Wiese, Heinrich Friedrich

 

* 5. Dezember 1892, Nordhastedt, Kreis Süderdithmarschen bei Heide/Holstein

† 13. Februar 1975, Gießen

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Friedrich Wiese war der Sohn des Kreisausschußsekretärs Daniel Marx und dessen Ehefrau Mathilde, geborene Mathiessen. Er besuchte von Ostern 1904 bis Ostern 1910 das Realgymnasium zu Elmshorn und ging mit der Reife für die Obersekunda ab. Danach absolvierte er vom 5. Oktober 1910 bis zum 30. September 1913 eine Ausbildung für die mittlere Beamtenlaufbahn (Regierungs-Supenumerar) auf dem königlichen Landratsamt in Cismar. Sein Vater starb am 26. Juli 1913. Ab dem 1. Oktober 1913 wurde er als Hilfsarbeiter und Supenumerar bei der Regierung Schleswig eingesetzt. Er trat kurz nach Beginn des 1. Weltkrieges am 4. August 1914 als Kriegsfreiwilliger in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zum Ersatz-Bataillon vom Schleswigsches Infanterie-Regiment "von Manstein" Nr. 84 in Schleswig. Am 14. September 1914 kam er zum aktiven Regiment ins Feld. Am 28. September 1914 wurde er zur 4. Kompanie seines Regiments versetzt. Am 20. Mai 1915 wurde er zur 7. Kompanie vom Reserve-Infanterie-Regiment 65 versetzt. Vom 13. Juni 1915 bis zum 11. Juli 1915 wurde er zum Ausbildungskurs für Reserve-Offiziers-Aspiranten nach Le Chesne kommandiert. Dabei wurde er am 7. Juli 1915 zum Unteroffizier befördert. Vom 1. September 1915 bis zum 6. November 1915 wurde er zum Ausbildungskurs für Reserve-Offiziers-Aspiranten ins Sennelager kommandiert. Dabei wurde er am 21. Oktober 1915 zum Vizefeldwebel befördert. Am 6. November 1915 wurde er zum Leutnant der Reserve befördert und auch sein Patent wurde auf diesen Tag datiert. Am 3. Dezember 1915 wurde er zur 12. Kompanie vom 2. Masurisches Infanterie-Regiment Nr. 147 versetzt. Er nahm an den Kämpfen in Frankreich teil und kam mit seinem Regiment Ende 1915 nach Rußland. Bei Dünaburg wurde er am 25. Dezember 1915 durch Gewehrgeschoßsplitter am linken Unterkiefer verwundet. Dabei erlitt er einen doppelten Unterkieferbruch. Er wurde daraufhin vom 25. Dezember 1915 bis zum 13. Januar 1916 in den Feldlazaretten Steinsee, Urzjany und Poniewicz behandelt. Vom 17. Januar 1916 bis zum 20. Februar 1916 schloß sich die Behandlung im Reservelazarett Kurhaus Bernburg (Anhalt) an. Das Eiserne Kreuz 2. Klasse wurde ihm am 15. Februar 1916 verliehen. Zwischen dem 21. Februar 1916 und dem 20. Juni 1916 wurde er im Reservelazarett Weidenplan in Halle an der Saale behandelt. Am 21. Juni 1916 wurde er zum Ersatz-Bataillon versetzt. Am 20. August 1916 wurde er der 1. Ersatz-MG-Kompanie vom XX. Armeekorps überwiesen. Am 28. August 1916 wurde er zum MG-Lehrkurs nach Döberitz kommandiert. Am 16. Oktober 1916 wurde er zur MG-Kompanie des II. Bataillons vom Infanterie-Regiment 437 versetzt. Erst am 11. November 1916 traf er bei seiner Kompanie ein. Am 23. Februar 1917 wurde er als Kompanieoffizier zur 3. MG-Kompanie vom Infanterie-Regiment 374 versetzt. Ab dem 14. August 1917 wurde er zum Führer dieser Kompanie ernannt. Das Eiserne Kreuz 1. Klasse wurde ihm am 29. September 1918 verliehen. Vom 8. Oktober 1918 bis zum 22. Oktober 1918 wurde er im Grenzschutz an der türkisch-bulgarischen Grenze eingesetzt. Am 13. Dezember 1918 wurde er aus dem Heeresdienst entlassen. Er trug auch das Verwundetenabzeichen in Schwarz.

Am 14. Dezember 1918 ist er dafür in das Ersatz-Bataillon Schleswig eingetreten und wurde von dort zur Aufstellung der Eisernen Division kommandiert. Zum 4. Januar 1919 wurde er zur Eisernen Division versetzt. Von diesem 4. Januar 1919 bis zum 31. Mai 1919 wurde er als MG-Offizier beim Stabe des Detachements von Borke (Freiwilligen-Bataillon) in Kurland eingesetzt. Vom 1. Juni 1919 bis zum 31. August 1919 wurde er als Werbeoffizier des Bataillons verwendet. Er nahm an allen Gefechten des Freiwilligen-Bataillons von Borke im Baltikum teil. Am 31. August 1919 wurde er erneut entlassen.

Am 1. September 1919 ist er in das vorläufige Reichsheer eingetreten. Er kam dabei zur 12. Kompanie vom Reichswehr-Infanterie-Regiment 79. Am 30. September 1919 wurde er erneut aus dem Heeresdienst entlassen. Dabei wurde ihm der Charakter eines Oberleutnants der Reserve verliehen.

Am 1. Oktober 1919 wurde er von der Hamburger Polizeibehörde als Leutnant eingestellt. Er kam zur Ordnungspolizei Abteilung IV. Am 26. März 1920 bestand er an der Oberrealschule "vor dem Holstentor" in Hamburg sein Abitur. Er besuchte zwischen 1920 und 1922 sechs Semester Vorlesungen zu Volkswirtschaftslehre und Jura an der Universität Hamburg. Am 1. Oktober 1920 wurde er zum Oberleutnant der Polizei befördert. Vom 16. Dezember 1920 bis zum 31. März 1923 wurde er im Stabe des Chefs der Ordnungspolizei in Hamburg in der Personalabteilung eingesetzt. Am 28. September 1921 wurde er vereidigt. Am 1. Februar 1923 wurde er zum Polizei-Hauptmann befördert. Als solcher führte er ab dem 1. April 1923 die Panzerwagen-Hundertschaft. Damit war er an der Niederschlagung der Oktoberunruhen der Kommunisten in Hamburg im Jahr 1923 beteiligt. Nach einem Jahr wurde er ab dem 1. April 1924 als Leiter der Abteilung I b wieder zum Stab des Chefs der Ordnungspolizei in Hamburg versetzt. Am 6. März 1925 heiratete er die fast achteinhalb Jahre jüngere Gertrud Martha Johanna Ehlers, Tochter vom Altonaer Kaufmann Hans Heinrich August Ehlers, in Hamburg. Am 26. Mai 1925 bestand er seine 4. Polizeifachprüfung. Vom 17. Mai 1926 bis zum 9. Juni 1926 wurde er zum Sportlehrgang 2 kommandiert. Am 3. März 1927 hat er den Führerschein Klasse III b erworben. Vom 17. März 1927 bis zum 14. April 1927 wurde er zum 4. Ausbildungslehrgang für Offiziers-Anwärter als MG-Lehrer kommandiert. Dabei hat er am 28. März 1927 den Führerschein Klasse II erworben. Vom 3. Mai 1931 bis zum 14. Oktober 1931 absolvierte er seinen Polizeiwachtdienst. Vom 15. Oktober 1931 bis zum 8. März 1933 wurde er zum Offiziers-Anwärter-Lehrgang als Taktiklehrer kommandiert. Vom 8. März 1933 bis zum 1. Mai 1933 wurde er als Leiter der Abteilung I b bei der Landespolizei-Inspektion (Chef der Ordnungspolizei) verwendet. Er war dadurch auch an dem Aufbau vom Konzentrationslager Wittmoor beteiligt. Er war für die Unterbingung der Schutzhäftlinge zuständig. Es sind keine nennenswerten Übergriffe der Olizisten und Hilfspolizisten bekannt geworden. Ab dem 1. Mai 1933 bis zum 31. März 1934 wurde er dem Senator der inneren Verwaltung in Hamburg zum Aufbau des zivilen Luftschutzes für das Luftschutzgebiet Groß Hamburg unterstellt. Am 1. Juli 1933 wurde ihm der Charakter als Polizeimajor verliehen und am 1. Oktober 1933 wurde er auch zum Polizei-Major befördert. Ab dem 23. Mai 1934 wurde er als Chef des Stabes der Landes-Polizei-Inspektion Hansa eingesetzt. Am 3. September 1934 wurde er auf den Führer vereidigt. Am 17. Juli 1935 wurde er mit dem 1. August 1935 in das Rechtsverhältnis der Soldaten überführt. Am 2. Oktober 1935 hat er den Militär-Führerschein der Klassen 1, 2 und 3 erworben. Am 8. Oktober 1935 wurde er vom Wehrkreiskommando X (Generalkommando X. Armeekorps) für den Zeitraum vom 12. November 1935 bis zum 29. November 1935 zur Stabsoffizierunterweisung des X. Armeekorps als Teilnehmer kommandiert. Bei der Enttarnung der Einheiten nach der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 15. Oktober 1935 als Major in das Heer übernommen. Er wurde dabei zum Stab des II. Bataillons vom Infanterie-Regiment 69 versetzt. Sein Rangdienstalter wurde auf den 1. September 1935 festgelegt. Nach seiner Verwendung beim Infanterie-Regiment 69 wurde er am 6. Oktober 1936 zum Kommandeur des I. Bataillons vom Infanterie-Regiment 116 in Gießen ernannt. Als solcher wurde er am 31. Mai 1938 mit Wirkung vom 1. Juni 1938 zum Oberstleutnant befördert. Privat wohnte er jetzt in der 1. Etage der Curtmannstraße 33 in Gießen und hatte die Telefonnummer 3358. Ende Juli 1939 wurde angekündigt, ihn ab Mitte September 1939 bei einem Regimentsstab einzusetzen, und ihn als Bataillonskommandeur abzulösen. Dazu ist es aber anscheinend nicht mehr gekommen. Mit seinem Bataillon bezog er dann bei Ausbruch des 2. Weltkrieges im Sommer 1939 Stellungen im Westen, bevor er es im Divisionsverband der 9. Infanterie-Division in den Frankreichfeldzug führte. Am 3. Juni 1940 und am 16. Juni 1940 wurden ihm beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen verliehen. Am 24. September 1940 wurde er mit Wirkung vom 20. September 1940 in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte jetzt der Wehrkreis IX. Am 2. November 1940 wurde er mit der Führung vom Infanterie-Regiment 430 beauftragt. Am 30. November 1940  wurde er mit Wirkung vom 27. November 1940 zum Infanterie-Regiment 39 kommandiert. Am 10. Dezember 1940 übernahm er als Kommandeur das das Infanterie-Regiment 39. Am 12. Januar 1941 erhielt er folgende Beurteilung von Generalleutnant Sigismund von Förster, Kdr. der 26. Infanterie-Division: "Erst seit einem Monat unter meinem Kommando. Ist mit viel Schwung an seine neue Aufgabe herangegangen. Noch kein abschließendes Urteil." Am 3. Februar 1941 erhielt er folgende Beurteilung vom neuen Kommandeur, Generalmajor Walter Weiss: "Charakterfeste Persönlichkeit. Frisch, selbsttätig. Energisch. Hat sich während der Offensive als Bataillonskommandeur im Infanterie-Regiment 116 besonders in schwierigen Lagen bewährt und sich persönlich vorbildlich eingesetzt. Versteht seinem Regiment den Stempel seiner Persönlichkeit zu geben. Gutes Lehrtalent. Spange zum EK 2. und 1. Klasse. Bewertung: Füllt sehr gut aus. Empfehlung: Beförderung und nach weiterer Bewährung Divisionskommandeur." Am 13. Mai 1941 wurde er mit Wirkung vom 1. Juni 1941 zum Oberst befördert. Zum Ende des Frühjahrs 1941 verlegte er mit dem Regiment in den Osten. Zu Beginn vom Ostfeldzug griff er mit diesem auf Mittelrussland an. Nach den Vormärschen 1941 kämpfte das Regiment im Winter 1941/42 in den Stellungen bei Rshew. Am 2. Januar 1942 gelang es ihm sein eingekesseltes Regiment auszubrechen und Anschluss an die Division zu gewinnen. Für diese Tat wurde ihm am als Regimentskommandeur 14. Februar 1942 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Nur vier Tage später wurde er auch mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet. Bei der Beantragung einer Verbesserung seines Rangdienstalters wurde folgende Beurteilung durch General der Infanterie Bruno Bieler angegeben: "Oberst Wiese ist nach Charakter und Persönlichkeit zur Verbesserung seines Rangdienstalters besonders würdig. Krisenfester, tatenfreudiger Kommandeur. In der Winterschlacht um Rshew im Angriff und in der Abwehr hervorragend bewährt. Für nächsthöhere Führerstellen geeignet. Besonders bewährter Regimentskomandeur." Dazu ergänzte General der Infanterie Erich von Manstein: "Macht einen guten Eindruck, jedoch halte ich das Urteil "sehr gut" hinsichtlich des Ausfüllens seiner Stelle für verfrüht." Am 1. April 1942 erhielt er folgende Beurteilung von Generalmajor Walter Weiss, Kdr. der 26. Infanterie-Division: "Charakterfeste, schwungvolle Persönlichkeit. Oberst Wiese hat sich im Ostfeldzug in jeder Hinsicht und in schwierigen Lagen hervorragend bewährt und mit seinem Regiment trotz hoher Verluste überragende Erfolge errungen. Bei Untergebenen und Kameraden gleich beliebt. Spangen zum EK 2. und 1. Klasse, Deutsches Kreuz in Gold, Ritterkreuz des E.K. Bewertung: Füllt sehr gut aus. Empfehlung: Verbesserung des Rangdienstalters. Beförderung. Divisionskommandeur." Dazu ergänzte am 6. April 1942 General der Infanterie Bruno Bieler, KG vom VI. Armeekorps: "Feste und klare Persönlichkeit. Besitzt volle Eignung zum Divisionskommandeur." Am 15. April 1942 wurde Oberst Wiese mit der Führung der 26. Infanterie-Division beauftragt. Am 28. Juni 1942 hat er ein verbessertes Rangdienstalter als Oberst vom 1. Juli 1940 erhalten. Am 29. August 1942 wurde er mit Wirkung vom 1. September 1942 zum Generalmajor befördert. Damit wurde er jetzt gleichzeitig auch zum Kommandeur der 26. Infanterie-Division ernannt. Vom 11. Oktober 1942 bis zum 4. November 1942 wurde er beurlaubt. Seine Vertretung sollte Oberst Axel Schmidt, Arko 148, übernehmen. Am 13. Oktober 1942 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Bruno Bieler, KG vom VI. Armeekorps: "Hat die 26. Infanterie-Division vertretungsweise ab 12. April 1942 bis zu seiner Ernennung zum Kommandeur geführt und mich meiner Aufgabe voll gewachsen gezeigt. Altbewährter und erfahrener Ostkämpfer, der seine Truppe fest führt." Am 9. November 1942 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Heinrich Clößner, KG vom LIII. Armeekorps: "Division unterstand mir vom 31. Juli 1942 bis 3. November 1942. Aufrechter Charakter. Eine Persönlichkeit mit vie Schwung. In den Angriffs- und Abwehrkämpfen vom 11. August 1942 bis Mitte September 1942 führte er die 26. Infanterie-Division. Er zeigte hierbei viel Geschick, Einsatzfreudigkeit und Energie. In schwierigen Lagen muß er noch mehr den Stempel seiner tatkräftigen Persönlichkeit seiner Division aufdrücken. Ich bin überzeugt, daß Generalmajor Wiese in die Stellung des Divisionskommandeurs, die er erst seit 12. April 1942 vertretungsweise geführt und ab 1. September 1942 als Kommandeur erhalten hat, voll hineinwachsen wird. Er ist ein überzeugter Nationalsozialist. Bewertung: Füllt Stelle gut aus." Am 19. Januar 1943 erhielt erfolgende Beurteilung von General der Infanterie Dr. Lothar Rendulic, KG vom XXXV. Armeekorps: "Eine aufgeschlossene Persönlichkeit von verbindlicher Wesensart. Guter Nationalsozialist. Sehr rühriger Divisionskommandeur, umsichtig und tatkräftig, mit gutem taktischen Blick. Für besondere Bewährung im Kampf war seit 4. November 1942 keine Gelegenheit. Bewertung: Durchschnitt." Dazu ergänzte am 21. Januar 1943 Generaloberst Rudolf Schmidt, OB der 2. Panzerarmee: "Einverstanden. Generalmajor Wiese hat seine Division in den Kämpfen im August und September 1942 westwärts Bolikow fest und sicher geführt und sich auch sonst als tatkräftiger, umsichtiger Divisionskommandeur bewährt." Am 25. Januar 1943 ergänzte noch Generalfeldmarschall Günther von Kluge, OB der Heeresgruppe Mitte: "Einverstanden." Bereits am 21. Januar 1943 wurde er mit Wirkung vom 1. Januar 1943 zum Generalleutnant befördert. Am 1. Mai 1943 erhielt er folgende Beurteilung von General der Artillerie Ernst-Eberhard Hell, KG vom VII. Armeekorps: "Frischer, schwungvoller Offizier. Überträgt seine nationalsozialistische Haltung auch auf seine Untergebenen. Vor dem Feinde stets mit Auszeichnung bewährt. Führt klar, bestimmt und geschickt. Vorbildliche Erziehung und Ausbildung treten bei seiner Division augenfällig in Erscheinung. Geistig und körperlich gut veranlagt und voll verwendungsfähig. Große Frische, setzt sich klar durch, kennt keine Bedenken. Bewertung: Über Durchschnitt. Empfehlung: Kommandierender General." Dau ergänzte am 31. Mai 1943 General der Infanterie Walter Weiß, OB der 2. Armee: "Einverstanden! Ist mir als früherem Kommandeur der 26. Infanterie-Division genau bekannt. Er hat sich auch als Divisionskommandeur hervorragend bewährt. Zum Kommandierenden General geeignet." Am 18. Juni 1943 ergänzte dazu Generalfeldmarschall Günther von Kluge, OB der Heeresgruppe Mitte: "Ausgezeichneter Divisonskommandeur voller Frische, Initiative und Härte. Bleibt aber besser noch Divisionskommandeur, da verhältnismäßig jung. Im übrigen einverstanden." Am 5. August 1943 gab er das Kommando über die Division ab und wurde mit der Führung vom XXXV. Armeekorps beauftragt. Am 16. August 1943 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Walter Weiß, OB der 2. Armee: "Generalleutnant Wiese ist mir noch aus meiner Divisionskommandeurszeit der 26. Infanterie-Division als hervorragender Kommandeur bekannt. Er hat sich auch als Divisionskommandeur in den schweren Winterkämpfen besonders bewährt. Ist zum Kommandierenden General geeignet." Am 22. September 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Generaloberst Walter Model, OB der 9. Armee: "Generalleutnant Wiese hat sich bei der Führung des XXXV. Armeekorps bewährt. Zum Kommandierenden General uneingeschränkt geeignet." Am 8. Oktober 1943 wurde er mit Wirkung vom 1. Oktober 1943 zum General der Infanterie befördert. Damit wurde er jetzt auch zum Kommandierenden General des Generalkommando XXXV. Armeekorps ernannt. Am 6. Dezember 1943 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Walter Weiß, OB der 2. Armee: "Frischer, schwungvoller Offizier. Vornehmer Charakter. Vor dem Feinde stets mit Auszeichnung bewährt. Führt sein Korps mustergültig. Geistig und körperlich gut veranlagt. Voll feldverwendungsfähig. Einwandfreie nationalsozialistische Haltung. Geht an jede Aufgabe frohgemut heran, führt sie zielklar durch. Kennt keine Bedenken. Bewertung: Über Durchschnitt. Empfehlung: Armeeoberbefehlshaber. Noch Belassung in jetziger Stellung unter gelegentlicher Kommandierung zur Vertretung eines Armee-Oberbefehlshabers." Dazu ergänzte am 13. Dezember 1943 Generalfeldmarschall Ernst Busch, OB der Heeresgruppe Mitte: "Als Kommandierender General voll bewährt." Als Kommandierender General erhielt er am 24. Januar 1944 das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Als besondere Leistungen wurden die Evakuierung des Brückenkopfes von Gomel und die Vereitelung aller sowjetischen Durchbruchsversuche im Dezember 1943 im Gebiet südwestlich von Shlobin. Am 1. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General der Panzertruppen Josef Harpe, OB der 9. Armee: "Eine vorbildliche Führerpersönlichkeit von geradem, offenen Charakter und gewinnenden Wesen. Führt zielklar, schwungvoll und mitreißend. Als Kommandierender General bestens bewährt. Überträgt seine nationalsozialistische Haltung auf seine Untergebenen. Bewertung: Über Durchschnitt. Empfehlung: Oberbefehlshaber einer Armee, nachdem er noch einige Zeit sein Korps geführt hat." Dazu ergänzte am 15. April 1944 Generalfeldmarschall Ernst Busch, OB der Heeresgruppe Mitte: "Einverstanden. Führerpersönlichkeit mit bester Beanlagung. Wird sich bald Eignung zum Armeeführer erwerben." Vom 3. Mai 1944 bis zum 22. Mai 1944 war er mit der stellvertretenden Führung der 9. Armee beauftragt. Am 25. Juni 1944 wurde er wieder in die Führerreserve OKH versetzt, seinen Dienst regelte wieder der Wehrkreis IX. Am 27. Juni 1944 wurde General Wiese mit Wirkung vom 29. Juni 1944 noch mit der Führung der 19. Armee beauftragt. Am 2. Juli 1944 hat er die Führung übernommen. Am 21. September 1944 erhielt er folgende Beurteilung von Generaloberst Johannes Blaskowitz, OB der Heeresgruppe G: "Klare Führerpersönlichkeit. Hat sich rasch in die Kampfbedingungen im Westen hineingefunden. Seit Beginn der Feindanlandung im Mittelmeer hat General Wiese mit dem ihm eigenen Schwung geführt und die selten schwierigen Absetzbewegungen und Durchbruchlämpfe durch das enge Rhonetal gemeistert. Wenn die 19. Armee abschließend in zusammenhängender Abwehrfront vor dem Westhang der Vogesen und der Einfallspforte von Belfort steht, so ist dies das Ergebnis des unbeugsamen Willens des Armeeführers. Bewertung: Über Durchschnitt. (Überragend)" Am 13. Dezember 1944 wurde er mit Wirkung vom 15. Dezember 1944 in die Führerreserve OKH versetzt, seinen Dienst regelte erneut der Wehrkreis IX. Sein Nachfolger wurde General der Infanterie Siegfried Rasp. Am 17. Dezember 1944 wurde ihm vom Oberbefehlshaber Oberrhein, dem Reichsführer SS, Heinrich Himmler, mitgeteilt, dass dem Führer seine Ablösung als OB der 19. Armee vorgeschlagen wurde. Als Begründung wurde folgendes angegeben: "Ich halte Sie nach den bisherigen Kämpfen im Elsaß, insbesondere auch in den letzten Tag, für ungeeignet, eine Armee zu führen. Neben anderen ernsten Beanstandungen sehe ich ein besonderes Versagen Ihrerseits in der unwahrscheinlich hohen Anzahl von angeblich vermißten Offizieren und Männern. Es ist ihnen offenkundig nicht geglückt, die Truppe mit dem Geist zu erfüllen, der Ehrlosigkeit ausschließt. Dies trifft sowohl für das LXIII. als auch für das LXIV. Korps zu. Der Führer hat Ihre Enthebung und Versetzung zur Führerreserve OKH genehmigt. Sie wollen die Geschäfte an Herrn General der Infanterie Rasp als ihren Nachfolger übergeben." Ab dem 20. Dezember 1944 absolvierte er eine sechswöchige Kur in Kissingen. Privat wurde er am 25. Dezember 1944 in der Curtmannstraße 33 in Gießen ausgebombt. Am 19. März 1945 wurde er dann mit der stellvertretenden Führung vom Generalkommando VIII. Armeekorps im Bereich der 17. Armee beauftragt. Am 20. April 1945 wurde er dann bis zum Kriegsende mit der stellvertretenden Führung vom Generalkommando XI. Armeekorps beauftragt. Er kapitulierte vor Truppen der Roten Armee im Raum Olmütz. Er selbst lebte Mitte der 50iger Jahre mehrere Jahre in Launsbach nördlich von Giessen und hatte dort die Telefonnummer 6240, später 6187. In dieser Stadt ist er Mitte Februar 1975 gestorben. Seine Witwe starb am 17. Oktober 1979 ebenfalls in Gießen.

 

Ritterkreuz (14. April 1942) Eichenlaub (24. Januar 1944)

 

Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011
Ottmar Krug: Deutsche Generale 1918 -1945, Bundesarchiv Freiburg, Sig. MSG 109/10854, Vae - Zw
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
Gerhard von Seemen: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Podzun-Verlag, Friedberg 1976
Horst Scheibert: Die Träger des Deutschen Kreuzes in Gold und Silber, 2 Bände, Verlag Podzun-Pallas, 1983 und 1990
Pers 6/301334
Pers 6/395