von Witzleben, Hermann Job Wilhelm

 

* 19. März 1892, Langensalza

† 27. August 1976, München

BArch Pers 6/301383

 

Hermann von Witzleben stammte aus dem Thüringer Uradelsgeschlecht von Witzleben und war der älteste Sohn des Generalmajors Hermann Heinrich Friedrich von Witzleben (1864–1938) und dessen Ehefrau Anna Luise, geborene Seelmann. Er trat nach seinem Abitur am 15. Mai 1911 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zum 1. Brandenburgisches Dragoner-Regiment Nr. 2 nach Schwedt. Bei diesem wurde er am 27. Januar 1912 zum Fähnrich befördert. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 19. November 1912 (C) zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf das gleiche Datum datiert. Danach wurde er anfangs als Eskadronoffizier bei der 4. Eskadron seines Regiments in Schwedt eingeetzt. Mit dem 1. Brandenburgischen Dragoner-Regiment Nr. 2 nahm er ab August 1914 am Ersten Weltkrieg teil und wurde als Schwadrons-Offizier eingesetzt. Am 19. August 1915 übernahm er als Führer die verstärkte Munitionskolonne. Ab dem 5. März 1916 war er als Verbindungsoffizier zur 2. Kavallerie-Division kommandiert. Ab dem 1. Dezember 1916 wurde er als Ordonanzoffizier zur 5. Kavallerie-Brigade kommandiert. Am 12. Mai 1917 kehrte er als Regimentsadjutant zum Regiment zurück. Am 23. März 1918 wurde er mit einem Patent vom 22. März 1918 (D) zum Oberleutnant befördert. Als solcher wurde er ab dem 7. Juli 1918 als 1. Ordonnanz-Offizier bei der Garde-Ersatz-Division eingesetzt. Am 24. Dezember 1918 kehrte er als Führer der 2. MG-Eskadron zum 1. Brandenburgischen Dragoner-Regiment Nr. 2 zurück. Am 10. März 1919 wurde er zum Regimentsadjutant vom 1. Brandenburgischen Dragoner-Regiment Nr. 2 ernannt. Am 1. April 1919 wurde er in das Reiter-Regiment 6 versetzt. Diesem gehörte er auch noch bei der Bildung vom 200.000 Mann-Heeres der Reichswehr Mitte Mai 1920 an. Er heiratete am 24. Juli 1920 die nicht ganz sieben Jahre jüngere Anna Melanie Ursula Stichling, Tochter des Bezirksdirektors und Geheimen Regierungsrats Friedrich Ernst Richard Stichling, in Weimar. Sein einziges Kind war die am 23. April 1921 geborene Esther Sophie von Witzleben. Er absolvierte die Wehrkreisprüfung am 30. April 1921. Vom 1. Oktober 1921 an absolvierte er seine Führergehilfenausbildung im Stab der 2. Division der Reichswehr in Stettin. Ihm wurde am 1. Juli 1922 ein neues Rangdienstalter als Leutnant vom 22. März 1918 (1) zugewiesen. Er gehörte spätestens ab dem Frühjahr 1923 als Eskadronoffizier in der 2. Eskadron vom 6. (Preußisches) Reiter-Regiment in Schwedt an der Oder. Im Herbst 1923 wurde er in gleicher Funktion in die 4. Eskadron seines Regiments am gleichen Standort versetzt. Vom 10. Juni 1924 bis zum 22. Juni 1924 nahm er an der Übungsreise der im praktischen Jahr befindlichen Offiziere teil. Vom 30. April 1925 bis zum 12. Mai 1925 nahm er an der Übungsreise des RWM teil. Zum 1. Februar 1926 wurde er in das Reichswehrministerium (RWM) nach Berlin kommandiert, wobei das Kommando einer Versetzung gleichzusetzen war. Am 1. April 1926 (6) zum Hauptmann befördert, wurde er gleichzeitig in den Generalstab vom Gruppenkommando 1 nach Berlin versetzt. Dort wurde er mehrere Jahre verwendet. Am 10. September 1928 wurde er mit Wirkung vom 1. Oktober 1928 in das 10. (Preußisches) Reiter-Regiment versetzt. Am 1. Februar 1929 wurde er in den Stab der 2. Kavallerie-Division nach Breslau versetzt. Vom 24. März 1929 bis zum 28. März 1929 und vom 9. Mai 1929 bis zum 17. Mai 1929 nahm er an den Divisionsübungsreisen teil. Vom 10. Juni 1929 bis zum 21. Juni 1929 war er zur Wehrkreisübungsreise kommandiert. Am 1. April 1931 wurde er in die 4. Eskadron vom 7. (Preußisches) Reiter-Regiment versetzt. Zum 1. August 1933 (1) wurde er zum Major befördert. Als solcher wurde er am 10. August 1933 mit Wirkung vom 1. Oktober 1933 als Taktiklehrer an die Kavallerieschule nach Hannover versetzt. Am 1. August 1934 wurde er zu den Offizieren zur Verfügung vom Chef der Heeresleitung versetzt. Er wurde dann an der Kriegsakademie eingesetzt. Er verfasste ein eigenes Lehrbuch, die "Taktik-Fibel", die im Verlag Offene Worte in Berlin verlegt wurde. Am 1. März 1936 (17) wurde er zum Oberstleutnant befördert. Am 12. Oktober 1937 wurde er in das Reichskriegsministerium (RKM) versetzt. Dort wurde er jetzt zum Chef des Stabes vom Inspekteur der Inspektion der Kavallerie (In 3) ernannt. 1938 wohnte er privat in der Perleberger Straße 62a in Berlin NW 21 und hatte dort die Telfonnummer 354465. Sein Vater starb am 22. Juni 1938 in Weimar. Am 1. August 1938 (17) folgte die Beförderung zum Oberst und am 24. November 1938 wurde er Chef des Stabes vom Generalkommando VII. Armeekorps. In dieser Funktion nahm er bei Ausbruch des 2. Weltkrieges am Polenfeldzug teil. Dabei wurden ihm bereits beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen verliehen. Spätestens ab 1940 wohnte er privat in der Rauchstraße 16 in München M 27. Am 1. November 1940 wurde er Chef des Stab der 2. Armee. 1941 erschien sein Buch "Kurzer Abriß der Taktik", ebenfalls im Verlag Offene Worte in Berlin. Am 26. Oktober 1941 erkrankte er schwer, so dass er seine Dienststellung aufgeben musste. Am 25. Januar 1942 erhielt er folgende Beurteilung von Generaloberst Maximilian Reichsfreiherr von Weichs, OB der 2. Armee: "Wertvolle, vornehm denkende Persönlichkeit, gute Menschenkenntnis, klarer taktischer und operativer Blick mit bestimmten eigenen Ansichten. War mir in allen schwierigen Lagen ein zuverlässiger und sicherer Berater und Mitarbeiter. Hat wesentlich zu den Erfolgen der Armee beigetragen und sich als Armeechef vorzüglich bewährt." Dazu ergänzte am 26. Februar 1942 Generaloberst Franz Halder, Chef des Generalstabes des Heeres: "Hat als Armeechef ausgefüllt, wenn auch Weitblick und Klarheit der Gedankenbildung nicht immer so hervortreten, wie es an so exponierter Stelle gefordert werden muss. Empfehlung: Divisionskommandeur, auch einer schnellen Division." Das Deutsche Kreuz in Gold wurde ihm am 24. Februar 1942 verliehen. Am 1. Juni 1942 (9) zum Generalmajor befördert, wurde er am 1. August 1942 Deutscher General beim ungarischen Armee-Oberkommando 2. Diese stand jetzt am Donufer in der Verteidigung. Am 12. Januar 1943 wurde die Armee von einem sowjetischen Angriff schwer getroffen. Wegen eines Haltebefehl Hitlers zögerte der Oberbefehlshaber General Jány den Rückzug seiner 2. ungarischen Armee zu weit hinaus. Nach der Zerschlagung dieser Armee in den nächsten Tagen, wurde er selbst am 5. Februar 1943 wieder in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte auch wieder der Wehrkreis VII. Am 9. Februar 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Generalfeldmarschall Maximilian Reichsfreiherr von Weichs, OB der Heeresgruppe B: "Als Deutscher General beim Königlich Ungarischen AOK 2 dank seines guten taktischen und operativen Blicks wertvolle Hilfe der Heeresgruppe. Mit bemerkenswerter Energie hat er die Beschwerden, welche ihm seine noch nicht vollausgeheilte Krankheit im russischen Winter verursachten, bekämpft und hat auf seinem Posten ausgehalten. Doch haben ihm diese Beschwerden sowie die Schwierigkeiten, welche ihm das ungarische AOK entgegensetzten seine Aufgaben wesentlich erschwert. Es ist zu erwarten, dass er nach völliger Ausheilung ein guter Divisionskommandeur sein wird. Bewertung: Durchschnitt." Am 20. März 1943 erhielt er folgende Beurteilung von General der Artillerie Edmund Wachenfeld, KG vom Stellv. Generalkommando VII. Armeekorps: "In meinem Bereich kein Dienst getan. Ich verweise auf das Urteil vom 9. Februar 1943." Am 19. Juli 1943 wurde er zum Kommandeur der neuen 243. Infanterie-Division ernannt. Im September 1943 verlegte er mit seiner Division in die Normandie. Am 10. November 1943 erhielt er folgende Beurteilung von General der Panzertruppe Adolf Kuntzen, KG vom LXXXI. Armeekorps: "Im ganzen sehr guter Divisionskommandeur. Hat bei Neuaufstellung seiner Division gute Erfolge erzielt." Dazu ergänzte am 24. November 1943 Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt, OB West und OB der Heeresgruppe D: "Einverstanden." Am 10. Januar 1944 wurde er erneut in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte erneut wieder der Wehrkreis VII. Am 11. Januar 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General der Artillerie Wilhelm Fahrmbacher, KG vom XXV. Armeekorps: "Klare, schwungvolle Persönlichkeit. Operativ und taktisch geschult. Hat seine neuaufgestellte Division mit besonderer Tatkraft zu einem wertvollen Kampfverband gestaltet. Ausgesprochene Lehrbefähigung. Durch seine körperlichen Leide trotz der sehr anerkennenswerten Energie, mit der er diesen Zustand bekämpft, zeitweise stark behindert. Überdurchschnittliche gebildeter militärischer Lehrer. Bewertung: Über Durchschnitt. Empfehlung: Leiter von Lehrgängen für Generalstabsoffiziere." Dazu ergänzte am 20. Januar 1944 Generaloberst Friedrich Dollmann, OB der 7. Armee: "Ein nach Persönlichkeit und Können weit über dem Durchschnitt stehender Kommandeur, den zu verlieren ich außerordentlich bedaure." Am 17. Juni 1944 gab es folgendes Schreiben vom HPA an das Stellv. Generalkommando VII. Armeekorps: "Wenn auch Generalmajor von Witzleben nicht unterstellt werden soll, daß er in seiner Meldung vom 26. April 1944 an das PA die Vorgänge bewußt falsch dargestellt hat, so ist sein Verhalten gegenüber Oberst Hoffmann doch scharf zu verurteilen. Generalmajor von Witzleben hat dadurch seine Eignung als Divisionskommandeur und Erzieher von Offizieren in Frage gestellt. Dies ist von Witzleben zu eröffnen. gezeichnet Schmundt." Am 19. Juli 1944 sollte er zur Heeresgruppe Nord zur Verwendung als Divisionskommandeur kommandiert werden, was aber nicht wirksam wurde. Wegen seiner Verwandtschaft zu dem Widerstandskämpfer Erwin von Witzleben wurde Generalmajor Hermann von Witzleben am 20. November 1944 von der Gestapo verhaftet. Kurz darauf wurde er am 31. Dezember 1944 endgültig verabschiedet. Er überlebte die Gestapohaft und lebte nach dem Krieg in München. Er wohnte weiterhin in der Rauchstraße 16 in München M 27 und hatte dort die Telefonnummer 481623. Dort war er bis etwa 1965 auch als Bildhauer tätig. Von 1968 bis zu seinem Tod wohnte er privat in der Merzstraße 3a in München M 27 später München 80, und hatte dort die Telefonnummer 483170, welche sich 1970 zur 983170 änderte. Er wurde 1973 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Seine Frau starb kurz vor ihrem 75. Geburtstag am 15. Dezember 1973 in München. Er folgte ihr nur wenige Jahre später im Alter von 85 Jahren nach.

Sein jüngerer Bruder war der am 1893 in Langensalza geborene Job Erik Adolf von Witzleben. Dieser schlug ebnfalls die Offizierslaufbahn ein. Er kam ebenfalls zum 1. Brandenburgisches Dragoner-Regiment Nr. 2. Bei diesem wurde er am 17. Februar 1914 zum Fähnrich befördert. Kurz nach der Mobilmachung wurde er am 7. August 1914 zum Leutnant, vorläufig ohne Patent, befördert. Bei seinem Regiment ist er als Leutnant und Angehöriger der 3. Eskadron bereits am 26. August 1914 bei Cattenières gefallen.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10854 - Vae – Zwe
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1911, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1911
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1912
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1913
Ranglisten der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich Württembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1914
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
Horst Scheibert: Die Träger des Deutschen Kreuzes in Gold und Silber, 2 Bände, Verlag Podzun-Pallas, 1983 und 1990
Gothaisches Adeliges Taschenbuch, Gotha 1940, S. 685.
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