von Unruh, Walter Rudolf Moritz

 

* 30. August 1877, Klein Tillendorf, Kreis Fraustadt

† 15. September 1956, Bad Berneck

 

 

Walter von Unruh war der Sohn vom Strafanstaltsdirektor Rudolf von Unruh und dessen Ehefrau Amalie, geborene von Schweinichen. Er trat nach seiner Kadettenausbildung am 7. März 1896 als Sekondeleutnant in das Königlich Preußische Heer ein. Er wurde dabei zum 2. Posensches Infanterie-Regiment "von Coubière" Nr. 19 nach Görlitz überwiesen. Bei diesem wurde er die ersten Jahre als Kompanieoffizier in der 11. Kompanie eingesetzt. Durch die Umbenennung seines Dienstgrades wurde er am 1. Januar 1899 zum Leutnant ernannt. Im Frühjahr 1899 wurde er als solcher in gleicher Funktion in der 9. Kompanie des Regiments in Görlitz verwendet. Am 1. Oktober 1899 wurde er als Nachfolger von Leutnant zum Adjutant des III. Bataillons seines Regiments ernannt. Am 11. Oktober 1902 hat er die über zwei Jahre jüngere Maria Lüders, Tochter des Ingenieurs und Major der Landwehr Richard Lüders, in Görlitz geheiratet. Kurz darauf wurde er als Bataillonsadjutant durch Lt. Mathesius abgelöst. Er wurde danach als Kompanieoffizier in der 5. Kompanie vom 2. Posensches Infanterie-Regiment "von Coubière" Nr. 19 in Lauban eingesetzt. Im Jahr 1903 wurde dem Paar auch die Tochter Marga Maria von Unruh geboren. Im Frühjahr 1904 wurde er in gleicher Funktion bei der 6. Kompanie am gleichen Standort verzeichnet. Im Spätsommer 1904 wurde er als Nachfolger von Oberleutnant Mathieu zum Regimentsadjutant seines Regiments in Görlitz ernannt. Am 10. April 1906 wurde er in dieser Funktion zum Oberleutnant befördert. Am wurde er ab dem 1. April 1907 auf ein Jahr zur Dienstleistung beim Großen Generalstab kommandiert. Sein Nachfolger als Regimentsadjutat vom 2. Posensches Infanterie-Regiment "von Coubière" Nr. 19 wurde Oberleutnant von Heyking. Am 22. März 1910 wurde er mit seiner Ernennung zum Hauptmann i.G. auch offiziell zum Generalstab der Armee versetzt. Von dort wurde zum Großen Generalstab aggregiert. Am 1. Oktober 1910 wurde er zum Adjutant eines Oberquartiermeisters ernannt. Ab Anfang 1912 wurde er dann in den Generalstab des XIII. (Königlich Württembergisches) Armeekorps nach Stuttgart versetzt. Dort wurde er als Nachfolger von Hauptmann Axel von Platen als 2. Generalstabsoffizier (Ib) eingesetzt. Sein Nachfolger als Adjutant beim Oberquartiermeister wurde Hauptmann Kaupisch. Am 1. Oktober 1913 wurde er als Nachfolger von Hauptmann Schäfer als Chef der 12. Kompanie in das 6. Württembergisches Infanterie-Regiment "König Wilhelm I" Nr. 124 nach Weingarten versetzt. Sein Nachfolger als Ib in Stuttgart wurde Hauptmann von Brandenstein. In dieser Funktion verblieb er dann bis zur Mobilmachung für den 1. Weltkrieg im Sommer 1914. Am 2. August 1914 wurde er dann in den Generalstab der 25. Reserve-Division versetzt. Dort wurde er am 22. März 1915 zum Major i.G. befördert. Im Frühjahr 1916 wurde er dann in den Generalstab der 22. Reserve-Division versetzt, bevor er kurz darauf zum X. Reservekorps kam. Am 20. Juli 1916 zum Chef des Generalstabes vom Karpathen-Korps (IV. Reservekorps) ernannt wurde. Anfang 1918 wurde er dann durch die Umbenennung des Korps zum Chef des IV. Reserve-Korps ernannt. Als solcher wurde er am 21. April 1918 mit dem Pour le mérite ausgezeichnet. Zum Ende des Krieges wurde er auch noch zum Eichenlaub eingereicht, was ihm aber nicht verliehen wurde. Im Krieg wurden ihm neben neben dem Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern und beiden Eisernen Kreuzen noch sehr viele andere Auszeichnungen verliehen. Nach dem 1. Weltkrieg wurde er nach einer kurzen Zeit als Freikorpsführer im Generalstab vom AOK Grenzschutz Süd eingesetzt. Im April 1919 gehörte er als Chef des Generalstabes zu den Truppen des Generalleutants Ernst von Oven, die an der Niederschlagung der Münchener Räterepublik beteiligt waren. Danach wurde er noch im Jahr 1919 in das vorläufige Reichsheer übernommen. Im Übergangsherr der Reichswehr wurde er dann in den Generalstab vom Gruppenkommando 2 nach Kassel versetzt. Bei der Bildung vom 200.000 Mann-Heer der Reichswehr gehörte er Mitte Mai 1920 als Chef des Generalstabes zum Wehrkreiskommando VI. Am 1. Oktober 1920 wurde er bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr zum Chef des Stabes der 6. Division der Reichswehr in Münster ernannt. Dort wurde er im Dezember 1920 zum Oberstleutnant befördert. Das Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Oktober 1920 festgesetzt. Zum 1. März 1922 wurde er dann in das 20. (Bayer.) Infanterie-Regiment versetzt. Am 1. Oktober 1922 wurde er zum Kommandeur des I. Bataillons vom 20. (Bayer.) Infanterie-Regiment in Regensburg ernannt. Als solcher wurde er am 1. April 1924 zum Oberst befördert. Danach wurde er in den Regimentsstab vom 20. (Bayer.) Infanterie-Regiment nach Regensburg versetzt. Am 1. November 1925 wurde er als Nachfolger von Oberst Erich Gudowius zum Kommandant von Küstrin ernannt. Am 1. Dezember 1926 wurde er als Nachfolger von Oberst Hartwig von Bülow zum Kommandeur vom 6. Infanterie-Regiment in Lübeck ernannt. Am 28. Februar 1927 wurde er aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Dabei wurden ihm die Charakter eines Generalmajor verliehen. Sein Nachfolger als Regimentskommandeur wurde Oberst Curt Freiherr von Gienanth.

Er wurde jetzt für die nächsten zehn Jahre Ehrenadjutant von Ex-Kaiser Wilhelm II. in dessen Exil in Doorn in der Niederlande. Bei der Mobilmachung für den zweiten Weltkrieg wurden ihm am 27. August 1939 als so genannten Tannenberg-General die Charakter eines Generalleutnant verliehen. Am 24. Juli 1941 wurde er zum Generalleutnant befördert. Das Patent wurde später auf den 1. Februar 1942 datiert. Er wurde an diesem Tag zum Kommandant von Brest-Litowsk ernannt. Mitte September 1941 wurde er dann zum Kommandant des rückwärtigen Armeegebiets 559 ernannt. Mit diesem wurde er anfangs im Raum Smolensk eingesetzt. Dadurch wurde er Ende 1941 zugleich auch zum Kommandant der Lücke zwischen 2. Armee und 4. Armee ernannt. Ihm wurden inzwischen die Spangen zu seinen beiden Eisernen Kreuzen verliehen. Ab Anfang 1942 befand er sich als Korück 559 dann im Raum Roslawl im Einsatz. Am 26. April 1942 gab er sein Kommando ab. Auf Initiative des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, ernannte Hitler am 4. Mai 1942 den General der Infanterie Walter von Unruh zum Kommandeur eines OKW-Stabes z.b.V. und zu seinem Sonderbeauftragten für die Überprüfung des zweckmäßigen Kriegseinsatzes in den Reichskommissariaten Ostland und Ukraine. Der Stab bestand neben General von Unruh mit einem Adjutanten und einem Ordonnanzoffizier aus Vertretern von NSDAP und SS, zwei Schreibern und fünf Fahrern. Darunter befand sich auch als Beauftragter des Reichsleiters M. Bormann SS-Brigadeführer Albert Hoffmann. Seine Tätigkeit als Auskämmkommissar, die ihm den Beinamen "General Heldenklau" einbrachte, begann er im Mai 1942 in Riga. Nachdem er bis Anfang Juli 1942 die Auskämmaktion in den beiden Reichskommissariaten erfolgreich abgeschlossen hatte, erteilte ihm Hitler am 11. Juli 1942 den Auftrag zu einer Fortsetzung seiner Tätigkeit im Generalgouvernement. An diesem Tag wurde er auch zum General der Infanterie befördert. Er wurde dann aber auch bei den Besprechungen bezüglich der Einberufung von Zivilisten im AHA eingesetzt. Im September 1942 starb seine erste Frau in Regensburg. Am 23. Juli 1944 wurde er endgültig aus dem aktiven Dienst der Wehrmacht verabschiedet. An diesem Tag wurde ihm auch das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern verliehen. Im Sommer 1945 wurde er von den amerikanischen Besatzungstruppen verhaftet. Zwei Jahre später wurde er im Juli 1947 wieder entlassen. Er schrieb auch für die Historical Division über seine Tätigkeit. 1948 wurde er zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt, aber noch im Jahr 1950 wurde das Urteil wieder aufgehoben. Am 28. Oktober 1952 hat er in zweiter Ehe die fast genau vierzig Jahre jüngere Charlotte Schneck, Tochter des Ratsschreibers Wilhelm Schneck, in Heidenheim an der Brenz geheiratet. Nur wenig Jahre später ist er im Fichtelgebirge gestorben. Sein jüngerer Bruder war der am 28. März 1879 ebenfalls in Klein Tillendorf geborene Artur von Unruh. Auch dieser schlug die Offizierslaufbahn ein. Als Hauptmann a.D. heiratete er am 5. Februar 1919 die fast dreizehn Jahre jüngere Elisabeth Ella Reinsch, Tochter des verstorbenen Künstlers Albert Reinsch, in Berlin-Wilmersdorf. Dem Paar wurde 1926 in Berlin-Schöneberg ein Sohn geboren. Durch ein am 5. März 1928 rechtskräftig gewordenes Urteil vom Landgericht II Berlin, wurde diese Ehe wieder geschieden. 1936 war sein Bruder als Major a.D. in der Jonasstraße 5 in Berlin-Neukölln ansässig.