LXXII. Armeekorps z.b.V. (72.)
LXXII. Armeekorps
1. Einsatz und Unterstellung:
Das Generalkommando LXXII. Armeekorps z.b.V. wurde mit Befehl vom 13. Februar 1944 mit Stichtag 20. Februar 1944 in Südrussland aufgestellt. Der Stab wurde dabei aus dem Stab des Befehlshabers Westtaurien gebildet. Zum Zeitpunkt der Umbenennung befand sich das Generalkommando in Südrussland in einem Stellungsabschnitt am Dnjepr von Nikolajew im Westen bis in den Raum nordöstlich von Cherson im Osten. Im Zuge des Rückzugs der Heeresgruppe Süd ging das Korps bis zum 24. März 1944 auf den südlichen Bug bei Nikolajew zurück. Der weitere Rückzug führte das Korps in schweren Abwehrkämpfen bis Anfang April 1944 als südlichstes Korps der Heeresgruppe bis in den Raum westlich von Odessa an der Dnestr. Am 22. Juni 1944 begann auch bei der Heeresgruppe Süd die russische Sommeroffensive. Seit Ende Mai 1944 befand sich das Generalkommando des LXXII. Armeekorps z.b.V. hinter der deutschen Frontlinie im Raum Galatz in Reserve. Am 21. August 1944 weitete sich die russische Offensive auch auf den südlichsten Bereich der deutschen Front aus. Dieser Abschnitt wurde von der 3. rumänischen Armee verteidigt verteidigt. Die Armee verteidigte eine Linie am Dnestr-Liman. Dem feindlichen Druck hielten die rumänischen Verbände nicht stand, so daß es Teilen des russischen XXXX. Gardekorps sowohl bei Burgas an der Mündung des Dnestr-Limans, als auch beiderseits Cetatea Alba gelang, die Verteidigungsfront zu durchbrechen. Kurze Zeit später musste auch das III. rumänische Korps das westliche Ufer des Dnestr aufgeben. Das Korps sollte nach Westen ausweichen und in die Linie Donaudelta-Pruth bei Cahul zurückverlegen. Zu dessen Unterstützung setzte die Heeresgruppe das in Ismail stationierte LXXII. Armeekorps z.b.V. ein, das mit der 153. Feldausbildungsdivision und der rumänischen 1. Kavallerie-Division die Auffangstellungen im Sarata- und Cogilnic-Tal besetzen sollte, um die ausweichenden Verbände des rumänischen III. Korps aufzunehmen. Aufgrund des schnellen russischen Vormarsches wurde der Auftrag der 3. rumänischen Armee in der Nacht zum 23. August dahingehend geändert, die Verteidigung der Donau von der Mündung bis Brakia mit Brückenköpfen bei Chilian, Ismail und Cartal zu übernehmen. Dem LXXII. Armeekorps z.b.V. fiel die Aufgabe zu, die Landenge bei Bolgrad zu sichern ("Ferdinand-Stellung" im Abschnitt Bolgrad - Cahul). Hierzu standen zunächst keine Truppen zur Verfügung, da die 1. rumänische Kavallerie-Division sich befehlswidrig abgesetzt hatte und die Verbindung zur 153. Feldausbildungs-Division verloren gegangen war. Der Korpsstab verlegte nach Curci, westlich von Bolgrad. Hier erreichte das Korps die Nachricht vom Staatsstreich in Rumänien. Da die befohlene Linie ohne eigene Truppenteile nicht zu besetzen bzw. zu halten war, setzte sich das Korps nach Galatz ab. Bis zum 31. August erreichte der Stab Sepsiszentgörgy. Hier baute das Korps eine Auffangstellung für Versprengte auf und bildete eine Sicherungslinie. Der neue Auftrag des Korps lautete: Sicherung der Grenze im Abschnitt Elopatak bis Lisznejöpatak mit vorhandenen und neu aufzustellenden Alarmeinheiten sowie einer Flak-Kampfgruppe. Am 4. September wich das Generalkommando nach Malnasfürdö aus, nachdem der feindliche Druck auf Sepsiszentgörgy zu groß geworden war. Ab dem 8. September setzte sich das Korps in den Raum Eted ab. Hier übergab das Korps den Befehl über seinen Abschnitt an das LVII. Panzerkorps ab. Das Generalkommando selbst übernahm die Maros-Stellung beiderseits Neumarkt mit Brückenkopf Neumarkt und verlegte seinen Gefechtsstand nach Mezö-Szabad. Zur Besetzung dieser Stellung standen dem Korps insgesamt 8 Alarmbataillone zur Verfügung. Am 15. September gab das Generalkommando LXXII. Armeekorps z.b.V. auch diesen Stellungsabschnitt an das LVII. Panzerkorps ab. Anschließend verlegte es nach Szilagysomlyo und löste dort das XXIX. Armeekorps als "Auffangstab AOK 6" ab. Neuer Auftrag des Korps war die Wiederaufstellung der 76. Infanterie-Division aus Restteilen des AOK 6, die Abwicklung der zerschlagenen Korps und Divisionen des AOK 6 sowie die stützpunktartige Sicherung der Grenze zwischen Großwardein und Klausenburg. Bis zum 6. Oktober 1944 stellte das Generalkommando aus den Resten des AOK 6 die 76. Infanterie-Division auf, wickelte die zerschlagenen Korps und Divisionen bis zur Verlegung kleinerer Abwicklungsstäbe ins Reich ab und baute den Klausenburg-Riegel im Abschnitt Großwardein - Rez. -Gebirge - Mgy. N. Zsombor (ausschl.) aus. Im Oktober 1944 wurde der Stab dann zum Generalkommando LXXII. Armeekorps umbenannt. Am 7. Oktober übernahm das Generalkommando den Befehl über den Abschnitt beiderseits Großwardein mit unterstelltem königlich-ungarischen VII. Armeekorps, 76. Infanterie-Division und dem Sperrverband Ludwig. Sofort nach der Befehlsübernahme stand der Korpsabschnitt unter schweren russischem Druck. Um Großwardein wurde schwer gekämpft. Die deutsche Frontlinie wurde hier am 12. Oktober von der Roten Armee aufgebrochen. Die eigene HKL musste daraufhin nach Nordwesten zurück genommen werden, um die Paßstraßen durch Siebenbürgen zu sichern. Bis zum Monatsende war das Korps auf den Theiss südöstlich von Eger zurückgedrängt worden. Am 7. November musste die Theiß-Linie aufgegeben werden. Das Korps setzte sich nach Westen ab. Es verlegte über Hered in den Raum Pazmand und erhielt den Auftrag, das Donau-Westufer von Raczalmas bis nach Nagyteteny zu verteidigen. Hierzu wurden dem Korps die 276. Volksgrenadier-Division und die königlich ungarische 10. Infanterie-Division unterstellt. Am 10. November 1944 übernahm das Korps den neuen Korpsabschnitt. Am 13. November verschob sich der Korpsabschnitt auf die Linie Bölcske-Nord bis Csepel-Süd. Um Dunaföldvar kam es Mitte November zu schweren Kämpfen, bis Ende November verlagerten sich die Kämpfe auf die Donau-Inseln. Am 3. Dezember begann eine russische Offensive zur Überschreitung der Donau. Dunaföldvar ging bereits in der Nacht verloren, Alap und Elöszallas folgten bis zum Abend. Aufgrund dieser Ereignisse ging das Korps auf die Margarethe-Stellung südlich von Budapest zurück. Um die Margarethe-Stellung kam es zu schweren Kämpfen, bei denen die neu unterstellte 8. Panzer-Division für Entlastung sorgen konnte, die jedoch nach zwei Tagen am 10. Dezember 1944 wieder aus der Front gezogen wurde. Bis zum 15. Dezember wurde das Korps fast vollständig vernichtet, die 271. Volksgrenadier-Division war größtenteils aufgerieben. Daraufhin erhielt das Generalkommando des LXXII. Armeekorps den Befehl zur Übernahme eines neuen Frontabschnitts im Abschnitt Nordrand Brückenkopf Budapest bis zur linken Armeegrenze an der slow. Grenze. Die neue Frontlinie verlief erneut entlang der Donau. Das Generalkommando verlegte nach Vamosmikola. Das Generalkommando wurde anschließend bis Kriegsende im Raum Nordungarn und schließlich in Mähren eingesetzt.
1944
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
13. Februar | 3. rumänische Armee | A | Galatz (Lagekarte) |
10. März | 6. Armee | A | Galatz |
21. März | 3. rumänische Armee | A | Galatz |
30. März | 3. rumänische Armee | Südukraine | Galatz (Lagekarte) |
4. April | 6. Armee | Südukraine | Galatz |
18. April | 3. rumänische Armee | Südukraine | Galatz |
29. April | z. Vfg. | Südukraine | Galatz (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
11. Juli | 3. rumänische Armee | Südukraine | Galatz (Lagekarte) |
26. August | z. Vfg. | Südukraine | Galatz |
28. August | 6. Armee | Südukraine | Galatz (Lagekarte) |
15. September | z. Vfg. | Südukraine | Galatz (Lagekarte) |
6. Oktober | Armeegruppe Fretter-Pico (6. Armee) | Süd | Südungarn (Lagekarte) |
7. November | 3. ungarische Armee | Süd | Südungarn (Lagekarte) |
2. Dezember | Armeegruppe Fretter-Pico (6. Armee) | Süd | Südungarn |
27. Dezember | LVII. Panzerkorps /6. Armee | Süd | Südungarn |
31. Dezember | Armeegruppe Balck (6. Armee) | Süd | Südungarn |
1945
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
Januar | 6. Armee | Süd | Ungarn (Lagekarte) |
Februar | 8. Armee | Süd | Ungarn (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
Mai | 1. Panzerarmee | Ostmark | Mähren |
2. Kommandierende Generale:
General der Infanterie Sigismund von Förster 13. Februar 1944 - September 1944
Generalmajor Georg Zwade September 1944 - September 1944 m.st.F.b.
Generalleutnant August Schmidt 15. September 1944 - 22. Januar 1945 m.F.b.
General der Infanterie Anton Grasser 22. Januar 1945 - April 1945
Generalleutnant Werner Schmidt-Hammer April 1945 - Kapitulation m.st.F.b.
Chef des Generalstabes:
Oberst i.G. Werner Müller Februar 1944 - 15. September 1944
Oberst i.G. Paul Engels 15. September 1944 - 30. November 1944
Oberst i.G. Joachim Möller 30. November 1944 - Februar 1945
1. Generalstabsoffizier (Ia):
Oberstleutnant i.G. Walter Beusterien Februar 1944 - April 1944
Major i.G. Heinz Jentsch April 1944 - 20. Januar 1945
Major i.G. Heinz Bagdahn 30. Januar 1945 - Mai 1945
3. Gliederung:
a) Korpstruppen
Korps-Nachrichten-Abteilung 472
Korps-MG-Bataillon 472
b) unterstellte Divisionen
3. März 1944:
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
370. Infanterie-Division | unbekannt |
unbekannt
|
15. Mai 1944:
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
15. Infanterie-Division (rumänisch) 21. Infanterie-Division (rumänisch) |
unbekannt |
unbekannt
|
13. Oktober 1944:
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
76. Infanterie-Division | unbekannt |
unbekannt
|
5. November 1944:
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
25. Infanterie-Division (ungarisch) | unbekannt |
unbekannt
|
26. November 1944:
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
1. Kavallerie-Division (ungarisch) | unbekannt |
unbekannt
|
26. Januar 1945
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
Kampfgruppe Fischer |
unbekannt |
19. Februar 1945
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
Teile 101. Jäger-Division |
unbekannt |
1. März 1945
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
Kampfgruppe Kaiser | unbekannt |
5. März 1945
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
Kampfgruppe Kaiser | unbekannt |
21. März 1945
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
76. Infanterie-Division | unbekannt |
31. März 1945
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
unbekannt |
1. April 1945
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
Teile 182. Infanterie-Division |
Heeres-Pionier-Brigade 52 |
Korps-Nachrichten-Abteilung 472
|
12. April 1945
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
182. Infanterie-Division | unbekannt |
Korps-Nachrichten-Abteilung 472
|
30. April 1945
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
76. Infanterie-Division | unbekannt |
Korps-Nachrichten-Abteilung 472
|
5. Mai 1945
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
254. Infanterie-Division | unbekannt |
Korps-Nachrichten-Abteilung 472
|
4. Ersatz:
Für die Ersatzgestellung des Stabes war das Füsilier-Ersatz-Bataillon 230 zuständig.