von Westrem zum Gutacker, Reinhard Emil Julius Heinrich Richard

 

* 29. April 1879, Breitscheid Haus Hülgrath, Landkreis Düsseldorf / Rheinland

† 17. August 1956, Wiesbaden

 

 

Reinhard von Westrem zum Gutacker war der Sohn des Hauptmann a.D. Ulrich Reinhard von Westrem zum Gutacker und dessen Ehefrau Emilie, geborene Wolters. Er trat am 8. Dezember 1895 als Fahnenjunker in das Königlich Preußische Heer ein. Er kam dabei zum Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3. Am 10. Mai 1896 wechselte er zur Kavllerie und wurde zum 2. Rheinisches Husaren-Regiment Nr. 9 versetzt. Am 17. Dezember 1896 wurde er im  zum Portepeefähnrich befördert. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 20. Juli 1897 im 2. Rheinisches Husaren-Regiment Nr. 9 zum Sekondeleutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den gleichen Tag datiert. Als solcher wurde er dann als Eskadronoffizier in der 3. Eskadron vom 2. Rheinisches Husaren-Regiment Nr. 9 in Straßburg im Elsass eingesetzt. Durch die Umbenennung seines Dienstgrades wurde er dann am 1. Januar 1899 zum Leutnant ernannt. Im Frühjahr 1899 gehörte er als Eskadronoffzier zur 1. Eskadron seines Regiments am gleichen Standort. Kurz darauf wurde er in gleicher Funktion zum Thüringisches Husaren-Regiment Nr. 12 versetzt. Anfänglich wurde er in der 4. Eskadron in Merseburg verwendet. Im Frühjahr 1901 war er Eskadronoffizier in der 2. Eskadron seines neuen Regiments in Torgau. 1902 wurde er zur Dienstleistung beim Luftschiffer-Bataillon kommandiert. Nach seiner Rückkehr gehörte er als Eskadronoffizier zur 3. Eskadron seines Regiments in Torgau. Am 1. Oktober 1903 wurde er als Nachfolger von Oberleutnant von Hanstein zum Adjutant vom Thüringisches Husaren-Regiment Nr. 12 in Torgau ernannt. Am 7. Oktober 1903 heiratete er die sechseinhalb Jahre jüngere Margarethe Charlotte Catherina Hasse, Tochter des Fabrikbesitzers Maximilian Ernst August Hasse, in Charlottenburg. Vom 26. September 1906 bis zum 30. Oktober 1906 wurde er als Kursteilnehmer zum Lehrkurs für Oberleutnants und Leutnant der Kavallerie zur Infanterie-Schießschule nach Döberitz kommandiert. Als Regimentsadjutant wurde er 1907/08 durch Leutnant von Werneburg abgelöst. Er wurde danach wieder als Eskadronoffizier bei der 3. Eskadron seines Regiments in Torgau eingesetzt. Am 18. Juni 1908 wurde er zum Oberleutnant befördert. Zum 1. Oktober 1908 wurde er für etwa zwei Jahre zum Militär-Reitinstitut nach Hannover kommandiert. Nach seiner Rückkehr gehörte er im Frühjahr 1911 wieder als Eskadronoffizier zur 3. Eskadron seines Regiments. Am 3. Februar 1912 starb sein Vater in Darmstadt. Am 22. Aprl 1912 wurde er als Nachfolger von Rittmeister von Hanstein als Adjutant zur 8. Kavallerie-Brigade nach Halle an der Saale versetzt. Er behielt weiterhin die Uniform vom Thüringisches Husaren-Regiment Nr. 12. Am 20. Juli 1912 wurde er selbst zum Rittmeister befördert. Auch kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges im Sommer 1914 wurde er noch immer als Adjutant der 8. Kavallerie-Brigade in Halle an der Saale eingesetzt. Auch bei Beginn des Krieges blieb er zumindest bis Ende 1914 weiter in dieser Funktion eingesetzt. Privat wohnte er damals in der 3. Etage der Reilstraße 129 in Halle und hatte dort die Telefonnummer 4845. Am 1. September 1914 wurde er zum Ehrenritter des Johanniter-Ordens ernannt. Am 1. September 1915 wurde er als Adjutant zum Höheren Kavallerie-Kommando 5 versetzt. Danach diente er im bis zum 1. Juli 1916 beim Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 28. Seine Ehe wurde durch ein am 19. Dezember 1915 rechtsgültig gewordenes des Königlichen Landgerichts Halle an der Saale geschieden. Nach dem 1. Juli 1916 kam er zum Generalkommando z.b.V. 52. Vom 1. September 1916 bis zum 1. Juli 1917 wurde er als Adjutant beim Militärgouverneur Rumänien eingesetzt. Am 1. Juli 1917 wurde er als Adjutant zum Generalkommando I. Reservekorps versetzt. Am 15. Juli 1918 wurde er dort zum Major befördert. Zum Ende des Krieges war er Adjutant vom Generalkommando I. Reservekorps. Angeblich war er zwischen dem 1. August 1918 und dem 1. Oktober 1918 auch Kommandeur vom Schleswig-Holsteinisches Husaren-Regiment "Joseph von Österreich, König von Ungarn" Nr. 16 und danach noch Bataillonskommandeur im Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 71. Im Ersten Weltkrieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen noch sehr viele andere Orden verliehen. Nach dem Krieg wurde er als Bataillonskommandeur beim Freikorps Görlitz eingesetzt. Am 18. März 1919 heiratete er die etwas mehr als zehn Jahre jüngere Anne-Marie Fleischauer, Tochter des Rechtsanwaltes und Notar Justizrat Dr. jur. Max René Gustav Fleischauer, in Görlitz. Dadurch wurde er über die Schwestern seiner Ehefrau auch mit dem späteren Generalleutnant Wilhelm Faupel und dem Oberstleutnant Ernst Gottfried Walther Mende verschwägert. Im Jahr 1919 wurde er als Major in das vorläufige Reichsheer übernommen. Am 1. Oktober 1919 wurde er zum Adjutant beim Stab der 1. Kavallerie-Division in Frankfurt an der Oder ernannt. Auch bei der Bildung vom 200.000 Mann-Übergangsheer der Reichswehr Mitte Mai 1920 wurde er als Adjutant im Stab der 1. Kavallerie-Division in Frankfurt an der Oder eingesetzt. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er weiter bei dem Stab als Adjutant verwendet. Bis Juni 1922 wurde er weiter als Adjutant der 1. Kavallerie-Division eingesetzt. Danach wurde er einige Zeit beim Regimentsstab vom 1. (Preuß.) Reiter-Regiment in Tilsit verwendet. Dort erhielt er seine Einweisung als Regimentskommandeur. Dabei wurde er 1924/25 zum Oberstleutnant befördert. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. März 1923 festgelegt. Als solcher wurde er dann am 1. Februar 1925 als Nachfolger von Oberst Hans von Viereck zum Kommandeur vom 4. (Preuß) Reiter-Regiment in Potsdam ernannt. Diese Funktion übte er dann die nächsten Jahre aus. Dabei wurde er am 1. Februar 1928 zum Oberst befördert. Ende 1928 gab er sein Kommando über das Regiment in Potsdam an Oberstleutnant Günther von Pogrell ab. Am 1. Januar 1929 wurde er dann als Nachfolger von Oberst Georg Zimmermann zum Kommandant vom Truppenübungsplatz Altengrabow ernannt. Am 30. September 1930 gab er sein Kommando an Oberst Wilhelm Drogand ab. Er wurde dann diesem Tag auch aus dem aktiven Dienst der Reichswehr verabschiedet. Dabei wurden ihm die Charakter als Generalmajor verliehen.

Am 1. Oktober 1931 wurde er Mitglied in der NSDAP. Nach seinem Ausscheiden engagierte er sich direkt in der SA, wo er als SA-Staffelführer verwendet wurde. Spätestens ab 1932 wohnte er privat in der Nassauer Straße 4 in Wiesbaden-Biebrich. Am 13. Februar 1933 wurde er vom kommissarischen preußischen Innenminister Hermann Göring als Nachfolger von Ludwig Steinberg zum Polizeipräsident von Frankfurt am Main ernannt. Am 21. März 1933 hält er auf einer Kundgebung vor dem Schauspielhaus eine judenfeindliche Brandrede. Am 24. März 1933 wird auf seine Anordnung zum ersten Mal im Frankfurter Schlachthof das Schächtverbot durchgesetzt. Die Schächtgeräte werden konfisziert. Rituell lebende Juden müssen danach geschächtetes Fleisch aus solchen Ländern beziehen, die noch kein Schächtverbot kennen. Nach einigen Differenzen musste er im September 1933 seinen Posten räumen und wurde in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Sein Nachfolger wurde SA-Gruppenführer Adolf Heinz Beckerle. Er verlor dabei am 23. September 1933 seine SA-Dienstgrade, wo er inzwischen SA-Standartenführer gewesen war. Am 26. Januar 1934 wurde er in den endgültigen Ruhestand versetzt. Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg trat er im Sommer 1939 wieder zur Verfügung des Heeres. Er wurde dann zuerst zum Kommandant im Raum Mainz ernannt. Vom 21. November 1939 bis zum 5. August 1940 wurde er als Kommandant eines Offiziersdurchgangslagers in Mainz verwendet. Am 6. August 1940 wurde er zum Kommandant vom Kriegsgefangenenlager für Offiziere XIII A (Oflag XIII A) in Nürnberg-Langwasser ernannt. Dieses teilte sich in die Unterlager A und B. Am 6. Oktober 1940 wurde er zum Kommandeur der Kriegsgefangenen XII nach Wiesbaden versetzt. Am 1. Dezember 1940 wurde er dann zum Kommandeur der Kriegsgefangenen XII in Wiesbaden ernannt. Als solcher wurde er zum 1. Dezember 1940 zum Generalmajor z.V. befördert. Er wohnte damals privat noch immer in der Nassauer Straße 4 in Wiesbaden-Biebrich und hatte dort die Telefonnummer 60524. Im August 1941 erreichten die ersten sowjetischen Gefangenen seine Kriegsgefangenenlager. Erschreckt über den Zustand der Gefangenen wandte er sich mit Nachdruck an das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) und bat um die Erhöhung der Verpflegungssätze. Als Antwort erhielt er laut eigener Aussage: "Gebt ihnen als Zukost Rübenblätter, Zuckerrübenblätter die sind sehr nahrhaft." Die Sterblichkeit in seinem Bereich lag im Winter 1941/42 bei 15 bis 20%. Zum 1. April 1942 wurde er zum Generalleutnant z.V. befördert. Am 28. Februar 1943 gab er sein Kommando als Kommandeur der Kriegsgefangenen XII ab. Seine Mobilmachungsverwendung wurde gleichzeitig aufgehoben. Spätestens ab 1947 wohnte er im Erdgeschoss in der Gottfried-Kinkel-Straße 2 in Wiesbaden-Biebrich. Im November 1947 wurde er mehrere Tage in Nürnberg vernommen. Er starb am 17. August 1956 um 13:30 Uhr in seiner Wohnung in der Gottfried-Kinkel-Straße 2 in Wiesbaden-Biebrich. Als Todesursache wurden Herzschwäche, Cerebralsklerose und Cirrhose cardique angegeben. Sein Sohn war der 1928 geborene Raban Reinhard Friedrich von Westrem zum Gutacker. Seine Frau starb am 28. November 1969 ebenfalls in Wiesbaden.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10853
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1897, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1897
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1898, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1898
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1899, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1899
Rang- und Quartierlisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1900, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1900
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1901, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1901
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1902, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1902
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1903, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1903
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1904, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1904
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1905, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1905
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1906, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1906
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1907, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1907
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1908, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1908
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1909, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1909
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1910, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1910
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1911, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1911
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1912
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1913
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1914
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
https://www.ifz-muenchen.de/archiv/zs/zs-1644.pdf