Lancelle, Otto Quirin
* 27. März 1885, Xanten, Kreis Wesel † 3. Juli 1941, Krāslava, Lettische SSR |
Otto Lancelle war der Sohn des Hauptmanns Emanuel Lancelle und dessen Frau Fanny. Nach seinem Abitur trat er am 1. April 1905 als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein. Sein Schulschiff was die SMS Stein. Am 11. Dezember 1905 trat er in die Preußische Armee über und wurde als Fahnenjunker in das Klevesche Feldartillerie-Regiment Nr. 43 naxch Wesel versetzt. Bei diesem wurde er am 18. April 1906 zum Fähnrich befördert. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 27. Januar 1907 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 19. Juli 1905 datiert. Als solcher gehörte er dann als Batterieoffizier zur 1. Batterie seines Regiments. Am 20. März 1912 wurde er in das Lehr-Regiment der Feldartillerie-Schießschule versetzt und dort am 8. Juli 1914 zum Oberleutnant befördert. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Otto Lancelle am 2. August 1914 als Zugführer zur 5. Batterie des 6. Garde-Feldartillerie-Regiments. Am 4. August 1914 hat er die mehr als sieben Jahre jüngere Elisabeth Hömberg-Board geheiratet. Mit dem 6. Garde-Feldartillerie-Regiment nahm er an der Eroberung von Namur teil. Anschließend verlegte das Regiment an die Ostfront, wo Lancelle im Oktober 1914 Führer der 2. Batterie seines Regiments wurde. Am 3. April 1915 wurde er zum Hauptmann befördert. Als solcher wurde er im Sommer 1915 zweimal leicht verwundet. Im Dezember 1915 wurde er zum Führer der I. Abteilung des 6. Garde-Feldartillerie-Regiments ernannt. 1916 kehrte er mit seinem Regiment an die Westfront zurück, wo er sich mehrfach auszeichnete. Vom 20. Dezember 1916 bis zum 30. Dezember 1916 führte er das I. Bataillon vom Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5. Er löste dabei Hauptmann Hans Stieler von Heydekampf ab und wurde am Ende selbst von Major von Klinckowstroem abgelöst. Vom 4. Januar 1917 bis zum 11. Januar 1917 wurde er als Führer des Füsilier-Bataillons vom Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 eingesetzt. Am 12. Januar 1917 löste ihn Hauptmann Hans Stieler von Heydekampf ab. Im Februar 1917 wurde er in den Baustab für die Siegfriedstellung versetzt und ab dem 1. September 1917 leitete er die Tankabwehrschule der 1. Armee. Bereits am 25. Juni 1917 wurde seine älteste Tochter Eva-Ursula (Ulla) Barbara Marlis Lancelle in Jüterbog geboren. Am 1. Juni 1918 kehrte er an die Front zurück und wurde Führer der II. Abteilung des 2. Garde-Feldartillerie-Regiments. Ab November 1918 führte er die III. Abteilung des 2. Garde-Feldartillerie-Regiments. Ihm wurden neben den beiden Klassen des Eisernen Kreuzes aus das Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern sowie am 9. Oktober 1918 der Orden Pour le Mérite verliehen. Nach dem Waffenstillstand in Compiègne führte er seine Abteilung zurück in die Heimat. Dort übernahm er ab April 1919 die Demobilisierung der I. Abteilung des 2. Garde-Feldartillerie-Regiments. Im Juli 1919 wurde er dann in die vorläufige Reichswehr übernommen und Führer der 3. Batterie des Reichswehr-Artillerie-Regiments 26. Am 26. August 1919 folgte seine Versetzung in das Lehr-Regiment der Feldartillerie-Schießschule. Am 31. März 1920 wurde er schließlich mit dem Charakter als Major aus dem Militärdienst entlassen.
Nach seiner Verabschiedung trat Otto Lancelle in seinem Wohnort Eilenburg dem "Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten" bei. Er wohnt in der Ziegelstraße 2 in Eilenburg und wurde im Sommer 1920 auch Vater eines Sohnes mit dem Namen Otto Kraft Fritz Quirin Lancelle. Seine Ehefrau war die über sieben Jahre jüngere Elisabeth, geborene Hömberg-Board. Außerdem war er als Leiter der sozilaen Abteilung der Celluloidfabrik in Eilenburg tätig. 1923 wurde er Mitglied der NSDAP und nahm im gleichen Jahr am Hitlerputsch teil. 1924 wurde seine jüngste Tochter Dagmar Alexandra Lancelle geboren. Später wurde er in die Reichsleitung der Partei in München berufen und ab November 1931 gehörte er zum Stab der Obersten SA-Führung in München. 1932 wurde er zum SA-Oberführer befördert. Er wohnte 1932 in der Konradstraße 16 und hatte die Telefonnummer 32471. Otto Lancelle war maßgeblich am Aufbau des Reichsarbeitsdienstes (RAD) beteiligt. Er richtete 1932 den ersten staatlichen Arbeitsdienst in Anhalt ein, leitete ab 1933 die Reichsschule für den Arbeitsdienst in Berlin-Spandau und fungierte ab Juni 1933 als Leiter der Reichsschule des Deutschen Arbeitsdienstes in Potsdam-Wildpark und Inspekteur der Lehrabteilungen. Ab Januar 1935 war er erneut Mitglied in der Obersten SA-Führung in Berlin. Dort wohnte er in der Friedrich-Wilhelm-Straße 24 und hatte die Telefonnummer Barbarossa 6268.
Am 1. Oktober 1935 wurde Otto Lancelle im Heer reaktiviert und als Major in den Stab vom Artillerie-Regiment 7 versetzt. Am 1. April 1936 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Gleichzeitig wurde er für einige Zeit zum Stab vom Artillerie-Kommandeur 7 kommandiert. Als solcher wurde er am 1. April 1938 zum Kommandeur vom Artillerie-Regiment 43 ernannt. Ab dem 10. November 1938 kommandierte er das Artillerie-Regiment 115, wo am 1. Januar 1939 seine Beförderung zum Oberst folgte. Am 30. Juni 1939 gab er das Kommando über das Artillerie-Regiment 115 ab. Am 27. August 1939 wurde ihm als Träger des Pour le merite der Charakter als Generalmajor verliehen. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Otto Lancelle am 1. September 1939 Kommandant von Frankfurt (Oder) und ab dem 25. Oktober 1939 kommandierte er das Artillerie-Regiment 138. Mit diesem nahm er am Westfeldzug teil. Am 25. November 1940 folgte seine Ernennung zum Artillerie-Kommandeur 138 (Arko 138) und am 1. Februar 1941 seine Beförderung zum Generalmajor. Am 6. Mai 1941 wurde er von Oberst Fritz Lindemann abgelöst. Ab diesem 6. Mai 1941 war er dann Kommandeur der 121. Infanterie-Division, mit der er ab dem 22. Juni 1941 am Feldzug gegen Rußland teilnahm. Am 3. Juli 1941 ist er bei den Kämpfen um den Brückenkopf Krāslava an der Düna gefallen. Er wurde durch einen Scharfschützen der Roten Armee erschossen. Er wurde an der Kirche in Kraslava beerdigt und später auf den Friedhof Dünaburg verlegt. Postum wurde er mit Datum zum 1. Juli 1941 zum Generalleutnant befördert. Außerdem wurde er am 27. Juli 1941 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Seine private Adresse zu jener Zeit war noch immer die Friedrich-Wilhelm-Straße 24 in Berlin W35. Seine Frau verließ Berlin noch vor Kriegsende und starb am 7. September 1948 in Partenkirchen, wie sie auf dem Stadtfriedhof beerdigt wurde.
Ritterkreuz (27. Juni 1941)
Literatur und Quellen:
Ottomar Krug: Die Generale der Wehrmacht 1918 - 1945, Bundesarchiv / Militärarchiv Sig MSG 109/10849
Herrmann A. L. Degener: Lancelle, Otto Quirin In: Wer ist's : Zeitgenossenlexikon, enthaltend Biographien und Bibliographien. Auflage 10, Berlin 1935, S. 925–926.