Stempel, Richard Hellmuth Hans

 

* 18. Juni 1891, Chemnitz

† 26. Januar 1943, Stalingrad (Sebstmord)


 

Richard Stempel war ein Sohn des Kaufmanns Friedrich Wilhelm Hans Stempel und dessen Ehefrau Marie Elisabeth, geborene Lindner. Er trat nach seinem Abitur am 30. März 1910 als Fahnenjunker die Königlich Sächsische Armee ein. Er kam dabei zum 5. Königlich Sächsisches Infanterie-Regiment Nr. 104 in Chemnitz. Bei diesem wurde er am 3. Dezember 1910 zum Fähnrich befördert. Er gehörte jetzt etatmäßig zur 8. Kompanie des Regiments. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 18. August 1911 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 20. August 1909 (G) datiert. Danach wurde er bei seinem Regiment als Kompanieoffizier in der 2. Kompanie in Chemnitz eingesetzt. Im Herbst 1912 wurde er in gleicher Funktion in die 6. Kompanie vom 5. Infanterie-Regiment Nr. 104 am gleichen Standort versetzt. Am 1. Oktober 1913 wurde er in das 13. Königlich Sächsisches Infanterie-Regiment Nr. 178 nach Kamenz versetzt. Bei diesem wurde er jetzt als Kompanieoffizier in der neuen Maschinengewehr-Kompanie eingesetzt. Als solcher kam er bei Ausbruch des 1. Weltkrieges an die Front. Ab dem 15. Februar 1915 wurde er als Führer der MG-Kompanie verwendet. Am 21. Oktober 1915 wurde er zum Oberleutnant befördert. Vom 7. August 1916 bis zum 14. August 1916 wurde er zum Lehrgag für Taktik und Kampfgebrauch der MG kommandiert. Als Oberleutnant wurde er am 1. Oktober 1916 als MG-Offizier zum Regimentsstab vom 13. Infanterie-Regiment Nr. 178 versetzt. Zwei Monate später wurde er am 1. Dezember 1916 zum Regimentsadjutant ernannt. Ab dem 10. April 1917 wurde er als Ordonnanzoffizier im Stab der 123. Infanterie-Division verwendet. Im Ersten Weltkrieg wurde er nicht nur mehrmals verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeichens in Mattweiß widerspiegelte. Außerdem wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen noch einige andere Auszeichnungen wie das Ritterkreuz vom Sächsischen Militär St. Heinrichs-Orden (15. Oktober 1914) und das Ritterkreuz 1. Klasse vom Sächsische Albrechts-Orden mit Schwertern (17. November 1915) verliehen. Nach Kriegsende wurde er ab dem 21. Januar 1919 als Führer des Sicherheitsbataillons verwendet. Er heiratete am 12. Juni 1919 die Käthe Jacobs in Schönau bei Chemnitz. Im Jahr 1919 wurde er als Oberleutnant in das vorläufige Reichsheer übernommen. Er wude als Zugführer in der Maschinengewehrkompanie vom Reichswehr-Infanterie-Regiment 23 eingesetzt. Am 2. April 1920 wurde sein ältester Sohn Joachim Stempel geboren. Bei der Bildung des 200.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er Mitte Mai 1920 noch immer beim Reichswehr-Infanterie-Regiment 23 der Reichswehr-Brigade 12 verwendet. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres wurde er 1920/21 in das Infanterie-Regiment 10 übernommen. Etwa zu dieser Zeit wurde er zum Hauptmann befördert. Ab dem 1. April 1921 wurde er im 10. (Sächsisches) Infanterie-Regiment zum Kompaniechef ernannt. Am 30. April 1921 absolvierte er seine Wehrkreisprüfung. Am 1. Oktober 1921 wurde er zum Führergehilfenkurs kommandiert. Am 1. Juli 1922 hat er ein neues Rangdienstalter als Hauptmann vom 18. August 1918 (18) erhalten. Am 1. Oktober 1922 wurde er als Rittmeister in das 12. (Sächsisches) Reiter-Regiment versetzt. Bei diesem wurde er etatmäßig der 2. Eskadron in Großenhein zugeteilt. Ein Jahr später wurde er als Nachfolger von Hauptmann Johannes Frießner als Hauptmann beim Stabe zum Stab des III. Bataillons vom 10. (Sächs.) Infanterie-Regiment nach Dresden versetzt. Vom 15. Februar 1924 bis zum 21. März 1924 besuchte er eine Ausbildung im Heerestransportwesen. Am 15. August 1924 wurde er im Tausch mit Hauptmann Ernst Seifert zum Chef der 11. Kompanie vom 10. (Sächs.) Infanterie-Regiment in Dresden ernannt. Dieses Kommando behielt er für einige Jahre. Privat wohnte er jetzt in der I. Etage der Königsbrücker Straße 22 in Dresden. Am 25. April 1926 wurde sein jüngster Sohn Peter Stempel geboren. Am 1. Februar 1929 gab er seine Kompanie an Oberleutnant Werner Schmidt ab. Er wurde dafür an diesem Tag zum Stab vom 15. (Preußisches) Reiter-Regiment nach Paderborn versetzt. Am 1. März 1931 wurde er zum Stab der Kommandantur von Hannover versetzt. Dort wurde er am 1. Oktober 1931 (9) zum Major befördert. Er absolvierte jetzt auch die Hilfsdolmetscherprüfung in Spanisch. Am 1. Mai 1933 wurde er zum Stab der 6. Division der Reichswehr nach Münster in Westfalen versetzt. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 1. Oktober 1934 (12) zum Oberstleutnant befördert und gleichzeitig zum Kommandeur des III. Bataillons vom Infanterie-Regiment Dresden in Dresden ernannt. Er wohnte ab jetzt bis zu seinem od privat in der 2. Etage der Schubertstraße 39 in Dresden-Blasewitz. Bei der Enttarnung der Einheiten am 15. Oktober 1935 wurde er durch die Umbenennung seiner Einheit zum Kommandeur des III. Bataillons vom Infanterie-Regiment 10 in Dresden ernannt. Zum 1. April 1937 (11) wurde er zum Oberst befördert. Am 12. Oktober 1937 wurde er durch Major Hans Treptow abgelöst. Dafür wurde er an diesem Tag als Nachfolger von Generalmajor Johann Pflugbeil zum Kommandeur vom Infanterie-Regiment 10 in Dresden ernannt. Sein Regiment führte er bei Beginn des 2. Weltkrieges im Verband der 4. Infanterie-Division in den Polenfeldzug. Im Frühjahr 1940 führte er sein Regiment in den Frankreichfeldzug. Am 15. August 1940 wurde er bei der Umgliederung seiner Division zur 14. Panzer-Division zum Kommandeur vom Schützen-Regiment 108 ernannt. Nur wenige Tage später wurde er zum Kommandeur der neuen 14. Schützen-Brigade ernannt. Am 20. Februar 1941 erhielt er folgende Beurteilung von Generalmajor Heinrich von Prittwitz und Gaffron, Kdr. der 14. Panzer-Division: "Besonders tüchtiger, erfahrener Infanterist, der sein Regiment im Felde vortrefflich geführt hat. Als Kamerad, Mensch und Soldat gleich wertvoll. Beim Aufbau als Brigadekommandeur voll bewährt. Bewertung: Füllt gut aus. Empfehlung: Divisionskommandeur." Dazu ergänzte am 26. Februar 1941 General der Panzertruppe Heinrich von Vietinghoff, KG vom XXXXVI. Armeekorps: "Überlegter, erfahrener Führer, der sich gut in seine neuen Aufgaben bei der Panzer-Division eingelebt hat." Als Brigadekommandeur wurde er zum 1. April 1941 (5) zum Generalmajor befördert. Am 28. August 1941 erhielt er folgende Beurteilung von Generalmajor Friedrich Kühn, Kdr. der 14. Panzer-Division: "Beherrscht voll die Grundsätze über Einsatz und Verwendung einer Division. Er kann eine Division führen. Bereitet gewissenhaft und sehr gründlich vor, zuweilen etwas bedächtig. Denkt mehr infanteristisch als im Sinn der Panzer. Zäh und ausdauernd im Erreichen von Zielen, seine Person voll einsetzend. Empfehlung: Uneingeschränkt zum Divisionskommandeur geeignet, eine Infanterie-Division oder Infanterie-Division (mot) wird ihm mehr leiegen als eine Panzer-Division." Dazu ergänzte am 30. August 1941 General der Panzertruppe Eberhard von Mackensen, KG vom III. Armeekorps: "Einverstanden. Kommandeur einer Infanterie-Division." Am 26. September 1941 wurde er in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte der Wehrkreis IV. Am 5. Oktober 1941 wurde er mit der Führung der 183. Infanterie-Division beauftragt. Er traf etwa eine Woche später bei der Division im Mittelabschnitt der Ostfront ein und übernahm die Führung von Generalleutnant Erich Heinemann. Am 5. Dezember 1941 wurde er vor Moskau zum Kommandeur der 183. Infanterie-Division ernannt. Am 20. Januar 1942 wurde er durch Generalmajor Augustus Dettling abgelöst. Daraufhin wurde er am 15. März 1942 wieder in die Führerreserve OKH versetzt, seinen Dienst regelte auch wieder der Wehrkreis IV. Am 17. März 1942 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Friedrich Materna, KG vom XX. Armeekorps: "Feste, charaktervolle Persönlichkeit, zurückhaltend, feindbewährt, guter taltischer Blick, tapfer. Nimmt starken Anteil am Erleben der Truppe. Division in Angriff und Abwehr erfolgreich geführt, besondere Gründlichkeit und Voraussicht. Bewertung: Füllt gut aus." Am 1. April 1942 wurde er zum Kommandeur der noch in Aufstellung befindlichen 371. Infanterie-Division ernannt. Für seine vorherige Tätigkeit wurde ihm am 11. April 1942 das Deutsche Kreuz in Gold verliehen. Anfang Juni 1942 verlegte er mit seiner Division an die Ostfront, wo sie Ende des Monats im Raum Kramatorsk / Artemowsk bereitgestellt wurde. Anfang Juli 1942 stieß er mit seiner Division entlang des Donez voran. Er führte die Division immer weiter in Richtung Stalingrad. Bereits Ende Dezember 1942 war seine Division stark dezimiert. Am 20. Januar 1943 wurde er mit Wirkung vom 1. Dezember 1942 (16) zum Generalleutnant befördert. Nur wenige Tage später nahm er sich im auflösenden Kessel am 26. Januar 1943 mit Teilen der Offiziere des Stabes seiner 371. Infanterie-Division mit den letzten Patronen das Leben, als die Soldaten der Roten Armee unmittelbar vor seinem Gefechtsstand befanden. Seine Ehefrau wohnte damals noch immer in der Schubertstraße 39 in Dresden-Blasewitz. Nach dem Krieg wohnte seine Witwe in Leipzig. Sein Sohn Joachim Stempel war bei Kriegsende Leutnant. In der Bundeswehr brachte er es später bis zum Oberst.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10853
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1897, Dresden 1897
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1898, Dresden 1898
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1899, Dresden 1899
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1900, Dresden 1900
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1901, Dresden 1901
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1902, Dresden 1902
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1903, Dresden 1903
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1904, Dresden 1904
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1905, Dresden 1905
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1906, Dresden 1906
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1907, Dresden 1907
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1908, Dresden 1908
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1909, Dresden 1909
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1910, Dresden 1910
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1911, Dresden 1911
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1912, Dresden 1912
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1913, Dresden 1913
Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1914, Dresden 1914
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
Horst Scheibert: Die Träger des Deutschen Kreuzes in Gold und Silber, 2 Bände, Verlag Podzun-Pallas, 1983 und 1990
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