LXXXIV. Armeekorps (84.)

 

1. Einsatz und Unterstellung:

Das Generalkommando LXXXIV. Armeekorps wurde im Mai 1942 in Frankreich aufgestellt. Der Stab wurde durch die Umbenennung des Höheren Kommandos z.b.V. LX gebildet. Das Korps übernahm den Küstenschutz in der Normandie, der Korps-Stab hatte sein Stabsquartier in St. Lô. Der Korpsabschnitt reichte von der Orne- bis zur Vire-Mündung in der Normandie, auf der Cotentin-Halbinsel und auf den Kanalinseln. Am 2. April 1944 wurde die südwestliche Korpsgrenze zum LXXIV. Armeekorps neu bestimmt. Die verlief nun von Pontorson (einschließlich) - kleine Bucht 3 Kilometer westlich der Mündung des Canal du Couesnen. Der Abschnitt zwischen der linken Grenze der 709. Infanterie-Division und der neuen Korpsgrenze war unmittelbar dem Generalkommando des LXXXIV. Armeekorps unterstellt. In diesem Abschnitt war der Stab des Ost-Regiments 752 mit zwei Ost-Bataillonen und einem Sicherungs-Bataillon eingesetzt. Im Mai 1944 wurden im Korpsbereich verstärkt feindliche Luftangriffe geflogen. Bei einem solchen Angriff auf ein Truppenlager in Mailly le Camp Anfang Mai 1944 kamen mehr als 110 Soldaten ums Leben. Am 10. Mai 1944 wurde eine Munitions-Füllanstalt bei Salbris bombardiert, dabei wurden 94.000 Behelfsminen vernichtet.
Die alliierte Invasion in der Normandie wurde am 5. Juni 1944 durch den Einflug von etwa 1.000 feindlichen Flugzeugen im Korpsbereich eingeleitet. Am 6. Juni begann dann die alliierte Landung in der Normandie, genau im Bereich des LXXXIV. Armeekorps. Das Korps stand den ganzen Tag im schweren Abwehrkampf gegen gelandete Fallschirmjäger und ab dem Morgen gegen von See her gelandete Landungsverbände. Am 7. Juni wurde dem Korps zur Unterstützung des Abwehrkampfes auf der Halbinsel Cotentin der Stab des II. Fallschirmkorps zugeführt, ebenso wurden die 77. Infanterie-Division und die 17. SS-Panzergrenadier-Division. Gleichzeitig übernahm der OB West den Befehl über alle deutschen Verbände vor dem britischen Landekopf. Die deutschen Bewegungen litten den ganzen Tag über unter der absoluten alliierten Luftüberlegenheit. Ab dem 8. Juni war das Korps grob über die alliierten Pläne informiert, nachdem ein Operationsplan des VII. US-Korps erbeutet worden war. Die schweren Abwehrkämpfe gingen auch in den folgenden Tagen weiter, wobei sich die personelle und materielle Überlegenheit immer stärker auswirkte. Am 12. Juni fiel der kommandierende General des Korps, General der Artillerie Marcks, bei einer Fahrt an die Front durch einen Tieffliegerangriff. General der Fallschirmtruppe Meindl übernahm vertretungsweise die Führung des Korps, bis am Abend des 12. Juni General der Artillerie Fahrmacher neuer Kommandierender General des Korps wurde. Am Morgen des 13. Juni führte das Korps mit der 17. SS-Panzergrenadier-Division einen Gegenangriff auf Carentan, der jedoch von den Amerikanern abgewiesen wurde. In den folgenden vier Tagen blieb die Frontlinie des Korps relativ konstant. Es gelang den amerikanischen Einheiten an keiner Stelle, einen entscheidenden Einbruch in die deutsche Hauptkampflinie zu erzielen. Am 18. Juni begann die amerikanische Offensive im Abschnitt St. Sauveur-le-Vicomte zum Stoß nach Westen. Bereits am nächsten Tag erreichten die amerikanischen Spitzen bei Barneville und Cap Carteret die Westküste der Halbinsel Cotentin und schnitten somit die nördlich dieser Linie stehenden deutschen Truppen und die Hafenstadt Cherbourg ab. Der Kampf um Cherbourg begann am 25. Juni und dauerte bis zum 1. Juli 1944. Die Stadt fiel den Amerikanern schwer zerstört in die Hände. Am 20. Juli wurde Generalleutnant von Choltitz Kommandierender General des LXXXIV. Armeekorps. Anfang Juli 1944 lag das Korps als linkes Korps der 7. Armee zwischen Vire und dem Kanal. Der Druck der drei amerikanischen Korps mit insgesamt 12 Divisionen hielt beständig an. Ein Schwerpunkt bildete sich nach wie vor südlich und südwestlich von Carentan. Am 7. Juli gelang es den Amerikanern, einen 2,5 Kilometer breiten und 1 Kilometer tiefen Brückenkopf über die Vire zu bilden, von dem aus sie weiter in Richtung Le Mesnil vorstießen. Die 2. SS-Panzer-Division konnte im Gegenangriff ein weiteres Vordringen der Amerikaner auf St. Lô abwehren. Am 11. Juli erneuerten die Amerikaner ihren Angriff auf St. Lô, wobei es zu für beide Seiten verlustreichen Kämpfen kam. In der Nacht auf den 14. Juli befahl Generalleutnant von Choltitz ein Absetzen des LXXXIV. Armeekorps hinter den Lessay-Abschnitt. Damit rückten die Amerikaner von Nordwesten her in die Nähe von St. Lô. Ihr Großangriff begann am 18. Juli. Bis zum Abend konnten die Amerikaner den Stadtrand von St. Lô erreichen, dann blieb ihr Angriff stecken. Bis zum 20. Juli war die Stadt in amerikanischer Hand. Die Front stabilisierte sich zwischen der Stadt und der Vire, wobei die Bahnlinie nach Port Hébert vorübergehend die Hauptkampflinie bildete. Unter schwersten Verlusten hielt die deutsche Linie stand. Am 25. Juli starteten die Amerikaner eine erneute Offensive westlich von St. Lô. Unter schweren Luftangriffen durchbrachen die Amerikaner die deutsche Front und erreichten am Folgetag die Straße St. Lô - Coutances. Damit gelangten sie in den Rücken des LXXXIV. Armeekorps. Die Reste des Korps zogen sich zurück und gab dabei die Stadt Avranches auf. Für diesen Rückzug wurde Generalleutnant von Choltitz durch Generalleutnant Elfeldt abgelöst. Als amerikanische Truppen am 27. Juli Lengronne, 12 Kilometer vor der Küste besetzten, hatten sie die Masse des LXXXIV. südlich von Coutances eingekesselt. Die 2. SS-Panzer-Division, die 17. SS-Panzergrenadier-Division, die Panzer-Lehr-Division sowie die 257. und die 353. Infanterie-Division, das Fallschirmjäger-Regiment 6 und Kampfgruppen weiterer Einheiten waren eingeschlossen. Am 29. Juli brachen die letzten Reste des Korps nach Süden aus und wurden dabei zersprengt. Das Generalkommando des LXXXIV. Armeekorps baute mit den Resten der 116. Panzer-Division, der 353. und der 363. Infanterie-Division und der 3. Fallschirmjäger-Division eine neue Frontlinie auf, wobei de 353. Infanterie-Division noch eine Stärke von 800 Mann hatte. Am 6. August nahm das Korps am deutschen Gegenangriff bei Avranches teil, der bereits am Folgetag eingestellt wurde. Die am linken Flügel des LXXXIV. Armekorps stehende 77. Infanterie-Division hatte sich südlich von Avranches gefangen und wich auf St. Malo aus und wurde dort eingeschlossen, während die 2. Fallschirmjäger-Division in Brest eingeschlossen wurde. Während St. Malo bis zum 14. August von den Amerikanern erobert wurde, hielt die "Festung Brest" bis zum 20. September 1944 aus. Die verbliebenen Reste des LXXXIV. Armeekorps bildete am 13. August eine Frontlinie von St. Termain über Vengeons und Sourdeval. Das Kodps bildete damit die westliche Flanke der 7. Armee im sich abzeichnenden Kessel von Falaise. Das Generalkommando ging am 21. August mit den Resten der 84. Infanterie-Division in Gefangenschaft. Am 2. November 1944 wurde es offiziell aufgelöst.

 

1942

Datum Armee Heeresgruppe Ort
Juni 7. Armee D St. Lô (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)

1943

Datum Armee Heeresgruppe Ort
Januar 7. Armee D St. Lô

1944

Datum Armee Heeresgruppe Ort
Januar 7. Armee D St. Lô (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)

 

2. Kommandierende Generale:

General der Artillerie Hans Behlendorff Aufstellung - 1. April 1943

General der Artillerie Gustav-Adolf von Zangen 1. April 1943 - 1. August 1943

General der Artillerie Erich Marcks 1. August 1943 - 12. Juni 1944

General der Fallschirmtruppen Eugen Meindl 12. Juni 1944 (i.V.)

General der Artillerie Wilhelm Fahrmbacher 12. Juni 1944 - 16. Juni 1944

General der Infanterie Dietrich von Choltitz 17. Juni 1944 - 30. Juli 1944

Generalleutnant Otto Elfeldt 30. Juli 1944 - 20. August 1944

 

Chef des Generalstabes:

Oberstleutnant i.G. Johann von Heiterer-Schaller Aufstellung - September 1942

Oberstleutnant i.G. Rudolf von Oppen September 1942 - Februar 1944

Oberstleutnant i.G. Friedrich von Criegern 12. Februar 1944 - August 1944

 

1. Generalstabsoffizier (Ia):

Major i.G. Otto Spangenberg Aufstellung - August 1942

Oberstleutnant i.G. Walther Meissner August 1942 - Juli 1943

Major i.G. Albrecht Neumann August 1943 - Februar 1944

Major i.G. Hasso Viebig Februar 1944 - August 1944

 

3. Gliederung:

17. Juni 1942

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
716. Infanterie-Division

320. Infanterie-Division

319. Infanterie-Division

7. Flieger-Division

Scheinwerferzug 335 Arko 118

Wetterpeilzug 508

Wetterpeilzug 517

Korps-Kartenstelle 460

Korps-Nachrichten-Abteilung 460

Korps-Nachschubtruppen 460

Feldgendarmerie-Abteilung 460

 

27. Juli 1942

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
716. Infanterie-Division

320. Infanterie-Division

319. Infanterie-Division

7. Flieger-Division

Scheinwerferzug 335

Festungs-Pionier-Kommandeur XIV mit Festungs-Pionier-Stab 14 und 19

Festungs-Nachrichten-Stab 1
Festungs-Nachrichten-Stab 15

Arko 118

Wetterpeilzug 508

Wetterpeilzug 517

Korps-Kartenstelle 460

Korps-Nachrichten-Abteilung 460

Korps-Nachschubtruppen 460

Feldgendarmerie-Abteilung 460

 

14. September 1942

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
716. Infanterie-Division

320. Infanterie-Division

319. Infanterie-Division

7. Flieger-Division

Scheinwerferzug 335

Festungs-Pionier-Kommandeur XIV mit Festungs-Pionier-Stab 14 und 19

Festungs-Nachrichten-Stab 1
Festungs-Nachrichten-Stab 15

Arko 118

Wetterpeilzug 508

Wetterpeilzug 517

Korps-Kartenstelle 460

Korps-Nachrichten-Abteilung 460

Korps-Nachschubtruppen 460

Feldgendarmerie-Abteilung 460

 

29. Oktober 1942

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
716. Infanterie-Division

320. Infanterie-Division

319. Infanterie-Division

165. Reserve-Division

Scheinwerferzug 335

Festungs-Pionier-Kommandeur XIV mit Festungs-Pionier-Stäben 14 und 19

Festungs-Nachrichten-Stab 1
Festungs-Nachrichten-Stab 15

Arko 118

Wetterpeilzug 508

Wetterpeilzug 517

Korps-Kartenstelle 460

Korps-Nachrichten-Abteilung 460

Korps-Nachschubtruppen 460

Feldgendarmerie-Abteilung 460

 

16. November 1942

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
348. Infanterie-Division

716. Infanterie-Division

320. Infanterie-Division

319. Infanterie-Division

165. Reserve-Division

SS-Division "Das Reich"

MG-Bataillon 17
MG-Bataillon 16

Festungs-Pionier-Zug 19

Panzer-Abteilung 213

Arko 118

Wetterpeilzug 508

Wetterpeilzug 517

Korps-Kartenstelle 460

Korps-Nachrichten-Abteilung 460

Korps-Nachschubtruppen 460

Feldgendarmerie-Abteilung 460

 

10. Dezember 1942

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
319. Infanterie-Division

709. Infanterie-Division

716. Infanterie-Division

165. Reserve-Division

320. Infanterie-Division

Festungs-Pionier-Stab 19

Panzer-Abteilung 213

MG-Bataillon 16
MG-Bataillon 17

Arko 118

Wetterpeilzug 508

Wetterpeilzug 517

Korps-Kartenstelle 460

Korps-Nachrichten-Abteilung 460

Korps-Nachschubtruppen 460

Feldgendarmerie-Abteilung 460

 

7. Juli 1943

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
319. Infanterie-Division

716. Infanterie-Division

709. Infanterie-Division

unbekannt Arko 118

Wetterpeilzug 508

Wetterpeilzug 517

Korps-Kartenstelle 460

Korps-Nachrichten-Abteilung 460

Korps-Nachschubtruppen 460

Feldgendarmerie-Abteilung 460

 

26. Dezember 1943

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
319. Infanterie-Division

716. Infanterie-Division

709. Infanterie-Division

352. Infanterie-Division

Radfahr-Regiment 30

unbekannt Arko 118

Wetterpeilzug 508

Wetterpeilzug 517

Korps-Kartenstelle 460

Korps-Nachrichten-Abteilung 460

Korps-Nachschubtruppen 460

Feldgendarmerie-Abteilung 460

 

15. Mai 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
319. Infanterie-Division

243. Infanterie-Division

709. Infanterie-Division

352. Infanterie-Division

716. Infanterie-Division

unbekannt Arko 118

Wetterpeilzug 508

Wetterpeilzug 517

Korps-Kartenstelle 460

Korps-Nachrichten-Abteilung 460

Korps-Nachschubtruppen 460

Feldgendarmerie-Abteilung 460

 

15. Juni 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
319. Infanterie-Division

709. Infanterie-Division

243. Infanterie-Division

77. Infanterie-Division

91. Infanterie-Division

II. Fallschirm-Korps

Ost-Bataillon Huber

Bau-Bataillon 802

Pionier-Regiments-Stab z.b.V. 752

Arko 118

Wetterpeilzug 508

Wetterpeilzug 517

Korps-Kartenstelle 460

Korps-Nachrichten-Abteilung 460

Korps-Nachschubtruppen 460

Feldgendarmerie-Abteilung 460

 

21. Juni 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
353. Infanterie-Division

Kampfgruppe Kloster-Kemper

Kampfgruppe König

17. SS-Panzergrenadier-Division

Kampfgruppe 275. Infanterie-Division

Pionier-Regiments-Stab z.b.V. 752

Bau-Bataillon 802

Arko 118

Wetterpeilzug 508

Wetterpeilzug 517

Korps-Kartenstelle 460

Korps-Nachrichten-Abteilung 460

Korps-Nachschubtruppen 460

Feldgendarmerie-Abteilung 460

 

15. Juli 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
Panzer-Lehr-Division

5. Fallschirmjäger-Division (Masse)

17. SS-Panzergrenadier-Division “Götz von Berlichingen”

Schnelle Brigade 30

2. SS-Panzer-Division “Das Reich”

Gruppe König (Kommandeur 91. Infanterie-Division): 77. Infanterie-Division, 91. Infanterie-Division (Reste)

Kampfgruppe 265. Infanterie-Division

353. Infanterie-Division  (Masse)

243. Infanterie-Division (Masse)

319. Infanterie-Division

17. SS-Panzergrenadier-Division

unbekannt Arko 118

Korps-Kartenstelle 460

Korps-Nachrichten-Abteilung 460

Korps-Nachschubtruppen 460

Feldgendarmerie-Abteilung 460

 

31. August 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
363. Infanterie-Division

Kampfgruppe 243. Infanterie-Division

84. Infanterie-Division

272. Infanterie-Division

unbekannt Arko 118

Korps-Kartenstelle 460

Korps-Nachrichten-Abteilung 460

Korps-Nachschubtruppen 460

Feldgendarmerie-Abteilung 460

 

4. Ersatz:

Für die Ersatzgestellung des Stabes war das Infanterie-Ersatz-Bataillon 24, später Grenadier-Ersatz-Bataillon 24, zuständig.

 

5. Literatur und Quellen:

Werner Haupt: Rückzug im Westen 1944 - Von der Invasion zur Ardennen-Offensive, Motorbuch-Verlag 1978

Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939 - 1945. Band 6: Die Landstreitkräfte 71 -130. Biblio-Verlag 1979