Heeresgruppe Süd

 

1. Lebenslauf:

Die Heeresgruppe Süd wurde am 2. September 1939 für den Feldzug gegen Polen durch die Umbildung des AOK 12, das vom 26. August 1939 an bereits als Heeresgruppenstab fungiert hatte. Die Heeresgruppe Süd stieß mit der Masse der gepanzerten und motorisierten Verbände der Wehrmacht aus Schlesien (8. Armee und 10. Armee) und der 14. Armee (Slowakei) nach Südpolen vor. Nach dem erfolgreichen Durchbruch der 10. Armee auf Warschau und der Verbindungsaufnahme mit den Truppen der Heeresgruppe Nord wurden die aus Westpolen zurückflutenden polnischen Truppen durch die 8. Armee in der Schlacht an der Bzura vernichtet. Die 14. Armee stieß derweilen durch Südpolen auf Lemberg und Lublin vor. Nach dem Ende des Polenfeldzuges wurde die Heeresgruppe Süd an die Westfront verlegt und am 26. Oktober 1939 in Oberkommando der Heeresgruppe A umbenannt.

Neu aufgestellt wurde die Heeresgruppe Süd am 22. Juni 1941 zu Beginn des Ostfeldzuges. Das neue Heeresgruppenkommando entstand durch die Umbenennung der Heeresgruppe A. Die Heeresgruppe gliederte sich aus der Panzergruppe 1, der 6. Armee, der 17. Armee sowie der 11. Armee. Sie griff  aus Südpolen über die Slowakei, Ungarn und Rumänien die sowjetische Südwest- und Südfront an. Nahziele waren der Vorstoß zum Dnjepr sowie die Einnahme von Kiew. Anschließend sollte die Heeresgruppe zum Donezbecken vorstoßen. Zwischen Juli und September 1941 kam es zu den Kesselschlachten von Uman und Kiew, in deren Verlauf mehrere sowjetische Armeen vernichtet werden konnten. Im Oktober 1941 konnte die Stadt Odessa genommen werden, woraufhin die 11. Armee auf die Krim vorstieß und mit der Belagerung der Seefestung Sewastopol begann. Die anderen Teile der Heeresgruppen nahmen Charkow und Rostow am Don. Da sich jedoch russische Truppen vom Norden dem Fluss Tuslow näherten, musste die Heeresgruppe Rostow wieder aufgeben und zum Mius zurückziehen. Durch den russischen Vorstoß wurde ein Durchbruch der Wehrmacht in den Kaukasus 1941 gestoppt. Gerd von Rundstedt wurde wegen seiner Entscheidung, die deutschen Truppen gegen Hitlers ausdrücklichen Willen aus Rostow zurückzuziehen, als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd abgelöst und durch Walter von Reichenau ersetzt. Im Winter 1941 / 1942 bezogen die Truppen der Heeresgruppe Verteidigungsstellungen entlang der Flüsse Mius und Donez. Zur Vorbereitung der deutschen Sommeroffensive 1942 wurde die Heeresgruppe im Juli 1942 geteilt und bildete die Heeresgruppe A und B. Der Heeresgruppenstab selbst bildete den Stab der Heeresgruppe B.

Neu aufgestellt wurde die Heeresgruppe Süd am 12. Februar 1943 durch die Umbenennung der Heeresgruppe Don unter Übernahme des Südabschnitts der von der russischen Winteroffensive bei Stalingrad und am Donknie durchbrochenen Heeresgruppe B. Die Heeresgruppe gliederte sich nun in die 1. Panzerarmee, die 4. Panzerarmee, die neu aufgestellte 6. Armee sowie die 8. Armee. Die Heeresgruppe Süd trug bis zum Frühjahr 1944 die Hauptkämpfe an der Ostfront. Nachdem die Front durch den Gegenangriff von Mansteins im Februar und März 1943 stabilisiert werden konnte, nahm die Heeresgruppe an der deutschen Sommeroffensive 1943 teil. Die Heeresgruppe Süd unter von Manstein konzentrierte im südlichen Abschnitt die 4. Panzerarmee und die Armeeabteilung Kempf“ mit insgesamt 19 Divisionen, davon neun Panzer- und Panzergrenadier-Divisionen, die im Raum  Belgorod konzentriert wurden. Mit diesen Truppen gelang der Heeresgruppe Süd ein tiefer Einbruch in die russischen Verteidigungsstellungen, ohne dass sie diese durchbrechen und auf Kursk durchstoßen konnte. Der Angriff lief sich in den russischen Verteidigungsstellungen fest. Trotz der stabilen Situation auf der Südseite wurden die Angriffspitzen der Heeresgruppe Süd am 18. Juli ohne gegnerische Einwirkung auf ihre Ausgangsstellungen zurückgenommen. Die Kernverbände wurden abkommandiert. Die Division „Großdeutschland“ wurde im Raum Orjol zur Unterstützung der 2. Panzerarmee eingesetzt, das II. SS-Panzerkorps nach Italien verlegt. Die der Heeresgruppe Süd in diesem Frontabschnitt verbleibenden Truppen mussten sich der am 5. August beginnenden sowjetischen Offensive entgegenstellen. Im September 1943 räumte die Heeresgruppe das Donezbecken, im November 1943 scheiterte der Versuch, die Dnjepr-Linie zu halten. Bis April 1944 kämpfte sich die Heeresgruppe unter schweren Verlusten nach Galizien zurück. Am 4. April 1944 wurde sie in Heeresgruppe Nordukraine umbenannt.

Erneut aufgestellt wurde die Heeresgruppe Süd am 23. September 1944 in Siebenbürgen durch die Umbenennung der vernichteten Heeresgruppe Südukraine. Eingesetzt wurde die Heeresgruppe bei den Kämpfen in Westungarn. Gegen Kriegsende zog sich die Heeresgruppe nach Österreich zurück. Am 30. April 1945 wurde das Heeresgruppenkommando noch in Heeresgruppe Ostmark umbenannt.

 

2. Oberbefehlshaber:

Generaloberst Gerd von Rundstedt Aufstellung - Umbenennung

nach der Neuaufstellung 1941:

Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt Aufstellung - 1. Dezember 1941

Generalfeldmarschall Walter von Reichenau 1. Dezember 1941 - 15. Januar 1942

Generalfeldmarschall Fedor von Bock 18. Januar 1942 - Umbenennung

nach der Neuaufstellung 1943:

Generalfeldmarschall Erich von Manstein 12. Februar 1943 - 31. März 1944

Generalfeldmarschall Walter Model 31. März 1944 - Umbenennung

nach der Neuaufstellung 1944:

Generaloberst Johannes Frießner 23. September 1944 - 22. Dezember 1944

General der Infanterie Otto Wöhler 28. Dezember 1944 - 6. April 1945

Generaloberst Lothar Rendulic 6. April 1945 - Umbenennung

 

Chef des Generalstabes:

Generalleutnant Erich von Manstein Aufstellung - Umbenennung

nach Wiederaufstellung 1941:

General der Infanterie Georg von Sodenstern Aufstellung - Umbenennung

nach Wiederaufstellung 1943:

Generalmajor Friedrich Schulz Aufstellung - 1. März 1943

Generalleutnant Theodor Busse 1. März 1943 - Umbenennung

nach Wiederaufstellung 1944:

Generalmajor Helmuth Grolmann Aufstellung - 1945

Generalleutnant Heinz von Gyldenfeldt 2. März 1945 - 20. April 1945

 

1. Generalstabsoffizier (Ia):

Oberst i.G. Günther Blumentritt Aufstellung - Umbenennung

nach Wiederaufstellung 1941:

Oberst i.G. August Winter Aufstellung - Umbenennung

nach Wiederaufstellung 1943:

Generalmajor Theodor Busse Aufstellung - 1. März 1944

Oberst i.G. Georg Schulze-Büttger März 1944 - 25. März 1944

Oberst i.G. Wilhelm Willemer 25. März 1944 - Umbenennung

nach Wiederaufstellung 1944:

Oberst i.G. Ivo-Thilo von Trotha Aufstellung - 5. November 1944

Oberstleutnant i.G. Heinrich Schäfer 10. November 1944 - 1- April 1945

Oberstleutnant i.G. Bang 1. April 1945 - Umbenennung

 

3. Gliederung:

a) Heeresgruppen-Truppen

Heeresgruppen-Nachrichten-Regiment 570 (1. und 2. Aufstellung)

Heeresgruppen-Nachrichten-Regiment 558 (3. Aufstellung)

Heeresgruppen-Nachrichten-Regiment 530 (4. Aufstellung)

 

b) unterstellte Großverbände:

Datum Verbände
September 1939 8. Armee, 10. Armee, 14. Armee
3. Oktober 1939 14. Armee, 8. Armee, 3. Armee, Militärbefehlshaber Danzig & Westpreußen, Militärbefehlshaber Posen
Oktober 1939 Grenz-Abschnitt Nord, Mitte und Süd
nach der Neuaufstellung 1941:  
Juni 1941 6. Armee, Panzergruppe 1, 17. Armee, 11. Armee
September 1941 6. Armee, Panzergruppe 1, 17. Armee, 11. Armee
Februar 1942 2. Armee, 6. Armee, Armeegruppe v. Kleist, 11. Armee
Juni 1942 2. Armee, 6. Armee, 1. Panzerarmee, 17. Armee, Gruppe v. Wietersheim, 11. Armee
Juli 1942 Armeegruppe v. Weichs, 6. Armee, 1. Panzerarmee, 17. Armee, Gruppe v. Wietersheim, 11. Armee
nach der Neuaufstellung 1943:  
März 1943 Armee-Abteilung Kempf, 4. Panzerarmee, 1. Panzerarmee, Armee-Abteilung Hollidt
April 1943 Armee-Abteilung Kempf, 6. Armee, 1. Panzerarmee z.Vfg. 4. Panzerarmee
Juli 1943 Armee-Abteilung Kempf, 6. Armee, 8. Armee, 1. Panzerarmee
September 1943 4. Panzerarmee, 8. Armee, 1. Panzerarmee, 6. Armee
Oktober 1943 4. Panzerarmee, 8. Armee, 1. Panzerarmee
November 1943 4. Panzerarmee, 8. Armee, 1. Panzerarmee, 6. Armee
Januar 1944 4. Panzerarmee, 8. Armee, 6. Armee, z.Vfg. 1. Panzerarmee, Wehrmachts-Befehlshaber Ukraine
Februar 1944 4. Panzerarmee, 8. Armee, 1. Panzerarmee, 6. Armee
März 1944 4. Panzerarmee, 8. Armee, 1. Panzerarmee
nach der Neuaufstellung 1944:  
Oktober 1944 Armeegruppe Wöhler, 6. Armee, 3. ungarische Armee
November 1944 Armeegruppe Wöhler, Armeegruppe Fretter-Pico, 2. ungarische Armee
Dezember 1944 Armeegruppe Wöhler, 6. Armee, 3. ungarische Armee
Januar 1945 Armeegruppe Balck, 8. Armee, 2. Panzerarmee
April 1945 8. Armee, 6. Panzerarmee, 6. Armee, 2. Panzerarmee

 

4. Ersatz:

Für die Ersatzgestellung des Stabes war anfangs das Infanterie-Ersatz-Bataillon 19 zuständig. Auch nach der Wiederaufstellung im Sommer 1941 war wieder das Infanterie-Ersatz-Bataillon 19 mit dieser Aufgabe betraut. Nach der erneuten Wiederaufstellung übernahm dann 1943 das Grenadier-Ersatz-Bataillon 192 diese Aufgabe. Bei der erneuten Wiederaufstellung im Herbst 1944 übernahm dann das Grenadier-Ersatz-Bataillon 67 diese Aufgabe.

 

5. Literatur und Quellen:

Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 14. Die Landstreitkräfte. Namensverbände. Die Luftstreitkräfte. Fliegende Verbände. Flakeinsatz im Reich 1943–1945. Biblio-Verlag, Bissendorf 1980

Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 8: Die Ostfront 1943/44. Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten. Mit Beiträgen von Karl-Heinz Frieser, Bernd Wegner u. a. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007

Werner Haupt: Die Schlachten der Heeresgruppe Süd Gebundene Ausgabe, Dörfler-Verlag, 1. Januar 2005