand von Selle. Bereits am 22. Dezember 1903 wurde seine Tochter Marie von
Selle in der Frentzelschen Klinik in der Friedrich-Wilhelm-Straße in Berlin
geboren. Anfang 1907 wurde er als Nachfolger von Hauptmann Riebensahm zum Chef
der 5. Kompanie vom 3. Hannoversches Infanterie-Regiment "von Voigts-Rhetz" Nr.
79 in Hildesheim ernannt. Sein Nachfolger als Chef der 10. Kompanie wurde
Hauptmann Rauschning. Am 27. Januar 1912 (A2a) wurde er unter gleichzeitiger
Beförderung zum Major zum 1. Posensches Infanterie-Regiment "von Grolman" Nr. 18
nach Osterode versetzt. Sein Nachfolger als Chef der 5. Kompanie in Hildesheim
wurde Hauptmann Bade. Noch vor Beginn des 1. Weltkrieges wurde er zum Kommandeur
des III. Bataillons vom 7. Pommersches Infanterie-Regiment "von der Goltz" Nr.
54 in Köslin ernannt. Zum Ende des Krieges war er Kommandeur vom
Landwehr-Infanterie-Regiment 28. Nach dem Krieg schied er aus dem aktiven Dienst
aus. Er verbrachte seinen Lebensabend als Oberst a.D. in Königsberg. Der Sohn
Kurt von Selle schlug die Offizierslaufbahn ein und heiratete als Oberleutnant
vom 1. (Preuß.) Artillerie-Regiment
am 20. März 1931 die sechseinhalb Jahre jüngere Constanze Pepper in Insterburg.
Er selbst wohnte damals Luisenhof 7 in Königsberg in Preußen. Emil vom Selle
selbst heiratete am 20. Mai 1931 die über achtunddreißig
Jahre jüngere Privatsekretärin Vera Borchert, Tochter des Buchhalters Ferdinand
Oskar Benjamin Borchert, in Königsberg. Sein
Sohn wurde am 10. Dezember 1931 Vater der Tochter Karla von Selle. Oberst
a.D. Emil von Selle starb am 27. April 1941 um 9:30 Uhr in der Städtischen
Krankenanstalt in Königsberg in Preußen. Als Todesursache wurden Allgemeiner
Kräfteverfall und Oberschenkelbruch angegeben. Er wohnte damals in der
Prinzenstraße 13 in Königsberg. Er wurde am 30. April 1941 auf dem Alten
Friedhof in Königsberg begraben. Sein Sohn Oberstleutnant Kurt von Selle war
kurz vor Kriegsende als Kriegsbeschädigter Adjutant (IIa) vom
Stellvertretenden
Generalkommando III. Armeekorps.
Der dritttälteste Bruder war der am 28.
April 1868 in Tomken geborene Hugo Konrad Karl
von Selle. Auch dieser wurde Offizier. Er kam zum Westpreußisches
Feldartillerie-Regiment Nr. 16 nach Danzig. Als Sekondeleutnant war er anfangs
als Batterieoffizier in der 1. Batterie des Regiments im Einsatz. Bereits im
Herbst 1889 wurde er in gleicher Funktion in die 8. Batterie seines Regiments am
gleichen Standort versetzt. Von dieser wurde er nach dem Umzug nach Königsberg
in Preußen im Herbst 1890 zur Vereinigten Artillerie- und Ingenieur-Schule nach
Charlottenburg kommandiert. Am 19. September 1891 wurde er zum
Artillerieoffizier ernannt. Nach seiner Rückkehr zum Regiment wurde er 1891/92
als Nacfolger von Sekondeleutnant Rehbel zum Adjutant der I. Abteilung vom
Westpreußisches Feldartillerie-Regiment Nr. 16 in Königsberg ernannt. Diese
Funktion übte er einige Jahre aus. Im Herbst 1894 wurde er als Nachfolger von
Premierleutnant Nehbel zum Regimentsadjutant ebenfalls in Königsberg ernannt.
Nachdem er diese Position wieder mehrere Jahre ausgefüllt hatte wurde er
1899/1900 als Nachfolger von Hauptmann Schwerk als Adjutant zur 6.
Feldartillerie-Brigade nach Brandenburg an der Havel kommandiert. Bei dieser
wurde er am 16. Juni 1900 unter Belassung in seinem Kommando als Brigadeadjutant
und unter Versetzung zum Feldartillerie-Regiment Nr. 73 nach Allenstein, zum
Hauptmann, vorläufig ohne Patent, befördert. Als sein neues Regiment zum
Masurisches Feldartillerie-Regiment Nr. 73 umbenannt wurde, wurde er zum
Kurmärkisches Feldartillerie-Regiment Nr. 39 nach Perleberg versetzt. Sein
Patent als Hauptmann hat er am 19. September 1901 (M3m) erhalten. Kurz darauf
wurde er als Batteriechef zum Großherzoglich Mecklenburgisches
Feldartillerie-Regiment Nr. 60 nach Schwerin versetzt. Er übernahm bei diesem
als Nachfolger vom verstorbenen Hauptmann von Langenn die 5. Batterie. Die
Funktion übte er viele Jahre aus. Am 21. Dezember 1909 (A) wurde er zum Major
befördert. Gleichzeitg wurde er zur Vertretung eines des abkommandierten
Adjutanten Major von Deimling zum Generalkommando XI. Armeekorps nach Kassel
kommandiert. Am 13. September 1912 wurde er mit Wirkung vom 1. Oktober 1912 als
Nachfolger von Oberstleutnant Wilhelmi zum Kommandeur der Reitenden Abteilung
vom 1. Rheinisches Feldartillerie-Regiment "von Holtzendorff" Nr. 8 in
Saarbrücken ernannt. Wurde er durch Major Gerstenberg abgelöst. Dafür wurde er
zum Regimentsstab vom 1. Nassauisches Feldartillerie-Regiment Nr. 27 "Oranien"
nach Mainz versetzt. Zum Beginn des Krieges wurde er als Kommandeur der
Munitionskolonnen und Trains beim Generalkommando VII. Armeekorps verwendet. Am
26. September 1914 wurde er für den am 14. September 1914 verwundeten Major
Freiherr von Beaulieu-Marconnay, der danach von Major Bliesener vertreten wurde,
zum Kommandeur vom Klevesches Feldartillerie-Regiment Nr. 43 ernannt. Am 13.
März 1917 wurde er zu den Offizieren von der Armee versetzt. Sein Nachfolger
wurde Major von Herrmann. Nach dem Krieg war er Oberst a.D. und nicht mehr im
100.000 Mann der Reichswehr aktiv. Ende März 1934 reiste er in der Kabine 7 an
Bord der SMS unter Kapitän J. Hoffmann von Hamburg nach Genua über Spanien. Er
lebte damals in Königsberg. Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde er am 16. Mai
1945 von Soldaten der Roten Armee erschossen.
Ein weiterer älterer Bruder
war der am 23. August 1870 in Tomken geborene Wilhelm
Friedrich Carl Otto von Selle. Dieser schlug ebenfalls die Offizierslaufbahn,
allerdings bei der Infanterie ein. Nach seiner Beförderung zum Sekondeleutnant
gehörte er im Frühjahr 1891 als Kompanieoffizier zur 1. Kompanie vom 3.
Ostpreußisches Grenadier-Regiment "König Friedrich II." Nr. 4 in Allenstein. Im
Herbst 1891 wurde er in gleicher Funktion in die 9. Kompanie seines Regiments am
gleichen Standort versetzt. 1893 wurde er als Nachfolger von Premierleutnant
Rohrbeck zum Adjutant des Füsilier-Bataillons vom 3. Ostpreußisches
Grenadier-Regiment "König Friedrich II." Nr. 4 in Allenstein ernannt. 1894/95
wurde er durch Sekondeleutnant Pieper abgelöst. Dafür wurde er jetzt als
Nachfolger seines Regimentskameraden, Premierleutnant Kirchner, als Adjutant zum
Bezirkskommando vom Landwehrbezirk Bartenstein kommandiert. Sein Nachfolger als
Bataillonsadjutant wurde Sekondeleutnant Rudolph. Etatmäßig gehörte er weiter
zur 9. Kompanie seines Regiments. Noch im Jahr 1896 wurde er durch
Sekondeleutnant Arlart abgelöst und dafür als Kompanieoffizier zum
Infanterie-Regiment Nr. 137 nach Hagenau versetzt. Anfänglich gehörte er dort
zur 2. Kompanie des Regiments. Er heiratete am 4. Januar 1897 die fast
viereinhalb Jahre jüngere Martha Margarethe
Elise Sperl, Tochter des Mühlenbesitzers Wilhelm Sperl, in Allenstein. Seine
älteste Tochter war die am 18. Dezember 1897 in Hagenau geborene Marie-Anna
Elise von Selle. Am 24. Mai 1898 (Q4q) wurde er zum Premierleutnant befördert.
Durch die Umbenennung seines Dienstgrades wurde er am 1. Januar 1899 zum
Oberleutnant ernannt. Danach gehörte er als Kompanieoffizier zur 7. Kompanie
seines neuen Regiments ebenfalls in Hagenau. Im Herbst 1900 wurde er in gleicher
Funktion in die 6. Kompanie des Regiments am gleichen Standort versetzt. Am 18.
August 1901 wurde er mit Wirkung vom 1. Oktober 1901 vom inzwischen zum 2.
Unter-Elsässisches Infanterie-Regiment Nr. 137 umbenannten Regiment als
Kompanieoffizier der 4. Kompanie zur Unteroffizierschule nach Marienwerder
kommandiert. Seine zweitälteste Tochter war die am 28. März 1902 in Marinewerder
geborene Frida Karla Margarete von Selle. Im Jahr 1903 wurde er auch genau in
dieser Funktion dorthin versetzt, behielt dabei auch die Uniform vom 2.
Unter-Elsässisches Infanterie-Regiment Nr. 137. Die dritte Tochter war die am 4.
Februar 1904 in Marienwerder geborene Margarete Erna Klara von Selle. 1904/05
wurde er zum Ostpreußisches Füsilier-Regiment "Graf Roon" Nr. 33 nach Gumbinnen
versetzt. Dort wurde er anfangs als Kompanieführer in der 2. Kompanie
eingesetzt. Am 15. September 1905 (Z2z) wurde er zum überzähligen Hauptmann
befördert. Als solcher wurde er für mehrere Jahre zum Chef der 2. Kompanie in
Gumbinnen ernannt. Die vierte und jüngste Tochter war die am 23. Juli 1908 in
Gumbinnen geborene Erna Felicitas Gertrud von Selle. Am 27. Jauar 1911 wurde er
als Nachfolger von Hauptmann Kiesel zum Chef der 1. Kompanie vom Ostpreußisches
Füsilier-Regiment "Graf Roon" Nr. 33 in Gumbinnen ernannt. Seine Nachfolge als
Chef der 2. Kompanie trat Hauptmann Freiherr von Reißwitz und Kadersin an.
1911/12 übernahm er dann die neue MG-Kompanie seines Regiments, ebenfalls in
Gumbinnen. Die 1. Kompanie übernahm Hauptmann Eigenbrodt als sein Nachfolger.
Auch kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges war er noch Chef der MG-Kompanie. Der
Bruder Wilhelm von Selle ist am 12. Dezember 1914 in den Kämpfen bei
Marczinawolla als Major und Kommandeur des II. Bataillons vom Ostpreußisches
Füsilier-Regiment "Graf Roon" Nr. 33 im Alter von 44 Jahren gefallen. Seine
private Anschrift war damals in Gumbinnen.
Ein weiterer älterer Bruder war der am 17. November 1874 in Tomken geborene
Theodor von Selle.
Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur
MSG 109/10853
Rang- und Quartierlisten der
königlich Preußischen Armee für 1886, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1886
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee für 1887, Ernst
Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1887
Rang- und Quartierlisten der
königlich Preußischen Armee für 1888, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1888
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee für 1889, Ernst
Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1889
Rang- und Quartierlisten der
königlich Preußischen Armee für 1890, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1890
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee für 1891, Ernst
Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1891
Rang- und Quartierlisten der
königlich Preußischen Armee für 1892, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1892
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee für 1893, Ernst
Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1893
Rang- und Quartierlisten der
königlich Preußischen Armee für 1894, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1894
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII.
(königlich Württembergischen) Armeekorps 1895, Ernst Siegfried Mittler und Sohn,
Berlin 1895
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des
XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1896, Ernst Siegfried Mittler und
Sohn, Berlin 1896
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee
und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1897, Ernst Siegfried
Mittler und Sohn, Berlin 1897
Rang- und Quartierlisten der königlich
Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1898,
Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1898
Rang- und Quartierlisten der
königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen)
Armeekorps 1899, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1899
Rang- und
Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1900, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1900
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1901, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1901
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1902, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1902
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1903, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1903
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1904, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1904
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1905, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1905
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1906, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1906
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1907, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1907
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1908, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1908
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1909, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1909
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1910, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1910
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1911, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1911
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1912
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1913
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich
Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin
1914
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII.
(königlich Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII.
(bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin,
Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin,
Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin,
Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin,
Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin,
Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin,
Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin,
Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin,
Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin,
Mittler und Sohn 1931
Militär-Wochenblatt