Richter, Ernst Johann Wilhelm Guido

 

* 17. September 1888, Charlottenburg (heute Berlin-Charlottenburg)

† 15. Dezember 1962, Freiburg

 

 

Ernst Richter war der Sohn des Amtsgerichtsrates Maximilian Richter und dessen Ehefrau Emilie, geborene Gaebel. Er besuchte eine Kadettenanstalt und trat am 14. März 1907 als Leutnant ohne Patent in die Königlich Preußische Armee ein. Er wurde dabei in das 5. Badisches Infanterie-Regiment Nr. 113 in Freiburg im Breisgau überwiesen. Er wurde anfangs in der 6. Kompanie des Regiments als Kompanieoffizier eingesetzt. Am 14. Juni 1907 hat er dann sein Patent als Leutnant erhalten. Ab Anfang 1910 wurde er dann einige Jahre in die 10. Kompanie vom 5. Badisches Infanterie-Regiment Nr. 113, ebenfalls in Freiburg, eingesetzt. Ende 1912 wurde er dann als Kompanieoffizier in die 4. Kompanie seines Regiments versetzt. Ab dem 1. Oktober 1913 fungierte er in diesem Regiment als Nachfolger von Leutnant Winterer als Adjutant des I. Bataillons. In dieser Dienststellung zog er im August 1914 mit seinem Regiment ins Feld. Bereits am 28. August 1914 wurde er schwer verwundet. Am 14. Dezember 1914 kehrte er als Bataillonsadjutant an die Front zurück, wo er am 24. Dezember 1914 zum Oberleutnant befördert wurde. Am 1. Juli 1915 wurde er beim 5. Badische Infanterie-Regiment Nr. 113 zum Regimentsadjutant ernannt. Am 22. Juni 1916 wurde er erneut schwer verwundet. Am 5. Oktober 1916 folgte seine Beförderung zum Hauptmann. Als solcher wurde er dann im Dezember 1916 zum Leiter des Minenwerferausbildungskommandos ernannt. Im Mai 1917 diente er als Kompanieführer an der Unteroffizierschule. Am 15. Juni 1917 wurde er zum Chef der MG-Kompanie des 5. Badischen Infanterie-Regiments Nr. 113 ernannt. Ab dem 1. August 1917 wurde er als Führer des III. Bataillons des 7. Badischen Infanterie-Regiments Nr. 142 eingesetzt. Zwischen dem 1. November und dem 15. Dezember 1917 wurde er zur Luftschiffer-Abteilung und zur II. Abteilung vom 2. Badisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 30 kommandiert. Anschließend kehrte er als Kommandeur des I. Bataillons in das 5. Badische Infanterie-Regiment Nr. 113 zurück. Am 1. Januar 1918 wechselte er als Zweiter Generalstabsoffizier (Ib) in den Stab der 206. Infanterie-Division. Zwischen dem 1. Juli 1918 und dem 7. Januar 1919 war er Zweiter Generalstabsoffizier (Ib) beim Generalkommando Metz. Im 1. Weltkrieg wurde er nicht nur verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeichens in Schwarz widerspiegelte. Im Ersten Weltkrieg wurde er neben beiden Eisernen Kreuzen noch mit einigen anderen Orden ausgezeichnet. Nach Kriegsende wechselte er in das Badisches Freiwilligenbataillon Nr. 5. Im Sommer 1919 wurde er als Adjutant beim Bezirkskommando Freiburg eingesetzt. Im Herbst 1919 wurde Ernst Richter in das vorläufige Reichsheer übernommen. Er wurde dabei am Anfang als Adjutant der Abwicklungsstelle beim Reichswehr-Schützen-Regiment 113 der Reichswehr-Brigade 13 in Stuttgart eingesetzt. Bei der Bildung des 200.000 Mann Heeres der Reichswehr im Mai 1920 gehörte er noch immer dem Reichswehr-Schützen-Regiment 113 an. Bei der Bildung des 100.000 Mann Heeres der Reichswehr kam er dann am 1. Oktober 1920 als Hilfsoffizier zum Stab der 5. Division der Reichswehr in Stuttgart. Am 1. Januar 1921 wurde er in den Generalstab der 5. Division der Reichswehr übernommen. Am 14. März 1921 heiratete er Irmgard Winzer, Tochter eines Major a.D.. Ab 1. April 1922 gehörte er zum Stab vom Infanterieführer V in Stuttgart. Am 16. Februar 1923 wechselte er in den Generalstab vom Artillerieführer V ebenfalls in Stuttgart. Vom 5. April 1924 bis zum 17. April 1924 besuchte er einen Lehrgang für Taktik und Waffenlehre. Am 21. Juni 1924 wurde seine Tochter Hella Richter geboren. Am 1. Oktober 1924 wurde er als Fürsorgeoffizier zum Stab des I. Bataillons vom 13. (Württembergisches) Infanterie-Regiment ebenfalls in Stuttgart versetzt. Am 1. Februar 1925 wurde er als Nachfolger von Hauptmann Christian Friedrich Willich zum Chef der 3. Kompanie vom 13. (Württ.) Infanterie-Regiment in Stuttgart ernannt. Am 20. Mai 1926 wurde seine Tochter Doris Richter geboren. Am 1. Februar 1928 wurde Ernst Richter durch Hauptmann Ludwig Merker abgelöst. Dafür wurde er jetzt in die Wehrmachts-Abteilung (W) vom Reichswehrministerium (RWM) in Berlin versetzt. Dort wurde er am 1. März 1928 zum Major befördert. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Februar 1928 festgelegt. Am 1. April 1930 wurde er zum Regimenstsstab vom 14. Reiter-Regiment nach Ludwigslust versetzt. Am 1. Oktober 1930 wurde er als Lehrer an die Infanterieschule nach Dresden versetzt. Am 1. April 1932 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Als solcher wurde er am 1. März 1934 zum Lehrgangsleiter Id an der Infanterieschule Dresden ernannt. Hier erfolgte in dieser Funktion am 1. Juni 1934 auch seine Beförderung zum Oberst. Am 15. Oktober 1935 wurde er dann bei der Enttarnung der Einheiten bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht zum Kommandeur vom neuen Infanterie-Regiment 75 in Donaueschingen ernannt. Als solcher wurde er am 1. Oktober 1937 zum Generalmajor befördert. Am 1. April 1938 wurde er als Nachfolger von Generalmajor Wolfgang Schmidt-Logan zum Kommandeur der Heeresdienststelle 7 in Freiburg ernannt. Am 1. Mai 1939 wurde er zum Landwehrkommandeur Freiburg ernannt. Bei Beginn der deutschen Mobilmachung am 26. August 1939 übernahm er das Kommando der neu gebildeten 14. Landwehr-Division, die am Oberrhein eingesetzt war. Am 1. Oktober 1939 wurde er zum Generalleutnant befördert. Mit Umwandlung der Division zur 205. Infanterie-Division am 1. Januar 1940 wurde er auch deren erster Kommandeur. Am 20. April 1940 musste er seine Führung wegen einer Erkrankung abgeben. Am 8. Mai 1940 übernahm er nach seiner Entlassung aus dem Reservelazarett II Tübingen (Ohrenklinik) wieder das Kommando. Er führte die 205. Infanterie-Division im Frühjahr 1940 im Westfeldzug und verblieb dann mit ihr als Besatzungstruppe in Frankreich. Dabei trug er bereits beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen. Am 20. Januar 1941 erhielt er von General der Infanterie Erwin Oßwald folgende Beurteilung: "Äußerst pflichtbewußt, ehrgeizig, unermüdlich tätig. Besonders bemüht um Fortbildung seiner Offiziere. Bewertung: Führt sehr gut aus. Empfehlung: Geeignet zum Kommandeur einer Feld-Division." Im Januar 1942 wurde die Division dann in den Raum Witebsk an die Ostfront verlegt. Am 20. März 1942 erhielt er vom Kommandierenden General des LIX. Armeekorps, General der Infanterie Kurt von der Chevallerie, folgende Beurteilung: "Rastlos tätiger Divisionskommandeur von hohem Pflichtbewusstsein, hart gegen sich, fürsorglich für die Truppe, auf die er durch seinen persönlichen Einsatz vorbildlich wirkt. Taktisch gut durchgebildet und erfahren in Ausbildung und Erziehung. Bei seiner großen Gründlichkeit fällt es ihm, besonders in schweren Lagen, nicht leicht, sich von Einzelheiten frei zu machen und den Blick auf das Ganze zu richten. Führt gut aus. Für geeignet als Befehlshaber eines Höheren Kommandos." Generaloberst Georg-Hans Reinhardt ergänzte dabei noch: "Einverstanden. Denken und Handeln im größeren Rahmen fehlt etwas." Am 23. März 1942 wurde er durch Granatensplitter schwer verwundet. Am 1. April 1942 wurde er im Reservelazarett I in Königsberg eingeliefert, wo ihm der linke Oberarm amputiert wurde. Am 3. April 1942 wurde durch den leitenden Oberarzt die Heilungsdauer mit 4 Monaten angegeben. Am 4. April 1942 wurde er mit dem Lazarett-Zug ins Reich verlegt. Am 12. April 1942 wurde er mit Wirkung vom 23. März 1942 in die Führerreserve OKH versetzt. Dabei wurde er dem Wehrkreis V zugeteilt. Am 14. April 1942 wurde ihm das Deutsche Kreuz in Gold verliehen. Am 25. April 1942 wird durch Generalfeldmarschall Günther von Kluge, OB der Heeresgruppe Mitte, zur letzten Beurteilung folgendes ergänzt: "Einverstanden." Am 24. August 1942 wurde ein ärztliches Gutachten vom Oberstabsarzt Prof. Dr. Eduard Rehn, beratender Chirurg beim Wehrkreisarzt V, an das Stellvertretende Generalkommando V. Armeekorps übersandt, welches dieses am 15. August 1942 angefordert hatte. Darin hieß es: "Auf die Anfrage vom 15.8.42 teile ich mit, dass Generalleutnant Richter sich noch in stationärer Lazarett behandlung befindet. Ich habe vor 4 Wochen eine Nachamputation des Oberarmstumpes vorgenommen und mehrere Nervengeschwülste im Gebiet der Amputationsnarbe entfernt. Der Stumpf wurd jetzt mit Massage und Bewegungsübungen behandelt. Das Allgemeinbefinden des Patienten hat sich in den letzten Wochen gebessert. Über die weitere Dauer der Lazarettbehandlung kann heute noch nichts Endgültiges gesagt werden." Nach seiner Genesung wurde er am 10. Oktober 1943 zum Militärbefehlshaber Belgien-Nordfrankreich kommandiert. Am 10. Dezember 1943 wurde er zum Kommandant der Oberfeldkommandantur 398 (OFK 398) in Kopenhagen ernannt. Dieser Stab wurde aus Tarnungsgründen auch als Höheres Kommando Kopenhagen bezeichnet und ist als territorialer Befehlshaber auf den Inseln verwendet wurden. Am 1. März 1944 erhielt er vom Wehrmachtbefehlshaber Dänemark, General der Infanterie Hermann von Hannecken, folgende Beurteilung: "Trotz seiner Verwundung und seines Magenleidens hervorragend in Haltung. Mutet sich selbst viel zu. Gutes taktisches Verständnis, klare Befehlssprache. Sehr guter Arbeiter. Streng, gerecht und fürsorglich. Bewertung: Über Durchschnitt. Empfehlung: Geeignet zum Kommandierenden General eines Reserve-Korps." Am 9. März 1945 wurde der Stab der Oberfeldkommandantur 398 zur 328. Infanterie-Division "Seeland" umgegliedert. Die Division wurde in Dänemark eingesetzt. Am 29. März 1945 erhielt er vom Wehrmachtbefehlshaber Dänemark Generaloberst Georg Lindemann, folgende Beurteilung: "Ich habe feststellen müssen, dass der Kommandeur der 328. Infanterie_Division, Generalleutnant Richter, seinen Aufgaben nicht mehr gewachsen ist. beantrage seine sofortige Ablösung." Daraufhin wurde Ernst Richter am 9. April 1945 in die Führerreserve OKH versetzt. Er wurde wieder dem Wehrkreis V zugeteilt. Seine Privatanschrift war die Tivolistraße 36 in Freiburg mit der Telefonnummer 1054. Bei Kriegsende geriet er in amerikanische Gefangenschaft, aus der er am 22. Mai 1947 entlassen wurde.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10851 Ple-Sac
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1907, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1907
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1908, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1908
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1909, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1909
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1910, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1910
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1911, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1911
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1912
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1913
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1914
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
NARA T-78 R-892
Pers 6/830