Keitel, Wilhelm Bodewin Johann Gustav
* 22. September 1882, Helmscherode, Kreis Gandersheim † 16. Oktober 1946, Nürnberg (hingerichtet)
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Wilhelm Keitel war der älteste Sohn vom Gutsbesitzer Karl Wilhelm August Louis Keitel und seiner Frau Apollonia, geborene Vissering. Seine Mutter starb bereits am 3. Februar 1889 in Helmscherode. Der Vater heiratete am 6. Mai 1900 die neunzehn Jahre jüngere Anna Grégoire, Tochter von Hubert Grégoire, die seine Stiefmutter wurde. Er selbst trat am 7. März 1901 nach seinem Abitur am Königlichen Gymnasiium Göttingen als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zum Niedersächsisches Feldartillerie-Regiment Nr. 46. Von der Ober-Militär-Examinations-Kommission erhielt er am 11. September 1901 sein Zeugnis der Reife zum Fähnrich. Bei seinem Regiment wurde er am 14. November 1901 zum Fähnrich befördert. Die Prüfungen auf er Kriegsschule begannen am 25. Juni 1902. Sein Zeugnis der Reife zum Offizier erhielt er von der Ober-Militär-Examinations-Kommission am 29. Juli 1902. Nach dem Besuch der Kriegsschule Anklam wurde er am 18. August 1902 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 19. August 1901 (W3w) datiert. Als solcher wurde er dann als Batterieoffizier im Niedersächsisches Feldartillerie-Regiment Nr. 46 eingesetzt. Am 25. Juni 1907 zog er sich im Dienst einen Beckenbruch zu, als er ein Hindernis überspringen wollte. Ab Mitte November 1907 tat er wieder vollen Dienst. Am 18. April 1909 hat er die über fünf Jahre jüngere Anna Wilhelmine Auguste Luise Fontaine, Tochter vom Rittergutsbesitzer Armand Fontaine, in Hannover geheiratet. Am 18. August 1910 wurde er zum Oberleutnant befördert. Als solcher wurde er als Regimentsadjutant eingesetzt. Seine Tochter Apollonia Anna Margarete 'Nona' Keitel wurde am 20. Januar 1911 geboren. Seine Tochter Erika Anna Luise Franziska Keitel wurde am 17. Oktober 1912 in Wolfenbüttel geboren. Sein Sohn Karl-Heinrich 'Karl-Heinz' Armand Werner Gustav Keitel wurde am 2. Januar 1914 geboren. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges zog er mit seinem Niedersächsisches Feldartillerie-Regiment Nr. 46 an die Front. Dort wurde er bereits am 14. September 1914 an der Westfront bei den Kämpfen an der Aisne verwundet. Bei Les Conelles - Ferme wurde er durch Artilleriegeschoß am rechten Unterarm getroffen. Am 15. September 1914 wurde er im Feldlazarett Reine behandelt und vom 18. September 1914 bis zum 7. Oktober 1914 im Städtischen Krankenhaus in Wolfenbüttel weiter versorgt. Während seiner Genesung wurde er am 8. Oktober 1914 (B12b) zum Hauptmann befördert. Noch im Herbst 1914 kehrte er am 10. Oktober 1914 als Adjutant wieder zu seinem Regiment zurück. Er wurde am 11. November 1914 zum Batterieführer der 4. (F) Batterie in seinem Regiment ernannt. Am 9. März 1915 wechselte er dann in den Generalstab. Sein Sohn Ernst-Wilhelm Bodewin Theodor Keitel wurde am 3. April 1915 in Wolfenbüttel geboren. Die Familie wohnte damals privat im Neuerweg 2 in Wolfenbüttel. Am 18. Juli 1915 wurde er beim X. Reservekorps der 11. Armee offiziell in den Generalstab versetzt. 1916 wurde er als Nachfolger von Major von Blomberg zum 1. Generalstabsoffizier (Ia) der 19. Reserve-Division ernannt. Ab dem 26. Dezember 1917 wurde er dann als Nachfolger von Major Franck-Lindheim als Ia des Marinekorps in Flandern eingesetzt. Im Ersten Weltkrieg wurde er nicht nur verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeichens in Schwarz am 24. Mai 1918 widerspiegelte. Im Krieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen auch das Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern (15. Mai 1917), dem Hamburger Hanseatenkreuz (6. Januar 1917) noch viele andere Auszeichnungen verliehen. Sein Sohn Hans-Georg Hermann Wilhelm Felix Keitel wurde am 11. Juni 1919 in Wolfenbüttel geboren. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde er am 20. Januar 1919 zu den Offizieren von der Armee versetzt. Gleichzeitig wurde er dem Generalkommando II. Armeekorps z.b.V. zugeteilt. Im Frühjahr 1919 wurde er dadurch beim Wehrkreiskommando II in Stettin eingesetzt. Am 11. Mai 1919 wurde er für die Stellung des 2. Generalstabsoffiziers (Ib) der Reichswehr-Brigade 10 vorgesehen. Bald darauf wurde er als Hauptmann mit seinem alten Rangdienstalter in das vorläufige Reichsheer übernommen. Dabei wurde er ab dem 1. Juni 1919 im Generalstab der Reichswehr-Brigade 10 in Hannover eingesetzt. Als sein Nachfolger in Stettin wurde am 15. Mai 1919 der Hauptmann Erich Clössner namhaft gemacht. Am 27. Juni 1919 wurde er in den Stab vom Infanterieführer der Reichswehr-Brigade 10 versetzt. Als sein Nachfolger wurde Hauptmann von Zimmermann zum Generalstab der Reichswehr-Brigade 10 versetzt. Im Herbst 1919 wurde er dann als Taktiklehrer an die Kavallerie-Schule Hannover versetzt. Eigentlich sollte er laut Entscheidung des Allgemeinen Truppenamts vom Reichswehrministerium (RWM) vom 27. Dezember 1919 zum Generalstab vom Wehrkreiskommando VI versetzt werden. Diese Entscheidung wurde am 31. Januar 1920 auf eine Generalstabsstelle an der Kavallerieschule in Hannover abgeändert. Anstatt seiner sollte jetzt Hauptmann König zum Generalstab der 6. Division der Reichswehr übernommen werden, der noch im Grenzschutz beim Wehrkreiskommando II im Einsatz war, aber am 7. Februar 1920 dann für eine Stelle im Stab vom Artillerieführer VI vorgesehen. Auch bei der Bildung des 200.000 Mann-Übergangsheeres der Reichswehr Mitte Mai 1920 wurde er weiter bei der Kavallerie-Schule Hannover eingesetzt. Privat wohnte er damals in der Hildesheimer Chaussee 122 in Hannover. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er 1920/21 weiter bei der Kavallerieschule in Hannover verwendet. Im Herbst 1922 wurde er dann zum Chef der 7. Batterie des 6. (Preuß.) Artillerie-Regiment ernannt. Als solcher wurde er am 1. April 1923 zum Major befördert. Am 1. Februar 1925 wurde er dann in das Reichswehrministerium (RWM) nach Berlin versetzt. Dort wurde er in der Heeresorganisations-Abteilung (T 2) eingesetzt. 1927 war er dann direkt im Truppenamt (TA) tätig. Am 1. November 1927 wurde er zum Kommandeur der II. Abteilung vom 6. (Preuß.) Artillerie-Regiment ernannt. Als solcher wurde er am 1. Februar 1929 zum Oberstleutnant befördert. Am 1. Oktober 1929 wurde er wieder in das RWM versetzt. Dort leitete er die Heeresorganisations-Abteilung (T 2) im Truppenamt (TA). Er wohnte jetzt in Alt-Moabit 117/118 in Berlin NW40 und hatte dort die Telefonnummer C6 Moabit 8687. Am 1. Oktober 1931 wurde er dort zum Oberst befördert. Seine Telefonnummer änderte sich jetzt zur C5 Hansa 7687. Am 1. Oktober 1933 wurde er als Nachfolger von Generalmajor Maximilian Reichsfreiherr von und zu Weichs zum Infanterieführer III ernannt, wodurch er auch stellvertretender Kommandeur der 3. Division der Reichswehr wurde. Als solcher wurde er am 1. April 1934 zum Generalmajor befördert. Am 1. Oktober 1934 wurde er beim Ausbau der Reichswehr zum Infanterieführer VI und damit gleichzeitig Kommandant von Bremen ernannt. Damit bildete er die Grundlagen für den Aufbau der späteren 22. Infanterie-Division. Am 1. Oktober 1935 wurde er dann zum Chef des Wehrmachtsamtes im Reichskriegsministerium ernannt. Am 1. Januar 1936 erfolgte die Beförderung zum Generalleutnant. Bereits am 1. August 1937 wurde er zum General der Artillerie befördert. Nach dem Sturz von Generalfeldmarschall Werner von Blomberg, mit dem er eng befreundet gewesen war, wurde Keitel bei der Auflösung des Reichskriegsministerium am 4. Februar 1938 zum Chef des Oberkommandos der Wehrmacht ernannt. Sein Sohn Karl-Heinrich Keitel heiratete als Leutnant vom Kavallerie-Regiment 3 am 22. Oktober 1938 die dreieinhalb Jahre jüngere Dorothea Erna Hannah Elisabeth von Blomberg, Tochter vom Generalfeldmarschall Werner von Blomberg, in Berlin. Zum 1. November 1938 erfolgte seine Beförderung zum Generaloberst. Am 30. September 1939 wurde er mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Nach dem Fall Frankreichs wurde er am 19. Juli 1940 zum Generalfeldmarschall befördert. Am 25. September 1940 heiratete sein Sohn Ernst Keitel die fast fünf Jahre jüngere Frieda Lisette Hildner, Tochter von Johannes Hildner, in Reihen in Baden. Ursprünglich war Keitel gegen den Einmarsch in die Sowjetunion und reichte sogar seinen Rücktritt ein, blieb dann aber im Amt und bewunderte Hitlers Unabhängigkeit im Ostfeldzug. Als Hitlers nächststehender militärischer Berater war Keitel an allen wichtigen strategischen Entscheidungen beteiligt. Seine Unterwürfigkeit gegenüber Hitler und seine Unfähigkeit, Hitler gegenüber eine abweichende Meinung zu vertreten, brachte ihm im Offizierskorps den Namen "Lakaitel" ein. Keitel war nur Hitler unterstellt und machte sich durch seine absolute Willfähigkeit bei ihm außerordentlich beliebt. Doch gerade diese Dienstbeflissenheit hatte katastrophale Folgen, denn sie machte auch andere Generäle mundtot, die sonst manchen Befehl nicht fraglos hingenommen hätten. Seit Ausbruch des Krieges gab Keitel selbst unwidersprochen Führer-Befehle weiter, die Massenmord anordneten - angefangen mit der Ausrottung der polnischen Intelligenz, Aristokratie und Geistlichkeit. Keitel enthüllte den Truppenkommandeuren, dass sie entweder selbst die Hinrichtung sowjetischer Polit-Kommissare zu veranlassen oder gefangene Kommissare der Gestapo auszuliefern hätten. Sein jüngster Sohn Hans-Georg Keitel ist als Leutnant und Angehöriger der 2. Batterie vom Artillerie-Regiment 29 am 14. Juli 1941 zwischen Lenino und Kressnyj auf dem Wege zum Feldlazarett verstorben. Er hatte ein Infanteriegeschoß in den Rücken bekommen und wurde daraufhin 20 Kilometer südwestlich von Smolensk an der Straße Krassny Smolensk bei Welitschkowo beigesetzt. Am 16. Dezember 1941 verteidigte er die Maßnamen, die von den auf sowjetischem Gebiet operierenden Einsatzgruppen durchgeführt wurden. Zu den von Keitel weitergeleiteten Befehlen gehörte auch der sog. "Nacht- und Nebel-Erlass" vom 7. Dezember 1941, der es erlaubte, Personen, die die deutsche Sicherheit gefährdeten, kurzerhand aufzugreifen und spurlos verschwinden zu lassen. Dieser und andere Befehle führten dazu, dass Keitel nach Kriegsende vor das Nürnberger Kriegsverbrechertribunal gestellt wurde. 1942 erhielt er per Scheck eine Dotation über 250.000 Reichsmark, den er am 29. September 1942 einzahlte. Er wohnte damals in der Kielganstraße 6 in Berlin W62. Beim Attentat vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler war er in der Wolfsschanze anwesend. Seine Tochter Erika Keitel starb am 29. April 1943 im Alter von 30 Jahren an Tuberkolose. Sein Sohn Karl-Heinz Keitel war bei Kriegsende SS-Obersturmbannführer und Träger des Deutschen Kreuzes in Gold bei der SS-Kavallerie. Nachdem er am 9. Mai 1945 in Berlin die bedingungslose Kapitulation unterschrieben hatte. Er wurde am 1. Oktober 1946 in allen 4 angeklagten Punkten für schuldig befunden. Dabei war auch die Anklage Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Am 16. Oktober 1946 wurde er durch Erhängen hingerichtet. Seine Leiche wurde danach verbrannt. Die Überreste wurden von der amerikanischen Luftwaffe verstreut. Seine Witwe starb am 14. Oktober 1959.
Er hatte einen jüngeren Bruder und eine Stiefschwester:
Sein jüngerer Bruder
war
General der Infanterie Bodewin Keitel.
Seine jüngere Stiefschwester war die am 26. Juli 1902 in Helmscherode geborene
Annemarie Keitel. Diese heiratete am 5. September 1937 den Landwirt
Georg Paul Cornelius Dempewolf.
Ritterkreuz (30. September 1939)