Schniewindt, Rudolf
* 25. Dezember 1875, Gut Berentrop, Gemeinde Neuenrade /
Kreis Altena † 14. Juli 1954, Marburg |
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Rudolf Schniewindt war der Sohn des Kaufmanns und Fabrikanten Ludwig Leopold Albert Schniewindt und dessen zweiter Ehefrau Anna Dorothea, geborene Ballot. Er trat am 29. Oktober 1892 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Der Fabrikantensohn kam dabei zum 3. Magdeburgisches Infanterie-Regiment Nr. 66 in Magdeburg. Bei diesem wurde er am 18. Mai 1893 zum Portepeefähnrich befördert. Am 14. Mai 1894 (H2h) wurde er in diesem Regiment nach dem Besuch der Kriegsschule zum Sekondeleutnant befördert. Er wurde danach die ersten Jahre als Kompanieoffizier in der 8. Kompanie seines Regiments in Magdeburg verwendet. Im Herbst 1897 wurde er als Nachfolger von Premierleutnant von Pommer-Esche zum Adjutant des II. Bataillons vom 3. Magdeburgisches Infanterie-Regiment Nr. 66 in Magdeburg ernannt. Durch die Umbenennung seines Dienstgrades wurde er am 1. Januar 1899 zum Leutnant ernannt. Am 1. Oktober 1901 wurde er für seine Generalstabsausbildung zur Kriegsakademie kommandiert. Dabei wurde er am 11. September 1903 (Uu) auch zum Oberleutnant befördert. Im Herst 1903 kehrte er vorzeitig als Kompanieoffizier der 8. Kompanie wieder zum 3. Magdeburgisches Infanterie-Regiment Nr. 66 in Magdeburg zurück. Das letzte Jahr auf der Kriegsakademie absolvierte er ab dem 1. Oktober 1904. Dabei gehörten Karl von Stockhausen und Hans von Voß zu diesem Jahrgang. Für die Zeit vom Schluß der Übungsreise der Kriegsakademie bis zum 8. August 1905 wurde er zur II. Matrosenartillerieabteilung kommandiert. Daran anschließend wurde er vom 9. August 1905 bis zum Schluß der Herbstmanöver an Bord eines Schiffes der aktiven Schlachtflotte nach Anordnung des Chefs der Flotte kommandiert. Am 22. März 1906 wurde er ab dem 1. April 1906 auf ein Jahr zur Dienstleistung zum Großen Generalstab kommandiert. Am 22. März 1907 wurde das Kommando vom 1. April 1907 ab auf ein ferneres Jahr verlängert. Am 21. März 1908 wurde er unter Beförderung zum überzähligen Hauptmann als aggregiert zum Generalstab der Armee versetzt. Er wurde später zur Dienstleistung beim Generalstab vom Gouvernements von Metz kommandiert. Am 5. April 1909 wurde er dann als Nachfolger von Hauptmann Ludwig zum Generalstab vom Generalgouvernement Metz versetzt. 1911 wurde er dann als Kompaniechef zum 3. Unter-Elsässisches Infanterie-Regiment Nr. 138 versetzt. Er heiratete am 7. Mai 1912 die über elf Jahre jüngere Elfriede Sieger, Tochter vom damaligen Prüfer der Artillerie-Prüfungskommission, Generalmajor Ludwig Sieger, in Charlottenburg. Am 30. Januar 1913 wurde er dann zur Dienstleistung in das Preußische Kriegsministerium kommandiert. Am 1. Oktober 1913 wurde er dorthin auch versetzt. Auch kurz vor dem 1. Weltkrieg wurde er als Hauptmann noch im Preußischen Kriegsministerium eingesetzt. Bereits kurz nach Beginn vom Ersten Weltkrieg wurde er dort am 19. August 1914 zum Major befördert. Am 1. November 1914 wurde er zum großen Hauptquartier kommandiert. Am 1. März 1915 kehrte er wieder zum preußischen Kriegsministerium zurück. Am 4. August 1915 wurde er dann zum 1. Generalstabsoffizier (Ia) der 3. Reservedivision ernannt. Am 6. Dezember 1915 wechselte er als Ia in den Generalstab vom XVII. Armeekorps. Am 25. November 1916 wurde er dann in den Generalstab der 2. Armee versetzt. Am 6. Mai 1917 wurde er dann zum Chef des Generalstabes vom XVIII. Armeekorps ernannt. Am 22. Juni 1918 wurde er zum Chef des Generalstabes vom VII. Reserve-Korps ernannt. Als solchem wurde ihm am 4. August 1918 der Pour le mérite verliehen. Am 27. November 1918 kehrte er dann wieder zum preußischen Kriegsministerium zurück. Im 1. Weltkrieg wurden ihm außerdem noch des Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern, beide Eiserne Kreuze sowie viele weitere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Krieg wurde er als Major in das vorläufige Reichsheer übernommen. Dabei wurde er ab dem 1. Oktober 1919 als Abteilungsleiter im Reichswehrministerium (RWM) in Berlin eingesetzt. Am 1. Oktober 1920 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Auch bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres kam er weiter im RWM zum Einsatz. Am 1. Oktober 1921 wurde er dann zum Regimentsstab vom 12. Infanterie-Regiment nach Halberstadt versetzt. Dort wurde er 1922 zum Oberst befördert. Das Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. September 1921 festgelegt. Am 1. Februar 1923 wurde er dann als Nachfolger von Oberst Georg Siehr zum Kommandeur vom 12. Infanterie-Regiment in Halberstadt ernannt. Ende Januar 1926 gab er sein Kommando an Oberst Paul Oppermann ab. Er wurde jetzt erneut in das RWM nach Berlin versetzt. Dort wurde er dann am 1. Februar 1926 zum Inspekteur der Inspektion der Nachrichtentruppen (In 7) ernannt. Als solcher wurde er am 1. Juli 1926 zum Generalmajor befördert. Auch bei seiner Beförderung zum Generalleutnant am 1. März 1928 wurde er noch immer als Inspekteur der Nachrichtentruppe eingesetzt. Am 31. März 1929 gab er seinen Posten als Inspekteur der Inspektion der Nachrichtentruppen (In 7) an Oberstleutnant Franz von Roques ab. Am 1. April 1929 wurde er dafür als Nachfolger von Generalleutnant Otto Hasse zum Kommandeur der 3. Division der Reichswehr in Berlin ernannt. Am 24. Mai 1929 wurde er vom 1. Juli 1929 bis zum 6. Juli 1929 zur Teilnahme an der Luftschutzreise der 3. Division nach Bayern kommandiert. Sein Kommando als Divisionskommandeur gab er am 30. September 1929 bereits wieder ab, sein Nachfolger wurde Generalleutnant Joachim von Stülpnagel. Am 1. Oktober 1929 wurde er dann dafür als Nachfolger von Generalleutnant Joachim von Amsberg zum Kommandeur der 2. Division der Reichswehr in Stettin ernannt. Am 30. September 1931 wurde er aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Dabei wurden ihm die Charakter als General der Infanterie verliehen. Außerdem erhielt er die Erlaubnis die Uniform des 12. Infanterie-Regiment mit den Generalsabzeichen zu tragen.
Am 1. Juli 1938 trat er dann wieder zur Verfügung der Wehrmacht. Vom 25. September 1938 bis zum 24. Oktober 1938 wurde er zur Dienstleistung zum Generalkommando IX. Armeekorps nach Kassel kommandiert. Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg am 26. August 1939 zum Kommandierenden General des Stellvertretenden Generalkommando IX. Armeekorps in Kassel ernannt. Damit wurde er dann auch zum Befehlshaber vom Wehrkreis IX. Am 1. September 1940 wurde er zum General der Infanterie befördert. Am 1. Mai 1942 gab er sein Kommando ab und wurde in die Führerreserve OKH versetzt. Am 30. Juni 1942 wurde er endgültig aus der Wehrmacht verabschiedet. Am 12. Juni 1943 wurde ihm nachträglich das Deutsches Kreuz in Silber verliehen. Er verbrachte seinen Lebensabend in Marburg an der Lahn, wo er Anfang der 50iger Jahre im Rotenberg 25 wohnte. Er starb am 14. Juli 1954 um 15:30 Uhr in der Universitäts-Nervenklinik. Als Todesursache wurden 1. Kreislaufversagen, 2. Cerebralsklerose, 3. Hypertonie angegeben.
Er hatte mehrere Geschwister:
Sein Halbbruder Karl Schniewindt wurde
bereits 1860 geboren. Dessen Mutter Charlotte Johanna Juliana
Bertha, geborene Schroeder, genannt von Schirp,
starb bereits am 19. Juli 1861, wenige Tage nach dem 25. Geburtstag. Der
Stiefbruder Karl war als Gutsbesitzer und Fabrikant auch sein Trauzeuge bei der
Hochzeit. Er starb im Jahr 1940.
Sein Bruder Ernst Ludwig Schniewindt wurde
am 28. August 1866 geboren. Er starb bereits am 5. April 1867 im Alter von 7
Jahren und 7 Monaten.
Seine Schwester Emma Auguste Schniewindt wurde am 28.
August 1867 geboren. Diese starb am 18. Februar 1875 ebenfalls im Alter von 7
Jahren und 5 Monaten.
Sein Bruder Ludwig Theodor
Wilhelm Schniewindt wurde am 5. Dezember 1868 auf Gut Berentrop geboren.
Dieser schlug ebenfalls die Offizierslaufbahn ein. Er trat am 28. August 1888
als Dreijährig Freiwilliger in das 3. Magdeburgisches Infanterie-Regiment Nr. 66
ein. Bei diesem wurde er am 22. März 1889 zum Portepeefähnrich befördert. Nach
dem Besuch der Kriegsschule Kassel wurde er am 16. Januar 1890 zum
außeretatmäßigen Sekondeleutnant befördert. Danach wurde er anfangs als
Kompanieoffizier in der 4. Kompanie in Magdeburg eingesetzt. Im Herbst 1891
wurde er in gleicher Funktion in die 9. Kompanie seines Regiments am gleichen
Standort versetzt. Vom 1. Oktober 1893 bis zum 28. Februar 1894 wurde er zur
Militär-Turnanstalt kommandiert. Ab dem Herbst 1893 gehörte er als
Kompanieoffizier zur 2. Kompanie seines Regiments, ebenfalls in Magdeburg. Am 3.
November 1894 wurde er in das Infanterie-Regiment Nr. 98 nach Metz versetzt. Bei
diesem wurde er mehrere Jahre in der 9. Kompanie als Kompanieoffizier verwendet.
Dort wurde er am 27. Januar 1898 (Kk) zum Premierleutnant befördert. Durch die
Umbenennung seines Dienstgrades wurde er am 1. Januar 1899 zum Oberleutnant
ernannt. Ende 1899 wurde er als Kompanieoffizier in die 7. Kompanie seines
Regiments in Metz versetzt. Am 18. April 1901 wurde er in das Badische
Pionier-Bataillon Nr. 14 nach Kehl versetzt. Anfänglich wurde er als
Kompanieoffizier in der 2. Kompanie des Bataillons verwendet. Am 18. Oktober
1902 wurde er mit der Führung der 3. Kompanie des Bataillons beauftragt. Am 1.
April 1903 wurde er zum Hauptmann, vorläufig ohne Patent, und Kompaniechef
ernannt. Ihm unterstand als Nachfolger von Hauptmann Leinveber die 3. Kompanie
in Kehl. Am 1. Dezember 1904 wurde er in das 7. Westfälisches
Infanterie-Regiment "Vogel von Falckenstein" Nr. 56 nach Wesel versetzt. Am 7.
April 1905 ist er aus dem Heer ausgeschieden und mit dem 8. April 1905 in der
Schutztruppe für Kamerun angestellt wurden. Dort hat er am 18. Mai 1905 (O) sein
Patent als Hauptmann erhalten. Er heiratete am 21. Januar 1907 die fast fünf
Jahre jüngere Helena Maria Boden in Schönebeck bei Magdeburg. Am 30. April 1907
schied er aus der Schutztruppe für Kamerun wieder aus und wurde daraufhin am 1.
Mai 1907 beim 2. Posensches Infanterie-Regiment "von Courbière" Nr. 19 wieder
angestellt. Dort wurde er als Nachfolger von Hauptmann von Roques zum Chef der
4. Kompanie in Görlitz ernannt. Dieses Kommando behielt er für viele Jahre. Sein
privater Wohnsitz befand sich in der Jakob Böhmestraße 7 in Görlitz. Erst 1914
gab er seine Kompanie an Hauptmann Tscherny ab und wurde dafür am 22. April 1914
unter Beförderung zum Major zum Regimentsstab vom 2. Ober-Elsässisches
Infanterie-Regiment Nr. 171 nach Colmar im Elsaß versetzt. Zum Ende des Krieges
war er Kommandeur vom Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 39. Am 21. Mai 1918 wurde
ihm der Orden Pour le merité verliehen. Nach dem Krieg schied
er aus dem Heer aus. Bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten wohnte er
in der Karthäuserstraße 72 in Eisenach. Er starb als Oberstleutnant a.D. am 21.
Januar 1938.
Sein Bruder Friedrich Schniewindt wurde am 30. April 1874
geboren. Er starb am 31. Juli 1928 auf Gut Berentrop.