Theißen, Edgar

 

* 14. Februar 1890, Aachen

† 20. Juni 1968, Mönchengladbach

 

Der Kaufmannssohn Edgar Theißen trat nach seinem Abitur am 20. Februar 1908 als Fahnenjunker in die Kaiserliche Armee ein. Er kam dabei zum 4. Lothringische Feldartillerie-Regiment Nr. 70 in Metz. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 19. August 1909 zum Leutnant befördert. Das Rangdienstalter wurde dabei auf den 17. August 1907 festgelegt. Nach Dienst in verschiedenen Batterien seines Regiments übernahm Theißen am 1. April 1912 die Aufgaben als Adjutant der II. Abteilung in Mörchingen. Am 1. Oktober 1912 folgte die Versetzung zur 7. Batterie des Lehr-Regiments an der Feldartillerie-Schießschule in Jüterbog. Hier wurde er am 1. April 1914 Adjutant der 11. Abteilung. Als Adjutant der II. Abteilung des neu aufgestellten 5. Garde-Feldartillerie-Regiments im Rahmen der 2. Armee im Westen zog er ins Feld. An Kaisers Geburtstag, 27. Januar 1915, avancierte er zum Oberleutnant. Nach Dienst als Adjutant des Artilleriekommandeurs der 3. Garde-Infanterie-Division und als Chef der 9. Batterie des 5. Garde-Feldartillerie-Regiments wurde er Direktionsadjutant der Artillerie-Prüfungs-Kommission, bei der er mit Patent vom 25. November 1915 zum Hauptmann befördert wurde. Ab dem 14. Februar 1917 versah er seinen Dienst im Stab des Kogenluft, General der Kavallerie Ernst von Hoeppner, danach bei der 207. Infanterie-Division und beim XI. Armeekorps. Er wurde im 1. Weltkrieg auch mehrmals verwundet. Neben beiden Eisernen Kreuzen wurden ihm im Ersten Weltkrieg noch einige andere Orden verliehen. Am 5. Januar 1919 folgte nach dem Ende des Krieges die Versetzung zum Lehr-Regiment an der Feldartillerie-Schießschule in Jüterbog, wo er am 24. April 1919 Adjutant der Schule wurde. Ab 29. Mai 1919 war er Hilfsoffizier beim Verbindungsoffizier der Obersten Heeres-Leitung beim XX. Armeekorps. Er wurde dann auch in das Reichsheer übernommen. Beim Übergangsheer im Frühjahr 1920 gehörte er dann als Hilfsoffizier zum Wehrkreiskommando I. Dadurch kam er dann bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr als Generalstabsoffizier zum Stab der 1. Division der Reichswehr in Königsberg. Dort heiratete er am 31. März 1921 Christel, geb. Passarge, die ihm auf tragische Art und Weise Ende des Zweiten Weltkrieges genommen wurde. Am 1. Februar 1922 wurde sein Rangdienstalter als Hauptmann auf den 25. November 1916 geändert. Am 1. Oktober 1924 wurde er dann in den Stab vom 1. (Preuß.) Artillerie-Regiment in Königsberg versetzt. Am 1. April 1925 wurde er dann zum Chef der 5. Batterie vom 1. (Preuß.) Artillerie-Regiment in Königsberg ernannt. Zum 1. Februar 1928 wurde er zum Major befördert. Als solcher wurde er noch im gleichen Monat in das Reichswehrministerium nach Berlin versetzt. Dort wurde er jetzt die nächsten 4 Jahre in der Wehrmachts-Abteilung, deren Leiter zunächst Oberst von Schleicher war, eingesetzt. Im Februar 1932 wurde er dann in die III. Abteilung vom 1. (Preuß.) Artillerie-Regiment in Allenstein versetzt. Dort befand er sich in der Einarbeitung zum Abteilungskommandeur. Am 1. April 1932 wurde er unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberstleutnant zum Kommandeur der III. Abteilung vom 2. (Preuß.) Artillerie-Regiment in Itzehoe ernannt. Theißen übernahm dann am 1. Oktober 1933 die Heeresfürsorgestelle Dortmund, wo er am 1. Juni 1934 zum Oberst befördert wurde. Seine Versetzung nach Berlin als Höherer Artillerieoffizier beim Kommando der Panzertruppen trat am 15. Oktober 1935 in Kraft. Es folgte am 1. Mai 1936 seine Ernennung zum Inspekteur der Nebeltruppen und Gasabwehr (In 9) im Oberkommando des Heeres. Mit dem Rangdienstalter vom 1. Oktober 1937 wurde er als solcher zum Generalmajor befördert. Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg im Sommer 1939 wurde Theißen am 26. August 1939 zum Kommandeur der neu aufgestellten 262. Infanterie-Division ernannt. Mit dieser bezog er dann Stellungen an der Westfront. Als Divisionskommandeur wurde er am 1. Oktober 1939 zum Generalleutnant befördert. Seine Division führte er dann erstmals im Westfeldzug ins Gefecht. Im September 1939 verlegte er mit seiner Division nach Polen. Zum Sommerbeginn 1941 führte er seine Division dann beim Angriff aus Südrussland. Bereits jetzt trug er beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen. Seine 262. Infanterie-Division wurde anfangs im Rahmen der 17. Armee im Osten eingesetzt. Die Schlachten bei Shitomir, Kiew, Brjansk, Jelez und Orel machte er die ersten Monate mit. Am 11. Januar 1942 wurde ihm das Deutsches Kreuz in Gold verliehen. Im Juni 1942 wurde er für einen Urlaub durch Oberst Albert Praun vertreten wurde. Mitte Juli 1942 wurde er dann mit der stellvertretenden Führung vom XXXV. Armeekorps beauftragt. Erneut wurde er dabei bis zum 13. August 1942 durch Generalmajor Albert Praun vertreten. Am 15. September 1942 gab er sein Kommando über die 262. Infanterie-Division endgültig ab. Dafür übernahm er dann am gleichen 15. September 1942 die Führung über das neue LXI. Reserve-Armeekorps, welches dem Wehrmachtbefehlshaber Ostland in Wilna unterstand. Mit dem Rangdienstalter vom 1.  Oktober 1942 wurde er zum General der Artillerie befördert. Als solcher wurde er jetzt zum Kommandierenden General vom LXI. Reservekorps ernannt. Mit der Auflösung seines Generalkommandos erfolgte am 21. Februar 1944 seine Versetzung in die Führerreserve. Dann wurde er am 4. April 1944 Leiter des Sonderstabs (Auffrischungsstab) z.b.V. beim OB West ernannt. Ab dem 14. August 1944 wurde er dann als Leiter des Sonderstabs z.b.V. der Heeresgruppe G bezeichnet. Am 26. August 1944 wurde er erneut in die Führerreserve versetzt. Am 31. Dezember 1944 wurde er aus dem aktiven Dienst der Wehrmacht verabschiedet.

Er nahm seinen Wohnsitz in Ballenstädt im Harz und geriet am 23. April 1945 in amerikanische Gefangenschaft. In der Nacht vom 1. zum 2. Mai 1945 wurden Frau Theißen und der jüngere, 15 Jahre alte, Sohn von einem russischen Arbeiter erschossen. Der älteste Sohn war 1944 als Leutnant zur See und U-Boot-Offizier gefallen. Diese traurige Nachricht konnte ihm erst Monate später Generaloberst Karl-Adolf Hollidt während der Kriegsgefangenschaft als Lagerältester mitteilen. Daraufhin fasste General Theißen den Entschluss, Theologie zu studieren. Zusammen mit dem General der Artillerie Dr. von Rabenau ist Edgar Theißen einer der wenigen deutschen Generale, die nach ihrer militärischen Dienstzeit Theologie studiert haben. Vom einfachen Priester stieg er zum Monsignore in der katholischen Kirche auf. Aus dem Priesterseminar schrieb Theißen am 25. April 1951 an Generaloberst a.D. Hollidt. Nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft im Jahre 1947 begann er mit dem Studium der Theologie. In der Diözese Aachen studierte er als Gaststudent an der Johannes Duns Scotus Akademie der Kölnischen Franziskaner-Ordensprovinz in Mönchengladbach. Seit dem 13. März 1951 verbrachte er für die letzten beiden Jahre des Studiums in Aachen. Der Bischof erlaubte ihm, ein Jahr früher als vorgesehen zum Priester geweiht zu werden. Die Weihe fand im Aachener Dom am 8. März 1952 statt. Anschließend wurde Theißen am 16. März 1952 in Mönchengladbach als Anstaltspfarrer im Krankenhaus" Maria - Hilf" tätig. Nach der Weihe schrieb ihm Generaloberst Hollidt am 11. März 1952: "Sie haben nun in diesen Tagen die priesterliche Weihe empfangen und haben damit Ihr Leben auf eine neue Grundlage gestellt. Es war ein guter Entschluss, den Sie gefasst haben, nachdem der Krieg Ihnen die Familie und auch den Beruf genommen hatte, und ich freue mich für Sie, dass Sie Ihr Leben dem Dienst Gottes und der Kirche geweiht haben und hierzu keine Mühe und keine Arbeit gescheut haben". Die Verdienste Theißens erkannte Papst Pius XII. 1958 durch seine Ernennung zum Monsignore (Päpstlicher Ehrenkämmerer) an. Sein Amt als Pfarrer legte Monsignore Theißen 1964 aus Altersgründen nieder. Monsignore Edgar Theißen starb in Mönchengladbach am 20. Juni 1968. Die feierlichen Exequien fanden am 25. Juni 1968 statt. Danach wurde er auf dem städtischen Friedhof in Mönchengladbach beerdigt.

 

Quelle:

LdW

Das Deutsche Soldatenjahrbuch 1990, Dermot Bradly

  • Verf. A.M. (GORCH FOCK) 11.12.2008